Tales from the Borderlands - Review

Nach der zweiten Staffel von The Walking Dead und The Wolf Among Us wollte ich diesmal eigentlich warten, bis Telltale Games alle Episoden seiner beiden neuen Adventure-Serien veröffentlicht hat. Eigentlich. Nun hat es mich am vergangenen Wochenende allerdings doch gepackt und ich habe mir "Zer0 Sum", die erste Episode des frischen Tales from the Borderlands, gekauft und angeschaut. Ob ihr die dazugehörige Shooter-Serie gespielt haben müsst, um hier Spaß zu haben, worum es geht und was meine Eindrücke vom Abenteuer sind, erfahrt ihr in meiner spoilerfreien Review.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ihr, anders als beim zeitgleich veröffentlichten Game of Thrones, so gut wie keine Vorkenntnisse aus den drei bisherigen Borderlands-Spielen oder einem der Bücher benötigt. Schaden kann es jedoch sicherlich auch nicht, um bekannte Charaktere und das große Drumherum besser verstehen zu können. Dennoch erlebt man auch unabhängig davon eine stimmige und interessante Geschichte, der man problemlos folgen kann. Diese setzt im Übrigen direkt nach den Geschehnissen in Borderlands 2 ein.


Zwei Charaktere und ein großes Ziel



Während wir in TWD und TWAU eher ernste Geschichten und Themen rund um Moral und Ethik erleben durften, wird in der neuesten Abenteuer-Serie von Telltale Games der Humor in den Vordergrund gerückt. Der optische Stil orientiert sich hierbei erwartungsgemäß an den First-Person-Ablegern und dem gewohnten telltale'schen Graphic-Novel-Artstil. Wir starten unser Spiel irgendwo in der Wüste auf Pandora, als Rhys - der erste von zwei spielbaren Charakteren - auf der Suche nach seiner Partnerin von einem unbekannten Fremden niedergeknüppelt, gefesselt und verschleppt wird. Kurz darauf stellen wir fest, dass die Gesuchte, Fiona - der zweite spielbare Charakter -, ebenfalls verschleppt wurde und wir dem Fremden nun zusammen Rede und Antwort stehen müssen. Eigentlich haben die beiden Charaktere nichts gemeinsam, müssen aber durch einen unglücklichen Umstand das Abenteuer nun im Duo bestreiten.

Rhys ist ein aufstrebender Mitarbeiter der Hyperion Cooperation und wird als zweiter Handsome Jack gehandelt. Eigentlich hatte er auf eine Beförderung gehofft, doch Hugo Vasquez hat ihm diesen Traumjob in letzter Sekunde ordentlich versaut. Gemeinsam mit zwei seiner besten Freunde schmiedet er daher einen Racheplan, bei dem nicht nur 10 Millionen Dollar, sondern auch ein Vault-Key, ein Schlüssel für Schatzkammern auf Pandora, ins Spiel kommt. Mit seinem kybernetischen Auge kann er Dinge wahrnehmen und scannen, die anderen verborgen bleiben und auch sein bionischer Arm und weitere Implantate machen ihn zu etwas Besonderem. Fiona hingegen ist schon von klein auf in einer Familie von Trickbetrügern auf Pandora aufgewachsen und hegt, gemeinsam mit ihrer Schwester und dem Ziehvater Felix, ganz eigene Pläne, um endlich aus diesem Leben zu entfliehen. Wie die beiden zusammenkommen und alles weitere aus der Story, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur soviel: Erzählt wird diese aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptakteure in Form von Rückblenden. Das hat Telltale ziemlich gut hinbekommen und natürlich dürft ihr in diesen Passagen dann auch spielerisch tätig werden.


Tales from the Borderlands
Das Pandora-Charakter-101: Die Truppe aus Episode 1, die Schwester, ein Böser, auch Böse.


