Diablo III - Review

Für mich persönlich ist Blizzard schon immer ein echter Garant für tolle Spiele gewesen, die süchtig machen, und mit seinen "When it's done" Releaseangaben betonte das Entwicklerstudio auch immer, dass ein Spiel erscheint, wenn es eben fertig ist. Auch die tolle Diablo-Franchise lechzt seit Jahren nach einer Fortsetzung und nach der offiziellen Ankündigung 2008 warteten unzählige Spieler und Diablo-Fans auf dieses Spiel. Einige haben sich sogar auf der gamescom 2009, 2010 und 2011 etliche Stunden in die Schlange gestellt, nur um sich eine Runde durch Monsterhorden zu schnetzeln. Blizzard hat sich Zeit gelassen, diverse Sachen verändert und erntete bereits im Vorfeld einiges an Kritik. Ich habe seit Release fleißig gezockt und meine Dämonenjägerin ist mittlerweile auf Level 60 in der Stufe Inferno angelangt - mein Fazit nach 70 Stunden Spielzeit gibt es hier ...

Obwohl Blizzard mittlerweile genügend Erfahrung in punkto Onlinespielen und großen Launches haben dürfte und auch der Ansturm auf das neueste Werk abzusehen war, gingen am Releasetag die Server in die Knie. Bei manchen blieben auch stundenlange Loginversuche erfolglos, der "Always-On"-Zwang zeigte schon zu Beginn seine fiese Seite, sodass man nicht einmal den Singleplayer-Storymodus starten konnte. Aber es gibt auch andere Baustellen und scheinbar nicht ganz durchdachte Elemente im Spiel, die sich im weiteren Verlauf zeigen. Bevor ihr jetzt aber denkt, dass das ein Verriss wird, kann ich es gleich vorweg nehmen: Diablo III ist ziemlich gut geworden! Wie gewohnt ist der Spielflow einfach grandios und das Suchtpotential entsprechend hoch. Sätze wie "Nur noch das eine Level!" oder "Nur noch 10 Minuten!" kennt sicherlich jeder von euch, nicht nur hier, sondern auch in Spielen wie Civilization V & Co. - meist wird einem dies zum Verhängnis.

Diablo III


Choose Held. Gogo!



Es fällt auf, dass man in Diablo III seinen "Helden" nicht wirklich individualisieren kann, man wählt einfach Geschlecht und Klasse und dann geht's los. Schnell wird klar, dass einem hier zwar eine gut inszenierte Story präsentiert wird, man sich sonst aber eher auf knallharte Fakten konzentriert und somit eine Charaktererstellung scheinbar nicht ins Konzept passt. Dafür gibt es eine tolle, stimmige und detailreiche Grafik, auch wenn diese einigen schon im Vorfeld nicht "dark" genug erschien. Hierfür gibt's ja dann die Dark3D-Mod, die die Optik des Spiels verändert und die nach aktuellem Stand laut Blizzard keinen Cheat darstellt. Aber auch ohne die Mod schauen die Cinematictrailer, die ihr nach Abschluss jeder der vier Akte zu sehen bekommt, einfach großartig aus und gehen teilweise richtig unter die Haut ... zumindest beim ersten Mal.

Großartiger Spielfluss, tolle Story, geiler Singleplayer ... scheiß Loot



Wie eingangs erwähnt ist der Spielfluss einfach genial, allerdings muss man auch sagen, dass der Schwierigkeitsgrad auf "normal" nicht wirklich fordernd ist - eigentlich ist er sogar ziemlich einfach. Da man das Spiel immer komplett durchspielen muss, um den nächsten Schwierigkeitsgrad zu erreichen - es gibt insgesamt vier: Normal, Albtraum, Hölle und Inferno, wahlweise auch jeweils in der Hardcore-Variante - sind vor allem viele geübtere Spieler bis Hölle oder Inferno ziemlich gelangweilt. Ab dem zweiten Durchlauf wird man zudem geradezu dazu genötigt, das Spiel "durchzurushen" und alle Dialoge, Videos & Co. zu überspringen, weil man sie bereits kennt und diese eh noch 2-3 mal ertragen muss.

Für mich war das schon immer ein gewisser Knackpunkt an Diablo, genauso wie bei Titan Quest & Co., die dem gleichen Prinzip folgen. Das einmalige spielen der Kampagne bietet nämlich ein gut 20-stündiges Erlebnis, welches wirklich großartig inszeniert ist und das man gerne weiterspielt, um das Ende dieser Story zu erleben. Am Ende hat man "alles" gesehen und startet eben in einem anderen Schwierigkeitsgrad neu - alles wiederholt sich, alles kann übersprungen werden, man tötet nur noch die Monster, um die Quests zu erledigen und schließlich in den nächsten Schwierigkeitsgrad zu wechseln.

