Mirror's Edge Catalyst - Preview

Neben all den bekannten Marken, die EA dieses Jahr auf der gamescom aufgefahren hat, hat sich auch der Nachfolger des Überraschungshits Mirror's Edge aus dem Jahr 2008 einen Platz gesichert. Das Tolle daran: Wer die Warteschlange überstanden hatte, bekam nicht nur in wohliger Kinoatmosphäre Einblicke in die Arbeiten rund um Mirror's Edge Catalyst, sondern durfte im Anschluss daran sogar eine knappe Viertelstunde lang selbst Hand anlegen und als Faith durch die Stadt Glass rennen. Und was ich danach sagen kann, ist: Das Warten hat sich gelohnt.

Seit der Nachricht, dass Mirror's Edge einen Nachfolger bekommt, harre ich aus. Geduldig. EA und DICE sollen sich lieber Zeit lassen und nicht einen lieblosen Folgetitel rausballern, wie es in der Vergangenheit gerne mal der Fall war. Also warte ich ungeduldig - und sauge jeden Infofetzen auf wie ein trockener Schwamm den lang ersehnten Wassertropfen. Als auf der E3 2013 dann erstmals Videomaterial zum Nachfolger auftauchte, war ich allerdings skeptisch: Zu actionreich wirkte der Trailer stellenweise; Kampf- und Ballergehalt waren mir und Tim eindeutig zu hoch und generell schwirrten diverse Interview-Statements durch den Raum, die von "neuer Vision" und "Reboot" sprachen.

Grund genug also, ein wenig skeptisch zu sein. Entsprechend äußerte sich Tim damals in dem Artikel auch mit etwas Bedacht zu Mirror's Edge Catalyst und hoffte, dass im finalen Spiel der Fokus vor allem wieder auf dem Parcouring liegt und Faiths Geschichte nicht in einer Ballerorgie enden wird. 2014 wurde dann ein Entwickler-Video veröffentlicht, das zumindest soweit Mut machte, dass man sich viel Mühe mit dem Gefühl für das Parcouring geben wird und auch von Schusswaffen war kaum mehr etwas zu sehen. Doch all das Ausharren und Rätseln hatte auf der diesjährigen gamescom dann endlich ein Ende: Man durfte wie schon auf der E3 im Juni knapp 15 Minuten lang in die Haut von Faith schlüpfen und sich selbst ein Bild von der Welt und dem Gameplay machen.


Mirror's Edge Catalyst


Die schlechte Nachricht vorweg: Neues Bild- oder gar Videomaterial konnte ich nicht einfangen; sowohl beim anfänglichen Briefing - man wurde knapp 10 Minuten in einer Art Kino von einem der Entwickler in einem Video auf das Spiel, die Vision und das Gameplay vorbereitet - als auch beim eigentlichen Spiel war das Mitschneiden oder Fotografieren strikt untersagt. Das Video war ein Zusammenschnitt des E3-Trailers und vom gamescom Gameplay-Trailer. Unterlegt war das Briefingvideo mit einigen teils neuen und recht interessante Fakten zum Spiel: Faiths zweites Abenteuer ist ein Soft-Reboot des Franchise, der vor allem die Origin-Story hinter der Titelfigur näher durchleuchtet und viel mehr Fokus auf die Story und die Stadt legen wird. Letztere wird zwischen den Storymissionen endlich frei begehbar sein und auch mit optionalen Nebenmissionen befüllt. Eine dieser Nebenmissionen konnte man sich in einem speziellen Demolevel selbst anschauen. Diese war in zwei große Abschnitte unterteilt. Es gab einen kurzen Story-Ausschnitt zu spielen, der wohl recht früh im Spiel zu finden sein wird. Faith wird gerade aus der Haft entlassen und zurück in die High-Tech Stadt Glass geschickt, wobei sie auf einen Runner-Kollegen trifft, der sie von ihrem Überwachungschip trennt und dann mitnimmt. Kurz darauf rennt man dann auch schon los und bekommt die Basics der Steuerung erklärt; wer aber bereits den Vorgänger gespielt hat, wird sich sofort wie zu Hause fühlen.

Ich war mit Tim von gamezgeneration.de vor Ort und bereits nach wenigen Minuten der Demo huschte dieses Grinsen über unsere Gesichter, das bis zum Ende der Demo selten weichen wollte. Alles wirkte großartig vertraut und doch so neu, dass man sich am Liebsten sofort darauf gestürzt und die totalitäre Stadt Glass von den Slums bis zur prächtigen Skyline erkundet hätte. Zumindest kurze Zeit war das dann mit dem zweiten Teil der Demo möglich, in dem man drei Nebenmissionen erfüllen musste: Die erste Mission war ein Wettlauf gegen die Zeit, also wie die bekannten Time-Races aus dem ersten Teil; Mission zwei forderte da schon mehr Geschick, denn man musste an einer Hausfassade entlang die Spitze erreichen. Dort fand man eine gigantische Videoleinwand, die man hacken konnte, um so das Symbol des Widerstands in die Welt zu streuen. Im letzten Beispiel für eine Nebenmission musste man einen Chip von Punkt A nach Punkt B bringen, wobei der Weg allerdings von Wachen patrouilliert wurde. Zeit also, das neue Kampfsystem auf die Probe zu stellen.


