Diablo III: Reaper of Souls - Review

Was für Electronic Arts das SimCity Fiasko war, war vor knapp 2 Jahren für die Damen und Herren von Blizzard Entertainment ein Kampf gegen die (Fan-)Windmühlen. Aller guter Pressekritiken und Verkaufsrekorde zum Trotz waren die Fans nicht sonderlich begeistert von Onlinezwang, Serverproblemen, Auktionshaus, dem vereinfachten Gameplay ohne richtigen Skill-Tree dem und kunterbunten Grafikstil. Jetzt, viele Patches und Änderungen später, lockt die Hölle mit dem ersten Addon die Fans wieder zur Klick-Orgie und schnell stellt man fest: Blizzard hat (zumindest teilweise) auf die Fans gehört.

Loot 2.0, Akt V und sonstige Neuerungen



Puristen dürfen zuerst aufatmen: Blizzard hat das unbeliebte Auktionshaus in Rente geschickt. Ab sofort müsst ihr euren Loot entweder mit euren Mitspielern direkt im Spiel handeln oder warten bis entsprechende Items droppen, ohne die Option sie gegen Bares im Auktionshaus zu kaufen. Damit sichergestellt ist, dass ihr nicht noch mehr Loot abwarten müsst wie sonst, hat Blizzard das Lootsystem mit einem catchy "Loot 2.0" versehen, was konkret bedeutet, dass in Zukunft die Gegner mehr wertvollere Items fallen lassen, die dann eher zu euren Charakteren passen, als euch mit nicht verwendbaren Mist-Items zuzumüllen. Das funktioniert in der Praxis sogar sehr gut, auch wenn gefühlt die legendären Waffen nun für ihre Verhältnisse recht häufig gefunden werden.

Neu ist natürlich auch der 5. Akt, der die Geschichte nach Diablos Vernichtung weitererzählt. Darin hat Malthael, seines Zeichens direkter Gesandter des Todes, den Seelenstein an sich gerissen und versucht damit nun, die Menschheit auszulöschen. Was, wie und warum wird euch in den nächsten 4-8 Stunden Spielzeit beschäftigen, wenngleich die Story wie schon in den Vorgängern eher als nettes Beiwerk zu sehen ist, denn als große epische Geschichte. Gab es im Hauptspiel nach jedem Akt noch imposante CGI-Sequenzen, die zumindest etwas Interesse an dem geschürt haben, was man als "Geschichte" verkauft hat, verzichtet man abgesehen von dem bekannten Einleitungs-Video komplett auf solch aufwendige Sequenzen; man bekommt lediglich einige nette Scribble-Videos zu Gesicht und ist einem nach dem gelungenen Bosskampf auch relativ schnell wieder aus dem Gedächtnis entwichen.

Diablo III: Reaper of Souls
Was tut es? Es leuchtet blau. Ist doch klar!



Neue Klasse, neuer Modus und weniger Kuscheloptik



Neben angepasstem Lootsystem und einem neuen Akt gibt es natürlich noch weitere Neuerungen; so darf man sich unter anderem über den Kreuzritter als neue Klasse freuen, der von der Spielweise sehr an den Paladin aus Diablo II erinnert - Nostalgiker werden sich also sehr freuen. Die dürfen sich übrigens auch darüber freuen, dass Blizzard merklich an der Grafikschraube gedreht hat: abgesehen von den nach wie vor knalligen Effekten sind die Umgebungen wie die Stadt Westmark oder die ewigen Schlachtfelder merklich düsterer geraten, als noch im Hauptspiel. Viel liebe zum Detail, haufenweise Blut, Leichenberge und dunkle Winkel: man spürt den Tod an jeder Ecke und das tut der Atmosphäre merklich gut!

Für die, die den Tod im Addon bezwungen haben, warten neben dem Kampagnen-Modus nun auch ein brandneuer Abenteuermodus. In diesem hat man Zugriff auf alle Orte der Kampagne - allerdings überwiegend bereinigt von Storyeinflüssen, so dass man die Welt nach eigenem Ermessen entdecken kann. Um zumindest eine grobe Führung zu haben, gibt es im Abenteuermodus die Möglichkeit, auf Kopfgeldjagd zu gehen. Das sind pro Akt fünf zufällige Aufgaben, die den Spieler durch die Welt führen. Für das Erfüllen der Aufgaben gibt es neben Gold, XP und massenweise Loot auch Portalschlüsselsteine. Hat man alle Aufgaben eines Aktes erfüllt, kann man damit ein Nephalem-Portal erschaffen. Diese Portale führen einen in Instanzen mit ganz eigenen Regeln: Hier werden komplett zufällig Szenarien, Monster und Levelstrukturen zusammengewürfelt. Ziel ist es, so viele Monster zu töten, bis man den Portalwächter beschwört, der nach langem Kampf haufenweise hochwertigen Loot und Unmengen an XP und Gold fallen lässt.

Nett: um die Herausforderung in den Spielmodi hoch zu halten ist es nun nicht mehr nötig, jeden Schwierigkeitsgrad einzeln freizuhalten. Vielmehr passen sich die Monster nun dem Level des Charakters an. Wem das nicht reicht, dem stehen 9 weitere Schwierigkeitsgrade zur Verfügung: Normal, Schwer, Profi und Meister, die nach Abschluss von Akt 4 aktiviert werden, sowie Qual 1 bis 5, die man mit erreichen von Level 60 bekommt.

