I Am Alive - Review

Die Geschichte von I Am Alive ist eine Geschichte voller Missverständnisse und einer langen Wartezeit. Ursprünglich bereits in 2008 zum ersten Mal angekündigt und mit Jade Raymond in Verbindung gebracht, wurde es später von Ubisoft-Shanghai übernommen und schlussendlich zu Ende gebracht. Man hat sich dazu entschlossen einen Download-Titel daraus zu machen, doch diese Tatsache sollte uns nicht stören, denn schließlich hat XBLA und auch das PSN tolle Spiele zu bieten. Da mich bereits das Startmenü an Heavy Rain erinnert hat, habe ich mich direkt in den Überlebenskampf gestürzt und erzähle euch in meiner Review, wie ich I Am Alive (üb)erlebt habe und was es zu bieten hat.


Background & Story



Im Spiel übernehmt ihr die Rolle eines Mannes der nach einer weltweiten Katastrophe, bei der ein Großteil der Menschheit getötet wurden, von der Ostküste der USA zurück in seine Heimatstadt reist, um seine Frau Julie und Tochter Mary wieder zu finden. Ein ganzes Jahr hat er für den Weg benötigt und protokolliert nun seine Reise und Geschichte per Videokamera. Ihr startet mit seiner Ankunft in Haventon, einer fiktiven US-Stadt und seinem Heimatort der nunmehr einer Geisterstadt gleicht. Zerfallene Gebäude, verwüstete Straßen, Trostlosigkeit. Die Apokalypse ist Wirklichkeit geworden. Immer erschüttern Erdbeben den Ort und ein stickiger Staub hat die Stadt nahezu vollkommen eingehüllt. Die Überlebenden des Ortes sind entweder Kriminelle, die euch ans Leder wollen, oder hilflose, hungernde Individuen denen nur noch ihr Leben geblieben ist. Ein paar wenige dieser Charaktere lernt ihr im Laufe der Story näher kennen und bestreitet selbige mit ihnen ...


Let's Start and Survive



Wir starten mit einer ersten Videobotschaft, die man als Alternative zu den sonst üblichen Cutscenes präsentiert bekommt und die euch auch im weiteren Verlauf des Spiels, zwischen den einzelnen Episoden, einen kurzen Handlungseinblick liefern. Anschließend geht es los. Erstes Ziel ist unser Appartement, wo wir Julie und Mary vermuten. Erstes Problem ist die Brücke die uns in die Stadt führt, denn diese ist natürlich durch die Katastrophe stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Also beginne ich damit an Stahlträgern und Betonpfeilern entlang zu klettern, als mir just das erste Survival-Element des Spiels begegnet. Klettern kostet Ausdauer. Selbst wenn ich nur an einem Rohr hänge, verringert sich einer der beiden Lebensenergie-Balken. Somit wird auch recht schnell klar, dass man seine Touren gut planen und auf Zack sein muss, andernfalls wird man unweigerlich in den Abgrund stürzen. Es steht uns also kein Klettermax und Vollprofi wie Nathan Drake zur Verfügung.

Während ich bei den meisten Screenshots an eine schlechte Engine und eine eher mittelmäßige Grafik dachte, stellt sich beim Spielen heraus, dass die Entwickler dies wohl bewusst so staubig gestaltet haben. Denn bereits nach kurzer Spielzeit empfinde ich dies, neben den verschiedenen Gameplay-Elementen und dem Sound, als einen wichtigen Punkt der zur äußerst gelungenen Atmosphäre beiträgt. Ich fiebere zwar nicht so sehr mit dem Charakter mit, wie seinerzeit mit Ethan aus Heavy Rain, aber das Paket passt bis dahin. Im Appartement angekommen, muss ich natürlich feststellen, das meine Familie nicht mehr da ist ... wäre auch zu einfach gewesen. Die Suche beginnt.

Mit meiner Waffe ohne Munition fühle ich mich etwas wehrlos, schließlich könnte mir in jeder Seitenstraße jemand auflauern. Wie sollte ich mich verteidigen und warum sind meine Wege so schlauchlevelig? Erstaunlicherweise kann ich den ersten Widersacher dank hilfreicher Tutorial-Tipps recht schnell ausschalten. Denn in I Am Alive kann man seine Gegner auch mit einem gekonnten Pokerface & Bluff in die Irre führen. Ich halte also meine nicht geladene Waffe auf den Typen mit der Machete und schüchtere ihn ein. Er lässt sich soweit zurückdrängen, bis ich ihn mit einem kräftigen Tritt in den Abgrund befördere. Machete, check.


