Harvest Moon: The Lost Valley - Review
Minecraft Moon und das Streicheln der Kühe
Im hektischen Berufsalltag kann die innere Ruhe (oder auch Entspannung) schnell zu kurz kommen und man erwischt sich häufig dabei, wie man sich an einen anderen, ruhigeren und vielleicht auch netteren Ort wünscht. Ein Tagtraum muss eine solche Idee nicht zwingen bleiben und wer kein Geld oder Mut hat, um eine solche Veränderung vorzunehmen, der kann seit Jahren auf die beliebten Farming-Spiele der Harvest-Moon-Reihe zurückgreifen. Dank einfachem Spielprinzip, knuffigen Charakteren, netten Umgebungen und vor allem teils kurzweiligen Geschichten, ist das Bauer-Sein nicht mehr nur eine Heidi-Fantasie. Doch mit dem neuesten Ableger, Harvest Moon - The Lost Valley, wird alles anders ...
Bauernhof-Geschichten
Während bei früheren Spielen die Geschichte nur eine Nebenrolle eingenommen beziehungsweise eher aus "Finde deinen Partner, Gründe eine Familie und werde ein erfolgreicher Bauer" bestanden hat, wird mit The Lost Valley alles ein bisschen anders: Fast wie im Zauberer von Oz verändert ein Blizzard euer Leben als Bauer oder Bäuerin. Dank der Hilfe eines kleinen Feenwesens wird schnell klar, dass die eisige Welt in der ihr gelandet seid nicht immer so war. Eure Aufgabe ist damit schnell klar: Ihr müsst das verlorengegangene Armband der Erntegöttin finden, sie damit aus dem ewigen Tiefschlaf wecken und letztendlich die vier Jahreszeiten in das ehemals wunderschöne Tal zurückbringen.
Gut, die Story ist jetzt kein episches Märchen oder wenigsten so wie Rune Factory, aber wir wollen uns mal nicht beklagen. Durch verschiedene Quests könnt ihr nach und nach das Eis vertreiben und so das Gleichgewicht im Tal wiederherstellen - Abwechslung, Spannung, Aufregung oder gar Storytwists sucht man leider vergebens, was schade ist, denn mit der Überarbeitung des Marken-Namens hätte man etwas ganz Eigenes, Spezielles (gerade im Bereich Story) erschaffen können. Wieso man noch nicht mal eine Stadt erschaffen oder den NPCs mehr Aufgaben, Geschichte und Charakter gegeben hat bleibt zudem vollkommen offen: Oftmals machen die NPCs gar nichts, geben einem die selben monotonen Aufgaben und erscheinen vollkommen willkürlich im Tal. Möchte man etwas von NPC A, muss man oftmals lange warten, denn es gibt keine Ingame-Hinweise, welche Vorlieben die "Bewohner" im Hinsicht auf ihre Tal-Besuche haben. Offensichtlich sollte der Plot nie fesselnd sein, ganz im Gegenteil zum fast schon revolutionären Gameplay, welcher aber leider auch nur in seinen Grundzügen und als Ausblick auf kommende Teile glänzen kann - aber kurz ein Schwenk hin zu atmosphärischen Winterlandschaften und entsprechendem Flair.
Die Harvest-Moon-Reihe war noch nie für seine realistischen, detailgetreuen und perfekt animierten Grafiken bekannt, doch während vergangene Spiele ihren eigenen Comic-Anime-Stil hatten, fühlt mich sich bei The Lost Valley doch eher etwas verarscht: Gut, man will auf den erfolgreichen Minecraft-Zug aufspringen, aber der Pixel-Stil musste hier doch eher als billiges Produktionswerkzeug herhalten. Neben den üblichen Problemen der 3DS-Hardware (kaum schöne Ecken, geringe Details, geringe Reichweite etc.pp.) kommen hier noch lustlose Umgebungen, wenig liebevolle Blöcke und mehr als "gewollt-pixlige" Grafik hinzu. Abwechslung wird man da übrigens auch nicht im Bereich des Sounds finden. Zwar haben die verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Songs und auch die Effekte passen sich der Handlung an, aber irgendwie gibt es nur 4-5 verschiedene Stücke, welche sich unendlich wiederholen. Der Nervfaktor ist sicher hoch und verstärkt leider den Eindruck der Lieblosigkeit - nur mit dem Namen Harvest Moon lässt sich eben nicht zwingend mehr als ein Blumentopf gewinnen.
