Destiny - Review

Bei aller Liebe, Bungie: War das etwa alles? Ich bin enttäuscht. "Eine unvergessliche Geschichte vor der Kulisse eines völlig neuen, zusammenhängenden Universums voller Action und Abenteuer" wurde versprochen, aber das war Marketing-Geblubber, genauso leer und bedeutungslos wie die Welt, in der Destiny stattfindet. Wer sich hiervon einen Hybrid aus Mass Effect und Borderlands erhofft hatte, sollte ebenso die Finger davon lassen wie die alten Hasen im MMO-Geschäft. Destiny ist nichts von dem, was versprochen wurde - Destiny ist ein seelenloser, stumpfsinniger, absolut konventioneller Shooter mit einer halbherzigen Online-Anbindung und ein Spiel, in dem sich Fortschritt wie Stillstand anfühlt. Und auch wenn es zwischendurch tatsächlich Spaß macht, kann ich die Massenbegeisterung nicht nachvollziehen.

Seit seiner Ankündigung galt Destiny als einer der Hoffnungsträger des Jahres 2014. Ähnlich wie schon bei Titanfall und Watch Dogs ratterte die Hype-Maschine schon Monate vor Release auf Hochtouren. Activision erkannte das Potential, und als die News durchsickerte, dass Activision satte 500 Millionen US-Dollar in das Spiel investiert (Marketing-Kosten eingeschlossen), war auch der letzte Damm gebrochen. Egal, wohin man sah oder klickte - alles im Netz war voll von Destiny und Sony selbst pries den Shooter-MMO-Hybrid auf seiner E3-Pressekonferenz als den Systemseller überhaupt an. Und es sollte Recht behalten: Destiny verkaufte sich nicht nur auf der PlayStation 4 am besten, es brach auch schon am Launch Day etliche Rekorde, darunter den des besten Videospiel-Launches einer neuen Marke überhaupt. Zu diesem bahnbrechenden Erfolg kann man Activision und Bungie nur gratulieren. Ich muss nickend anerkennen: Ich glaube nicht, dass irgendein anderes Unternehmen (außer Ubisoft) es geschafft hätte, ein derart stupides Spiel so effizient zu vermarkten und als "Videospiel-Revolution" zu verkaufen. Herzlichen Glückwunsch!

An dieser Stelle ist es aber mit der Anerkennung und den Glückwünschen dann vorbei. Denn das Spiel selbst ist wahrlich kein Grund zum Feiern und von einer Revolution so weit entfernt wie die Venus von der Erde.


Destiny
Vorne die Hüter, hinten der Reisende, eine große, überflüssige Kugel mit ominösen Kräften.


"Ich hab' keine Zeit zu erklären, warum ich nichts erklären kann." - äh, ja?



Dabei war die grundlegende Prämisse von Destiny durchaus vielversprechend. Ein First-Person-Shooter, in dem jede Mission im Coop spielbar ist und in dem man seltenen Loot sammelt, seinen Charakter Stufe für Stufe auflevelt und große, weitläufige Areale diverser Planeten erkundet - das ist theoretisch ein echtes Erfolgsrezept und klingt nach einem Spiel, das die Stärken großer Spieleserien wie Halo, Borderlands und Mass Effect in sich vereint. Theoretisch könnte also kaum noch etwas schiefgehen und bei einem Budget von immerhin 500 Millionen US-Dollar möchte man meinen, dass die Voraussetzungen für einen Hit quasi gegeben sind. Ich will mich wahrlich nicht an den Produktionskosten aufhängen, aber ich frage mich beim besten Willen, wo ist all das Geld hingeflossen? Destiny mischt verschiedene Serien, aber vergisst dabei komplett, was diese groß gemacht hat. Bei Halo ist es das verknüpfte Universum, die packende Geschichte; bei Borderlands ist es das grandiose Loot-System mit seinen Bazillionen an Waffen und Ausrüstungsgegenständen. Destiny bietet weder A noch B, wobei vor allem letzteres zum Genickbruch wird.

