Der Street Fighter IV Tournament Stick im knallharten Praxistest

Layout nach japanischem Vorbild. Acht Tasten mit knallharter, mehrstufiger Turbo Funktion. Nachgebaut für original Spielhallen-Feeling. Dazu eine exklusive Grafik eines Street Fighter Kämpfers, dreifach Umschalter-Funktion für den Joystick, für die Hardcorenerds eine abnehmbare Bedienplatte zur optionalen Anpassung von Joystick und Knöpfen und - das Wichtigste - Original Sanwa Denshi Hardware für lebenslangen Spielspaß. Viele knallharte Fakten, mit denen der Street Fighter IV Tournament Stick aus dem Hause MadCatz um sich wirft. Mich juckt das Technik- und Wichtiggetue jedoch nicht. Ich will wissen - taugt das Teil auch was, wird man damit wirklich zum ultimativen Kloppmeister und ist es den stattlichen Preis von immerhin bis zu 200€ wirklich wert?

Vorfreude...
Hattet ihr jemals das Vergnügen ein teures Markenprodukt aus seiner Packung zu holen? Dieser Geruch von chinesischer Massenfabrikation, für welche man einen Haufen Asche hinblättert? Zu wissen, dass die Verpackung mehr kostet, als das gesamte Gerät? Ja? Dann wisst ihr genausogut wie ich - Verpackungen können Freude machen. So oder so ähnlich erging es mir mit dem Auspacken meines Street Fighter IV Stick Tournament Edition - im Folgenden liebevoll "Stick" genannt. Begrüßt wird man von einem schwarzen Lack-Optik-Karton mit Doppeltür vorne und ausreichend Technikgeblubber auf der Rückseite. Beim Aufklappen bekommt man links ein Zertifikat aufgedrückt, welches von Yoshinori Ono (SF IV Producer) und Darren Richardson (Mad Catz Boss) unterschrieben wurde und für die einwandfreie Qualität dieses Produktest stehen soll. Dann die rechte Tür auf und man sieht ihn. Mister Stick - der materialgewordene feuchte Traum eines jeden Spielhallenfetischisten. Eingebettet in zwei schwarze Hartschaumhalterungen ruht er sanft in seinem Karton. Doch nicht mehr lange, denn mit einem kurzen Ruck wird er herausgeholt und gierig die Halterungen entfernt.





... und Ersteindruck


Da steht er nun. Elegant in rot/schwarz/weißem Design - und wirkt fast erst einmal etwas "billig". Die Plastikbuttons klappern beim Drücken und das verwendete Material wirkt eher Aldi statt Gucci. Doch wer genauer hinschaut, wird sehen, dass der erste Blick täuscht. Das Gewicht des Gerätes garantiert einen stabilen Halt. Die Buttons klappern nur beim Drücken als Feedback, nicht etwa seitwärts auf Grund schlechter Verarbeitung - im Gegenteil. Selten waren Knöpfe so perfekt eingepasst. Der Stick ist ebenfalls mehr als stabil und ein sanftes, fast schon nostalgisches 'klack' vermittelt das Drücken in eine der acht Richtungsraster: 'klack' 'klack' 'klack' 'klack' ... ein schönes Geräusch. Auch sonst wirkt das Gerät formvollendet. Keine scharfen Kanten, nichts steht ab oder wirkt unrund. Perfektion und Qualität durch und durch. Doch genug beschnuppert - ich will es anschließen und ausprobieren!

Der Anschluss erfolgt dabei denkbar simpel. Auf der Rückseite des Kampfsticks ist eine kleine Verschlussklappe. Dahinter verbirgt sich das üppig ausgefallene USB-Kabel, welches einfach an die 360 angeschlossen wird - fertig. Soweit ich das mitbekommen habe, ist der Xbox-Stick auch voll mit dem PC kompatibel; bei der PS3-Version soll es dagegen Probleme geben.. Selbst getestet habe ich das aber nicht.

