The Legend of Zelda: A Link Between Worlds - Review

Tradition verpflichtet. So und nicht anders verhält sich Nintendo seit vielen Jahren und keine andere Serie verdeutlicht das besser als The Legend of Zelda. Egal ob Wind Waker, Twilight Princess, Skyward Sword oder die NDS-Ableger - noch bevor man das Spiel überhaupt eingelegt hat, weiß man schon, was einen erwartet. Quasi seit The Legend of Zelda II: The Adventure of Link gab es keinen Ableger mehr, der nicht der Tradition folgt. Und jetzt bricht Nintendo ausgerechnet mit The Legend of Zelda: A Link Between Worlds, einem 3DS-Spiel im Geiste von A Link to the Past, die alteingesessenen Regeln und ungeschriebenen Gesetze, die seit Jahrzehnten gelten. Plötzlich kann man Gadgets wie Bumerang & Co. einkaufen, die Reihenfolge der Dungeons selbst entscheiden und weit und breit ist da niemand mehr, der einen permanent an die Hand nimmt. A Link Between Worlds ist wahrlich das ungewöhnlichste Zelda seit dem N64 - aber ist es auch eines der besten?


1986 - 2013: Zelda wird 27 Jahre alt und ist noch kein bisschen eingerostet



Wie viele Spieleserien gibt es schon da draußen, die von sich behaupten können, mit jedem neuen Ableger die gleiche inhaltliche Qualität halten zu können? Das sind nur ganz, ganz wenige - The Legend of Zelda ist eine von ihnen, vielleicht sogar die wichtigste überhaupt. Seit dem ersten Teil für das Nintendo Entertainment System aus dem Jahre 1986 gilt Zelda als eine der bedeutendsten Action-Adventure-Reihen in der weiten Videospielwelt, spätestens seit Ocarina of Time als der heilige Gral des Genres - nicht umsonst sprechen viele vom "besten Spiel aller Zeiten". Doch was noch viel interessanter ist: Auch abseits von Ocarina of Time wird fast jedes alte und neue Zelda gefeiert, gelobt und gepriesen. Geht es um die Frage nach dem allerbesten Zelda, entbrennt oft eine hitzige Diskussion, in der auch andere Namen fallen wie "Majora's Mask", "Twilight Princess" oder "A Link To The Past". Und wisst ihr, was passieren würde, wenn ihr mich das heute fragt? Ich würde "A Link Between Worlds" in die Runde werfen, mich gemütlich wieder auf die Couch setzen, den 3DS zücken und in Hyrule und Lorule versinken - ganz genau so, wie ich es schon die 20 wundervollen Stunden vorher getan habe.


The Legend of Zelda: A Link Between Worlds


Link wandelt zwischen den Welten und folgt den Spuren von A Link To The Past



Wisst ihr, was das aller-aller-allerbeste an diesem Zelda ist? Dass es euch nicht mehr an die Hand nimmt. Dass ihr keine fünf Stunden Tutorials abarbeiten müsst, bevor es endlich richtig los geht. Dass ihr das Spiel startet, den Story-Prolog miterlebt und direkt in den ersten Dungeon geschickt werdet - nach nicht viel mehr als fünf Minuten. Ihr hasst das Intro in Wind Waker, Twilight Princess und Skyward Sword, das Training, die Dialoge, den ganzen Quark, auf den keiner recht Lust hat? Dann ist das hier euer Spiel. A Link Between Worlds ist das erste Zelda seit der Jahrtausendwende, das euch nicht wie ein kleines Kind behandelt und euch alles erklären will. Hier müsst ihr selbst nachdenken, aktiv werden, ausprobieren - und es ist weit und breit keiner da, der euch auf den Wecker geht: keine Navi, keine Phi. Es lässt sich nur schwer in Worten beschreiben, wie unglaublich toll es sich anfühlt, sofort die ganze Welt erkunden zu können, ohne sich durch Text klicken zu müssen und öde Such-das-Hol-jenes-Quests abzuschließen. Es ist die beste und schönste Veränderung, die Nintendo an der Zelda-Serie vorgenommen hat! Und damit ist es längst nicht die einzige, denn A Link Between Worlds sprengt die Ketten, wie es kein einziger Ableger seit dem N64 getan hat. Und das fühlt sich so gut, so richtig an.

