Cooking Mama: Bon Appetit! - Review

Wer realistische Spiele oder keine japanischen Titel für Unterwegs mag, der sollte sofort aufhören zu lesen und den Artikel direkt vergessen: Die Cooking Mama-Reihe von Entwickler Majesco ist nichts für Feingeister, sondern viel eher etwas für die Kind gebliebenen, verspielten und etwas verrückten Hobbyköche. Auch wenn sich das Prinzip vom Kochen westlich-japanischer Gerichte dumm anhört, die "Mamas" geistern bereits seit Jahren auf den verschiedenen Handheld-System als Gardening-, Crafting-, Camping- und Babysitting-Mama umher. Doch macht ein so einfaches Spielprinzip auf die Dauer noch Spaß? Bewaffnet mit Schürze und Kochlöffel habe ich genau das versucht herauszufinden.

Bereits beim Starten von Cooking Mama: Bon Appétit wird klar, was einen hier erwartet: Die Musik dudelt fröhlich vor sich hin, das Menü ist bunt, animiert sowie vollgestopft und die Möglichkeiten erscheinen schon fast verrückt - im Gegensatz zu früheren Spielen steht das eigentliche Kochen nicht mehr so ganz im Vordergrund, finde ich, aber dazu später mehr. Die primäre Farbgebung der Minispiel-Simulation ist natürlich Rosa-Rot-Lila, gemischt mit nicht minder knalligen Tönen, verrückten Mustern und ganz viel Bling-Bling.

Als Mann ist das vielleicht ein bisschen abschreckend, ich habe mich jedoch direkt mit einem fetten Grinsen im Gesicht an meine Aufgabe begeben und dabei stets die süchtig machende Musik gesummt. Wirklich viel an der Aufmachung hat sich nicht geändert und so ist das Menü immer noch sehr überladen und der 3D-Effekt hat praktisch keinen Nutzen. Ob Mama nun ein bisschen 3d-iger aussieht oder nicht, verstärkt den Charme nur bedingt und macht die einzelnen Texturen weniger glatter, runder oder schöner - zumal das Hauptspiel sowieso auf dem Touchscreen stattfindet. Aber irgendwie stört diese grafische Schlichtheit so gar nicht, da es genauso dazugehört wie die Schokolade zum Brownie.


Cooking Mama: Bon Appetit!
Knusprige Pommes sind was Feines... kannst du den richtigen Knuspergrad erwischen?


Auf der Suche nach dem perfekten Rezept



Das Spielprinzip der Cooking Mama-Reihe ist so simpel wie perfekt: Nach der Auswahl des gewünschten Rezepts (ingesamt 60 stehen im Lauf des Spiels zur Verfügung) geht es auch direkt mit den verschiedenen Einzelschritten los, wobei jeder Schritt ein kleines Spielchen beinhaltet: Erst muss der Fisch ausgenommen werden, dann gilt es mit wischenden Bewegungen Salz auf ihn zu verteilen. Durch rhythmische Tippen wird er aufgespießt und wenn im richtigen Moment gedrückt wird, kann er am Feuer schön braun und knusprig werden. Einfach, oder? Je nachdem wie gut man den Kochlöffel geschwungen hat gibt es eine Medaille und den liebevollen Spruch, dass man es besser als Mama beherrscht - mittlerweile übrigens auch in Deutsch. Soweit so gut, doch was ist, wenn Kochen nicht gerade zum eigenen Hobby gehört? Nun, ich weiß zwar nicht wieso es dann gerade ein Kochspiel sein muss, aber keine Angst, denn jeder Schritt wird ausführlich beschrieben und zu Beginn mit Pfeilen, Symbolen oder Anmerkungen direkt während des Kochschritts gezeigt. Dabei hört es sich zwar einfach an, wenn mit dem Stylus ein bisschen über den Bildschirm gewischt werden muss, um die Arbeitsplatte zu bemehlen oder das Pusten in das Mikrofon ein wichtiger Vorgang ist, wer Mama stolz machen will muss sich konzentrieren und viel üben. Immerhin möchte ein Sushiröllchen schon perfekt aussehen, oder?