Greifen wir zunächst mal das Problem der Story auf. Von der in der Produktbeschreibung versprochenen "unvergesslichen Geschichte" ist im Spiel nichts übrig geblieben - nach der noch durchaus interessanten Intro-Sequenz bricht Destiny seine Erzählung abrupt ab. Da ist der Reisende, eine mächtige, riesige Kugel, dann sind da die Hüter, die von Kriegsgeistern auserwählt wurden, und dann ist da noch die ominöse Dunkelheit, die das gesamte Universum bedroht. Was das alles miteinander zu tun hat? Fragt mich nicht, ich habe keine Ahnung - ich habe mich durch die gesamte Geschichte geballert und nicht mal einen Ansatz einer Ahnung gehabt, warum ich das genau jetzt tue. Mir ist seit Jahren kein Spiel untergekommen, das derart in seiner Erzählung versagt. Eine unspannende, belanglose Handlung ist eine Sache - aber bei einer solchen erzählerischen Katastrophe wie hier fehlen mir die Worte. Der traurige Höhepunkt ist ein absolut antiklimaktischer Dialog in einer der wenigen (auch bei Replays nicht überspringbaren) Cutscenes, in der eine mysteriöse Frau auf die Fragen meiner Protagonistin allen Ernstes den folgenden Satz ausspricht, bevor sie für immer im Nirvana verschwindet: "Ich hab' keine Zeit zu erklären, warum ich nichts erklären kann."

Es ist nur ein einzelner, im Kontext der Geschichte völlig unbedeutender Satz, aber er steht symbolisch für das gesamte Universum. Destiny nimmt sich nicht die Zeit, irgendetwas zu erklären oder zu vertiefen: Die wenigen Dialoge sind gespickt mit nichtssagenden philosophischen Metaphern, die Charaktere besitzen keinerlei Eigenleben und es gibt nicht mal Bücher oder ähnliches zu finden, in denen man sich intensiver einlesen könnte - durch "Rekorde" wie 1000 Kills eines bestimmten Gegnertyps schaltet man allerdings Grimoire-Einträge frei, in denen zusätzliche Informationen stehen. Immerhin etwas, möchte man nun denken, aber keine Sorge, Destiny hat selbst hier einen Haken: Die Einträge sind im Spiel nicht enthalten, sondern können nur und zwar ausschließlich über die offizielle Website oder die Companion App abgerufen werden. Echt jetzt? In welcher Zeit leben wir denn, dass für solche Texte kein Platz mehr im Spiel übrig ist?


Destiny
Bloß nicht zu viel nachdenken, einfach drauflosballern - nix wie weg mit dem Kanonenfutter!


Spielerische Endlosschleife: Ballern, Ballern, Ballern bis zum Levelcap



Nun gut, die Geschichte ist nicht alles - in Destiny sowieso nicht. Schließlich ist Activisions neues Millionen-Dollar-Franchise in erster Linie ein Shooter. Und was diesen Aspekt angeht, schlägt sich das Spiel verdammt gut. Das Gunplay ist sehr intuitiv und eingängig, selbst das Ducken hinter Deckung und Zielen aus derjenigen funktioniert erstaunlich präzise, und das Treffer-Feedback bei Headshots ist sofort spürbar. Man merkt, dass hier kein x-beliebiges Studio dahinter saß, sondern eines, das das Genre in der Vergangenheit geprägt hat: Wie auch in Halo ist die Shooter-Mechanik in ihrer Essenz absolut unterhaltsam und durchdacht - die Kämpfe machen richtig viel Spaß! Zumindest in den ersten paar Stunden, bevor der müde Destiny-Alltagstrott eintritt und man feststellt, dass das nun tatsächlich alles war, was das Spiel zu bieten hat.

Denn so gut sich die Ballereien zunächst auch anfühlen und so viel Laune man bei den ersten Gefechten mit Gefallenen, Schar und Vex auch haben mag - der Spaß hält nicht lange an, ehe man sich in einer endlosen Spirale wiederfindet, in der man die immergleichen Gegner in den immergleichen Gebieten mit den immergleichen Waffen und der immergleichen Taktik niederschießt. Jede, und zwar fast ausnahmslos jede Mission in Destiny ist eine erbärmliche Schleife aus Laufen, Töten und mit einem Objekt Interagieren, bis irgendwann der "Break"-Befehl mit der Rückkehr zum Orbit kommt. Das Missionsdesign ist selbst in den Story-Episoden unterirdisch! Mission für Mission macht man exakt das Gleiche, lässt seinen Geist-Begleiter Objekte scannen und ballert die Massen nieder, die von allen Richtungen heranströmen. Das könnte per se noch spaßig sein, würde wenigstens etwas Variation im Gegner- und Umgebungsdesign herrschen, doch weit gefehlt - schon in den ersten 2-3 Missionen wiederholen sich die Gebiete, und es gibt weniger Gegnertypen als in der Warriors-Serie, die zudem nicht durch Klasse, sondern nur durch Masse zur Herausforderung werden. So radikal sich das alles lesen mag: Es ist die traurige Wahrheit. Destiny wiederholt sich immer und immer wieder, das tolle Gunplay wird durch das miserable Spieldesign relativiert.

