Trials Fusion - Review

Trials ist Trials bleibt Trials. Ganz egal, ob auf Xbox 360, dem PC oder einer der neuen Konsolen von Sony und Microsoft: Im Kern ist auch dieses neue Trials Fusion genau das gleiche Spiel, das wir schon seit Jahren mögen und seit dem großartigen Trials Evolution sogar lieben. Die Erfolgsformel ist denkbar einfach, das Konzept von Trial & Error geht nach wie vor perfekt auf. So gesehen war die Arbeit für die Jungs und Mädels von RedLynx eigentlich ziemlich simpel: Das Grafikgerüst und die Fahrphysik ein bisschen aufpolieren, den Editor erweitern und jede Menge knackige frische Strecken designen, fertig ist der neue Trials-Hit! Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis hat das leider nicht so gut geklappt, wie ihr meiner Review entnehmen könnt.

Endloser Spaß, Plattform-Rennen in Bestform, gnadenlose Wettkämpfe - es gibt keine Grenzen! So verspricht es die Rückseite des Covers der 40 Euro teuren Deluxe Edition, die neben dem Spiel auf Disc auch noch den obligatorischen Season Pass enthält. Ihr wollt nicht im voraus zahlen? Kein Problem, dann dürft ihr auch zur digitalen Normalfassung greifen - die kostet lediglich die Hälfte, ganz egal, ob ihr nun auf der Xbox 360, Xbox One, der PlayStation 4 oder am PC zocken wollt. Das ist im Vergleich zu Trials Evolution ein Preis-Aufschlag von immerhin knapp 30%, doch wofür eigentlich? Diese Frage stelle ich mir nach mittlerweile mehr als einem Dutzend an Spielstunden, denn was mir im Kopf geblieben ist, ist nicht etwa Euphorie und Begeisterung, sondern Enttäuschung. Fusion ist kürzer als der Vorgänger, wirkt unrunder, generischer, stellenweise funktioniert es nicht richtig, es macht kaum etwas aus seinem neuen Szenario - es ist mehr Rückschritt denn Fortschritt, und das ist jammerschade! Dieses Spiel hatte so verdammt viel Potential, doch genutzt hat es davon viel, viel zu wenig. Vielleicht war es noch zu früh?


Trials Fusion
Ein Mann und sein Motorrad auf dem Weg zum Ziel. Wie lange werden sie wohl brauchen?


Trials and Tribulations



Na gut, ganz so schlimm ist es dann doch nicht geworden, wie sich das eben für euch vielleicht angehört hat. Trials Fusion ist beileibe keine Katastrophe - aber verglichen mit seinem wirklich großartigen Vorgänger ist es eine mittelschwere Enttäuschung. Ubisoft tat gut daran, sich Entwickler RedLynx zu schnappen, denn mit Trials hat man sich eine potente Marke gesichert. Auf der anderen Seite fühlt sich Fusion mit dem großen Publisher auf der Marketing-Flagge aber auch deutlich kommerzieller, viel berechnender an: Da wird schon im Menü aggressiv auf den Season Pass hingewiesen, bei jedem Spielstart ploppt eine Erinnerung auf, dass man seine Konsole doch für zusätzliche Boni mit UPlay verbinden solle - manche Menüpunkte sind erst gar nicht zugänglich, bis der entsprechende DLC ein paar Wochen oder Monate später erhältlich ist. Das ist nicht nur lästig, sondern auch dezent frech, wenn man bedenkt, dass Fusion für einen höheren Preis als der Vorgänger nur einen Bruchteil des damaligen Umfangs bietet. Bereits nach knapp vier Stunden hat man alle normalen Event-Cups beendet und den letzten Bonus-Cup freigeschaltet. Das ist mir einfach zu wenig Inhalt, zumal jeder Cup nur 6-8 Strecken enthält, von denen mindestens jeweils zwei Trainingsprogramme, Trick-Challenges oder spezielle Herausforderungen á la "Fahre nur auf dem Hinterrad" sind. Klar: Die Community steuert bereits fleißig neue Pisten bei, aber das tut sie auch noch bei Trials Evolution, und bis jetzt sind nur wenige Highlights dabei. Und die muss man in der verhunzten Streckenzentrale erst mal finden, von der 5 von 10 Menüpunkten erst einmal ins Nichts führen. Übrigens: Der Online-Multiplayer wurde gleich komplett gestrichen, was den Umfang nochmals um einen wichtigen großen Spielmodus beschneidet.