Klack, Klack, tackertacker! Spielhalle goes Wohnzimmer


Dann war es endlich soweit - angeschlossen, Street Fighter IV im Laufwerk und ab dafür. Da sitze ich nun, den Stick vor mir, den Griff fest umschlungen und bereit, in die Tasten zu hauen. Ich starte die erste Runde und lege los - zaghaft versuche ich, meine gewohnten Kombos auszuführen und versage kläglich. Die gewohnte Bedienung, die ich mir über Jahre hinweg mit dem Xbox Controller angeeignet habe, sollte sich jetzt als Hindernis entpuppen. Viel zu sanft drücke ich die Knöpfe und bewegen meinen Controlstick. K.O. Ich liege am Boden ohne auch nur eine einzige Kombo ausgeführt zu haben. Das Problem ist simpel: ich streube mich, etwas derart teures so zu bedienen, wie ich es aus den Spielhallen kenne. Doch ich muss meinen inneren Schweinehund überlisten. Also, neue Runde, neues Glück. Wieder versagt. Frust macht sich breit. War die Investition nutzlos? Zeitsprung - wenige Tage später. Die Hand sitzt fest am Stick und auf den Buttons. Der Blick ist fokusiert. Und dann, als hätte ich nie etwas anderes gemacht, sausen meine Finger intuitiv über das Gerät. Klack. Tacker. Klacklack. Tacker. Klack. Auf dem Bildschirm vollführe ich mit Sagat einen Tiger Uppercut nach dem anderen und selbst Guiles Double Flash Kick klappt ohne Probleme. Der Stick wird gequält, gibt aber keinen Mucks von sich, außer dem obligatorischen klackern. Toll. Ich fühle mich wieder so klein und zurück in die Spielhallen meiner Jugend zurückversetzt - nur dass ich diesmal nicht auf Zehenspitzen stehen muss, um an die Tasten zu kommen.


Arcade-Titel und Modifikations-Potential


Ihr merkt schon, dass ich als Street Fighter Fanboi absolut auf meine Kosten komme. Es dauert zwar einige Tage, bis man sich an die kurzen Schaltwege gewöhnt hat und man sich traut, das Gerät richtig anzufassen. Doch wehe, wenn man dann losgelassen. Combos funktionieren nach der Eingewöhnungsphase einwandfrei und wer in seinem Leben auch nur einmal irgendwann in einer Spielhalle war, der wird sich fühlen, als hätte er nie etwas anderes in der Hand gehabt - solange man gewillt ist, sich vom Xbox Controller zu lösen. Wissen wollte ich aber auch, ob der Stick "multifunktional" veranlagt ist, sprich ob man ihn auch für andere Titel verwenden kann. Also meine heruntergeladenen XBLA-Spiele durchforstet und das bockschwere Shoot'em up Ikaruga gestartet, welches mich schon mehrmals zur Verzweiflung brachte. Gut, besser wurde ich nicht aber zumindest konnte man die grundlegenden Angriffs- und Defensivfunktionen schneller vollziehen und den Geschossen präziser ausweichen. Wie gesagt, das macht das Spiel nicht leichter, aber zumindest habe ich nicht so kläglich versagt wie mit dem Controller. Für Aussenstehende war es sowieso amüsant - Tacktacktackzackzack. SCHEISSE!!! Tacktacktackzack. Hach, ein tolles Gefühl.

Auch Spiele wie South Park: Let's go Tower Defense play! oder Shadow Complex waren ohne Probleme möglich. Wenn ein Spiel aus irgendeinem Grund mal das D-Pad auf dem Xbox Controller benötigen sollte anstelle des Steuerungssticks, kann man mit einem kleinen Schalter problemlos umschalten. Mit der "Turbo"-Taste könnt ihr Befehle in den Stick programmieren und euch so besonders komplexe Combos oder Befehle automatisieren lassen. Bastelfreunde können sogar das Gehäuse abnehmen und eigene Buttons und Extras einbauen. Gestört hat eigentlich nur eines - das Verstauen des Kabels im Kabelschacht. Der ist nämlich so eng gehalten, dass man mindestens einen Magister-Abschluss in der taiwanesischen Kunst des Kabelrollens benötigt, um alles sicher zu verstauen. Zumal der Deckel nur aus dünnem Plastik besteht. Zum Glück ist die Klappe aber eh auf der Rückseite und so vergisst man diesen kleinen Kritikpunkt schnell. Auch nicht ganz optimal ist die Positionierung der "Start" und "Select"-Buttons, die sich quasi auf der Rückseite befinden und man so ständig umgreifen muss, um diese zu bestätigen. Es kommt zwar selten vor, dass man zwingend Start oder Select drücken muss, aber wenn, dann kann es doch etwas nerven.
HerrBeutel

Fazit von Philipp:

