Dead or Alive 5: Last Round - Review

Mit Dead or Alive 5: Last Round schafft es das Beat'em Up, welches vor allem für seine weibliche Besetzung bekannt sein dürfte, nicht nur auf die neue Konsolengeneration, sondern endlich auch auf den heimischen Rechenknecht. Seitens Koei Tecmo tastet man sich allerdings sehr langsam und nicht immer ganz nachvollziehbar an die – zumindest im Land der aufgehenden Sonne nicht zum Spielen gängige – Hardware. Was das für die PC-Spieler zur Folge hat und ob sich der Kauf trotzdem lohnt, habe ich versucht herauszufinden – unbeeinflusst von den Beschwerden und Aufschreien anderer Spieler.


Was kann das Kampfsystem?



Dead or Alive zählt mit Tekken zu den 3D-Beat'em Ups. Anders als bei Street Fighter und Mortal Kombat bewegt man den Kämpfer nicht nur auf der X- und Y-Achse durch den Raum, sondern kann seinen Gegner auch umkreisen und von anderen Winkeln und Seiten angreifen. Dead or Alive geht dabei sogar noch einen Schritt weiter als Tekken, denn während der Platzhirsch von Namco Bandai die "Sidesteps" nur halbherzig anbietet, gehören sie bei Dead or Alive wirklich zum effektiven Gameplay.

Auch anders als bei Tekken: Es gibt jeweils nur eine Taste für Schläge, Tritte, Blocks und Würfe. Damit ist auch schon das rechte Tasten-Layout moderner Controller abgedeckt. Das hat zur Folge, dass Kombinationen zwar "nur" aus maximal drei verschiedenen Aktionstasten bestehen, jedoch immer die passende Richtungstaste gedrückt bzw. gehalten werden muss. Effektiv ist das Beherrschen solcher Kombinationen natürlich immer. Der effiziente Spieler nutzt jedoch eine ganz andere Spielmechanik, um als Sieger hervor zu gehen: das Block- und Kontersystem!

Wer die Blocktaste nicht nur gedrückt hält, sondern sie im richtigen Moment, zusammen mit der passenden Richtungstaste, drückt, führt eine Konterattacke aus. Diese reichen von einfachen Ausweichmanövern, die euch einen zeitlichen Vorteil bis zur Ausführung des nächsten Angriffs verschaffen, bis hin zu Würfen, die dem Gegner ordentlich zusetzen. Jedoch ist es auch hierbei hilfreich, die Kombinationen der verschiedenen Kämpfer zumindest zu kennen, um zur richtigen Zeit den passenden Konter einsetzen zu können. Bei sporadischen Angriffen ist es weitaus schwieriger, die richtige Richtung vorherzusagen. Das ähnelt dann eher Krampfanfällen, weil euer Kämpfer ständig ins Leere greift, während er ordentlich auf die Zwölf bekommt.


Dead or Alive 5: Last Round
Wer beim Kontern nicht das richtige Timing hat, kassiert!


Tiefe Dekolletés, knappe Höschen, nackte Beine



Während bei anderen Beat 'em Ups meist Männer das Line-up dominieren, sticht bei Dead or Alive vor allem die große Auswahl an weiblichen Kämpfern hervor und mit weiblich meine ich hierbei nicht nur die biologische Definition des Geschlechts. Die Entwickler spendieren den Kämpferinnen so ziemlich alles, was das Männerherz begehrt. Bereits im ersten Teil - damals auf der PlayStation - gab es die Option "Breast Bouncing", mit der festgelegt werden konnte, ob die Damen einen Sport-BH tragen, oder ob ihre Brüste – auf schon fast lächerliche Art und Weise – "bouncen". Mittlerweile setzen die Entwickler auf eine realistischere Physik und einen abwechslungsreicheren Kleiderschrank. Lieber das Trainingsoutfit oder den Bikini? In Arbeitsuniform oder doch mit Strapse und Strümpfen? Die Vielfalt ist groß und kann über den Kauf weiterer Kostüme vergrößert werden. Allerdings muss man dafür ganz schön in die Tasche greifen.

Was die männlichen Kämpfer anbetrifft: Die gibt es übrigens auch - glaube ich!


Dead or Alive 5: Last Round
Tag-Throws hinterlassen tiefe Spuren in der Energieleiste des Gegners.


Die Kämpfe machen Eindruck!



Die Story von Dead or Alive ist genau so nebensächlich wie bei jedem anderen Beat'em Up auch. Eine gute Story hat das Spiel aber überhaupt nicht nötig, schließlich geht es letzten Endes um etwas ganz anderes: sich gegenseitig nach allen Regeln der Kunst die Fr**se zu polieren.