Für die schnelle Action zwischendurch mag das okay sein, für die groß angepriesene Videospiel-Revolution ist das aber denkbar peinlich - jedes Call of Duty bietet mehr Abwechslung im Missionsdesign und trotz seiner Moorhuhn-KI auch mehr spielerischen Anspruch. Immerhin lässt sich jeder Auftrag auch im Coop mit bis zu zwei anderen Spielern angehen, wodurch der Spielspaßfaktor um einiges in die Höhe schießt. Erst als Kith meinem Einsatztrupp beigetreten war, kam auch längerfristig so etwas wie Spaß auf, nachdem ich mich zuvor solo gelangweilt hatte. Das reichte dennoch lange nicht, um das schwache Spieldesign zu kaschieren - aber zu zweit macht es einfach mehr Laune, zumal man sich bei Bosskämpfen taktisch absprechen kann.


Destiny
Die Planeten sind auf den ersten Blick noch interessant, man hat sich aber schnell satt gesehen.



Das Loot- und Belohnungssystem, oder: ein Fall für die Glücksfee



Diese Laune vergeht aber ebenso schnell wieder, wenn die Mission zu Ende ist und der Ergebnisbildschirm auftaucht. Hier sollte eigentlich die größte Freude aufkommen, wenn die Prämien verteilt werden, doch Destiny hat da andere Pläne. Anstatt jedem Spieler passende Belohnungen, abgestimmt auf Level und Klasse, auszuhändigen, greift ein absolut missratenes Loot- und Belohnungssystem, das wie ein Glücksautomat Items jeder Rarität, Klasse und Stufe ausspuckt. Da kann es schon mal passieren, dass man mit zwei Kumpels einen bockschweren Strike absolviert und am Ende dabei zusehen muss, wie die anderen beiden Prämien erhalten und man selbst leer ausgeht - ohne Begründung, warum das nun so ist. Noch blöder - und in Destiny durchaus realistisch - ist die Situation, dass jeder eine hochstufige, legendäre Ausrüstung bekommt, die allerdings für eine komplett andere Klasse gedacht ist. "Macht ja nichts, dann tauscht ihr eben untereinander oder legt die Dinger ins Auktionshaus", mag der eine oder andere nun einwerfen. Schön wäre es gewesen, denn beides ist in Destiny nicht möglich, und so bleibt man auf einer tollen, aber leider nutzlosen Waffe sitzen. Das wäre ja nicht so furchtbar schlimm, wenn es ein Seltenheitsfall wäre, aber in Destiny ist das leider der gängige Alltag. Dass in den meisten Fällen passende, aber leider absolut niedrigstufige Ausrüstung herauskommt, macht das System nicht besser, denn beim besten Willen: Was soll ich auf Level 22 mit einer Schrotflinte Level 8? Das ist doch ein schlechter Witz.

Das gleiche Problem greift leider auch innerhalb des Spieles selbst, denn die besiegten Gegner droppen alle Jubeljahre mal ein Item, und wenn das passiert, dann greift das oben genannte Lotto-System: Wer Glück hat, staubt schon auf einer niedrigen Stufe hochstufige Ausrüstung ab, wer Pech hat, rennt eben noch auf Level 20 mit einem Impulsgewehr der vierten Stufe herum. Wo Borderlands und Diablo tonnenweise interessante Items auswerfen, geizt Destiny so heftig mit seinem Loot, dass man manche Missionen abschließt, ohne überhaupt ein einziges Item gefunden zu haben. Besonders frustrierend wird das ab dem "Soft Cap" von Level 20, denn ab da sind Levelaufstiege nur noch mit entsprechender Ausrüstung möglich - ohne stunden-, mit Pech sogar tagelanges Grinding und Farming geht es einfach nicht vorwärts, und wo andere Spiele dabei wenigstens Spaß machen, fühlt sich Destiny wie Arbeit, oft wie Zeitverschwendung an.