Hach Kinderchens, was soll ich euch sagen? Der Street Fighter IV Tournament Edition Arcade Stick (sagt das 17mal schnell hintereinander!) ist ein Traum. Verarbeitung, Feeling, Handling und Benutzbarkeit sind großartig. Das nostalgische Klicken des sehr präzise arbeitenden Stick, in Kombination mit den leichtgängigen Knöpfen und kurzen Schaltwegen, die selbst schwierige Kombos erlauben, bilden eine einfach großartige Symbiose. Natürlich ist der Preis, der aktuell zwischen 130€ - 200€ liegt, eine Investition, die sich nur für absolute Fans von Arcade-Spielen lohnt, aber wer wirklich überlegt, sich einen haltbaren und formvollendeten Arcade-Stick zu kaufen, sollte lieber etwas mehr Geld zusammenkratzen und sich dieses wirklich tolle Teil sichern.

Natürlich hätte man die Start- und Selectknöpfe auch eher woanders anbringen können. Natürlich könnte das USB-Fach hinten etwas geräumiger und die Klappe etwas hochwertiger sein. Aber das nennt man dann wohl Jammern auf hohem Niveau. Der Stick tut einfach genau das, was er soll. Er transportiert das Spielhallenfeeling in großartiger Qualität in die eigenen vier Wände. Für die richtigen Nerds gibt es sogar die Möglichkeit, alles so zu modifizieren, dass der Stick wirklich individuell für sich selbst gebaut werden kann.

Wer geduldig ist, kann natürlich auch noch etwas warten und gleich zum kommenden Super Street Fighter IV den passenden Stick kaufen, der ebenfalls wieder von MadCatz vertrieben wird. Im Idealfall werden wir auch diesen gründlich auf Spielspaß untersuchen.

Besonders gut finde ich ...
  • Gute Verarbeitung
  • Tolles Spielhallen-Feeling
  • Klack, Klack, Klack!
  • Auch für Arcade-Games super
  • Man darf hart anpacken
  • Intuitives Gameplay
Nicht so optimal ...
  • Recht Teuer
  • Kabelschacht
  • Benötigt Einarbeitungszeit

Street fighterarcade stick Tournament Edition

Kommentare & Likes

Folgendem User gefällt der Beitrag: Manu
  • JimboJones
    #1 | 6. Februar 2010 um 21:25 Uhr
    Wie kann man mit dem Turboknopf Kombos in den Stick programmieren?
    Ich hab den Stick schon über ein halbes Jahr, aber davon hab ich nix gewusst.
  • DarkRaziel
    #2 | 7. Februar 2010 um 09:48 Uhr
    Wäre der Preis nicht so hoch wären Street Fighter IV und Tekken 6 wohl noch in meiner Sammlung, aber mit dem Xbox360 sind diese Spiele sowas von unspielbar.

    Blitzschnelle Moves lassen sich nur schwer ausführen und enden meist nicht in der gewünschten Aktion. Wie auf der PS 1 hatte ich mal so einen Arcade Stick von Namco (SLEH-0004) und damit waren Beat 'en up Spiele ein Traum zum zocken.

    So wie auch zu PS1 Zeiten der NeGcon (SLEH-0003) oder der JogCon (SLEH-00020) womit Rennspiele Traumhaft zu steuern waren, wenn sie diese Controller unterstützen und man die Drifts in Ridge Racer ohne größere Probleme machte. Voraus gesetzt man hatte sich an diesen Controller gewöhnt.
  • Philipp
    #3 | 8. Februar 2010 um 00:18 Uhr

    JimboJones: Wie kann man mit dem Turboknopf Kombos in den Stick programmieren Ich hab den Stick schon über ein halbes Jahr aber davon hab ich nix gewusst


    Hi, schau mal in deine Bedienungsanleitung (diese Beipackzettel) - da wird es erklärt, wie du die Tasten programmierst. Muss aber zugeben, dass ich bisher das ganze nie großartig verwendet habe   
  • JimboJones
    #4 | 8. Februar 2010 um 23:15 Uhr
    sicher dass damit nicht nur die turbofunktion gemeint ist?
  • Philipp
    #5 | 10. Februar 2010 um 22:20 Uhr
    Hm. Laut Manual kann man "einen oder Mehrere Button(s)" dort unterbringen. Ich werde es mal ausprobieren sobald ich dazu komme - oder du schaffst es (nicht) ... dann werde ich das entsprechend korrigieren  

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