Ein Punkt, in dem Dead or Alive anderen Prügelspielen schon immer einen Schritt voraus ist, ist der "Impact". Bei anderen Spielen schlagen die Kämpfer – selbst bei Treffern – gerne aneinander vorbei. Das ganze wird dann durch Partikeleffekte halbwegs vertuscht und der getroffene zeigt eine Standardreaktion. Bei Dead or Alive ist das ein völlig anderes Erlebnis. Obwohl auch hier nicht jede Faust oder jeder Fuß beim Gegner die physikalisch korrekte Reaktion auslösen – wie z.B. bei UFC-Spielen –, hat man trotzdem das Gefühl, dass die Schläge ankommen. Besser gesagt: Sie schlagen ein! Wenn Bayman seine Faust im Gesicht des Gegners versenkt, Tina ihm die Hüfte ausrenkt oder Lei Fang ihm ihren Absatz zwischen die Beine rammt, fühlt man förmlich den Schmerz.

Ein weiterer Punkt, der bei Dead or Alive heraussticht, sind die Stages. Sie sind entweder gespickt mit Fallen wie z.B. Wänden, die unter Strom stehen, oder sie bestehen aus mehreren Bereichen und Ebenen, durch die ihr euren Gegner treten könnt. Um die Inszenierung auf die Spitze zu treiben, wird der tiefe Fall zur nächsten Ebene gerne von einem Wrestling-Move begleitet - Ouch!

Nicht unerwähnt bleiben dürfen der Tag-Team-Modus und hier ganz besonders die Tag-Team-Throws, also Würfe. Das eigentliche Gameplay unterscheidet sich dabei nicht sonderlich von anderen Spielen, die einen Tag-Team-Modus anbieten. Ihr kämpft gegen euren Gegner und wenn es sich anbietet, wechselt ihr den Charakter - einer rennt also aus dem Bild, der andere Charakter springt herein. Bei Dead or Alive geht das Ganze allerdings noch um einiges spektakulärer durch sogenannte Tag-Throws. Dabei nehmen eure beiden Kämpfer den Gegner zu zweit in die Mangel, bevor einer den Ring verlässt. Das Schöne dabei ist: Sowohl abhängig von der Auswahl eurer beiden Kämpfer als auch abhängig davon, welcher von beiden gerade im Ring ist, variieren die verschiedenen Würfe.


Dead or Alive 5: Last Round
Ob Marshall Law, Fei Long oder - in dem Fall - Jann Lee: Fast jedes Beat'em Up hat seinen eigenen Bruce-Lee-Verschnitt.


Vanilla vs. Plus vs. Ultimate vs. Last Round



Es scheint im Bereich der Beat'em Ups schon Tradition zu sein, die Spiele nicht nur mit neuen Inhalten nachzurüsten, sondern auch mit jedem großen Update eine neue Version des Spiels in die Ladenregale oder zumindest per Download zur Verfügung zu stellen. Die finale Version heißt dann meist Super EX Fighting Game Ultimate Turboround Alpha Plus - oder so ähnlich.

Auch bei Dead or Alive 5: Last Round hat sich seit dem Original so einiges getan, obwohl auch schon die Vanilla-Version einen ordentlichen Umfang lieferte. Neben dem Standard (Arcade- und VS-Modi) gibt es einen Storymodus, diverse Trainingsmodi und eine ordentliche Anzahl an Online-Features wie Ranglistenkämpfe, einen Online-Dojo und sogar die Funktion, eigene Titel und Statistiken auf Facebook zu teilen. Ja ja, online ... dazu kommen wir gleich!

Zu den Erweiterungen: Während "Plus" für die PlayStation Vita optimiert, also eine entsprechende Touch-Funktion hinzugefügt wurde (Touchfunktion *hust*), kam die erste große Aktualisierung mit "Ultimate" auf die Last-Gen. Diese beinhaltete - neben den Features der Originalversion - neue Kämpfer wie z.B. Rachel aus Ninja Gaiden und Leon aus Dead or Alive 2. Außerdem kamen neue Stages hinzu sowie ein 4-Spieler-Tag-Team-Modus, bei dem nicht mehr ein Spieler zwei Kämpfer steuert, sondern jeder Kämpfer individuell von jeweils einem Spieler gesteuert werden kann - natürlich optional.

Mit Dead or Alive 5: Last Round bietet Koei Tecmo nun die finale(?) Version des Spiels, die den Inhalt des Originals und sämtliche Erweiterungen beinhaltet. Zusätzlich wurden zwei neue Gesichter dem Kämpferkader hinzugefügt, die wie alle anderen von Anfang an zur Verfügung stehen. Außerdem dürften sich Spieler auf eine anständige Anzahl an Kostümen freuen ("Höhö, Höhö, Hö!" – Ted Mosby), wenn auch nicht alle. Weiterhin besteht die Möglichkeit, den Kleiderschrank per DLC zu erweitern. Auf der neuen Konsolengeneration bekommt das Spiel darüber hinaus nicht nur eine höhere Auflösung spendiert, sondern auch neue Partikeleffekte, hochauflösende Schatten und sogar eine neue Engine, welche für eine realistischere Darstellung der Haut sorgt. Doch wie sieht es mit der PC-Version aus?


Dead or Alive 5: Last Round
Glück im Unglück: Mila kämpft nach Regelwerk. Für PC-Spieler hingegen ist die Portierung ein Tiefschlag!


Von einem technischen Standpunkt aus ...