Erschwerend hinzu kommt, dass es gerade einmal vier unterschiedliche Planeten gibt und dass die "Story" nach knapp 20 Missionen vorbei ist - danach warten nur noch eine Handvoll Strikes, die im Wesentlichen genau so funktionieren wie die normalen Missionen, sowie ein Raid, der allerdings erst ab Level 26 empfehlenswert ist. Das ist nicht gerade viel Umfang für ein Spiel, das sich MMO schimpft, zumal man Stufe 20 schon nach ca. 10-12 Stunden erreicht hat. Und dann? Nun, dann verbringt man seine Zeit eben mit den genannten Strikes, dem Wiederholen der Story-Missionen auf höheren Schwierigkeitsstufen, den Tages- und Monatsquests oder den "Patrouillen", in denen man die vier Gebiete nach Herzenslust erkunden kann. Dort gibt es dann kleinere Nebenquests, die aus den immergleichen Herausforderungen bestehen wie "Sammle A", "Töte B" und "Scanne C" - das war es dann auch, denn mehr als diese Missionstypen gibt es tatsächlich nicht. Dafür warten an allen Ecken und Enden lästige kleine Gegner, die sofort respawnen, nachdem man sich ein paar Meter vom Spawnpunkt entfernt hat. Die Patroullien sind perfekt zum Grinden und Farmen - mehr haben die Umgebungen dann aber auch nicht zu bieten, denn abseits von ein paar netten Panoramen hat man sich schnell an den repetitiven Szenarien satt gesehen, die man sowieso immer und immer wieder von neuem bereist. Zu entdecken gibt es ohnehin nichts außer ein paar vereinzelten Beutekisten und seltenen, dafür aber recht nett inszenierten öffentlichen Events, bei denen man beispielsweise einen abgestürzten Satelliten gegen anstürmende Gefallenenhorden verteidigen muss. NPCs, Tiere, Sidequests mit Story sind allerdings allesamt nicht vorhanden - passiert gerade kein zufälliges Event, ist die Spielwelt karg und leer. Nicht mal eine gute, übersichtliche Minimap ist vorhanden und das Radar verwirrt hier und da.


Destiny
Gewöhnt euch schon mal an diesen Anblick: Ihr werdet Stunden im Ladebildschirm verbringen.



Weltraumreisen können schon mal 'ne Weile dauern



Und die Probleme hören dort längst nicht auf. Geradezu frech sind auch die horrend langen Ladezeiten, die die Hemmschwelle für die Reise zum Hub massiv erhöhen - was besonders deshalb richtig nervig ist, weil man nur dort Beutezüge annehmen und abgeben sowie gefundene "Engramme" zu neuer Ausrüstung dechiffrieren lassen kann. Ihr müsst euch das so vorstellen: Habt ihr eine Mission abgeschlossen, findet ihr euch im Orbit in eurem Raumschiff wieder und könnt von dort aus Flüge in die ganze Galaxie starten. Wollt ihr zurück zum Hub, müsst ihr zunächst eine gefühlt zweiminütige Ladezeit auf euch nehmen, und wollt ihr dann die nächste Mission starten, beispielsweise auf der Venus, müsst ihr die gleiche Ladesequenz erneut ertragen - dieses Mal auf dem Rückweg in den Orbit. Von dort aus fliegt ihr nun zur Venus und ja, richtig geraten, es beginnt die nächste Ladezeit. Ein bis zwei Ladebildschirme sind per se ja kein größeres Problem, allerdings summiert sich die Wartezeit auf Dauer enorm und es nervt einfach, ständig den gleichen Umweg zum Orbit nehmen zu müssen - wieso kann man Missionen nicht bequem und sofort vom Hub aus starten?