All das sind Kritikpunkte, die es bei Evolution noch nicht gab, und die deshalb umso schwerer wiegen. Nichts bzw. nur wenig geändert hat sich glücklicherweise an der spielerischen Formel: Noch immer steuert man sein Motorrad (in einem Cup auch seinen ATV) von links nach rechts über zweidimensionale, mit unzähligen Gefahren und Hindernissen gespickte Strecken, von Checkpoint zu Checkpoint, bis man dann nach vielen, vielen Bildschirmtoden endlich das heiß ersehnte Ziel erreicht. In den ersten Cups ist das noch kein Problem, aber je weiter man kommt, umso mehr zieht auch der Schwierigkeitsgrad an, bis man schließlich ab den Strecken mit dem Attribut "Schwer" das erste Mal an seine Grenzen stößt. Hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen, wenn es gilt, aus dem Stand zu springen, extrem steile Hänge hinaufzufahren oder explosiven Minen auszuweichen. Insgesamt ist Fusion gefühlt mehrere Levels leichter als Evolution es war, dafür sind die letzten paar Strecken aber absolute Höllentrips, die nur die besten der Besten schaffen werden. Und hat man das Spiel einmal abgeschlossen und alle Pisten beendet, geht es an das Rekordeknacken - wie schon im Vorgänger wird man komfortabel benachrichtigt, wenn ein Freund einen Rekord gebrochen hat, und kann direkt zur Strecke springen.


Trials Fusion
Im Editor kann man sich seine eigenen Strecken bauen - vorausgesetzt, man beherrscht die Werkzeuge.


Von Trick-Challenges, Strecken-Editoren und "Next-Gen"-Technik



Zu den konventionellen Trials-Strecken, in denen es nur um das Erreichen des Ziels mit möglichst wenigen Fehlern und möglichst kurzer Zeit geht, kommen in Fusion noch spezielle Challenges und Trick-Events dazu. Letztere stellen die größte Neuerung für die Serie dar, funktionieren in der Praxis aber nicht so gut und machen auch nur bedingt Spaß. Über den rechten Stick kann man aus einer Vielzahl an Tricks wählen - das ist an sich keine schlechte Idee. Allerdings erkennt das Spiel die gewünschten Tricks nur ziemlich bescheiden und wenn man in einer FMX-Herausforderung nach einem perfekten Sprung mit mehreren verknüpften Tricks einfach mal 0 Punkte bekommt, weil man angeblich keinen Trick ausgeführt hat, dann ist das ziemlich frustrierend. Das System ist absolut nicht ausgereift und hätte noch viel mehr Entwicklungszeit benötigt - immerhin sind die FMX-Events im Gesamtbild deutlich in der Unterzahl.

Natürlich ist auch der obligatorische Editor wieder mit von der Partie, sodass jeder Hobby-Bastler seine eigenen Strecken oder FMX-Challenges erstellen kann - vorausgesetzt, er kommt mit den komplexen Werkzeugen klar. Der Baukasten gibt einem auf jeden Fall einen riesigen Pool an Möglichkeiten, doch damit umgehen zu können, ist kein Kinderspiel. Wer nicht selbst bauen möchte, kann in der Streckenzentrale aber auch einfach die Kreationen anderer Spieler herunterladen, spielen und anschließend bewerten, um eine Empfehlung abzugeben. Die Sortierung könnte allerdings besser sein.