Dieses Prinzip hat zwar schon Diablo 2 und andere Nachahmer groß gemacht, ich hätte mir allerdings wirklich mal was neues von Blizzard gewünscht. Was? Was auch immer, ich finde dieses Grindingprinzip einfach nicht mehr zeitgemäß und wenig motivierend, vor allem, wenn man sich die zufällige Generierung von Attributen auf den Items anschaut, die man nach einem harten Kampf erhält. Das offizielle Forum ist voll von Whinethreads, die den Loot betreffen, sicherlich soll keiner nach einer Woche schon bestequiped für Facebook posen, aber wenn selbst auf der schwersten Schwierigkeitsstufe einfach x Werte zufällig zusammengewürfelt werden, und man nahezu nie etwas passendes finden kann, weil es Millionen von Variationen geben kann und selbst klassenspezifische Items mit unbrauchbaren Attributen versehen werden, dann darf man dieses System sicherlich auch mal anzweifeln.

Meine Dämonenjägerin habe ich durch Normal, Albtraum und die Hölle gejagt, hatte jedoch schon während des zweiten Durchlaufs Fragezeichen über dem Kopf. Warum?! Ja, warum sollte ich da jetzt nochmal durchrennen, warum dies, warum das. Diablo III hat bei mir zu Beginn eine unheimliche Wiederspielwert- und Motivationskurve aufgebaut, beide haben sich aber ziemlich schnell wieder abgeflacht. Mein(e) Held(in) ist nur eine Hülse mit Slots, in die ich Items stecke, es findet überhaupt keine Identifikation statt - außer über die Items. Das Endgame besteht nur aus Farmen nach "geilem Gear" in den immer gleichen Gebieten - vor 10 Jahren fand ich das mal cool, aber auf Dauer ist mir dieses Itemgrinding mittlerweile einfach zu plump und eintönig geworden, daran können auch das Erfolgssystem, die zufällig generierten Karten und die Zusatzquests wenig ändern.

Diablo III


Fertigkeiten und fehlende Talentbäume



Eine Änderung, die die Spieler bereits im Vorfeld beschäftigt hat die und heiß diskutiert wurde, war der Wegfall von Talentbäumen. Das neue System bietet feste Fertigkeiten je Klasse, die man mit Runen verfeinern kann. Beides schaltet man im Verlauf seiner Levelkarriere frei. So schlimm wie von vielen befürchtet ist diese Änderung meiner Meinung nach allerdings nicht geworden, denn schließlich kann man sich nach wie vor verschiedene Builds zusammenstellen und auch frei zwischen den einzelnen "Gruppen" wählen. Ein Austausch der einzelnen Skills ist ebenfalls jederzeit möglich und kostet noch nicht einmal Gold. Übrigens, auch Guild Wars 2 geht mit dem neuen Fertigkeiten-System in eine ähnliche Richtung.

Auktionshaus und Crafting



Auch das Auktionshaus, speziell das Echtgeld-Auktionshaus, war und ist ein beliebtes Diskussionsthema bei den Spielern. Derzeit ist letzteres noch nicht live und wurde auch schon mehrfach verschoben, aktuell soll es zum 13. Juni starten. Hier scheint sich Blizzard meiner Meinung nach die nächste Geldkuh ausgedacht zu haben, denn da die alleinige Ausrichtung und Motivation des Spiels auf Items basiert, man dank des Zufallsgenerators nahezu 90% Mist und 10% Mist, den man nicht gebrauchen kann, findet, ist bereits jetzt der Gang zum Auktionshaus unvermeidlich und Preise für Highend-Equipment dementsprechend hoch. Ein Blick auf die "Diablo 3 Gold" Auktionen bei Ebay zeigt auch, dass man dort derzeit für 1 Million Gold gerne mal 30 Euro auf den Tisch legt, nicht wenige Verrückte kaufen auch gleich 10 Pakete davon oder gönnen sich ein 5 Millionen Gold Paket für rund 200 Euro. Es ist also abzusehen, dass es auch in Diablo III genügend Spieler gibt, die echtes gegen virtuelles Geld tauschen und damit den Erfolg des blizzard'schen Auktionshauses besiegeln.