Was die reine Spielmechanik angeht, bleibt Zelda dennoch klassisch - und mit "klassisch" ist auch wirklich "klassisch" gemeint, denn der neue Teil spielt nicht nur im gleichen Universum wie The Legend of Zelda: A Link To The Past, er ist auch ein geistiger Nachfolger. Und wie könnte man das besser verdeutlichen, wenn nicht durch ein rein zweidimensionales Gameplay, ganz im Stil der berühmten SNES-Legende? Richtig: Gar nicht. Deshalb ist A Link Between Worlds spielerisch (fast) ganz wie damals: Man kann die in kleinen Quadraten aufgebaute Oberwelt ab der ersten Minute frei erkunden, Gegner respawnen beim Eintritt in neue Gebiete, die Kamera schaut aus der Vogelperspektive zu und das Kampfsystem ist so simpel wie eh und je - mehr als einen Block, einen normalen Schwertschlag und die Wirbel-Attacke beherrscht Link nicht. Einfach ist das Spiel dadurch aber noch lange nicht, denn spätestens ab dem Eintritt in die alternative Welt Lorule zieht der Schwierigkeitsgrad enorm an - mit den 5-6 Herzen, die ihr zu dem Zeitpunkt besitzt, muss man entsprechend vorsichtig umgehen. Dieses Abenteuer ist nicht das schwerste Zelda aller Zeiten, aber es gehört doch zu den anspruchsvolleren Teilen der Serie, und darüber habe ich mich richtig gefreut, waren Wind Waker und Skyward Sword zuletzt doch erschreckend easy-going. Das gilt für die Kämpfe, aber auch für die Rätsel und Puzzles, die speziell in der Eisruine und dem Sumpftempel mit hervorragenden Ideen und Kniffen daherkommen.


The Legend of Zelda: A Link Between Worlds


Quantität UND Qualität: Kniffligere Dungeons hat Zelda lange nicht mehr gesehen!



Generell ist das Level- bzw. das Dungeon-Design in A Link Between Worlds absolut grandios und bietet tonnenweise Abwechslung. Gerade im Vergleich zu Wind Waker, das ja wirklich wenige Dungeons beinhaltet, sind die über 12 Verliese im 3DS-Teil eine wahre Offenbarung, zumal jedes ja sein eigenes Hauptthema hat. Mal braucht man den Bumerang, mal die Bombentasche, mal den Sand-, Feuer- oder den Eisstab, um auf der Rätsel Lösung zu kommen - und natürlich gibt es die obligatorischem Wasser-, Feuer-, Wüsten- und Waldtempel. Viel neues Zubehör bringt Link in dieses Abenteuer zwar nicht mit, doch ist es ein anderer Kniff im Spieldesign, der die Dungeons (und auch die gesamte Oberwelt!) zu etwas Besonderem macht: Link kann sich an eine Wand pressen und auf Knopfdruck zum Gemälde mutieren, das man dann von rechts nach links oder andersrum an der Vertikalen entlangführen kann - und zwar solange, bis sich die Magieleiste leert, welche für den Einsatz der Bild-Mechanik und die Gadgets benötigt wird. Bei der Ankündigung des Gemäldes war ich zunächst skeptisch: Ist die Idee wirklich so gut und bietet sie so viele Möglichkeiten, dass Nintendo sie so stark bewerben muss? Aber diese Skepsis war völlig unberechtigt, denn tatsächlich sind die Einsatzmöglichkeiten extrem vielfältig und überall in der Welt sind Schatztruhen versteckt, an die man nur als Wandbild gelangen kann. Stellt euch jetzt noch sich drehende, bewegende, schwebende Wände vor, und vielleicht könnt ihr euch mit etwas Fantasie ausmalen, wie genial die Entwickler die Idee implementiert haben. Es macht gigantischen Spaß, die Umgebung aus dieser anderen Perspektive zu betrachten und neue Routen in der Vertikalen zu entdecken - das wird übrigens auch für manche der Bosskämpfe eingesetzt, von denen es in A Link Between Worlds nicht nur zahlreiche, sondern auch sehr gute - und fordernde - gibt.