Diablo III: Reaper of Souls
Oh Gott, ich verbLOOTe!


Klick, Klick, Klick, Loot, Klick, Loot, Equip, Sell, Repeat!



Doch machen wir uns nichts vor: egal ob düsterer Look, neue Klasse, neue Fähigkeiten oder zusätzliche Spielmodi - im Kern ist Diablo III: Reaper of Souls immer noch ein Diablo. Bedeutet: 99% der Zeit rennt man durch unvorstellbare Monstermengen, drückt die Maustasten auf Anschlag durch und zündet ein Effekt-Feuerwerk nach Anderen bis eine Monsterhorde nachgibt und der Boss auf den Helden eindrischt. Dazwischen füllt meinen seinen viel zu kleinen Rucksack mit viel zu viel Loot von den gekillten Höllenkreaturen und reist zwischen Stadt, Händler und Schlachtfeld wild zirkulierend hin und her. Das mag für Außenstehende unfassbar repetitiv und langweilig aussehen, macht aber immernoch unfassbar viel Spaß und so kommt es nicht selten vor, dass man "mal kurz eine Runde Kopfgeld sammeln" will und mitten in der Nacht feststellt: "Wo sind die letzten 6 Stunden hin?".

Klar, es gibt immer noch genug zu bemängeln: Das Skillsystem wurde zwar um einige Fähigkeiten wie z.B. einem weiteren passiven Fähigkeitenplatz bei Erreichen des neuen Levelcaps von 70, erweitert, ist aber ohne echten Skilltree noch immer sehr auf den Casual-Spaß zugeschnitten. Die Mischung aus düsterer Optik und Bonbon-Effekten wirkt teilweise überladen und die permanente Online-Anbindung mit ihren Macken, wie z.B. nicht gespeicherter Fortschritte, ist auch weiterhin ein Streitfaktor. Ändert aber nichts daran, dass sich das Addon mehr nach den klassischen Diablos anfühlt, wie das eigentliche Hauptspiel - und das ist doch schonmal ein großes Zugeständnis in Richtung vieler enttäuschter Fans, die sich nun wieder ein wenig mit Diablo III anfreunden dürfen.



HerrBeutel

Fazit von Philipp:

Ein Schritt zurück, zwei Schritte vor: Diablo III: Reaper of Souls enttäuscht vor allem bei der Präsentation und verpasst erneut die Chance, dem Universum sowas wie eine Story zu verpassen, versöhnt sich aber mit Fans der Vorgänger. Nicht nur, dass mit dem Kreuzritter ein Quasi-Paladin seinen Weg in's Spiel findet, auch die Rückbesinnung auf eine düstere Atmosphäre, sowie der neue Abenteuermodus wissen zu gefallen. Zusätzlich mit dem zum Release des Addons ausgespielten großen Update mit haufenweise Anpassungen am Diablo III Hauptspiel fühlt sich die Erweiterung endlich wie das moderne Diablo an, das man sich mit dem Hauptspiel schon gewünscht hat. Ob das Ausreicht, um die vergraulten Fans erneut an Board des Loot-Expresses zu holen, wird sich zeigen. Die ersten Zahlen sprechen auf jeden Fall dafür.

Besonders gut finde ich ...
  • Auktionshaus abgeschafft
  • düsterer Look
  • Loot 2.0
  • motivierender Abenteuermodus
  • nach wie vor hohe Suchtgefahr
  • Kreuzritter spielt sich hervorragend
  • insgesamt runderes Spielgefühl
Nicht so optimal ...
  • ungewohnt schwache Storypräsentation
  • unbefriedigendes Ende
  • Für ein Addon zu teuer

Philipp hat Diablo III: Reaper of Souls auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Blizzard Entertainment zur Verfügung gestellt.

Diablo III: Reaper of Souls - Boxart
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  • Entwickler:Blizzard Entertainment
  • Publisher:Blizzard Entertainment
  • Genre:Action-RPG
  • Plattform:PC
  • Release:25.03.2014

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: .Radagast. ... und 3 Gästen.
  • Darius
    #1 | 13. April 2014 um 16:54 Uhr

    votted567 : als Diabolo fan kan ich nur sagen, dass es enstruzunhemende RPG Konnkurzenz aus dem Bereich der F2P Spiele gibt. Diese games sind oft besser als ihr ruf (bgl. World of Warplanes unter de.browsergames100.com/world-of-warplanes)


    World of Warplanes ist ja auch total mit Diablo vergleichbar   
    Immer dieser Spammist.
  • blaub4r
    #2 | 20. April 2014 um 16:34 Uhr
    Leider zu wenig und zu Spät ... ! Blizzard hat viel zu spät reagiert. und leider viele spieler vergrault die nie wieder zurück kommen ..
  • mexx40
    #3 | 18. Juli 2014 um 17:47 Uhr
    stimmt wohl....mal schauen ob ich es trotzdem testen werde jedoch noch nicht ueberzeugt

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