Allein das Handling ist für meine Begriffe etwas umständlich. Es gibt keinen Auktionator-NPC oder ähnliches in der Stadt, stattdessen muss man das Spiel jedes Mal komplett verlassen, um dann auf das Auktionshaus zugreifen zu können. Man kann accountübergreifend lediglich zehn Auktionen starten und da man diese nicht abbrechen kann, blockiert man sich die Slots ggf. erstmal für drei Tage mit unverkäuflichem Zeug. Wer etwas anbietet und von wem man etwas gekauft hat, wird nicht angezeigt, auch hier beschränkt man sich auf die wichtigsten Fakten: Item und Preis.

Auf den ersten Blick erscheint das implementierte Craftingsystem unnötig. Ihr könnt sowohl einen Juwelier als auch einen Schmied mit Gold und Ressourcen hochleveln und erhaltet dadurch auf jeder neuen Stufe weitere Rezepte für Equipment. Der Juwelier konzentriert sich dabei einzig auf Edelsteine, die ihr in Items mit einem entsprechenden Sockel einfügen und dadurch eure Werte steigern könnt. Dabei wird bei jedem Erstellen neben Ressourcen auch ein nicht unerheblicher Goldbetrag fällig, der sich vor allem bei den höherstufigen Steinen deutlich bemerkbar macht. Da man allerdings bereits fertige Edelsteine sehr häufig als Beute erhält, für die man sonst z.B. 20.000 Gold und mehr berappen müsste, lohnt sich das Hochleveln des Handwerkers nicht wirklich. Beim Schmied schaut das Ganze für mich noch unnötiger aus, da auch die herstellbaren Items mit zufälligen Werten versehen werden und die Herstellung somit zum Glücksspiel wird. Weitere Rezepte scheint es im Spiel zwar zu geben, wenn man einen Blick ins Auktionshaus wirft, werden diese auch bereits gelistet. Allerdings scheinen die eine mehr als geringe Dropchance zu haben.

Last but not least



Blizzard hat bereits mit ersten Hotfixes diverse Fertigkeiten von verschiedenen Klassen angepasst, weil man diese als overpowered angesehen hat. Weitere Anpassungen sind bereits angekündigt und auch der Player vs. Player Modus, der es nicht zum Release in das Spiel geschafft hat und als kostenloses Update nachgeliefert werden soll, wird in diesem Bereich wohl noch einiges mit sich bringen.

Schlussendlich ist Diablo III sicherlich ein gutes Spiel geworden, in das es auch kleine Gimmicks geschafft haben und das zumindest nach den ersten Stunden den altbekannten Suchtfaktor entfaltet. Jedoch wirkt es für meine Begriffe in manchen Bereichen einfach unrund und speziell im Endgame wenig motivierend. Wer sich mit dem Itemsystem und dem ewigen Grinden nach Gold und dem perfekten Equipment anfreunden kann, wird sicherlich auch hier dutzende, wenn nicht gar hunderte Stunden verbringen können. Für mich erscheint das System speziell in punkto Abwechslung und Contentvielfalt jedoch nicht mehr zeitgemäß.




Kithaitaa

Fazit von Darius:

Als Singleplayer-Erlebnis mit Coop-Option beim ersten Mal ein wirklich tolles Spiel, weil Grafik, Animationen, Inszenierung und der Spielflow einfach großartig sind - danach wird Diablo III jedoch recht schnell zum monotonen Itemgrinder, wobei man ansich eher Gold farmen sollte, da die Items dank der Zufallsgenerierung zu 99% nicht zur eigenen Klasse passen oder generell Mist sind. Das Auktionshaus ist bereits jetzt ein Hit und mit der Echtgeld-Variante generiert Blizzard meiner Meinung nach die nächste Geldkuh nach WoW. Hardcore-Fans haben ihren Spaß und belächeln andere Spieler, schließlich ist "Farmen bis der Arzt kommt", schon immer das Spielprinzip von Diablo gewesen. Ob Blizzard trotz der großartigen Verkaufszahlen, die in erster Linie sicherlich durch die Erwartungen entstanden sind, mit dem dritten Teil des Höllenritts an die Erfolge des zweiten Teils anknüpfen kann, muss man wohl abwarten. Für mich persönlich war die Luft leider schon nach dem ersten Durchspielen raus, danach wurde nur noch etwas "gesuchtelt" um den Charakter auf Level 60 zu bringen. Dauerhaftes Weiterspielen? Derzeit eher ungewiss.

