Lego Jurassic World - Review
Rawwr! Tyrannosaurus-Block & Co. machen die Welt unsicher
1993 - was für ein Jahr: a-ha lösen sich auf, Die Ärzte feiern ihr Comeback, The Legend of Zelda: Link's Awakening erscheint für den Game Boy und Ms. Doubtfire kann die Wohnzimmer unzähliger Familien zum Lachen bringen. Doch das wirkliche Highlight ist mehrere Meter groß, unzählige Tonnen schwer und besticht durch scharfe Zähne - nicht zu vergessen durch ein fürchterliches Rawwrr. Genug Hinweise, um definitiv nicht auf den Zombie-Trend der letzten Jahre aufzuspringen. Denn mal ehrlich, wer braucht schon nach Gehirn gierende Tote, wenn es halb ausgestorbene Dinosaurier gibt? Niemand und genau deshalb stellen die gefräßigen Monster gerade so ziemlich jeden "Neueinsteiger" der letzten Kinojahre in den Schatten. Grund genug, um das Franchise weg vom angeblich düsteren Charme hinein in das fröhliche Lego-Kinderzimmer zu bringen. Dass dieses Abenteuer nicht nur einen Rückblick auf die letzten Filme, sondern gleichzeitig den ein oder anderen (schweinischen) Blick auf die Geschehnisse wirft, sollte jedem noch so kleinen T-Rex unter uns klar sein.
Das muss erstmal ein Film oder ein Spiel als eine Art Rückblende oder vielleicht auch Vorbereitung auf den aktuellen Film Jurassic World schaffen, gerade da man weiß, dass sich Lego-Spiele nicht immer allzu ernst nehmen. Für mich ist es doch gerade dieser Punkt, der das Klötzchenabenteuer so viel besser macht, als es das Schauen der Filme allein gemacht hätte: Die ikonischtes Szenen wurden natürlich verarbeitet und so fieberte ich regelrecht der nächsten Szene entgegen. Ob der Anwalt aus dem ersten Teil seinen WC-Gang überlebt? Werden wir im zweiten Teil durch das hohe Gras gejagt? Und was ist mit dem Vogel-Käfig aus dem dritten Film sowie der Kugelraserei aus dem derzeitigen Movie?
Hungry for the Bricks
All das und noch viel mehr kann man erleben, wenn man sich auf dem Flugdeck für einen Film entscheidet (1 und 4 stehen direkt zur Verfügung, die restlichen zwei nur durch freispielen). Doch auf heiße Waffenaction sollte man nicht hoffen, denn viel eher werden Dinos mit Würstchen gelockt, es wird auf dem typischen Lego-Schwein geritten und man versucht die Urzeitmonster mittels einer Zahnreinigung zu beruhigen. Eine wunderbare Kombination aus ernster, gefährlicher Geschichte und typischen Lego-Charme. Wunderbar nicht nur, weil sie ausgesprochen gut funktioniert, sondern auch, weil ich genau diese Elemente in den letzten Spielen (allen voran Lego Batman 3) vermisst habe. Zudem ist es faszinierend, dass Entwickler TT Games auch nach knapp 20 Titeln immer noch Spaß an dieser Art von Spiel hat - auch wenn es natürlicherweise im Laufe der Jahre einige Höhen und Tiefen gegeben hat. Mir kommt es manchmal so vor, als ob das Entwicklerteam gerade in der Arbeit solch kultiger Geschichten vollkommen aufgeht und vielleicht sich selbst einen lang gehegten Kindheitstraum erfüllt.
Jurassic World in 3D ist sicherlich ein Erlebnis, aber zuhause das Ganze in schicken HD zu sehen ist auch nicht ohne. Wie man es von TT Games gewohnt ist, glänzt das ausgestorbene Zeitalter nicht etwa mit staubigen Grafiken, sondern viel mehr mit einer tollen visuellen Umsetzung, die auch einige Effekt-Highlights zu bieten hat - eben "Next-Gen" und so. Das Wasser sieht stellenweise netter aus, die einzelnen Blöcke strahlen im Sonnen- oder Mondlicht (wechselbar im freien Spiel), die realistisch anmutende Umgebung lässt wirklich entsprechendes Flair aufkommen und überhaupt erinnert alles ziemlich an die bereits früher lieb gewonnenen Streifen, auch wenn der zweite und dritte Film so ihre Probleme haben. Fans werden übrigens auch beim Thema Sound auf ihre Kosten kommen: Neben dem fürchterlichen Reptiliengebrüll können vor allem die originalen Sprecherstimmen und Soundtracks überzeugen. Ohrwurmalarm inklusive, auch wenn manche Spieler von unschönen, rauschigen Stellen berichten oder an einigen Stellen die Lautstärke zwischen Musik, Steinchen-Geklimper und Sprache nicht ganz stimmig ist.
Von der Ausgrabungsstätte in den Dschungel
Kennt man ein Lego-Spiel, kennt man alle: Ein Satz, der sich zwar auf den ersten Blick mehr als nur negativ anhört, an dieser Stelle aber gar nicht so schlecht gemeint ist. Im Vergleich zwischen den alten und neuen Lego-Spielen ist auffällig, dass sich die Mechaniken kaum geändert haben und das mit gutem Grund. Die Unterhaltung von Kindern und Erwachsenen funktioniert mit dem durch TT Games entwickeltem Spielprinzip gleichermaßen perfekt. Nach der Auswahl eines Filmes geht es direkt auf die entsprechende Open-World-Filminsel, welche durch allerlei Erkundungsmöglichkeiten und die Story-Level unterhalten möchte. Dank unzähligen Spielcharakteren mit mehr oder minder unterschiedlichen Fähigkeiten, jeder Menge spielbarer Dinos und lenkfähiger Automobile sollte jedes Hindernis im Handumdrehen gelöst sein.
