Theatrhythm: Final Fantasy - Review
25 Jahre Final Fantasy: Augen zu, Ohren auf, Taktgefühl & 3DS an!
Momentan befinden wir uns in einer Phase, in der wir uns vor Geburtstagen und Jubiläen gar nicht mehr retten können. Mario, Sonic, Kirby, Metal Gear Solid, Street Fighter, Ratchet & Clank und und und - die Liste ließe sich ewig weiterführen. Aber nicht alle feiern diesen Anlass so individuell, speziell und liebevoll wie Square Enix mit Theatrhythm: Final Fantasy. Ein eigens angefertigtes Musikspiel anlässlich des 25. Geburtsjahres der Rollenspiel-Saga lässt die Herzen der Fans höher schlagen, den Soundtrack-Liebhaber aufhorchen und den 3DS-Besitzer im Takt mitnicken, während er rhythmisch mit dem Stylus auf dem Touchscreen herumtippt. Ein solches Geschenk kann man als Final-Fantasy-Fan gar nicht ablehnen, oder? Ich habe Theatrhythm dem Soundtest unterzogen.
Eine musikalische Zeitreise durch 25 Jahre Final Fantasy - mit Nostalgiebonus!
Eines vorweg: Wer hier ein vollwertiges Rollenspiel mit einigen Rhythmus-Einlagen erwartet, sollte gleich die Finger von Theatrhythm lassen. Denn auch wenn hier und da ein paar RPG-Elemente zu finden sind, so dienen die nur als kleiner Bonus, um für Auflockerung zu sorgen, sind aber nicht als "echtes" Spielelement zu sehen. Das eigentliche Spiel dreht sich nämlich nur um eines: um die brillante Musik, die Final Fantasy seit je her ausgezeichnet hat. In für 3DS-Verhältnisse hervorragender Tonqualität hat Square Enix hier über 70 Stücke von Nobuo Uematsu, Hitoshi Sakimoto und anderen Künstlern in eine Sammlung gepackt. Die Bandbreite umfasst nahezu alles von der Titelmelodie des ersten Final Fantasy bis hin zur Hintergrundmusik des Sunleth Waterscape aus Final Fantasy XIII. Bei einer so großen Auswahl an Titeln ist es logisch, dass man auf manche Lieder verzichten muss - wenn man Glück hat, finden sich eure Favoriten vielleicht eines Tages im eShop des Nintendo 3DS, in dem jetzt schon eine Vielzahl an Musikstücken zum kostenpflichtigen Download bereitstehen. Doch alleine schon die gebotene Kollektion ist so umfangreich und vielfältig, dass man 8-10 Stunden braucht, um jedes Lied einmal gespielt zu haben. Aber wie spielt man Theatrhythm? Ist das überhaupt noch Spielen?
Das Gameplay ist schnell erklärt und noch schneller begriffen: Auf dem oberen Bildschirm seht ihr verschiedene Linien, auf denen in unregelmäßiger Abfolge (aber im Takt zur Musik) Noten auftauchen - im richtigen Zeitpunkt müsst ihr dann mit dem Stylus auf den Touchscreen tippen, um die Note zu spielen. Manchmal muss man auch über längere Zeit auf den Bildschirm drücken und dann noch bestimmte, vorgegebene Linien nachfahren. Und das war es eigentlich schon, denn viel mehr passiert in Theatrhythm: Final Fantasy eigentlich nicht. Allerdings reicht auch das schon völlig aus, denn je nach dem gewählten Schwierigkeitsgrad gestaltet sich das Tippen und Ziehen zur Musik als anspruchsvolle Herausforderung. Theatrhythm ist damit kein Guitar Hero für unterwegs, aber das will es auch gar nicht sein. Ohnehin ist nicht die (unterhaltsame) Spielmechanik das motivierende Element des Spiels, sondern die Vielzahl an Musikstücken und Melodien. Man taucht ein in 25 Jahre Final Fantasy und erinnert sich möglicherweise wieder daran zurück, wie man früher auf der PlayStation sein geliebtes Final Fantasy VII erlebt hat. Theatrhythm bringt für Veteranen den Nostalgiebonus und für Neulinge den Reiz hervorragender Soundtracks. Zudem bekommt man in den Event Stages im Hintergrund noch die wichtigsten Zwischensequenzen des jeweiligen Spiels zu sehen, die die Story kurz zusammenfassen.
Kampfsystem gegen Noten, Puppen statt Klischees, Rhythmia als Bezahlmittel
Das alles bietet der so genannte Series Mode, in dem man sämtliche Teile der Hauptreihe bis zu Final Fantasy XIII auswählen kann. Jedes Spielpaket beinhaltet dabei fünf verschiedene Stages, fünf verschiedene Abschnitte mit - wie könnte es auch anders sein? - fünf verschiedenen Musikstücken. Zwei davon sind Intro und Abspann, beide fassen die Story kurz in Textform zusammen, beide lassen sich nach Belieben überspringen. Das sollte man aus zwei Gründen nicht machen: Zum einen gibt es auch für die erfolgreiche Bewältigung der Melodien Rhythmia, was der Währung im Spiel entspricht, zum anderen sind die Stücke ein Genuss für die Ohren. Das eigentliche Highlight eines jeden Pakets sind jedoch die mittleren drei Passagen, namentlich die Event Stage (EMS), Battle Stage (BMS) und Field Music Stage (FMS). Die Event Stage ist diejenige, bei der im Hintergrund bekannte Zwischensequenzen abgespielt werden, welche auch am meisten Nostalgie versprühen. Die Battle Stage stellt quasi einen Kampf im typischen Final-Fantasy-Stil dar, nur wird die Schlacht hier gegen Noten anstatt gegen Feinde geschlagen. Und die Field Musi Stage beschreibt einen Spaziergang durch die farbenprächtige Spielwelt, während die Melodie der Erkundung des jeweiligen Spiels erklingt. In diesem Modus bietet sich die beste Möglichkeit, seine Erinnerungen an Final Fantasy aufzufrischen und sich an den herrlichen Soundtracks zu ergötzen, die zweifellos zum Besten gehören, was Videospiele hervorgebracht haben.