Mirror's Edge Catalyst


Dabei wirkt das neue System im ersten Schritt sehr stupide: "Drücke im richtigen Moment X". Dadurch spielt sich eine Animation ab, in der man den Gegner je nach Position und Geschwindigkeit niederstreckt. Natürlich gibt es verschiedene Gegnertypen und je nach Art des Widersachers werden später auch komplexere Finishing-Moves benötigt. Wichtig ist beim Kampf immer das Momentum: Nur solange Faith genug Geschwindigkeit und potentielle Ausweichflächen zur Verfügung hat, sind die Gegner leicht überwindbar. Auf offener Fläche oder im direkten Kampf liegt Faith schneller auf dem Boden, als man panisch "NEINNEINNEIN!!!" rufen kann. Dadurch, dass man Gegner immer aus der Bewegung heraus ausschalten muss, wirken die Kämpfe - zumindest in der Demo - nicht störend. Sie fügen sich hervorragend in den Fluss hinein und verkommen dadurch nicht zu Bremsklötzen oder nervigen Quicktime-Events. Ich hoffe, dass es im finalen Spiel dauerhaft so funktionieren wird. Schön war auch die bekannte Runner Vision gelöst - zumindest während dem Open-World-Abschnitt. Über eine Karte kann man sich Wegpunkte setzen. Sobald diese aktiv sind, werden Wege, Türen und Leitungen mit dem bekannten roten Stilelement hervorgehoben. Wer gerne einfach so die Stadt erkunden will, der deaktiviert die Wegpunkte und kann so komplett frei und unbeeinflusst herumrennen. Wie das Element im Story-Modus integriert ist und ob man es da abschalten kann, durfte man mir leider nicht verraten.

Generell macht die Demo aber extrem Lust auf den Nachfolger: Optisch überzeugt der bekannte, aber nochmal stark aufgepeppte minimalistische Look der Stadt und auch die dreckigen Tunnelgebiete und neonüberfluteten Straßen wissen zu begeistern. Schön war übrigens auch, dass sich Faith in Fensteroberflächen mittlerweile auch spiegelt; ob sich das durch die ganze Spielwelt zieht oder ob es vorgerendert war, darauf wollte man trotz eines Augenzwinkerns nicht näher eingehen. Auch die Soundkulisse gefiel und sorgte mit feinen Klängen, dem Schnaufen von Faith und den harten Schlägen im Kampf für eine hervorragende Atmosphäre. Von der Story hat man nur minimalste Fragmente um die Ohren geschlagen bekommen. Natürlich versucht man als Widerstands-Runner, dem totalitären Regime zu entkommen und den Überwachungsstaat zu überlisten, doch scheinbar hat die Stadt Glass noch ganz andere düstere Geheimnisse. So erfährt man, dass in einem angeblichen Agrar-Zentrum wohl auch Experimente an Menschen durchgeführt werden; außerdem drängt eine zweite Runner-Gruppe in den Fokus. Was es damit auf sich hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall scheint man sich die Kritik an der sehr mageren Story des ersten Teils zu Herzen genommen zu haben.

Einschätzung: Natürlich gab auf der gamescom viele tolle Spiele zu sehen, aber für mich war Mirror's Edge Catalyst so DAS Highlight im "Triple-A-Schrägstrich-Blockbuster"-Bereich: Optisch und akustisch fährt das Spiel auf allerhöchstem Niveau, die Story steckt voller Potential und trotzdem haben Faith und das Setting nichts von dem erfrischenden und aufregenden Charme des Vorgängers verloren. Meine Bedenken wurden auf jeden Fall vorerst beseitigt. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das finale Produkt auch mit meinen extrem gestiegenen Erwartungen mithalten kann. Zum Glück ist es bis Februar 2016 nicht mehr so lange.


Mirror's Edge Catalyst - Boxart
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  • Entwickler:DICE
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Release:09.06.2016

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 2 Gästen.
  • Jari
    #1 | 16. August 2015 um 14:01 Uhr
    Ich habe auf der gamescom auch in den Titel reingespielt und ich freue mich schon sehr, wenn der Titel im März 2016 erscheint. Schon der 1. Teil war, obwohl jetzt kommerziell nicht so der große Erfolg, eine absolute Spieleperle auf der PS3. Umso besser, dass sich EA für eine Fortsetzung entschieden hat.
  • Tim
    #2 | 17. August 2015 um 12:23 Uhr
    Ich bin ja schon ein wenig gefrustet, dass ich es nicht geschafft habe, das Spiel auch auf der Messe anzuzocken - dabei freue ich mich so sehr drauf und nach dieser euphorischen Preview erst recht. Bin echt extrem froh, dass EA Mirror's Edge noch eine Chance gibt und dass Catalyst ein richtig großes und aufwendiges Spiel wird. Der 25.02.2016 ist schon mal fett und rot im Kalender angekreuzt   

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