Blue Estate - Review

Rail-Shooter dürften mittlerweile wohl zur aussterbenden Spezies gehören - wie Printmagazine - und locken nur noch selten die Videospieler vor den Bildschirm. Wer dennoch mal wieder gemütlich wie auf Schienen geführt durch eine Spielwelt gleiten und rumballern möchte, für den könnte Blue Estate von HeSaw ganz interessant sein - ein Spiel, das eure Gehirnzellen nicht sonderlich herausfordern dürfte, stattdessen aber versucht, mit schwarzem Humor und witziger Vorlage eure Lachmuskeln zu trainieren. Basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel von Viktor Kalvachev haben die Macher ein Spiel geschaffen, das sich auf Steam durchaus großer Beliebtheit erfreut. Warum das so ist, habe ich in einem kurzen Baller-Intermezzo für euch herausgefunden.

Dass sich das Spiel nicht besonders ernst nimmt und uns eine total verrückte Story auftischt, das ist bereits nach wenigen Minuten klar und wird durch den stimmigen Comicstil der Zwischensequenzen und skurillen Figuren nochmal hervorgehoben. Alles beginnt, als die attraktive Tänzerin Cherry Popz in das heruntergekommene Büro des Privatdetektivs Roy Devine Jr. spaziert und ihm ihre Geschichte erzählt. Fortan begleitet uns Roy mit seiner Stimme aus dem Off, um uns selbige mit seinen eigenen Worten wiederzugeben und durch das Spielgeschehen zu führen.


Action und Sprüche am laufenden Band



In den nun folgenden sieben Kapiteln, die einen rund drei Stunden beschäftigen, schlüpfen wir in die Rolle von zwei Charakteren, die ungleicher nicht sein könnten. HeSaw beschreibt diese so: "Tony Luciano, Sohn des psychopathischen Paten der Unterwelt von L.A., und Clarence, ein mittelloser Ex-Navy SEAL und Auftragsmörder, der das von Tony verursachte Chaos wieder in Ordnung bringen muss. Während Tony eine persönliche Vendetta gegen die Bande der Sik-Brüder beginnt, um seine beste Tänzerin Cherry Popz zu retten, versucht Clarence, den Bandenkrieg zu beenden, was ihn in die entlegensten Winkel Jamaikas verschlägt!"

Damit wäre dann auch schon fast alles gesagt. Mit Tony und seiner goldenen Desert Eagle ballern wir uns also zunächst in bester Railgun-Shooter-Manier durch zahlreiche asiatische Gegner und versuchen durch Combos und Headshots die bestmöglichen Punkte herauszuholen. Das geschieht wahlweise alleine oder im lokalen Koop-Modus mit einem weiteren Spieler, per Maus und Tastatur, Gamepad oder auch mit "nicht offiziell unterstütztem" Lightgun-Equipment. Mittels einer Quicktime-Wischbewegung sammeln wir zwischen all der Action auch Healpacks, Munition und sonstige Dinge ein, während uns das Spiel ständig mit Nachschub in punkto Gegnern versorgt. Tony hat viele Probleme, eines davon ist seine Frisur - ständig fällt uns seine schlecht geföhnte Tolle ins Gesicht, während er uns mit platten Sprüchen und genervten One-Linern unterhalten möchte. Schräger Vogel.


Blue Estate
Tony Luciano und Clarence - das ungleiche Ballerduo


Schnelle Action, schnelles Ende



Nach all den niedergemetzelten Handlangern treffen wir recht früh auch auf einen ersten "Bossgegner", den man schlicht nicht beschreiben kann. Den Kim-Jong-Un-Verschnitt müsst ihr einfach gesehen haben. Mit unserem zweiten Charakter, Clarence, geht es im Grunde genauso weiter zur Sache, wenn auch an anderen Schauplätzen, aber im Prinzip mit der gleichen Spielmechanik und Komik. Nach jedem Levelabschnitt gibt es dann die Abrechnung: Wie viele Headshots, wie viele Eiertreffer, wie gut und schnell eure Combos waren, und diverses anderes wird aufgelistet und mit Sternchen bewertet, um dann in einer Hall of Fame verewigt zu werden.

