The Legend of Zelda: The Wind Waker HD
Von der Notlösung zum Heilsbringer - die Entwicklung von Wind Waker
Alle paar Wochen werden Klassiker in neuem Gewand frisch aufgelegt. Dieser Trend geht nun schon seit Jahren so und die Qualität der "Remakes" unterscheidet sich teilweise massiv. Während ein Halo: Combat Evolved Anniversary mit viel Liebe und Herz entwickelt wurde, legen HD-Collections wie die Prince of Persia Trilogy oftmals Bruchlandungen hin. Eins haben fast alle dieser Neuauflagen aber gemeinsam: Sie verkaufen sich gut, aber nicht überragend, und erzeugen bei ihrer Ankündigung kaum Begeisterung. Umso erstaunlicher ist dagegen die Entwicklung, die The Legend of Zelda: Wind Waker HD hingelegt hat: Das Spiel wurde mehr oder weniger von der Notlösung zum sehnsüchtig erwarteten Heilsbringer der schwächelnden Konsole. Woher kommt diese Wandlung? Und ist das ganze Theater um Wind Waker HD überhaupt gerechtfertigt?
Es ist keine Frage der Fairness oder des Sinns - es ist eine Frage des Namens.
Es ist ganz schön viel Hype, der derzeit um The Legend of Zelda: Wind Waker HD entbrannt ist. Und allem Anschein nach ist es nicht etwa ein komplett neuer, innovativer, moderner und einzigartiger Titel wie Pikmin 3 oder The Wonderful 101, der die Wii U an den Mann bringen kann, sondern ein Remake eines Spiels, das ein Großteil der Käufer schon lange kennt - schließlich ist Wind Waker vor etwa zehn Jahren in fast genau der gleichen Form schon für den GameCube erschienen. Ist es fair, dass das großartige Superhelden-Abenteuer von Platinum Games um jede Tausender-Marke kämpfen muss, während ein zehn Jahre altes Spiel, das zudem noch zum Vollpreis verkauft wird, problemlos ganze Konsolen absetzen kann? Nein. Es ist verdammt schade für The Wonderful 101 und auf der anderen Seite auch extrem überraschend für Wind Waker HD. Nicht einmal Nintendo dürfte mit dieser lauten Begeisterung gerechnet haben, als man die Neuauflage Anfang des Jahres offiziell ankündigte.
Da steht sie nun, die breite Spielerschaft, und wartet sehnsüchtig auf den Launch eines Spiels, das sie für deutlich weniger Geld auch für den GameCube kaufen könnten, ohne wirklich etwas zu verpassen - schließlich hält sich Nintendo auch nach all den Jahren noch an seine Tradition und lässt das Original abseits seiner kosmetischen Natur nahezu komplett unangetastet. Okay, es gibt ein schnelleres Segel für flinkeres Reisen über den Ozean und hier und da ein paar kleine, nette GamePad-Features; abgesehen davon ist inhaltlich aber alles gleich geblieben. Es gibt keinen neuen Dungeon, keine neuen Gegner, keine neue Musik und keine neuen Spielmodi, alles ist wie damals, nur schöner. Und es ist ja nicht so, als ob das originale Wind Waker heute schlecht aussehen würde, ganz im Gegenteil, es schaut nach wie vor prachtvoll aus und schlägt grafisch noch so manchen großen aktuellen Titel.
Zudem ist Wind Waker wohl dasjenige Zelda, das eine Frischzellenkur am allerwenigsten nötig hätte, da der Comic-Stil zeitlos ist. Schaue ich mir heute dagegen The Legend of Zelda: Twilight Princess an, das vier Jahre später auf den Markt gekommen ist - für eine neuere Konsole, wohlgemerkt! -, dann hinterlässt das optisch klar den schlechteren Eindruck. Seit einer halben Ewigkeit schreit die Fangemeinde nach einem Remake von Majora's Mask, das es wirklich nötig hätte, und was bekommen wir? Wind Waker HD. Immer noch besser als nichts, natürlich, aber ist das wirklich Grund genug für eine derartige Euphorie?
Von der spontanen Notlösung zum heißersehnten Heilsbringer - doch warum?
Böse Zungen könnten nun behaupten, die Entscheidung, ausgerechnet Wind Waker neu aufzulegen, sei eine Notlösung gewesen, um für den Herbst noch mindestens einen starken Titel mit großem Namen dahinter auf den Markt zu bringen. Und vermutlich liegen diese bösen Zungen damit gar nicht mal so falsch, denn der Aufwand bei der Entwicklung dürfte relativ gering gewesen sein. Klar: Der neue grafische Anstrich ging nicht über Nacht und auch die GamePad-Einbindung musste man erst einmal erdenken und schreiben. Aber ein Majora's Mask wiederzubeleben, das hätte viel mehr Zeit und Geld gekostet, und gerade angesichts dessen erscheinen vor allem die 59,99€, die Nintendo für Wind Waker HD verlangt, als unangemessen hoch. Ist das der Preis, den wir heute bereit sind für ein auf dem Papier wenig beeindruckendes und vielleicht gar "schnell zusammengeschustertes" Remake zu bezahlen?