Gewohntes Gameplay, diesmal in witzig



Wie bereits oben angesprochen, kommt sowohl bei der Story als auch bei den Charaktere der Humor nicht zu kurz. Ob dieser immer den eigenen Geschmack trifft, wird man wohl selbst herausfinden müssen. Peinlich gestellte Flachwitz-Situationen kamen mir zumindest bisher nicht unter - zum Glück. Beim Gameplay bleibt sich Telltale Games dem bisherigen Konzept treu, das heißt, dass ihr in Dialogen wie gewohnt aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten das beste aus der jeweiligen Situation herausholen müsst, manchmal auch unter Zeitdruck. Auch die oft zitierten Entscheidungen sind wieder mit von der Partie, inwieweit sich diese auf den weiteren Storyverlauf auswirken, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht abzusehen. Dieser Punkt war jedoch schon in den anderen Adventure-Serien nicht immer so gravierend, wie es sich manch einer vorgestellt oder es erwartet hat.

Selbstverständlich dürft ihr hin und wieder auch den Bildschirm nach Hinweisen oder Interaktions-Möglichkeiten absuchen, die bekannten Hotspots machen daraus abermals keine Herausforderung, wie man es womöglich aus guten alten Point'n'Click-Adventures gewohnt ist. Natürlich wird auch diesmal nicht auf Quick-Time-Events verzichtet und diese kommen in TFTB, zumindest gefühlt, scheinbar öfter zum Einsatz als noch bei den Spielen zuvor. Hier kann mich mein Eindruck aber auch täuschen, auf jeden Fall empfand ich sie nicht sonderlich störend oder gar nervig, da sie sehr gut in das jeweilige Spielgeschehen integriert sind. Etwas dramatischer und effektvoller kommt die Vorstellung neuer Charaktere daher, diese werden - wie in den Borderlands-Shootern - mit fetzigen Fullscreen-Einblendungen vorgestellt. Da weiß man gleich, was Sache ist.


Tales from the Borderlands
Gestatten, Hugo Vasquez - auch böse. Im Hintergrund sehen wir, nunja ...


Überzeugende Sprecher, interessante Charaktere



Zu den großen Stärken der Graphic-Novel-Adventure von Telltale gehören sicherlich die sehr guten englischen Sprecher und Charaktere mit dem entsprechenden Profil und der notwendigen Tiefe, um für uns interessant und erinnerungswürdig zu bleiben. Auch diesmal hat man bei der Vertonung wieder großartige Talente für das Projekt begeistern können, die die einzelnen Charaktere überzeugend und authentisch in Szene setzen und der Geschichte sowie der Erzählung das gewisse Etwas verleihen. Auf eine deutsche Vertonung wird man jedoch auch weiterhin verzichten müssen. Schade außerdem, dass man es immer noch nicht hinbekommen hat, zumindest deutsche Untertitel zum Start einer Episode zur Verfügung zu stellen.

Die Spielzeit der ersten von insgesamt fünf Episoden kann durchaus begeistern. In rund 150 Minuten, also gut zweieinhalb Stunden, liefert man eine tolle Kurzgeschichte ab, die zumindest in punkto Story und dem dazugehörigen Universum, erfrischend anders wirkt. Mir hat die erste Episode auf jeden Fall ziemlich viel Spaß gemacht, auch wenn man natürlich erwähnen muss, dass letztendlich verhältnismäßig wenig Spiel in den Telltale-Adventures steckt, aber das dürfte mittlerweile klar sein. Erfreulicherweise habe ich auch in Sachen Technik keine bösen Überraschungen erleben müssen wie noch in den letzten Serien, die zumindest auf den Konsolen mit einigen Macken (Ladezeiten, Ruckler) zu kämpfen hatten. Auf der PlayStation 4 fühlte sich das Ganze dieses Mal zumindest wesentlich runder an und läuft dort auch auf 1080p mit 60FPS.