Der Wechsel zwischen den vorgegebenen (oder später auch frei wählbaren) Charakteren könnte im Singleplayer etwas nervig sein, im Koop-Part bekommt das Kombinieren der verschiedenen Fähigkeiten einen zusätzlichen Reiz - Mitdenken und Absprachen sind notwendig, um die Herausforderungen effektiv zu überwinden. Schade nur, dass vor allem an einer Stelle im zweiten Film der Koop-Part nicht gut gelungen ist. Abwechselnd muss einer der zwei Spieler Aufgaben lösen, während der andere wortwörtlich am goldenen Faden hängt, um sein Lego-Leben bangt und Langeweile fristet. Nach 10 Jahren Übung hätten solche Situationen sicherlich spannender gelöst werden können.
Dennoch sind die Abschnitte nie zu kurz, nie zu lang und werden durch schicke Zwischensequenzen aufgelockert, wobei gerade hier die Bosskämpfe ein Highlight sind. Zumindest für diejenigen unter uns, die nicht schreiend vor großen Reptilien davon rennen, sondern gern mal selber in eine solche Lederhaut schlüpfen würden. Da sich Dinos natürlich wie Elefanten in einem Porzellanladen aufführen, darf typisch für ein Lego-Spiel auch in Lego Jurassic World so ziemlich alles zerstört werden, nur um anschließend in nützlichere Dinge transformiert zu werden. Soweit so gut, doch leider hat der neueste Ableger trotz all seinem Charme Probleme, die den Spielspaß mindern können. Neben einer Vielzahl an Bugs (das Fallen durch den Boden, Dinos verschwinden, Aktionen können nicht ausgeführt werden etc.pp.), haben sich die Entwickler für einen gering leichteren Schwierigkeitsgrad und einfachere Sammelgegenstände entschieden. Während in früheren Spielen pro Level 10 Minikits, ein Charakter, drei Gegenstände und manches mal noch ein Lego-Freund gefunden werden mussten, gibt es hier nur einen Dino sowie 10 Minikits abzustauben. Zum Glück lassen sich auf der Insel-Oberwelt noch verschiedene Aktionen erledigen, sodass auch die Langzeitmotivation recht groß ist.
Fazit von Lenela:
Nach dem Kinoerlebnis ist Lego Jurassic World für mich das perfekte Sommer-Sonnenschein-Spiel und seit Lego Herr der Ringe auch mal wieder ein großer Suchtfaktor. Die einzelnen Level sind weder zu kurz noch zu lang, erzählen spannende sowie komische Geschichten und können erneut durch die unbeschränkte Koop-Möglichkeit und den leichten Einstieg überzeugen. Das muss man erstmal schaffen, vor allem da sich das Grundprinzip das Spiels über die Jahre hinweg kaum geändert hat. Schade ist das dennoch nicht, denn genau das erwarten man und genau das ist es auch, was einen von Spielen á la Bloodborne oder Dark Souls ablenkt und erholen lässt. TT Games sollte dennoch genau diesen Weg beibehalten und vielleicht hin und wieder ein paar eigene Ideen einbringen, um eine komplett neue Geschichte im Jurassic-Park-Universum zu erzählen oder mal wieder mit Lego Island die Fangemeinde zum Kochen zu bringen?
- Kurzweilige sowie spaßige Level
- Atmosphärische und ikonische Präsentation der einzelnen Inseln
- Original Sound-Samples bei Jurassic Park World
- Perfekte Koop-Abenteuer
- Behebung der Kamera-Probleme aus den Vorgänger-Titeln
- Längere Ladezeiten mit nervenden Fakten zu Dinosauriern & Co.
- Zu viele "Weglauf"-Szenen, vor allem im Vergleich mit anderen Lego-Spielen
- Dino-Kämpfe zwar lustig, aber schnell repetitiv
- Leider immer noch sehr viele Bugs und Glitches
Lenela hat Lego Jurassic World auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Warner Bros. Interactive zur Verfügung gestellt.
#1 | 30. Juni 2015 um 11:36 Uhr
Ist doch Normal, denn wer würde gerne stehen bleiben wenn ein übergroßer Dino hinter einen hinterher ist
Bin zwar noch nicht durch, denn ich spiele mit meinen Sohn meist immer nur 1 bis 2 level wenn Zeit ist. Aber es ist LEGO Typisch gut gemacht.
#2 | 30. Juni 2015 um 19:43 Uhr
DarkRaziel: - Zu viele "Weglauf"-Szenen, vor allem im Vergleich mit anderen Lego-Spielen Ist doch Normal, denn wer würde gerne stehen bleiben wenn ein übergroßer Dino hinter einen hinterher ist
Irgendwie schon, aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass es "früher" 2-3 solcher Level gab. Jetzt ist jedes 3. zum Rennen... aber gut, Dinos, gross und so