I Am Alive


Atmosphärischer Überlebenskampf



I Am Alive liefert, wie schon erwähnt, eine authentische Atmosphäre und ein gutes Survival-Gameplay, ihr seid die meiste Zeit über damit beschäftigt zu Klettern und müsst dabei stets mit eurem Ausdauer-Vorrat haushalten. Zufällig in der Spielwelt verteilte Ressourcen in Form von Nahrung, Medizin und sonstigen Utensilien, helfen euch zu Überleben. Munition ist äußerst knapp und die meiste Zeit werdet ihr mit nur ein, zwei oder gar keiner Patrone in eurer Pistole herumlaufen, während euch Gruppen von drei und mehr Gegnern ins Visier nehmen. Neben der Machete steht euch später noch ein Bogen, mit einem einzigen Pfeil, zur Verfügung. Bei Auseinandersetzungen müsst ihr demnach mit einer guten Taktik und dem notwendigen Timing an die Sache herangehen, und womöglich wird euch dieser Part an manchen einigen Stellen zu Wiederholungen zwingen und Frustmomente produzieren. Das Klettern und die damit verbundenen Herausforderungen sind sicherlich auch knifflig, hier bietet einem das Spiel jedoch mehr Möglichkeiten einem Absturz sprich Tod zu entgehen. Bei späteren Konfrontationen mit 4-5 Gegner, die teils gepanzert und zu 90% bewaffnet sind, muss man schon tiefer in die Trickkiste greifen.

Man könnte befürchten, dass das Gameplay wenig Abwechslung bietet, schließlich scheint man sich ja nur über Klettern, Schleichen und Gegner ausschalten den Weg zum nächsten Ziel zu bahnen, während man unterwegs versucht so viele Ressourcen wie möglich einzusammeln und vielleicht einem Story Erzählenden Überlebenden zu helfen. Das stimmt, allerdings bedingt, zumindest habe ich es etwas anders empfunden, da Ubisoft in den vielen Episoden durch einen gekonnten Wechsel keine echte Eintönigkeit aufkommen lässt. Ob das jeder so sieht wie ich?!

Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad, Normal oder Haudegen, stehen euch nach jedem Speicherpunkt mindestens drei oder gar keine Wiederholungen zur Verfügung. Damit könnt ihr bei einem Fehltritt beim letzten Checkpoint innerhalb der Episode neu starten, sind alle Wiederholungen aufgebraucht, startet ihr am letzten Speicherpunkt. Allerdings könnt ihr euch diese kostbaren Teile auch erarbeiten, indem ihr bestimmten Überlebenden in der Stadt die gewünschten Dinge in Form von Nahrung, Medizin oder anderen Gegenständen beschafft. Als Dank erhaltet ihr neben einer zusätzlichen Wiederholung auch die Hintergründe zur Story und eurem aktuellen Spielabschnitt erzählt. Insgesamt findet ihr 20 dieser besonderen Überlebenden im Spiel. Bis auf diese beiden Dinge, ändert der Schwierigkeitsgrad nichts, dennoch empfand ich das Spiel bereits auf Normal als gute Herausforderung.


I Am Alive


Die Geschichte im Spiel führt euch durch die ganze Stadt, gerne auch mal hin und her und einmal im Kreis, dennoch wird man sich ganz selten so fühlen, als renne man zum wiederholten Mal an der gleichen Stelle vorbei. Das liegt zum Teil daran, dass sich die Umgebung im Laufe des Spiels verändert. Da wäre zum Beispiel der dichte, stickige Staub, der sich am Boden sammelt und sich wie nach 9/11 in der ganzen Stadt verteilt. Er schränkt nicht nur eure Sicht ein, sondern nagt auch an eurer Ausdauer. Im letzten Drittel des Spiels wird besagter Staub so dicht und dunkel, dass ihr die Umgebung und Charaktere nur noch als Silhouetten wahrnimmt und die Hand vor Augen nicht erkennt. Sehr gut gemacht. Außerdem werden die anfänglichen Schlauchlevel immer weiträumiger, so dass man teilweise nicht nur verschiedene Lösungswege gehen kann, sondern auch ein gewisser Grad an Erkundung möglich ist.

