Hitman GO - Review

Seit mittlerweile 14 Jahren schleicht, schlägt, schießt und tötet sich Agent 47 nun durch die Spielegeschichte - mal mehr, mal weniger erfolgreich. IO Interactive hat zwischenzeitlich auch einen sechsten Teil angekündigt, doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. Warum also die Fans nicht mit einem mobilen Ableger bei Laune halten? Das dachte sich auch Square Enix und portiert den Hitman auf eure Mobile-Geräte - mit erstaunlich unkonventionellem Design.

Doch bevor es um die technische Seite geht: first things first. Still und heimlich hat sich Agent 47 vor wenigen Tagen in den AppStore geschlichen und buhlt nun um die Aufmerksamkeit der Fans und derer, die es werden wollen. Vor einiger Zeit angekündigt, befüchteten viele Fans einen eher misslungenen 1:1-Port des klassischen 3rd-Person-Stealth-Shooters mit schlechten Touch-Steuerungselementen und runterskalierter Grafik - am Besten noch im Free2Pay-Modell. Doch man kann aufatmen: Square Enix hat sich vom eigentlichen Gameplay komplett verabschiedet und bietet stattdessen eine innovative und sehr schicke Tabletop-Optik.

Tabletop? Was im Trailer bereits einige Spieler verwirrt zurück ließ, setzt sich konsequent durch das Spiel durch: Ja, Agent 47 und seine Gegenspieler sind Spielfiguren und sie bewegen sich rundenbasiert auf vorgegebenen Pfaden über rund 70 kleine, aber abwechslungsreiche Spielbrett-Levels, auf denen man verschiedene Missionen zu erfüllen hat. Jedes Level schließt dabei meist sehr nahtlos an das vorherige Spielbrett an, bis man am Ende jeder großen Stage - in diesem Fall "Spielkiste" - das Ziel durch ein Attentat ausgeschaltet hat. Die einzelnen Level sind wie erwähnt in 5 große, mit jeweils anderem Setting verpacke Kisten, unterteilt: Schieben wir die Spielfigur in der ersten Spielkiste noch über 17 Levels einer großen Villa mit Pools und Tennisplätzen, geht es später durch Wohnanlagen bis hin zu prachtvollen Residenzen. Weitere Kisten sind bereits angekündigt.

Hitman GO
Ene, mene, wer fliegt raus? Wem bläst er bald die Lichter aus?


Öfter mal was Neues - Als Killer lernt man nie aus



Wer das Spiel zuerst startet, wird sofort mit dem minimalistischen Design konfrontiert: Text-Tutorials, Erklärungen oder sonstiges gibt es nicht. Man klickt sich durch die stilvollen Menüs und springt direkt in die ersten Level. Dort wird man Schritt für Schritt spielerisch in das Spielprinzip eingeführt: Entlang der vorgegebenen Linien kann sich Agent 47 pro Runde jeweils ein Feld weiter beliebig bewegen, danach sind die Gegner dran. Anfangs sind das nur sich nicht bewegende Wachmänner, die es zu überlisten gilt - später gibt es Bewegungsroutinen von Soldaten und sogar Wachhunden, die analyisiert werden wollen. Dabei gilt: Wenn Agent 47 auf einem Feld steht, auf das ein Gegner im nächsten Zug kommt, wird er erwischt, getötet und das Level geht von vorne los. Wenn wir einen Gegner allerdings austricken und ihn von der Seite oder von hinten erwischen, schlagen wir ihn vom Spielbrett.

Im Laufe des Spiel steigen natürlich die Ansprüche; so kann man auf serientypische Waffen wie die Silverballers oder Scharfschützengewehre zurückgreifen: Während man mit dem Sniper einen Schuss auf vorgegebene Ziele abfeuern kann, erledigen die Pistolen mehre Feinde um den Killer herum. Wichtig ist hier jedoch immer das Timing - wer zur falschen Zeit den falschen Gegner ausschaltet, scheitert unweigerlich. Auch ist es möglich, Kostüme zu klauen und so die Wachen auszutricksen und sich ihnen auch im Sichtfeld zu präsentieren. Serientypisch gibt es für jede Mission auch verschiedene Aufgaben und damit auch mehrere Wege, ein Level zu beenden. So müssen wir manche Level mit einer bestimmten Anzahl von Zügen beenden, alle (oder keinen) Gegner eliminieren oder den Gewehrkoffer aufsammeln. Das sorgt dafür, dass die Level einen hohen Wiederspielwert besitzen und teilweise komplett unterschiedlich angegangen werden müssen.