Im Vergleich zu älteren Teilen sind die Rezepte teilweise bekannt, aber mit frischen Ideen sinnvoll aufgewertet. Schade nur, dass der Schwierigkeitsgrad gerade zu Beginn recht niedrig ist. Selbst wenn man das heiße Nudelwasser in der ganzen Küche verteilt oder den frisch am Stock aufgespießten Fisch verbrennen lässt, vergibt Mama eine goldene Medaille. Früher, mit den ersten beiden Teilen, war so etwas noch undenkbar. Ich kann mich noch erinnern, wie ich eigentlich den perfekten Fisch gebraten hatte, aber dennoch keine Goldmedaille bekommen habe. Aber gut, vielleicht sollen damit die typischen (kleinen) Touchscreen-Probleme ausgeglichen werden. Leider reagiert der 3DS auf das Tippen auf den unteren Bildschirm gerade am Rand und in hektischen Situationen ungenau, was schon mal die ein oder andere silberne Medaille nach sich ziehen kann. Auch die Stellen, an denen der Bewegungssensor zum Einsatz gebracht wird hinterlässt einen faden Beigeschmack, aber zum Glück kommt so etwas sehr selten vor. Übrigens, wer dennoch eine grössere Herausforderung sucht, kann bei Lehrmeister Mama nicht nur in die Schule gehen, sondern in ihrem Koch-Dojo um den Verstand gebracht werden. Unter Zeitdruck und mit leichtem höheren Schwierigkeitsgrad kann jedes Rezept erneut gemeistert werden.




A Minigame a day, keeps the Fun away



Abgesehen vom typischen Koch-Modus, dem Kernstück des Spiels, braucht Mama auch in anderen Bereichen des Alltags unsere Hilfe. Mal muss im Garten das Gemüse geerntet werden, mal gilt es geschickt mit Nadel und Faden umzugehen und wenn das noch nicht reicht, dann müssen Schulbücher studiert werden. Der Zusammenhang zum Kochen ist nur bedingt vorhanden und das macht die umfangreichen Minispiele für mich eher zum nervenden Beiwerk. Zwar kann man seine angespannten Fingerchen in den eher lockeren Minispielen ausruhen, aber wieso muss es Lernspiele mit englischen Vokabeln geben? Irgendwie erscheinen manche dieser "Spielmodi" so, als ob man mehr Content gesucht und in wenigen Wochen ein paar Demos eingebaut hätte. Die Erklärungen der einfachen Aufgaben sind Okay, die Dauer eher sehr gering und der Suchtfaktor fast nicht vorhanden - ganz im Gegenteil zum Herstellen von selbst gemachten (virtuellen) Leckereien.

Einziges Highlight sind die freischaltbaren Elementen, mittels welchen man die Küche individualisieren kann. Wobei, nicht nur die Küche, denn auch Mama selber freut sich über die ein oder andere neue Schürze. Weitere Gegenstände können auch über das obligatorische StreetPass-Feature ausgetauscht werden und so lohnt es sich, Mama immer dabei zu haben. Vor allem, wenn man weitere verrückt-bunte Objekte in seiner Küche finden mag. Wer mal seine Freunde einladen und das eigene Lieblingsmenü zaubern möchte, der kann im Download-Spiel jederzeit sein Können zeigen und praktisch im Multiplayer-Bereich gegen befreundete Köche antreten.


Cooking Mama: Bon Appetit!
Ohje, verbranntes Essen. Schnell pusten, bevor noch die Pfanne Feuer fängt!