Eine Wertung vergebe ich nach der ersten Episode natürlich noch nicht, schließlich folgen noch vier weitere und erst am Ende wird sich zeigen, ob das Borderlands-Adventure vollends überzeugen konnte - ein toller Auftakt ist es jedoch allemal. Auf die Fortsetzung in "Atlas Mugged" freue ich mich daher schon jetzt und hoffe, dass Telltale auch in punkto Zeitplan besser geworden ist und wir schon bald in die zweite Episode einsteigen können. Übrigens, da die beiden anderen Trailer meiner Meinung nach bereits zu viel zeigen und verraten, gibt es hier nochmal den Ankündigungs-Trailer aus dem letzten Jahr.



Kithaitaa

Fazit von Darius:

Telltale Games bleibt seinem Gameplay-Gerüst auch bei seiner neuesten Adventure-Serie, Tales from the Borderlands, treu und liefert uns mit Dialog-Entscheidungen und Quick-Time-Events die gewohnten Interaktions-Möglichkeiten der Graphic-Novel-Abenteuer. Spielerisch ändert sich also nichts, inhaltlich geht es diesmal jedoch in eine andere Richtung. Nicht mehr ganz so düster, ernst und ständig auf der Suche nach Moral und Ethik, wie man es noch aus The Walking Dead und The Wolf Among Us kennt. Vielmehr stehen der Humor und das abgefahrene Setting der Borderlands-Serie auf dem Programm. Diese Abwechslung tut gut und gelingt dem Entwicklungsteam in der rund zweieinhalb stündigen Eröffnungsepisode "Zer0 Sum" ebenfalls sehr gut. Abermals sind es die überzeugenden englischen Sprecher und interessanten Charaktere, die das Spiel ausmachen. Technisch bleibt man diesmal, zumindest auf den neuen Konsolen, von den Engine-Macken aus der letzten Generation verschont. Auch ohne weitreichende Vorkenntnisse der Shooter-Serie erlebt man hier eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte - es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich die Serie weiterentwickelt und in welchen Abständen uns Telltale Games die restlichen vier Episoden ausliefern wird.

Besonders gut finde ich ...
  • gewohnt tolle Sprecher
  • interessante Charaktere und Story
  • witziger Borderlands-Charme und Atmosphäre
  • zwei spielbare Charaktere
  • Spielzeit (ca. 2-3 Stunden)
Nicht so optimal ...
  • keine deutschen Untertitel
  • Gameplay nach wie vor eher zweitrangig

Darius hat Tales from the Borderlands auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Darius selbst erworben.

Tales from the Borderlands - Boxart
  •  
  • Entwickler:Telltale Games
  • Publisher:Telltale Games
    2K Games
  • Genre:Adventure
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One, Switch, Android, iOS
  • Release:25.11.2014
    (Konsolen) 26.11.2014
    (Switch) 24.03.2021

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Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Phaz, Atze ... und 4 Gästen.
  • Phaz
    #1 | 15. Dezember 2014 um 19:39 Uhr
    Jetzt wo ich so darüber nachdenke, muss ich gestehen, dass ich doch ziemlich gespannt bin!
  • Darius
    #2 | 15. Dezember 2014 um 21:43 Uhr

    Phaz: Jetzt wo ich so darüber nachdenke, muss ich gestehen, dass ich doch ziemlich gespannt bin!


    Also nach der ersten Episode kann ich es nur empfehlen, wenn man natürlich auf die Telltale Games Adventure steht oder, wenn man zum Beispiel schon alles von Borderlands gespielt hat, und auch mal was anderes in dem Universum erleben möchte.
  • Phaz
    #3 | 15. Dezember 2014 um 23:00 Uhr
    Telltale Adventures, wie auch Borderlands sind voll mein Ding. Aber am spannendsten finde ich die Abkehr von den moralisch-komplexen Entscheidungen. Ich warte noch die Qualität von Episode 2 und 3 ab, dann gibt's mit ziemlicher Sicherheit den Season Pass.

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