Trials Fusion ist das erste Trials für die "Next-Generation"-Konsolen Xbox One und PlayStation 4, allerdings sollte man trotzdem kein visuelles Spektakel erwarten. Das Spiel sieht ganz okay aus, stellenweise auch recht gut, aber Bäume ausreißen, das schafft es nur bedingt. Störend wirkte auf mich, dass viele Strecken und Szenarien generisch aussahen, und dass man aus dem groß angepriesenen Sci-Fi-Univserum unter dem Strich viel zu wenig gemacht hat. Die meisten Stages finden in den klassischen Schnee-, Wüsten-, Wald- oder Stadt-Umgebungen statt, nur ab und zu gibt es Ausreißer in die High-Tech-Zukunft. Absolut nervig sind übrigens die mancherorts extrem langen Ladezeiten, speziell in den Menüs. Wenn man nur seinen Fahrer anpassen möchte und auf dessen Modell bis zu zehn Sekunden warten muss, ist das nicht unbedingt das, was man von der nächsten Konsolengeneration erwartet. Und 1080p hin oder her: Auf der PS4 sieht Trials Fusion nicht unbedingt viel besser aus als Evolution.



Tim

Fazit von Tim:

RedLynx und Ubisoft hatten alle Möglichkeiten, aus Trials Fusion ein noch besseres Spiel als den Vorgänger zu machen. Doch leider hat das nicht geklappt. Anstatt auf den Mechaniken von Evolution aufzubauen und eine Menge frischer Strecken zu basteln, hat man den Umfang gekürzt, den Schwierigkeitsgrad sogar etwas gesenkt und verlangt dafür auch noch einen höheren Preis - und trotzdem sind die Menüs zugepflastert mit DLC-Hinweisen und UPlay-Werbung. Das ist schade, weil Fusion innerhalb seiner guten Strecken wirklich Spaß macht und das gleiche Motivationsgefühl aufkommt, das man an der Serie kennt und liebt. Mit mehr Strecken, mehr Ideen, einer funktionierenden Trick-Mechanik und mehr Herz hätte Fusion wirklich das Zeug gehabt, Evolution zu übertrumpfen, aber so geht es im direkten Vergleich leider unter. Da nützt es dann auch nichts, dass das Spiel auf der PS4 in 1080p erstrahlt.

Kürzer und weniger aufregend als der Vorgänger, dazu noch gepeinigt von DLC- und UPlay-Werbung - Trials Fusion geht einen Schritt vor, aber gleichzeitig auch zwei zurück.

Besonders gut finde ich ...
  • gelungene Fahr- und Sprungphysik
  • sehr abwechslungsreiche Strecken
  • sechs verschiedene Fahrzeuge wählbar
  • anfangs leicht, später hammerhart
  • umfangreicher Strecken-Editor
  • Ghost-Daten & Replay-Downloads
Nicht so optimal ...
  • Trick-Mechanik funktioniert nicht gut
  • geringerer Umfang als im Vorgänger
  • weniger kreative Streckendesigns
  • lästige Werbung für UPlay & DLCs
  • z.T. fragwürdige Ladezeiten

Tim hat Trials Fusion auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Ubisoft zur Verfügung gestellt.

Trials Fusion - Boxart
  •  
  • Entwickler:RedLynx Ltd.
  • Publisher:Ubisoft
  • Genre:Rennspiel
  • Plattform:PC, PS4, Xbox360, Xbox One
  • Release:16.04.2014
    (Retail-Version) 24.04.2014

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Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel ... und 2 Gästen.
  • DarkRaziel
    #1 | 11. Mai 2014 um 10:07 Uhr
    Der Test bestätigt meine Vermutungen, das hier nur versucht wird schnell Kasse zumachen um den lauen Nachschub an Software für NextGen auszunutzen mit dem Namen, welchen man sich gemacht hat.
    Lasse das Game lieber link liegen und spiele lieber noch mal auf der Xbox360 ein paar Levels.
  • Darius
    #2 | 12. Mai 2014 um 21:01 Uhr
    Schade. Habe es nur kurz auf der PS4 angespielt, kann nicht viel zu sagen, aber der Punkt mit der Technik ist wohl wahr. Hatte auch auf der Next-Gen diese Texturnachlader die man schon von der Xbox 360 her kennt und optisch sah das jetzt auch eher "okay" als "wow" aus. Uplay war dafür gewohnt nervig, schon bei Child of Light ...   

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