Möhre um Möhre und ab auf die Weide
Das neueste Harvest Moon verspricht neben all seinen Neuerungen vor allem eines: Ganz viel Farming-Action. Neben dem Anbau von verschiedenen Gemüse und Blumen müssen wir uns um allerlei Tiere kümmern, um anschließend entsprechende Erzeugnisse gewinnbringend verkaufen zu können. Neben einer Gießkanne sind dabei aber auch andere Werkzeuge wichtig, welche dieses Mal bereits von Anfang an zur Verfügung stehen und nicht erst im Laufe des Spiels erworben werden müssen. Tolle Neuerung dabei ist das kontextbezogene Aktionsmenü, welches je nach Aktion das entsprechende Werkzeug automatisch auswählt. Endlich, denn früher war es eine ganz schön nervende Aufgabe die Gießkanne wegzulegen, die Hacke auszuwählen und die Gemüsesamen auszusuchen. Leider verfliegt der Spaß recht schnell wieder, denn die einzelnen Animationen dauern wirklich viel zu lange und es wird zu einer Zerreißprobe mehr als 20 Felder bearbeiten zu wollen. Aber gut, es ist eben harte Arbeit Lebensmittel zu züchten. Ansonsten hat sich in diesem Bereich (auch in Bezug auf die Tiere) wenig verändert und so sind Kenner schnell wieder in ihrem Element.
Auch wenn das Spielprinzip und das neue Aktionsmenü gut sind, so träge sind aber nicht nur die Animationen, sondern auch die verschiedenen Möglichkeiten. Während nämlich Werkzeuge von Anfang an vorhanden sind, müssen für neue Gemüse- beziehungsweise Blumensamen schon mehrere Stunden Spielzeit investiert werden. Ganz zu schweigen von den Mutationen hin zu seltenen Gewächsen; bis man soweit ist, ist der 3DS-Knopf sicherlich hin, da man immer wieder ein und die gleiche Aktion ausführen muss. Die wirklich große Neuerung bei Harvest Moon - The Lost Valley ist die Minecraft-Komponente. Zum einen ein netter Gedanke, um die Landschaft des verlorenen Tals sowie die eigene Farm nach den eigenen Wünschen zu formen. Vorbei sind die Zeiten von vorgegebenen Elementen, starren Gebieten und unschönen Hügeln. Schade nur, dass es nicht wirklich viele Elemente zur Auswahl gibt - bestes Beispiel dafür sind die Wälder aus ein und dem gleichen Baum-Modell. Zudem ist die Steuerung des ganzen Modus sehr ungenau und hakelig, da die einzelnen Quadrate einfach viel zu klein dargestellt sind, um irgendwas erkennen zu können.
Fazit von Lenela:
Ich glaube vorerst war es das letzte Harvest Moon, was ich gespielt habe. Eigentlich mag ich solche kurzweiligen Spielchen, doch was Natsume mit den neuen Ideen gemacht hat, hat mir gar nicht gefallen und ist auch sehr weit vom eigentlich Spiel weg. Gut, es ist toll neue Elemente umzusetzen, aber dann sollte man auch die nötigen Schritte zum Schluss gehen und nicht mitten in der Entwicklung aufhören - zumal sich selbst die neuesten Sachen relativ schnell abnutzen. Hoffentlich lernt Natsume von diesem Projekt und kann in Zukunft bessere Harvest Moon-Spiele produzieren - vielleicht ja auch mal für die Nintendo Wii U. Ansonsten warte ich gespannt auf das erste Story of Seasons, immer mit der Hoffnung ein wahres sowie neues Harvest Moon - A Wonderful Life zu bekommen.
- die Idee mit den Minecraft-Elementen, mutiger Weg der Neuausrichtung
- die nette Hintergrundgeschichte, die das Spielelemente etwas zusammenhält
- Terrafarming bringt Indivialität
- Mutation der Pflanzen sorgt für mehr Erträge
- Charaktere in der nicht wirklich vorhandenen Stadt nervig/langweilig/dumm
- Identische Aktionen müssen wieder und wieder ausgeführt werden (keine Gameplay-Variationen)
- Lieblose Interaktionen mit den eigenen Tieren
- Sehr, sehr langer Einstieg in das Spiel
- Schlechte Menüführung im Terrafarming-Modus
Lenela hat Harvest Moon: The Lost Valley auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Rising Star Games zur Verfügung gestellt.
#1 | 10. Juli 2015 um 02:44 Uhr
#2 | 10. Juli 2015 um 11:39 Uhr