Durch das Vollenden dieser Aufgaben verdient man pro Level bis zu 3 Punkte, die man benötigt, um weitere Spielekisten freizuschalten. Sehr schön: Selbst im späteren Spielverlauf gibt es immer noch neue Elemente oder neue Gegner, die das Gameplay bereichern und neue Mechaniken in das Spiel bringen.

Hitman GO
Ene, mene, mene, muh. Ene, mene, raus bist du.


Knobeln und Knebeln - ganz ohne Free2P(l)ay



Auch selten ist, dass Hitman: Go tatsächlich ein "Vollpreis"-Titel im Appstore ist: 4,49€ kostet das Spiel, bevor es auf euren Geräten installiert werden kann. Dann kann man es allerdings ohne Einschränkung und ohne In-App-Käufe genießen - fast zumindest. Wie erwähnt, sammelt man durch das Beenden von Levels und das Lösen optionaler Aufgaben Punke, mit denen neue Kisten akiviert werden. Wer ungeduldig ist, kann für 0,89€ pro Kiste schon vorher darauf zugreifen. Außerdem gibt es noch die Option, sich die Lösung für knifflige Aufgaben anzeigen zu lassen - die ersten fünf sind gratis, danach kosten diese Hinweispakete Geld. Im Spielfluss hindert es allerdings nicht, da man die Kisten auch durch das normale Abschließen der Missionen problemlos freischalten kann. Wer also etwas Hirnschmalz mitbringt, muss abgesehen vom Einmalkauf nichts investieren - ein leider seltenes Gut in der heutigen Zeit.

Zu kritisieren gibt es auch sonst recht wenig: die Kamera könnte hier und da etwas flexibler auf Zoom- und Drehanfragen reagieren und auch die Geräuschkulisse könnte etwas umfangreicher sein - außer bei Attentatsmissionen und dem serientypischen "Ave Maria" gibt's recht wenig auf die Ohren was die Songkulisse angeht, was durch kleine Details beim Sound wie Grillenzirpen und Gläserklirren bei entsprechenden Spielbrettabschnitten wieder gut gemacht wird. Bleibt abzuwarten, wie oft in Zukunft neue Level nachgereicht werden und wie tief man dafür in die Tische greifen muss.



HerrBeutel

Fazit von Philipp:

Auch wenn erste Screenshots und der Trailer für ausreichend skeptische Blicke gesorgt haben: Der Sprung vom großen 3rd-Person-Stealth-Shooter auf die kleinen, mobilen Endgeräte im Tabletop-Feeling ist vollends geglückt. Trotz rundenbasierter Brettspiel-Action verliert Agent 47 nichts von seinem taktischen Fingerspitzengefühl und sorgt selbst in späten Levels durch neue Mechaniken und Gegner für eine konstante, anspruchsvolle Lernkurve. Dazu ist das Spiel komplett ohne Free2Play-Irrsinn zu genießen und bittet nur extrem ungeduldige Spieler mehrmals zur Kasse. Ich bin gespannt, welche Aufgaben in Zukunft noch auf die Bretter losgelassen werden. In der Zeit werde ich mich noch um die letzten Sekundärmissionen kümmern. Klare Kaufempfehlung!

Besonders gut finde ich ...
  • minimalistische Präsentation
  • innovative Tabletop-Aufmachung
  • durchgehend fordernde Lernkurve
  • hoher Wiederspielwert
  • serientypische Elemente
  • easy to learn, hard to master
Nicht so optimal ...
  • Soundtrack etwas mau
  • Komplettlösung kaufbar

Philipp hat Hitman GO auf iOS gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Philipp selbst erworben.

Hitman GO - Boxart
  •  
  • Entwickler:IO Interactive
  • Publisher:Square Enix
  • Genre:Strategie
  • Plattform:PC, PS4, PSVita, Android, iOS
  • Release:17.04.2014
    (PC, PlayStation) 23.02.2016

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Atze ... und 3 Gästen.
  • .Radagast.
    #1 | 24. April 2014 um 15:29 Uhr
    Bin mal auf die Android- Version gespannt und meine Erwartungen sind groß!
    Hitman ist einfach der Hammer  
  • Darius
    #2 | 26. April 2014 um 02:50 Uhr
    Seit 14 Jahren total unauffällig, mit Glatze und Barcode-Tattoo auf dem Hinterkopf, that Agent!   

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