Gespeichert wird im Übrigen automatisch, was auch völlig okay ist, allerdings sind manche Checkpoints etwas suboptimal verteilt, so dass man in einigen Abschnitten auch gerne mal recht weit zurückgesetzt wird. In den meisten Fällen schadet dies dem Spielfluss in ganz wenigen Fällen erhält man dadurch einen Vorteil, so dass ich die Ansich hatte, dass hier noch nicht alles "final" ist. Schade, dass es nach Beenden des Spiels kein Zurück mehr gibt, um etwa restliche Achievements zu erspielen oder eine bestimmte Episode neu zu spielen - der Spielstand ist nicht mehr vorhanden, es bleibt nur ein Neustart.




Kithaitaa

Fazit von Darius:

Insgesamt verbringt ihr in diesem Arcade-Survival-Adventure, das mich bereits in der ersten halben Stunde dank der Atmosphäre und des authentischen Überlebens-Gameplays gepackt hat, rund 6-8+ Stunden - je nach Spielweise. Sicherlich, das Schicksal und der Protagonist selbst, ging mir nicht so unter die Haut, wie einst die Hauptcharaktere in Heavy Rain. Dafür wird eine stimmige Geschichte erzählt, die insbesondere durch die Musikuntermalung und dem ein oder anderen Charakter an manchen Stellen entsprechende Emotionen hochkommen lässt. Gegen Ende wird das Spiel recht herausfordernd, vor allem wenn es um auszuschaltende Gegner geht. Die Kletter- und Erkundungs-Passagen fielen mir hingegen, dank üppigerer Möglichkeiten zur Todes-Abwendung, leichter. Sicherlich hätte das Spiel mehr Potential gehabt, auch als Vollpreistitel mit entsprechendem Umfang, dennoch geht es als Download-Titel voll in Ordnung. Krtikpunkte und Unstimmigkeiten wird man sicherlich finden, die XBLA-Demo bietet jedoch mit dem Brückenlevel und dem Weg ins Appartement einen guten ersten Eindruck. Ein Vorgeschmack auf The Last of Us? Wer weiß.

Besonders gut finde ich ...
  • Atmosphäre & Inszenierung
  • Postapokalyptische-Effekte
  • Musik & Sounduntermalung
  • Survival-Gameplay
Nicht so optimal ...
  • Teils suboptimale Checkpoints
  • Trial & Error Gameplay (Gegner)
  • nur englische Sprachausgabe (Deutsche Untertitel)

Darius hat I Am Alive auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Ubisoft zur Verfügung gestellt.

I Am Alive - Boxart
  •  
  • Entwickler:Darkworks
  • Publisher:Ubisoft
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360
  • Release:07.03.2012
    (PSN) 04.04.2012
    (PC) 06.09.2012

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Tim, HerrBeutel
  • Tim
    #1 | 10. März 2012 um 23:26 Uhr
    Nach der Demo und deiner Review hab' ich jetzt echt Bock auf das Game bekommen. An sich warte ich da ja schon sehr lange drauf (glaube, seit der Ankündigung ..), mal sehen, wann ich dazu komme. Momentan beschäftigen mich einfach noch zu viele andere Dinge, aber ich bin mir sicher, dass sich I Am Alive irgendwo dazwischenschieben lässt.  
  • CookieMonster
    #2 | 11. März 2012 um 12:15 Uhr
    Bislang habe ich dem Spiel eher wenig Beachtung geschenkt, denn dieser graue Look sah für mich nicht wirklich nach einer Dystopie sonder eher nach einer detailarmen Spielewelt aus. Aber es ist ja anscheinend nicht ausgeschlossen, dass man dies auch als Stilelement verwenden kann. Aber selbst wenn ich das berücksichtige, finde ich den Titel nicht unbedingt schön.

    Aber dennoch, ich werde mir wohl einmal die Demo anschauen müssen, denn es klingt ja doch nach einem sehr guten Spiel (und deutsche Sprachausgabe brauche ich auch nicht, daher für mich ein Kritikpunkt weniger  ).
  • Krümelmonster
    #3 | 15. März 2012 um 02:27 Uhr
    Danke für das Review, hatte gezögert und es dann doch gekauft, wurde nicht enttäuscht! Du beschreibst das Spiel sehr gut, speziell die Schwächen, was ich aber umso überraschender fand, war einfach die Story im Spiel. Die ist nämlich viel packender und emotionaler, als es hier beschrieben wird. Wahrscheinlich auch bewusst nicht beschrieben wurde.
  • Zockeritis
    #4 | 19. März 2012 um 21:45 Uhr
    Habe es mir nach der Review gekauft und gespielt und muss sagen, es ist ein schönes Spiel, aber speziell das mit den Frustmomenten ist wirklich wahr! Das war für mich grauenhaft! Ich wollte es schon in die Ecke werfen, aber war ja ein Downloadtitel!   

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