Ich für meinen Teil sage: Ja, ich bin bereit, dieses Geld zu investieren und mir dafür eines der wohl besten Spiele aller Zeiten zu sichern. Denn für mich ist das Spiel neu; ich habe zwar einen GameCube besessen, aber das Original nie gezockt. Für mich wird die erste Minute mit Wind Waker HD auch die allererste in diesem Universum sein. Ich kenne keinen Dungeon, keinen Bossfight, nicht einmal das Kampfsystem. Es ist eine neue Erfahrung für mich und daher auch den Vollpreis wert - obwohl ich die Preispolitik von Seiten Nintendos nicht unbedingt gut finde. Würde ich das Original kennen, wäre ich nie und nimmer bereit, so viel Geld dafür zu bezahlen. Natürlich: Hier spielen auch Nostalgie und Erinnerungen aus der Kindheit eine große Rolle und so mancher Fan möchte das Spiel sicher alleine schon deshalb besitzen, um es in seine Sammlung aufnehmen zu können. Dennoch erscheint mir das ganze Lobgepreise und die Werbung mit Pauken und Trompeten als "too much". Und gerade als Kritiker würde ich mir wünschen, dass man diesen Aufwand nicht nur für ein Zelda unternimmt, sondern auch für Titel wie The Wonderful 101, die es einfach dringend nötiger (und, wie ich finde, mehr verdient) haben.
Der einfache Weg ist nicht immer der beste und birgt noch ganz andere Risiken ...
Und man darf bei all dem nicht vergessen, dass durch Remakes wie Wind Waker HD oder auch The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D für den Nintendo 3DS noch ganz andere Probleme entstehen. Schließt man die beiden Neuauflagen nämlich mit ein, hat Nintendo in 2 1/2 Jahren ganze vier Titel aus der Zelda-Serie veröffentlicht - hinzu kommen nämlich noch Skyward Sword für die Wii und A Link between Worlds für den 3DS. Sollte Nintendo wirklich auch Majora's Mask noch auf den Handheld bringen, wären wir bei fünf Zeldas in drei Jahren - das ist viel zu viel! Selbst wenn es sich nur um Remakes und nicht um echte Neuentwicklungen handelt, so verliert der Name doch an Zugkraft und vor allem an seiner Magie. Bis jetzt hatte noch jedes Zelda einen ganz besonderen Touch und war unvergleichlich mit allem anderen, was man sonst so im Videospielsektor findet. Stellt sich vielleicht irgendwann eine Übersättigung ein? Ich persönlich denke, dass maximal alle drei Jahre ein neues großes Zelda auf den Markt kommen darf - man denke an den Sturm der Begeisterung zur E3 2004, als Twilight Princess angekündigt wurde. Würde das heute noch funktionieren? Nein. Wieso nicht? Man rechnet quasi schon damit, dass Nintendo Link bald auf sein nächstes Abenteuer schickt. Und das könnte bald noch schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Außerdem widerspricht es ganz und gar Nintendos Tradition, seine Serien immer wieder neu zu erfinden. Man kann nicht einfach ein Zelda remaken, wenn sich eine Konsole gerade nicht so toll verkauft. Verdammt, Nintendo: Schafft was, geht nicht immer den Weg, der am schnellsten das meiste Geld in die Kasse spült! Das passt nicht zu euch.
Dass Wind Waker HD ein gutes Remake geworden ist, spiegelt sich wohl in der aktuellen Metacritic-Wertung wieder, dennoch freue ich mich bereits darauf, das Spiel selbst zu zocken und in einer Review ausführlich zu untersuchen. Bis dahin bleibt jedoch trotz der großen Vorfreude auf ein (für mich) brandneues Zelda ein fader Beigeschmack haften. Mich würde brennend interessieren, wie ihr die Sache seht und ob ihr meine Meinung teilt.
#1 | 2. Oktober 2013 um 13:12 Uhr
Gleichzeitig ist es zwar richtig, dass der Zelda-Hype abnimmt, umso mehr Spiele Nintendo auf den Markt bringt. Aber der wirkliche Grund für das Wegbleiben der Jubelstürme liegt doch eher in Nintendos Spiele-Politik: Wo bleiben die neuen Franchises, von denen Miyamoto schon seit Jahren spricht? Auch wenn jedes Zelda seinen eigenen Stil hat hat, ist es dennoch die immer gleiche Geschichte mit einem Großteil der gleichen Items/Mechaniken etc - eben ein Zelda. Dementsprechend sollte Nintendo mehr darauf achten dem Spieler etwas wirklich neues zu bieten und nicht dieselben Franchises immer und immer wieder zu bedienen. Aber gut, das ist wohl ein anderes Thema.
#2 | 2. Oktober 2013 um 14:36 Uhr
Und es wird ein guter Einstieg sein für meinen Sohn in das Zelda Universum.