Lego Der Hobbit - Review
Gandalf der Graue und die dreizehn Zwerge
Das in Neuseeland gelegene Mittelerde ist nicht nur für Autor J.R.R. Tolkien zu einem Erfolgskonzept geworden, sondern ebenso für die Filmproduktionsgesellschaft New Line Cinema und Computerspielentwickler TT Games. Gut, letztere konnten bereits durch die Versoftung weiterer, großer Franchises (Indiana Jones, Harry Potter, Fluch der Karibik etc.,pp.,usw.) auf sich aufmerksam machen. Dennoch ist es erstaunlich, einen bei Alt und Jung beliebten Fantasybrüller auf dem heimischen TV nachspielen zu können. Mit Controller, Charme und Spaß dürfen wir erneut in das wunderschöne Mittelerde eintauchen, nur um eine recycelte Welt vorzufinden, die dennoch überzeugen kann.
Ein Ring sie alle… Ach, das kam erst später
Persönlich fand ich die bisher veröffentlichten Hobbit-Filme stellenweise recht langweilig und auch die "Welt" erscheint mir nicht ganz so lebendig, geladen und umfassend wie in Herr der Ringe. Mit LEGO The Hobbit schafft TT Games etwas, was ich zwar aus den anderen LEGO-Spielen kenne, mir hier aber sehr viel besser gefallen hat. Die Geschichte wird auf die wesentlichen Dinge konzentriert, es gibt mehr Witz und ich kann selber in das Abenteuer eintauchen sowie zusätzliche Missionen erledigen. Gleichzeitig schaffen es die Klötzchenmenschen das sehr hohe Niveau vom Vorgänger Herr der Ringe zu halten. Das bedeutet im Endeffekt, dass größere Storywendungen per ansehnlicher Zwischensequenz vermittelt werden, während kleinere Abschnitte selbst erlebt werden können und Randinformationen in den zahlreichen Nebenquests ein Zuhause finden. Dazu gehören dann recht unterhaltsame Dialoge, merkwürdige Verkettungen von Ereignissen oder doch recht überraschende Wendungen. Dank dieser Mischung werden nicht nur kleinere Hobbit-Fanatiker ihren Spaß haben, sondern ebenso Erwachsene, denn LEGO The Hobbit nimmt sich nicht ganz so ernst, wie die zwei von drei erschienenen Kinofilme. Das kultige LEGO-Schwein ist natürlich wieder in einigen Szenen dabei und wer erneut darauf wartet, dass ein Charakter zum Beispiel durch Bananen einen grausam-fruchtigen Tod findet (siehe LEGO Herr der Ringe), der dürfte ähnlich köstlich amüsierende Abschnitte erleben.
HD-obbit: Wenn Blöcke noch eckiger sind
1080p, 60 Bilder pro Sekunde, super realistische Effekte sowie Umgebungen - all das und noch viel mehr bedeutet NextGen. Mag sicherlich auch auf Titel wie inFamous: Second Son oder Rise: Son of Rome zu treffen, aber für unser Hobbit-Abenteuer bleibt da nur wenig übrig. Die Umgebungen sind stellenweise (manchmal auch 1-zu-1, Franchise sei Dank) bereits aus dem gedanklichen Vorgänger bekannt und wurden nur mit schöneren Licht- und Schatteneffekten sowie einer größeren Auflösung versehen. Dennoch macht es Spaß durch die erneut detailreichen Welten zu ziehen, auch wenn nicht alles komplett aus Bausteinen gemacht ist. Aufgrund der großen Menge an Dingen, die kaputt geschlagen werden können, sollte das kaum ins Gewicht fallen. Neben den gelungen Animationen der über 100 Hobbit-Figuren kann nur noch das Funkeln der mehr als 1.000.000 Studs vom eigentlichen Spielgeschehen ablenken. Wirklich hübsch anzusehen sind zudem die verschiedenen Zwischensequenzen, welche dieses Mal mit keinerlei Rucklern über den Bildschirm flimmern. Da ist es fast schon schade, dass die Kollisionsabfrage nicht immer exakt funktioniert oder der Titel beim Überspringen von Zwischensequenzen abstürzen kann - ein Fehler, der bereits in Vorgängern auftauchte. Gleichzeitig funktioniert mindestens ein Quest nicht zu 100 Prozent und kann die wertvolle Platin-Trophäe kosten. All das sind aber Fehler, die in jedem Spiel mehr oder minder in der gleichen Form auftreten können, denn es muss nicht sein, dass man damit in Berührung kommt.
Ein wirkliches Highlight ist die Synchronisation der verschiedenen Charaktere. Erneut konnten alle Originalsprecher der Spielfilme gewonnen werden und so fühlen sich Kenner direkt heimisch. Auch ansonsten könnten die bereits bekannten Scores (Orkisch klingt auch im Wohnzimmer gruselig) für die nötige Atmosphäre sorgen und die typischen Block-Geräusche sind sowieso Kult.
