Assetto Corsa - Preview

Ein aktueller Blogartikel zum Spiel: Assetto Corsa - PlayStation 4 Review

Einen Ferrari F40 durch die Kurven von Mugello zu jagen, ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Es erfordert Gefühl im Gasfuß, ein gutes Auge für den richtigen Bremspunkt und zwei kräftige Hände am Lenkrad. Und es macht einen Heidenspaß, wie mir die Early Access-Version von Assetto Corsa in den letzten Tagen bewiesen hat. Das noch unfertige Spiel kann seit Anfang November 2013 von jedermann über Steam erworben werden. Ich hab mal geschaut, ob sich der Kauf schon lohnt und auf was sich Rennspielfreunde bei dem Titel freuen dürfen.

Autodromo Enzo e Dino Ferrari morgens um halb neun. Außentemperatur: 11°, die Sonne scheint. Auf der Rennstrecke ist noch nicht viel los, nur ein einsamer BMW M1 steht in der Boxengasse. Meine erste Testfahrt steht auf dem Programm: Gang rein und los. Zunächst überlasse ich dem Spiel die Schaltung, ABS hat das Auto auch und eine eingeblendete Ideallinie hilft mir, die richtigen Bremspunkte zu finden. Für das Kennenlernen von Strecke und Auto definitiv zu empfehlen. Bereits nach wenigen Runden begeistert mich ein ganz wesentlicher Aspekt eines jeden Rennspiels: Die Force Feedback-Effekte. Voraussetzung dafür ist natürlich ein entsprechendes Lenkrad, was bei ernsthaften Simulationsfreunden wohl aber zur Grundaustattung gehören dürfte. Natürlich ist der Titel auch problemlos mit einem Controller spielbar (theoretisch reicht auch eine Tastatur), dabei geht aber viel vom Fahrspaß flöten. An meinem Lenkrad spüre ich deutlich die Kräfte, die auf den Wagen in jeder Kurve wirken und die Curbs fühlt man auch wunderbar in den Fingern.


Aus Freude am Fahren



Großes Ärgernis in Gran Turismo 6, in Assetto Corsa eine Freude für die Ohren: Der Fahrzeugsound. Je nach Auto dröhnt, zischt und knallt es ganz heftig, was man auch im Cockpit noch wunderbar hören kann. Die Cockpitansicht sieht zudem auch klasse aus: Das Armaturenbrett spiegelt sich in der Windschutzscheibe und Dreck auf dem Glas stört im Gegenlicht den Blick auf die Strecke. Die Sitzposition lässt sich genau wie auch der Blickwinkel individuell anpassen – ein großer Vorteil der PC-Simulationen gegenüber ihren Konsolen-Pendants. Sehr schön: Auch das HUD lässt sich komplett individualisieren. Dafür können verschiedene Module ein- oder ausgeblendet und beliebig auf dem Bildschirm verschoben werden. Ein tolles Feature, was jedem Spieler erlaubt, sich genau die Informationen einzublenden, die er gerne sehen möchte.


Assetto Corsa


Ein Auto ist nur so gut wie seine Reifen. Dieses Motto haben sich die italienischen Entwickler bei Kunos Simulazioni (bisher bekannt durch netKar Pro) wohl zu Herzen genommen, denn tatsächlich bietet das Spiel eine Physikengine, die nicht nur die aufs Fahrzeug wirkenden Kräfte berechnet und spürbar macht sondern auch sehr schön die Besonderheiten unterschiedlicher Reifen und Anpassungen im Reifendruck und –temperatur berücksichtigt. Manche Sportwagen sind nur bestimmten Reifentypen gut kontrollierbar und auch bei einem Fahrzeug wie dem oben angesprochenen M1 merkt man deutliche Unterschiede zwischen Straßenbereifung und Semislicks.


Der Lack glänzt schon, die KI lernt noch...