Besonders gut finde ich ...
  • Story-Inszenierung
  • Grafik & Cutscenes
  • Schauplätze der einzelnen Akte
  • prima Spielflow
  • Kampagnenspielzeit
Nicht so optimal ...
  • Onlinezwang (Battle.Net) auch für SP
  • Herausforderung auf "Normal"++ kaum vorhanden
  • Umständliches Auktionshaus-Handling
  • Keine Identifikation mit dem Helden
  • Itemgrinding als Dauermotivation wirkt altbacken
  • Randomstats auf Items nervig

Darius hat Diablo III auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Blizzard Entertainment zur Verfügung gestellt.


Philipp

Fazit von Philipp:

Ich mochte Diablo nie besonders. Die ersten beiden Titel waren vom Handling nie meins und schon immer viel zu altbacken. Daher ging der Hype soweit auch an mir vorbei, obgleich ich dennoch eine Version bestellt habe. Die Überraschung folgte prompt - nach wenigen Minuten war ich gefangen in der Welt von Diablo III, was vor allem an der tollen Inszenierung, der gelungenen Spielwelt und der interessanten Story lag. Traurig war nur, dass viele Nebencharaktere binnen kürzester Zeit mehr Charaktertiefe besaßen, als mein eigener Held sie im ganzen Spiel je hätte. Nicht einmal die Haarfarbe oder Körpergröße kann ich ändern, was bedeutet, dass vor allem Online ständig Klone meiner selbst herumrennen. Identifikation gleich Null. Gewöhnen dran wird, kann und muss man sich aber dennoch sehr schnell, denn das Gameplay ist unverändert simpel, fesselnd und dank dem Wegfall von Talentbäumen auch sehr flexibel und motivierend: Klick, Klick, Bruzzel, Tot, Loot, Equip/Sell. Fertig.

In Kombination mit der langen Spielzeit, den wohl schönsten Cinematics aller Zeiten und einem kongenialen Soundtrack, sowie großartigen Synchronsprechern, bietet Diablo III ein rundum gelungenes Spielerlebnis, wenn ... denn die Server mitmachen. Da ich bereits am Startwochenende spielen wollte, hatte ich natürlich mit den bekannten Serverproblemen zu kämpfen: Fehlende Auszeichnungen, nicht registierte Items, Disconnects. Selbst jetzt, einige Wochen nach dem Launch, bekommt Blizzard nur via Hotfixes einiges Probleme in den Griff. Dass ich mein Singleplayer-Erlebnis ständig unterbrechen muss, weil mir nach mehrstündiger Erkundung der Karte die Verbindung abraucht, ist - gelinde gesagt - bescheuert. Aber gut, bei einem so jungen Unternehmen wie Blizzard kann so etwas natürlich passieren ... Abgesehen davon ist Diablo III fast jedem zu empfehlen, der auch nur im Entferntesten etwas für Hack'n'Slay übrig hat. Es ist eben nach wie vor Diablo.

Besonders gut finde ich ...
  • Hohe Spielzeit
  • Tolle Inszenierung
  • Süchtigmachendes Prinzip
  • Spannende Story
  • Abwechlungsreiche Spielwelt
  • Interessante Nebencharaktere
  • Soundtrack phänomenal
  • Cinematics ein Fest für die Sinne
  • DropIn/-Out Koop
  • Hoher Wiederspielwert
Nicht so optimal ...
  • Onlineanbindung eine Zumutung
  • Selbst jetzt noch Verbindungsabbrüche
  • Bugs, Bugs, Bugs
  • Eigener Charakter uninteressant
  • Performanceprobleme
  • Keine alternativen Spielverläufe
  • (Echtgeld-)Auktionshaus fragwürdig

Philipp hat Diablo III auf dem PC gespielt.

Diablo III - Boxart
  •  
  • Entwickler:Blizzard Entertainment
  • Publisher:Blizzard Entertainment
  • Genre:Action-RPG
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360
  • Release:15.05.2012
    (XBOX 360, PS3) 03.09.2013

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel ... und einem Gast.
  • Placebo
    #1 | 30. Mai 2012 um 10:48 Uhr
    hmm, Es ist eben nach wie vor Diablo. Wie wahr , wie wahr. Keine Ahnung was alle erwartet haben.
  • Darius
    #2 | 30. Mai 2012 um 21:58 Uhr

    Placebo: hmm, Es ist eben nach wie vor Diablo. Wie wahr , wie wahr. Keine Ahnung was alle erwartet haben.


    Sicherlich ja, auch gut, wie geschrieben. Das mit den Randomstats ist dennoch Mist, war auch in D2 nicht so. Vllt. hab ich nach 12 Jahren auch einfach mal was frischeres erwartet.

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