Bau’ auf, mach’ kaputt und schlag’ zu
Kennst du ein LEGO-Spiel, kennst du alle. Dieser Spruch trifft (leider) auch auf den Hobbit zu, ist aber dennoch nicht wirklich schlimm. In Gestalt von Bilbo oder eines anderen Mittelerde-Bewohners geht es von Hauptquest zu Hauptquest, um freche Trolle zu verdreschen, wichtige Relikte zu finden oder einfach nur von A nach B zu gelangen. Innerhalb der einzelnen Levels müssen dann Rätsel gelöst werden - das eigentliche Highlight des Spiels. Erneut spielen die unterschiedlichen Fähigkeiten der Charaktere eine wichtige Rolle. Während ein Zwerg gut im Abbau von Steinen ist, eignet sich ein anderer zum Heranziehen von Kisten & Co. Das Gandalf gut zaubert, versteht sich von selber. So müssen immer wieder Helden ausgetauscht oder miteinander kombiniert werden - manche Brüder-Attacken sorgen zudem für geblockte Action. Gerade im freien Spiel, welches sich durch das erstmalige Durchspielen eines Levels freischaltet, kann die Vielfalt nützlich sein. Kommt man doch nur durch bestimmte Fähigkeiten an Kisten, wichtige Nebenquestitems oder Muster heran. Nebenbei spielt natürlich das Bauen von weiteren Wegen oder Gegenständen eine große Rolle. Aus ein paar Steinen lassen sich ohne Probleme große Ork-Schleudern bauen, um doch noch aus dem Gefängnis zu entkommen. Dazu gehört dann der neue Bau-Modus, indem in einer Art Suchbild die passenden Teile ausgewählt werden müssen. Schade nur, dass sich die Schwierigkeit in dieser Beziehung einzig dadurch ergibt, da stellenweise nicht ganz klar ist, welches Teil gesucht wird. Einfacher ist da das neue Schmiede-Feature: Durch eingesammelte Rohstoffe lassen sich die verrücktesten Dinge bauen oder herstellen. Oftmals reicht es aber auch schon, wenn einem Mitbürger ein Baguette in die Hand gedrückt wird.
Gerade da sich wenig am eigentlichen Spielprinzip im Vergleich zu bereits bekannten LEGO-Spielen verändert hat, bleibt es fraglich, wieso die Entwickler die kleinen Störenfriede nicht behoben haben. Immer noch wird starkes Backtraveling verlangt, wenn alle Geheimnisse entdeckt werden wollen - ein zweiter Spieldurchgang ist zwingend nötig. Gleichzeitig ist es oftmals störend, dass nur so wenige der verfügbaren Buttons verwendet werden und generell die Schwierigkeit viel zu niedrig ist. Sicherlich, auch Kinder sollen ihren Spaß haben, aber wieso nicht zwei Schwierigkeitsgrade? Fraglich bleibt zudem der meiner Meinung nach unerträgliche dynamische Splitscreen-Modus, bei welchem sich stets die Seiten drehen und letztendlich nur noch Verwirrung herrscht. Immerhin gibt es einen statischen, der aber auch nicht wirklich gut ist, da er das Bild eben generell teilt, egal wie weit/nah man voneinander entfernt ist.
Fazit von Lenela:
Letztendlich hab ich wirklich gern meine Zeit erneut in Mittelerde verbracht und das nicht nur, weil ich gespannt war, wie die Welt mehrere Jahre vor den schicksalsträchtigen Ring-Ereignissen aussah. Viel eher liebe ich es in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen, neue Fähigkeiten auszuprobieren und epische Geschichten in einer humoristischen Art und Weise zu erleben. Und genau das hat TT Games bei LEGO The Hobbit richtig gemacht. Sicherlich, alle die unzähligen Spiele unterscheiden sich nicht und ich warte immer noch darauf online in ein Abenteuer einsteigen zu können, aber was solls. Zwischen all den bitter-ernsten und hochdramatischen Titeln ist es mehr als unterhaltsam vermeintlich leichte Kost zu genießen. Der Hobbit ist wie ein liebgewonnenes Kind, was aufgrund seiner Unreife zwar einige Fettnäpfchen mitnimmt, letztendlich aber doch von jedem ins Herz geschlossen wird. Und wenn die Entwickler sowie Publisher Warner Bros. Entertainment Ende des Jahres auch den dritten Teil nachreichen, bin ich als Fan vollends hin und weg und tauche mit Leidenschaft mal wieder in meine Lieblingsfantasywelt ein.
- Funkelnde Steine, schöne Umgebungen und viel Atmosphäre
- Originalsynchronsprecher
- Eingängig bekanntes Spielprinzip mit sinnvollen Neuerungen
- Abgesehen von der Story viel zu entdecken
- Typischer Lego-Humor, der an Herr der Ringe anknüpft
- Ladezeiten hätten kürzer ausfallen können
- Wenige Änderungen im Gameplay und im Setting
- Kleinere technische Makel
- Leider werden nur zwei von drei Filmen behandelt
Lenela hat Lego Der Hobbit auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Warner Bros. Interactive zur Verfügung gestellt.
#1 | 1. Mai 2014 um 14:06 Uhr
#2 | 1. Mai 2014 um 21:57 Uhr
#3 | 2. Mai 2014 um 09:10 Uhr