Die Grafik muss sich vor Genre-Konkurrenten nicht verstecken: Die Fahrzeugmodelle sind sehr detailliert und bieten allesamt realistische Cockpits, die lasergescannten Strecken sehen ihren realen Vorbildern verdammt ähnlich – sie wirken lediglich noch etwas steril. Das mag manchen Rennspielfan stören, viele Simulationsfans sind jedoch Puristen und freuen sich eher über ein paar mehr Frames als über Action am Streckenrand. Trotzdem wäre es schön, wenn die Entwickler auch in diesem Bereich noch etwas Feintuning betreiben würden. Wettereffekte gibt es bislang noch nicht, sind aber für das fertige Spiel angekündigt. Dafür sorgt die realistisch stehende Sonne zu unterschiedlichen Tageszeiten für eine Beleuchtung, die dem Original sehr nahe kommt. Problematisch ist bislang die KI. Die fährt zwar schon schön aggressiv und wenig vorhersehbar, nimmt aber tatsächlich gar keine Rücksicht auf den Spieler und sorgt so z.B. durch Dreher für Frust. Zudem kommt der PC mit steigender Fahrerzahl auch schnell ins Schwitzen: Die Zahl der Konkurrenten ist abhängig von der Zahl der Boxen an der Strecke, für Mugello sind das 24. Bei 23 Gegnern bricht die Framerate immer wieder merklich ein, hier ist wohl noch einiges an Optimierungsarbeit notwendig. Ganz und gar fehlt bislang der Mehrspielermodus, der genau wie ein Karrieremodus natürlich noch kommen soll, und vermutlich das Herzstück des Spiels ausmachen wird. Ebenfalls erfreulich: Die Entwickler wollen Modding unterstützen und stellen dafür die gleichen Tools zur Verfügung, die sie auch selbst zur Erstellung genutzt haben. Bereits jetzt bieten Fans eigene Strecken, HUD-Elemente oder z.B. Regen als Mod an.


Early Access - Fluch oder Segen?



Die Veröffentlichung von unfertigen Spielen gegen Bezahlung ist ein nicht übersehbarer Trend in der Videospiel-Industrie. Eine schöne Finanzierungsmethode für die Entwicklerstudios, besonders für kleinere Teams oder Nischenprodukte, und das Gefühl für den Spieler, schon etwas in der Hand (bzw. auf der Festplatte) zu haben und in der Community an der Entwicklung des Spiels beteiligt sein zu können. Klingt erstmal toll, kann aber auch nervig sein, weil frühe Versionen von Spielen meist noch recht viele Bugs enthalten und sich bis zum Release noch einiges ändern kann. Im Falle von Assetto Corsa erhält der Spieler inzwischen (aktuell ist Version 0.6.6) rund 24 lizenzierte Autos, die man gegen die Zeit oder gegen die (noch eher schlechte) KI über die 12 Strecken jagen kann. Dazu gibt es eine Vielzahl von Optionen bezüglich Rennlänge, Schwierigkeit, Fahrhilfen und natürlich viele Einstellungsmöglichkeiten an den Fahrzeugen. Die Entwickler versorgen das Spiel zudem regelmäßig mit Updates, bei denen Bugs behoben und neue Features eingebaut werden; zuletzt durften sich die Spieler beispielsweise über den McLaren MP4 12C GT3 als neues Fahrzeug freuen. Bis zum Release wollen die Entwickler noch weitere Strecken und Fahrzeuge in das Spiel einbauen, auch DLC-Pakete sind bereits angekündigt (u.a. mit der berühmten Nordschleife).



Fazit von DerBene:

Fans von Rennsimulationen dürfen sich in jedem Fall freuen: Da erwartet uns 2014 eine richtig schöne Simulation aus Italien, bei der auch Konsoleros neidisch zu den PClern rüberschielen werden. Gespannt darf man noch sein, wie gut der Mehrspielerpart funktioniert und ob die KI in den nächsten Monaten noch dazulernt. Und ob es Kunos Simulazioni schafft, einen motivierenden Karrieremodus einzubauen. Spannend wird wohl auch, wie sich das Spiel gegen seinen Konkurrenten Project Cars schlägt, der ebenfalls noch dieses Jahr erscheinen soll. Bis dahin dürfen zumindest experimentierfreudige Rennspielfahrer, für die das reine Fahren im Vordergrund steht, bei der Early-Access-Version auf Steam zugreifen. Gegenüber dem Releasepreis spart man ein paar Euro und kann jetzt schon das Wesentliche tun (was Assetto Corsa auch einwandfrei simuliert): Fahren.

Assetto Corsa - Boxart
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  • Entwickler:Kunos Simulazioni
  • Publisher:Kunos Simulazioni
    505 Games
  • Genre:Rennsimulation
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Early Access:08.11.2013
  • Release:19.12.2014
    (PS4, Xbox One) 25.08.2016