Keine Frage: Die Gemälde-Mechanik ist eine erstklassige Neuerung. Doch damit ist es noch nicht genug, denn für das erste richtige 3DS-Zelda haben sich Eiji Aonuma und sein Team noch einen weiteren Kniff im Spieldesign einfallen lassen; einen, nach dem nie jemand gefragt hat, aber einer, der Zelda fast schon revolutioniert: Die zahlreichen Gegenstände wie Pfeil und Bogen, Bumerang, Bombentasche, Eisstab und so weiter und so fort liegen nun nicht mehr tief in den einzelnen Dungeons versteckt - sie liegen alle beim Händler Ravio auf der Ladentheke und warten darauf, von mir erworben oder ausgeliehen zu werden! Vorbei sind die Zeiten, in denen man lange Stunden darauf warten musste, endlich den Bumerang durch die Gegend zu werfen - jetzt braucht man dafür nur noch shoppen gehen.

Und wenn einem die Rubine nicht reichen, dann kann man den Kram auch ausleihen. Das macht jedoch einen bedeutenden Unterschied: Segnet man das Zeitliche (das schließt die Wiederbelebung durch Feen nicht mit ein), dann gehen alle ausgeliehenen Objekte sofort wieder zurück zu Ravio - was natürlich besonders in den Dungeons eine Katastrophe wäre, sodass man gezwungen wird, noch vorsichtiger zu spielen als sonst. Im normalen Spielmodus sieht man das Game Over nur relativ selten, da die Feen meistens für die Rettung sorgen, doch spätestens im Helden-Modus nach dem erstmaligen Durchspielen sind eure Skills und Aufmerksamkeit unbedingt gefragt - dort liegen nämlich keine Herzen mehr herum.


The Legend of Zelda: A Link Between Worlds


Zwei Welten, jede Menge zu tun und ein wahr gewordener Traum von Freiheit



Und die vielleicht wichtigste aller Neuerungen, die damit einhergeht, ist eine noch ganz andere: Dieses Zelda bietet dem Spieler erstmals in der langen Historie der Serie die Möglichkeit, Dungeons ab einem bestimmten Punkt in der Kampagne in beliebiger Reihenfolge zu erkunden. Besitzt ihr die richtigen Gadgets, kommt ihr überall rein. Habt ihr keine Lust auf den Sandtempel? Kein Problem - dann macht ihr eben den Wind-Dungeon zuerst! Es ist eine fantastische Veränderung einer alteingesessenen Tradition, und ich will mehr davon in der Zukunft und vor allem im ersten großen Zelda für die Wii U. Jedes Zelda, das wieder auf eine feste Dungeon-Reihenfolge setzt, wäre ein riesiger Rückschritt, denn diese neu erlangte Freiheit tut dem Spiel einfach unglaublich gut. Und sie sorgt dafür, dass sich Zelda endlich wieder so richtig jung und frisch anfühlt. Die Freiheit gibt es übrigens nicht nur in den Verliesen, sondern auch in der gesamten Oberwelt bzw. den beiden Oberwelten Hyrule und Lorule - und auch hier hat Nintendo ganze Arbeit geleistet und auch massenhaft Sidequests, optionale Dungeons und Minispiele integriert. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, wie wunderbar ich die Musiker in der Milchbar in Kakariko finde, die gegen eine kleine Bezahlung ein kleines Orchester erklingen lassen? A Link Between Worlds steckt voller charmanter feiner Details und alleine dafür muss man es einfach schon lieben.

Bei all dem überschwänglichen Lob muss natürlich irgendwo auch ein bisschen Platz für Kritik sein. Und ja, das 3DS-Zelda hat ein paar kleinere Schwächen, die aber im Großen und Ganzen nicht besonders ins Gewicht fallen. Zum einen ist die Story mal wieder ein gewisser Schwachpunkt des Spiels, zumal der Antagonist Yuga - eine Hexe, die Ganondorf durch das Gefangennehmen der sieben Weisen wiederbeleben will - recht gesichtslos und langweilig ist. Auch die sieben Weisen, die dann in den Tempeln Lorules gefangen gehalten werden, sind nicht gerade gesprächig oder sonst irgendwie interessant. Link selbst schweigt wie gewohnt die ganze Zeit und damit hat sich das Ganze auch schon. Schlimm ist das alles aber überhaupt nicht, denn dieses Zelda protzt mit seinem vielleicht perfekten Gameplay, wie es sich kaum ein anderes Zelda in den vergangenen Jahren leisten konnte. Hier dreht sich alles, wirklich alles, um die Erkundung der Oberwelten, um das Meistern der Dungeons und das Genießen der ungewohnten Freiheit. Ein anderes mikroskopisch kleines Manko ist die Musik, die sich etwas zu sehr auf Nostalgie verlässt und zu oft von A Link To The Past inspiriert wurde - ein paar mehr eigene Stücke hätten es schon sein dürfen. Abgesehen davon: Nix zu meckern, der Rest ist überragend!