Wer sich von Destiny im Übrigen ein echtes MMORPG erhofft, kann das ebenfalls getrost vergessen, denn der MMO-Anteil des Spiels ist erschreckend gering bis gar nicht vorhanden. Jegliche Social Features, vom Spielchat über Emotions und Tauschhandel, fehlen entweder oder sind dermaßen halbherzig integriert, dass man sie gar nicht erst nutzen möchte. So beschränkt sich die Interaktion zwischen Spielern beispielsweise auf vier primitive Gesten und miteinander kommunizieren ist auch nur über externen PlayStation-Sprachchat möglich. Außerdem wirkt die Welt für ein Online-Spiel ungewöhnlich leer; im Hub finden sich dank der serverseitigen Aufteilung nur um die zehn Spieler gleichzeitig und auch auf den Planeten sind nur wenige andere Hüter unterwegs. Wenn man die Strikes angeht, wird man wenigstens mit anderen Spielern zu 3er-Teams zusammengeformt - möchte man dagegen einen Raid starten, muss man zwangsläufig fünf andere Spieler in seiner Freundesliste haben, die nicht nur ebenfalls alle zur gleichen Stunde Zeit und Lust haben, sondern auch schon Level 22 erreicht haben müssen - mit fremden Spielern darf man den Raid ebenso wenig spielen wie mit einem 5er-Team. Es müssen sechs Spieler sein, die alle Freunde des Truppführers sind. Sind die gerade nicht zur Hand, muss man sich eben außerhalb des Spiels, z.B. in Foren miteinander verabreden - eine funktionierende, aber für meinen Geschmack doch unbefriedigende Lösung.


Multiplayer-Gefechte im Schmelztiegel



Nach dieser heftigen Enttäuschung in der Kampagne und den Strikes blieb nur noch die Hoffnung, dass wenigstens der PVP-Multiplayer - generell ja Bungies größte Stärke, siehe Halo - überzeugen kann. Aber auch hier hat man viele Chancen verspielt, denn unter Level 20 braucht man keinen einzigen der Spielmodi überhaupt erst starten. Anstelle nämlich die Ausrüstung der Spieler entsprechend anzupassen, werden im Schmelztiegel (dem PVP) Spieler sämtlicher Level durcheinander geworfen, sodass auch Frischlinge mit Stufe 1 auf Profis mit Stufe 25 treffen, deren Equipment selbstverständlich um Welten besser ist - und ihr könnt euch ja vorstellen, wie sich das dann auf dem Schlachtfeld widerspiegelt. Ohne die passenden Verteidigungswerte macht es schlicht keinen Sinn, andere Hüter herauszufordern, weil man hoffnungslos "underpowered" ist. Zwar ließe sich das per Patch nachträglich lösen, indem man zum Beispiel nur Spieler mit dem gleichen Level gegeneinander antreten lässt - in der derzeitigen Form ist der PVP aber katastrophal ausbalanciert. Hinzu kommt, dass die "Super-Attacke" der Klasse Titan weit stärker ist als die der anderen beiden Klassen Jäger und Warlock - der Titan schlägt alles in sechs Metern Umkreis auf einen Ruck nieder.

Dabei sind Umfang und Qualität des Schmelztiegels durchaus in Ordnung, wenn man denn Level 20 erreicht und sich ein solides Equipment angelegt hat. Zwar fehlen etliche Komfort-Funktionen - es ist zum Beispiel nicht mal möglich, über die nächste Karte abzustimmen oder sich gar eine Übersicht anzusehen; die Statistik ist nur auf der Website und App einsehbar - und die Spielmodi sind zum Großteil recht konventionell ((Team-)Deathmatch, Zonen halten, etc.), trotzdem machen die Gefechte Spaß, was selbstverständlich dem tollen Gunplay zu verdanken ist. Außerdem ist es einfach cool, mit den Schwebefahrzeugen, den Sparrows, über die wenigen, aber dafür allesamt clever verschachtelten Maps zu düsen. Mit den richtigen Mitspielern und einheitlichem Spielerlevel kann also richtig Spaß aufkommen.

Dennoch ist die Balance auch auf höheren Levelstufen noch alles andere als gut und das trübt den Gesamteindruck doch stark. Und wenn nicht mal mehr der PVP - immerhin die bis dato größte Stärke des Entwicklerstudios - ordentlich funktioniert, ist das nur bezeichnend dafür, was bei Bungies neuestem Projekt alles schiefgelaufen ist. Und dieses Spiel soll zehn Jahre laufen? Die ersten DLCs sind schon auf dem Weg.