Wer es anspruchsvoller mag, wagt sich an den Challenge Mode oder den Chaos Shrine, in denen der Schwierigkeitsgrad ordentlich hoch gedreht wird und in denen es vor allem um eines geht: Highscores, Combos und Chains. Am Ende eines jeden Musikstücks wird man mit einem Buchstaben bewertet, wobei S das Beste und F das schlechteste Ergebnis darstellt. Desto besser man abschneidet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, neues Material freizuspielen - ein großer Anreiz, der viel von der Motivation des Spiels ausmacht. Ebenfalls interessant ist der kleine Rollenspiel-Anteil: Nach jedem erfolgreichen Abschließen eines Liedes erhält man Loot wie Rüstungen oder Upgrades für die Charaktere, außerdem winken Erfahrungs-Boni und Level-Aufstiege - ungewöhnlich für ein Rhythmus-Spiel. Im Series Mode spielt all das keine Rolle, aber in den Challenge-Modi stecken die Charaktere wie Lightning, Squall oder Cloud mehr Schaden (sprich: verpasste Noten) ein, was auf jeden Fall wichtig für das Vorankommen ist.
3D-Effekt, Grafikqualität und Steuerung - alles okay, aber nichts Besonderes
Zu einem jeden Spiel für den Nintendo 3DS gehört die obligatorische Bewertung des 3D-Effekts. Bei Theatrhythm: Final Fantasy ist das ziemlich einfach: 3D sieht ganz schick aus, ist aber spielerisch relativ nutzlos und stört eher beim Spielen als dass es hilft. Davon abgesehen sieht Theatrhythm durch seinen putzigen Grafikstil aber wirklich schön aus und hat zweifelsohne seinen ganz eigenen und persönlichen Charme. Die Steuerung ist selbstverständlich wesentlich wichtiger, leistet aber insgesamt einen guten Job - ganz wie es sich für ein Rhythmus-Spiel gehört. Wenn ihr euch übrigens immer noch nicht sicher seid, was ihr von Theatrhythm: Final Fantasy halten sollt und wie es sich spielt, dann hilft sicherlich ein Blick in den Nintendo eShop. Dort findet ihr eine Anspielversion, die euch einen Überblick über die verschiedenen Modi und die Spielmechanik verschafft. Es warten drei unterschiedliche Stücke auf euch.
Fazit von Tim:
Theatrhythm: Final Fantasy ist vor allem eines: Fanservice pur. Wer schon immer gern den Soundtracks dieser Traditionsserie gelauscht hat, wird hier sein persönliches Elysium finden. Theatrhythm mag spielerisch nichts Besonderes und technisch keine Referenz sein, aber es ist eine liebenswerte Kollektion von über 70 hervorragenden Kompositionen, die man sofort ins Herz schließt, wenn man auch nur ansatzweise etwas mit Videospiel-Musik abseits der Charts anfangen kann. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man ein gewisses Vorwissen zur Serie mitbringt, denn dann kann man in Nostalgie schwelgen und sich an frühere Erlebnisse mit der Serie zurück erinnern. Allerdings lohnt es sich auch für Neueinsteiger, mal einen Blick auf Theatrhythm zu werfen. Ich kann das Spiel nur weiterempfehlen und würde mir wirklich wünschen, dass Theatrhythm zu einer neuen Serie ausgebaut wird, die sich nicht nur auf Final Fantasy konzentriert. Mit Dragon Quest hat man schließlich eine weitere Serie mit tollen Soundtracks. Und danach kann man sich ja mit Nintendo zusammentun, um Theatrhythm: The Legend of Zelda zu entwickeln. Okay, das sind alles noch Wunschträume - aber Theatrhythm: Final Fantasy zeigt, dass das spielerisch und kommerziell funktionieren kann. Mehr davon!
Theatrhythm: Final Fantasy ist ein Genuss für Augen und Ohren! Vor allem für letzteres: Die über 70 Musikstücke sind von ausgezeichneter Qualität. Dieses Spiel ist ein wunderbares Geschenk an alle Serienfans, wenn auch mit ein paar kleinen Schwächen.
- mehr als 70 hervorragende Musikstücke
- tolle Tonqualität & sehr große Vielfalt
- spielerisch simpel, aber motivierend
- Nostalgiebonus für Serien-Veteranen
- Rollenspiel-Anteil nicht der Rede wert
- zusätzliche Lieder per DLC zu teuer
- nur auf Englisch, nicht lokalisiert
Tim hat Theatrhythm: Final Fantasy auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Square Enix zur Verfügung gestellt.