Gardening Mama 2: Forest Friends



Spin-Offs können etwas Gutes sein, müssen es aber nicht. Mit Gardening Mama haben sich die Entwickler sichtlich am erfolgreichen Simulationsspiel Harvest Moon orientiert, das jedoch nur mit bedingtem Erfolg. Während der recht ausführlichen Erklärungsphase wird schon schnell deutlich, dass der knapp 30 minütige Tag aus den immer gleichen Abläufen besteht: Sähen, Gießen, Ernten, Tiere glücklich machen, Nachbarn helfen und Sachen verkaufen. Abwechslung gibt es da nur in der Form eines Jahrmarktes oder einer Insektenplage. Oder in Form von schlechten Minispielen, die erst auf den dritten Blick enthüllen, was getan werden muss. Als Belohnung winken neue Blumensamen oder aber Dekogegenstände, die nur beschränkt den Garten individualisieren beziehungsweise nur über Umstände platziert werden können. Schade, denn die grobe Rahmenhandlung (Du bist neu hier, mach was aus dir!) bietet schon wenig Spannung und durch die langweiligen und repetitiven Aufgaben wird das Abenteuer schnell im hintersten Spielschrank verschwinden.

Den Eindruck verstärkt dann auch die Steuerung, die sehr ungenau ist und sich nur bedingt durch den Touchscreen/Stylus erleichtern lässt. Wieso ich mich nicht selber bewegen kann und stattdessen Richtungen angeben muss, bleibt mir schleierhaft und zerstört die Atmosphäre des Du-bist-der-Bauer-Empfindens. Zudem glänzt der zweite Ableger nicht wirklich durch technische Raffinesse, wird doch jede Aktion durch eine längere Wartezeit begleitet oder erst auf den zweiten "Tipp" ausgeführt. Lieber gut kopiert als schlecht erfunden - nun, das mag auf manche Spiele zutreffen, aber nicht auf alle. Lieber hätte man die Entwicklungszeit, die man für die groben Kernelemente von Harvest Moon gebraucht hat, für frische Ideen in Cooking Mama 2 investieren sollen. Hoffentlich lernt Majesco aus diesem Fehler, zaubert Cooking Mama 6 auf die Nintendo Wii U und besinnt sich wieder auf die Kernbestandteile: Das Kochen von mehr oder mindern ausgefallen Rezepten, die es in Perfektion auszuführen gilt.



Fazit von Lenela:

Cooking Mama 5 ist eine konsequente Fortsetzung der beliebten Reihe, die eigentlich nicht wirklich etwas falsch macht: Es gibt unzählige Rezepte, die auch mal für den ein anderen Nachkoch-Abend herhalten und dank der vielzähligen Koch-Aktionen kommt so schnell keine Langeweile in die virtuelle Küche. Schade nur, dass es keine direkten Neuerungen gibt beziehungsweise keine, die für mich einen Mehrwert haben. Ja, die Minispiele sind mal ganz lustig, waren für mich aber nur Beiwerk, welches eher auf einem Handy Sinn gemacht hätte. Mehr Rezepte hätten mir besser gefallen.

Das neue Elemente nicht immer gut sein müssen, hat auf der anderen Seite Gardening Mama 2 gezeigt, welches versucht hat eine Story mit vielen kindischen, unnötigen und schlecht erklärten Minispielen zu verbinden. Browser-Aufbauspiele á la Farmerama oder Monster World machen all das bereits seit Jahren erfolgreich und zwar nicht ohne Grund, denn die Bedienung ist sehr viel komfortabler als beim Äpfel-Jonglieren zwischen den mehr als kurzen Tag-und-Nacht-Phasen in Mamas Universum.

Kurzum: Mama hat mich in der Küche wieder in ihren Bann gezogen, auch wenn Neuerungen mittlerweile wirklich wünschenswert wären. Und wer mal wieder seinen Garten auf Vordermann bringen will, sollte lieber Harvest Moon spielen.

Besonders gut finde ich ...
  • Viele leckere Rezepte
  • Suchtfaktor erneut hoch
  • Multiplayer dank Download-Spiel
Nicht so optimal ...
  • Schwierigkeitsgrad sehr gering
  • Unnötige Minispiel-Modi, die sehr langweilig sind
  • Leider kaum Neuerungen im Vergleich zu Vorgängern

Lenela hat Cooking Mama: Bon Appetit! auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Cooking Mama: Bon Appetit! - Boxart
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  • Entwickler:Nintendo
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Genremix
  • Plattform:3DS
  • Release:06.03.2015