Tim

Fazit von Tim:

Wenn ich mir im Nachhinein vor Augen führe, wie viel ich zu kritisieren habe, dann frage ich mich, wieso ich überhaupt so viel Zeit mit Destiny verbringen konnte. Vielleicht war es die Hoffnung, dass sich das Spiel irgendwann doch noch aus seinem engen spielerischen Korsett löst - immerhin hat Bungie ja vor Day-1-Reviews gewarnt und betont, dass das richtige Spiel erst ab Level 20 losgeht. Oder war es nach 20 Stunden? Wie auch immer: Dieser Moment des Umbruchs ist nicht gekommen. Motivation und Spielspaß sind mittlerweile an einem Tiefpunkt angekommen, weil ich immer noch die gleichen Gegner in den gleichen Umgebungen mit der gleichen jämmerlichen Haudrauf-Taktik niederschieße, um den gleichen nutzlosen Loot abzusahnen. Das ist nicht nur für ein MMO schwach, sondern vor allem für die groß angepriesene "Videospiel-Revolution" geradezu peinlich, denn anstatt das Genre voranzubringen, geht Destiny etliche Schritte zurück - zurück zur Kanonenfutter-KI, zurück zum Recycling von Kulissen und Gegnertypen, zurück zum "Lotto-Loot-System", wie Kith es so schön formuliert hat. Nicht mal für eine halbwegs interessante, gar eine verständliche Geschichte war Platz, und das in einem Universum, das immerhin zehn Jahre lang unterstützt werden soll - mit Fortsetzungen und DLCs. So gut das eigentliche Gunplay auch sein mag, das erbärmliche Spieldesign richtet es gnadenlos zugrunde. Ich gönne jedem seinen Spaß mit Destiny - aber ich für meinen Teil habe besseres mit meiner Zeit vor, anstatt sie für stundenlange Grinding- und Farming-Sessions zu vergeuden, von denen ich nicht mal adäquaten Loot mitnehme. Und wenn das alles ist, was ein Spiel zu bieten hat, ist das alles andere als ein Qualitätsmerkmal. Daher auch an dieser Stelle nochmal Gratulation und herzlichen Glückwunsch an Activision: Ihr habt es geschafft, der Menschheit ein bestenfalls durchschnittliches, vor allem aber gewöhnliches Spiel als große Revolution zu verkaufen. Auf die nächsten zehn Jahre Destiny!

Destiny ist ein lieb- und seelenloses, in nahezu jeglicher Hinsicht reduziertes und konventionelles Grindfest mit einem Loot-System, das auf Zufall basiert - von der großen Revolution ist weit und breit nichts zu spüren. Was für eine Enttäuschung.

Besonders gut finde ich ...
  • die Ballereien sind eingängig und funktionell
  • sämtliche Missionen im Coop (1-3) spielbar
  • PVP unter richtigen Voraussetzungen spaßig
  • schicke Grafik mit sehenswerten Panoramen
  • schön inszenierte zufällige Public-Events
  • durchaus stimmungsvolle Musikuntermalung
Nicht so optimal ...
  • immergleicher Spielablauf ödet schnell an
  • Loot-System ist eine absolute Katastrophe
  • Levelaufstiege ab LVL20 von Gear abhängig
  • Fortschritt fühlt sich wie Stillstand an
  • nur vier Planeten & intensives Recycling
  • Grinding elementar zum Story-Fortschritt
  • leere, sterile Gebiete ohne Leben, NPCs
  • Missionen beginnen immer am gleichem Ort
  • außer Truhen absolut nichts zu entdecken
  • gerade mal eine Handvoll an Gegnertypen
  • erbärmliche KI ist meist Kanonenfutter
  • ausufernde Ladezeiten, speziell zum Turm
  • 30-Sekunden-Countdown beim Loot-Sammeln
  • Story nicht existent & blasse Charaktere
  • PVP: Spieler aller LVLs zusammengeworfen

Tim hat Destiny auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Activision zur Verfügung gestellt.