Die Kampagne ist wie bereits erwähnt nach rund drei Stunden vorbei und hat irgendwie erstaunlich viel Laune gemacht. Das liegt wohl auch daran, weil Blue Estate es versteht, die Dauerballerei mit kleineren Abwechslungen zu garnieren. Zum Beispiel mit Schießbuden-Passagen oder Kopfschuss-Herausforderungen sowie vereinzelten Gimmicks in der Spielumgebung, die wir nutzen müssen. All das lässt keine Langeweile oder Monotonie aufkommen und sorgt für kurzweiligen Spielspaß. Nach dem Durchspielen kann man das Ganze natürlich auch noch in weiteren Schwierigkeitsstufen meistern oder einfach eine Runde mit Freunden zocken. Außerdem wäre da noch der Arcade-Modus, bei dem ihr in den verschiedenen Schauplätzen nicht nur gegen die Gegner, sondern auch gegen die Zeit antreten könnt und abermals Punkte und Fame für Leaderboards sammelt.

Ursprünglich ist Blue Estate bereits im letzten Jahr für die Xbox One erschienen, zuletzt im Februar dann für die PlayStation 4. Beide Versionen konnten die Fachpresse seinerzeit nicht sonderlich begeistern, wenn man einen Blick auf die Wertungen bei Metacritic.com wirft, was wohl auch an einer gewöhnungsbedürftigen Steuerung liegen mag. Auf dem PC scheint man geradezu auf so ein Spiel gewartet zu haben, zumindest findet man auf Steam, zur kürzlich veröffentlichten und von mir gespielten PC-Fassung, fast ausschließlich positive Usermeinungen. Verrückt.




Kithaitaa

Fazit von Darius:

Dass Blue Estate ziemlich abgefahren ist, war schon beim Blick auf den ersten Trailer klar - damit wurden die Erwartungen an das Spiel auch klar abgesteckt. Auch wenn die Kampagne mit rund drei Stunden Spielzeit ziemlich kurz ausfällt und damit selbst ein Call of Duty oder Battlefield übertrumpft, macht der kurzweilige Rail-Shooter-Trip mit den beiden Charakteren dennoch auf seine ganze besondere Art Spaß. Dank gut eingestreuter Abwechslungen und unterschiedlichen Schauplätzen entsteht beim Gameplay keine Monotonie. Coole, zumeist platte Sprüche am laufenden Band, garniert mit sehr viel schneller Action, Humor und nackter Haut. Wer sich von all dem angesprochen fühlt, wird nicht enttäuscht und bekommt für um die 13 Euro, oder einem Schnäppchenpreis beim nächsten Sale, eine Packung Spielspaß für zwischendurch. Eine Dosis "Trashfilm" zum Mitmachen - mehr aber auch nicht.

Besonders gut finde ich ...
  • gutes Rail-Shooter Gameplay
  • verrückte Charaktere und Spielwelt
  • abwechslungsreiche Schauplätze
  • lokaler Koop-Modus
Nicht so optimal ...
  • geringer Umfang und Spielzeit

Darius hat Blue Estate auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Focus Home Interactive zur Verfügung gestellt.

Blue Estate - Boxart
  •  
  • Entwickler:HeSaw
  • Publisher:Focus Home Interactive
  • Genre:Rail-Shooter
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Release:25.06.2014
    (Xbox One) 18.02.2015
    (PC) 08.04.2015

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Atze, Nawrock ... und 3 Gästen.
  • Tim
    #1 | 22. April 2015 um 23:15 Uhr
    Klingt nach absolutem Trash, quasi perfekt für mich  sobald ich mal Zeit finde und das Spiel irgendwo im Sale landet, wird's gekauft. Aber dann wohl lieber für die PS4, da ist der lokale Coop ansprechender.
  • Darius
    #2 | 22. April 2015 um 23:54 Uhr

    Tim: Klingt nach absolutem Trash, quasi perfekt für mich sobald ich mal Zeit finde und das Spiel irgendwo im Sale landet, wirds gekauft. Aber dann wohl lieber für die PS4, da ist der lokale Coop ansprechender.


    Auf der PS4 ist aber wohl die Steuerung gewöhnungsbedürftig, weil man da den Dualshock mitbewegen muss zum Zielen. Habs dort aber selbst nicht gespielt.

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.