Als erstes richtiges 3DS-Zelda gilt selbstverständlich auch der Technik größeres Augenmerk, hatte The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D die Messlatte doch schon sehr hoch angesetzt. A Link Between Worlds geht mit seiner Iso-Perspektive zwar einen anderen Weg, doch trotz dessen sieht es absolut fantastisch aus, zumal die Kamera bei der Gemälde-Verwandlung in 3D umschaltet. Apropos 3D: Der 3D-Effekt hier gehört mit zum besten, was die 3DS-Spielebibliothek so zu bieten hat, und macht hier auch spielerisch viel Sinn, da es oft mehrere Ebenen oder Plattformen übereinander gibt und man sie so besser voneinander differenzieren kann. Sehr schön und vorbildlich ist es auch, dass das Spiel sowohl in 2D als auch mit nach oben geschobenem 3D-Regler in konstanten 60 Frames pro Sekunde läuft. Heißt: Es sieht nicht nur toll aus, sondern gleitet auch butterweich über den Bildschirm. Die Steuerung über das Circle Pad ist ebenfalls höchst angenehm - immerhin kann sich Link jetzt nicht mehr nur in 4 Richtungen, sondern in 360° bewegen. Den Touchscreen selbst braucht man nur zum Itemwechsel.



Tim

Fazit von Tim:

Wäre ich nicht zuvor schon ein Zelda-Fan gewesen, wäre ich es spätestens jetzt, denn A Link Between Worlds zieht alle Register. Es sieht fantastisch aus sowohl in 2D als auch in 3D und es spielt sich so gut wie niemals ein anderer Handheld-Ableger zuvor. Es schafft es sogar, an das glorreiche A Link To The Past anzuknüpfen und nicht nur das: Es hält locker mit dessen Qualität mit, ist stellenweise gar noch stärker. Und die neu erlangte Freiheit steht der Serie super zu Gesicht - ich hoffe, dass Aonuma dieses positive Feedback mitnimmt und darauf in zukünftigen Serienteilen aufbaut! Egal, von welcher Seite man das Spiel auch betrachtet, egal, wie oft man es dreht und wendet, um eines kommt man nicht herum: The Legend of Zelda: A Link Between Worlds ist ein grandioses Action-Adventure und steht meiner Meinung nach noch über Ocarina of Time. Es ist ein moderner Klassiker, einer, der vor Herz, Seele und Charme überquillt, und das spielerisch ausgereifteste und durchdachteste Zelda aller Zeiten. Tut euch einen Gefallen und kauft dieses Spiel. Genießt es, versinkt darin und erkennt selbst, weshalb A Link Between Worlds nicht nur alle anderen 3DS-Spiele in diesem Jahr übertrumpft, sondern auch aus der eigenen, leicht eingestaubten Tradition ausbricht. Wer aLttP liebt, für den führt sowieso kein Weg hieran vorbei. Und welches war nochmal das beste Zelda aller Zeiten? ...

Was ist das beste Zelda aller Zeiten? Hinfort mit Ocarina of Time & Co. - ich werfe A Link Between Worlds in die Runde! Mit seiner neu erlangten Freiheit, dem überragenden Leveldesign und seinem unwiderstehlichen Charme hat es mein Herz im Sturm erobert und mich hoffnungslos an den 3DS gekettet. Und das wird es auch bei euch tun - mit Garantie!

Besonders gut finde ich ...
  • zwei gigantische, frei erkundbare Oberwelten
  • super-flüssige, super-spaßige Spielmechanik
  • überragendes & facettenreiches Dungeondesign
  • grandiose Neuerungen (Gemälde und Item-Leihe)
  • neu erlangte Freiheit steht der Serie perfekt
  • recht fordernd, kein lästiges Händchenhalten
  • wundervolle Grafik mit nützlichem 3D-Effekt
  • Quantität: mehr als 12 verschiedene Dungeons
  • Nostalgie: tonnenweise Parallelen zu aLttP
Nicht so optimal ...
  • uninteressante Story mit ödem Antagonisten

Tim hat The Legend of Zelda: A Link Between Worlds auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.

The Legend of Zelda: A Link Between Worlds - Boxart
  •  
  • Entwickler:Nintendo
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:3DS
  • Release:22.11.2013

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