Darius

Fazit von Darius:

Neben Watch Dogs dürfte Destiny wohl zu dem meisterwarteten und gehypten Spiel des Jahres gehören und ich habe mich bereits in einem ausführlichen Beta-Bericht mit dem neuen Bungie-Blockbuster befasst. Trotz großer Skepsis blieb die Hoffnung. Ich griff also zu, spielte über 30 Stunden um wirklich "alles" zu sehen und wurde ... leider enttäuscht. Die Story wurde nicht besser und erzählt in den 10-12 Stunden wenig bis gar nichts vom scheinbar großartigen Universum, dem Reisenden und was uns sonst noch alles im Spiel begegnet. "Ich könnte dir dies und das erzählen, aber ich tue es nicht.", lautet sinngemäß ein Satz unseres Gurus, den man "den Sprecher" nennt. Auch eine mysteriöse Fremde, die mir im Laufe unseres Abenteuers begegnet, lässt mich mit den Worten "Ich habe keine Zeit zu erklären, warum ich nichts erklären kann." abblitzen. Das ist ganz schön dünn und traurig zugleich. Da können auch die wenigen guten Zwischensequenzen nicht darüber hinwegtäuschen. Das i-Tüpfelchen des Absurden ist dann noch das Grimoire-System. Hier schalten wir durch verschiedene Aktionen Storykarten frei, die wir aber nicht im Spiel, sondern auf der Bungie-Website oder per Companion-App begutachten dürfen.

Während das Gameplay, also das Gunplay und die Shooter-Mechanik, ziemlich gut funktionieren und selbst mir als ungeübten Egoshooter-Noob locker von der Hand geht - solange ich mich nicht ins PVP begebe - ist das ganze Drumherum so falsch und nervig. Ganze vier Planeten hat uns Bungie spendiert, auf denen wir immer und immer wieder auf den gleichen Pfaden, durch die gleichen Bereiche streifen und Gegnerwellen, kleine und große Bosse umschnetzeln als gäbe es kein Morgen mehr. Die ständigen Wiederholungen und der Mangel an Abwechslung - insbesondere im PVE - zieht sich durch das ganze Spiel und nimmt ab Level 20 so richtig Fahrt auf. Dafür sorgt nicht zuletzt das Lootsystem, das komplett auf Zufall basiert und einem selbst nach einem 20-minütigen Bosskampf keine Belohnung hinterlässt - nicht einmal einen Trostpreis. Wer sich noch an die frustigen Loot-Erlebnisse in Diablo III (Vanilla) erinnert, kann sich in etwa ausmalen was in Destiny abgeht. Ein Auktionshaus sucht man hier allerdings vergebens, selbst Handeln oder Tauschen ist nicht möglich. Das Endgame besteht also im Wesentlichen darin, sich durch immer gleiche Missionen zu ballern, um Ruf, Marken und das notwendige Equipment zu Farmen. Ganz gleich ob man das im PVE oder PVP erledigt, die Hasenpfote und sonstige Glücksbringer dürften hier eure besten Freunde sein. Und Kaffee!

Alles Scheiße, alles Mist?! Jain. Bei dem hohen Budget und den großspurigen Versprechen aus diversen Entwickler-Videos, sorgt Bungie mit dem ersten Destiny zumindest für eine große Ernüchterung, Enttäuschung und bisweilen auch für Verwirrung. Soviel verschenktes Potential, was die Story und das "unvergessliche Erlebnis" anbelangt. Ein einfallsloses Missions- und Gegnerdesign, in dem man einfach nur mit mehr und größeren Gegnern ohne jeglichen Taktikanspruch beworfen wird - immer und immer wieder. Das grauenhafte Loot-Lotto-System, welches an Frechheit und Frustration nicht zu überbieten ist. Und, und, und. Einzig Multiplayer-Shooterfans, die zwischendurch mit Freunden für ein paar Stunden "Rumballern" möchten, dürften hier Spaß haben. Wie lange, ist jedoch die andere Frage und könnte wohl auch mit Bungies kostenlosen Karotten-Updates zusammenhängen. Für mich ist das auf Dauer nix, dafür bietet (derzeit) Destiny einfach zu wenig. Ausbaufähig, aber zu welchem Preis?!