... enttäuscht die PC-Umsetzung! Next-Gen hin oder her: Ein anständiger Rechenknecht wird immer schönere Bilder auf die Mattscheibe zaubern als Konsolen. Zumindest dann, wenn die Entwickler es zulassen. Bei Dead or Alive 5: Last Round ist das jedoch nicht der Fall. Zwar wird auf der einen Seite eine Auflösung bis 4K unterstützt, andererseits fehlen Partikeleffekte und die Soft-Engine der aktuellen Konsolengeneration. Aber lassen wir das Technikgefasel.

Viel schlimmer ist eigentlich die Tatsache, dass ganze Spielinhalte fehlen. Es fehlen nicht nur Achievements und zwei Stages aus der Konsolenversion, sondern auch die Vibrationsfunktion (ich mache das nicht mit Absicht!) und die Option eines angepassten Tasten-Layouts. Moment mal, war da nicht noch was? Ach ja, genau! KEIN ONLINE-MODUS! Koei Tecmo wird die Funktion zwar in den nächsten drei Monaten nachreichen, aber mal im Ernst: Man kann doch kein Spiel auf den Markt werfen, das sowieso nur eine Portierung der Konsolenversion ist – und dazu noch nicht einmal die beste – und dann den Online-Modus weglassen. Da fehlen mir die Worte!



Fazit von Kai:

Dead or Alive 5: Last Round ist ein wirkliches gutes Beat 'em Up und ich will und kann das Spiel keinesfalls schlecht reden - nichtsdestotrotz bekommt die PC-Version eine Abreibung. Ich bin selbst kein Programmierer, aber gerade bei der aktuellen Konsolengeneration (x86-Architektur) habe ich erwartet, dass eine Portierung kein Hexenwerk mehr sein sollte. Da ist es ziemlich frech, lediglich die Last-Gen-Version in HD bzw. UHD abzuliefern. Selbst wer über die technischen Schwächen hinweg sieht, ärgert sich über den (noch) fehlenden Online-Modus! Die PC-Version hätte also durchaus besser und vor allem schöner ausfallen können und müssen.

Allerdings sollte man bei aller Kritik auch stets den Blick für das Wesentliche wahren: Das Gameplay ist das selbe, weshalb das Spiel auch auf dem PC Spaß macht - einen Controller vorausgesetzt. Jedoch tut es das eben vorerst nur im Singleplayer oder zu zweit vor demselben Monitor.

Besonders gut finde ich ...
  • sehr gutes Kampfsystem
  • glaubhafte Kollisionsabfrage
  • 34 Kämpfer, von Anfang an verfügbar
  • beinhaltet viele Kostüme
Nicht so optimal ...
  • weiterhin nicht alle Kostüme enthalten
  • Grafik nicht auf Augenhöhe mit PS4 und Xbox One (PC)
  • kein Online-Modus (PC)
  • keine Achievements (PC)

Kai hat Dead or Alive 5: Last Round auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Koei Tecmo zur Verfügung gestellt.

Dead or Alive 5: Last Round - Boxart
  •  
  • Entwickler:Team Ninja
  • Publisher:Koei Tecmo
  • Genre:Beat 'em up
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One
  • Release:20.02.2015
    (PC) 30.03.2015

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 3 Gästen.
  • CookieMonster
    #1 | 10. April 2015 um 13:56 Uhr
    Eigentlich ein Spiel über das ich mehr sehr freuen sollte, denn 3D-Prügler sind auf dem PC mit Ausnahme von DoA5 quasi nicht vorhanden und so sehr ich USF4 auch mag, etwas Abwechslung käme mir nur gelegen.
    Aber ich weiß nicht so recht was ich denn mit einem derartigen Spiel ohne Multiplayer anfangen sollte. Den Story Modus spielen? Injustice bietet meiner Meinung nach in diesem Genre die solideste Handlung und Präsentation, aber selbst die Handlung mag ich nicht unbedingt ein weiteres Mal durchspielen.
    Für mich ist es in der jetzigen Form wirklich ein Spiel das frühestens in 3 Monaten in meiner Steam Library auftauchen könnte, vorausgesetzt der Netcode ist kein Totalausfall. Wenn ich das aber so recht verstehe scheint die Portierung davon abgesehen weitgehend "gelungen" zu sein, andere japanische Entwickler hatten mit ihrem PC-Debüt da weit weniger Erfolg (siehe FF13).

    Immerhin gibt es aber schon Bewegung hinsichtlich Mods, ggf. sieht diese last-gen Portierung daher schon bald hübscher aus als die eigentliche next-gen Fassung, so gering die Unterschiede ohnehin schon sind.
  • Nawrock
    #2 | 27. April 2015 um 10:54 Uhr
    Gerade wenn es um Abwechslung geht, kann man bereits jetzt zugreifen, auch wenn der Multiplayer noch fehlt. Die Story ist natürlich - wie erwartet - eher schwach aber das Gameplay unterscheidet sich doch gewaltig von USF4 also würde es nicht schaden, sich auf die kommenden Onlinekämpfe gut vorzubereiten, egal ob im Story-, Arcade- oder Trainingsmodus.

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