Besonders gut finde ich ...
  • Tolle musikalische Untermalung
  • Gute deutsche Synchronisation
  • Intuitives Gunplay und überzeugende Shooter-Elemente
  • Praktisches, durchdachtes Inventarsystem
  • Gegner-KI ist manchmal gut auf Zack (sobald aktiviert)
  • Schönes Umgebungsdesign (abgesehen von Erde und Mars)
  • Inszenierung von Zufallsevents ist gut gelungen
Nicht so optimal ...
  • Belanglose Story ohne Tiefe
  • Ständige Wiederholungen und repetitives Gameplay
  • Geringer Umfang mit wenig Abwechslung
  • Grauenhaftes Loot-Lotto-System
  • Häufige und lange Ladezeiten
  • Einfallsloses Missions-, Event-und Gegnerdesign
  • Gegner-KI teils fragwürdig und dumm
  • Endgame ausschließlich auf Grinding ausgelegt
  • Kaum bis gar keine Social-Features
  • Nahezu keine Erkundungsmöglichkeiten auf Planeten
  • Leblose Spielwelt, selbst NPC bleiben blass
  • Geringe Klassenauswahl ohne nennenswerte Unterschiede und keinerlei Synergieeffekten
  • Auslagern von Story-Elementen und Spiel-Features (Clan) auf Website/Companion-App
  • 10-Jahres-Plan dürfte uns unzählige, kostenpflichtige DLC-Inhalte bescheren

Darius hat Destiny auf der PlayStation 4 gespielt.


Kevin

Fazit von Kevin:

Als großer Borderlands-Fan habe ich mich natürlich sehr auf Destiny gefreut. Die Grundidee verschiedene Planeten erkunden zu dürfen, wäre das absolute non plus ultra gewesen. Was in der Alpha und Beta-Phase noch Spaß gemacht hat, wirkt mit zunehmender Spielzeit wie ein bereits zerkautes altes Kaugummi im Mund. Bis auf die recht nett inszenierten Schauplätze gibt es leider viel zu wenig zu erkunden. Keine Kisten, geheime Höhlen oder andere Sehenswürdigkeiten. Stattdessen treffe ich auf die immer gleichen langweiligen Gegner, die mir im schlimmsten Fall nicht einmal eine Belohnung hinterlassen. Das Loot-System basiert völlig auf Zufall, sodass es schon einmal passieren kann, dass ein Level 1 Gegner ein besseres Item fallen lässt, als ein besiegter Boss-Gegner in einem Strike. Allein dieser Umstand sorgte dafür, dass Destiny mittlerweile in den tiefen meiner Festplatte verschwunden ist und bis zum nächsten DLC wohl auch nicht mehr gestartet wird. Zwar bietet der Schmelztiegel eine nette Abwechslung zur sonst schlecht erzählten Story, doch eigentlich hatte ich andere Erwartungen an das so groß angekündigte Universum. Destiny reiht sich somit für mich in die Reihe mit Watch Dogs. Auf den großen Hype folgt die große Enttäuschung.

Besonders gut finde ich ...
  • Gute Grundidee
  • PVP weiß zu motivieren
  • Koop-Gameplay
  • Gut designte Schauplätze (Mond, Venus)
  • Bedienung geht leicht von der Hand
  • Unterhaltsame Boss-Kämpfe in den Strikes
  • Public-Events sind nett inszeniert
Nicht so optimal ...
  • Langweilige Story-Missionen
  • Repetitives Missionsdesign
  • Geringer Umfang
  • Keine Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern (kein Chat)
  • kaum Erkundungsmöglichkeiten
  • Lange Ladezeiten
  • Mangelhaftes Loot-System
  • Levelcap schnell erreicht
  • Planeten sind eigentlich kleine Schlauchlevel und gaukeln nur Freiheiten vor

Kevin hat Destiny auf der PlayStation 4 gespielt.

Destiny - Boxart
  •  
  • Entwickler:Bungie
  • Publisher:Activision
  • Genre:MMO-Shooter
  • Plattform:PS3, PS4, Xbox360, Xbox One
  • Release:09.09.2014

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Kithaitaa, HerrBeutel, Phaz ... und einem Gast.
  • Manni
    #1 | 1. Oktober 2014 um 10:51 Uhr
    Ich war anfangs angetan von dem Spiel aber nachdem ich sämtliche Planeten gesehen habe und deren Missionen erfüllt habe, fing die große Langeweile an. Der PvP Modus gefiel mir zudem auch nicht und somit habe ich schon vor einer Woche das Spiel wieder verkauft - zum Glück!
  • ATeC
    #2 | 13. Mai 2015 um 12:55 Uhr
    Sry wenn ich hier alte Kamellen wieder aufwärme aber spielt das Spiel zufällig noch wer auf Xbox One ? Könnt paar Mitspieler gebrauchen für vog oder ähnliches

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