Kingdom Come: Deliverance - Preview

Ein aktueller Blogartikel zum Spiel: Kingdom Come: Deliverance - Review

Das tschechische Entwicklerteam Warhorse Studios mit Frontmann Daniel Vávra möchte mit Kingdom Come: Deliverance nichts weiter, als ein realistisches und historisch authentisches Mittelalter Open-World-Rollenspiel erschaffen, das es in dieser Form bisher noch nicht gab. Die ambitionierten Pläne des Studios wurden Anfang vergangenen Jahres mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne belohnt und bis heute unterstützen zahlreiche Spieler das Projekt. Auf der gamescom 2015 habe ich die Chance genutzt, mehr über das Spiel zu erfahren – dank einer überzeugenden und interessanten Präsentation bin ich nun gespannter denn je. Meine Eindrücke und die Hintergründe zum Spiel liefere ich euch in dieser Vorschau.

Zugegeben: Neben der Kickstarter-Kampagne im vergangenen Jahr und diversen Trailern bzw. Videos, die im Laufe der Zeit veröffentlicht wurden, habe ich mich bis dato wenig mit dem Spiel beschäftigt. Nicht, weil ich es nicht interessant fand, sondern vielmehr, weil es für mich seinerzeit noch so weit in der Zukunft lag. Die Präsentation diente also dazu, mein Wissen zu Kingdom Come: Deliverance aufzufrischen und endlich zu erfahren, was dahintersteckt – schließlich habe ich dem Spiel Anfang des Jahres bereits einen Platz in unserer "Let’s Play 2015"-Liste gesichert. Sichtlich begeistert und fasziniert lauschte ich dann auch den Worten von PR-Manager Tobias Stolz-Zwilling, der gemeinsam mit seinem Kollegen Jaroslav durch die Show führte.

Nach dem bereits bekannten E3 Trailer ging es direkt mit Gameplay weiter. Während Jaroslav für die anwesenden Frühaufsteher durch die Kingdom-Welt von Böhmen wanderte, erklärte uns Tobias, welche Idee hinter dem Projekt steht. Kein Fantasy-Kram mit Bombast-Effekten wie in Dragon Age: Inquisition etwa (nicht seine Worte) oder gar ein Heldenepos wie The Witcher 3: Wild Hunt – nein, vielmehr steht hier ein anderes, interessantes Konzept auf dem Plan. Man will die Geschichte rund um das Jahr 1403 und den Ort Böhmen erzählen. Eine Zeit, in der das Land durch Krieg, Korruption und Zwietracht zerrissen wird, nachdem der römische Kaiser Karl IV. aus dem Leben scheidet und die Krone an einen seiner weniger begabten Söhne weiterreicht. Dieser verliert seine frisch erworbene Macht durch eine Intrige des eigenen Halbbruders Sigismund und stürzt das Land somit in ein Chaos.

Wir spielen dabei nicht etwa einen der mächtigen Adligen, sondern Heinrich. Einen einfachen Sohn eines Schmieds, der sich nach einem schicksalhaften Ereignis in seinem Heimatdorf in dem blutigen Bürgerkrieg um die Vorherrschaft von Böhmen wiederfindet. Kein Held. Kein Ritter. Nur Heinrich.


Kingdom Come: Deliverance
Unser Spielcharakter Heinrich (Henry).


Die Story des Spiels ist dabei ebenfalls nicht auf den Leib unseres Protagonisten zugeschnitten, sondern erzählt die Geschichte der damaligen Zeit – wir sind nur ein Teil des Ganzen und daher ist es auch uns als Spieler überlassen, was wir daraus machen. Dank einer nichtlinearen Story können wir uns in der großen, dynamischen Welt (16 Quadratkilometer) also alle Freiheiten nehmen, die wir für richtig erachten. Der Hauptstrang der Story soll dabei eine Spielzeit von rund 30 Stunden bieten, ob wir diese als Bösewicht oder Heilsbringer meistern, ist uns überlassen. Die Welt ist hierbei, wie vieles andere im Spiel, aufwendig historisch korrekt nachgebaut worden. Dafür hat man u.a. viele der Orte selbst bereist und einzelne Ruinen und selbst Bachläufe durchstreift und fotografiert, um so nah und authentisch wie möglich zu wirken. Alles was man auf der Spielkarte sieht, existiert(e) auch an den echten Schauplätzen und kann zum Beispiel direkt über Google Maps bzw. Earth nachvollzogen werden.

Neben typischen RPG-Elementen wie dem Handwerk und dem Verbessern unseres Charakters steht vor allem das "einzigartige, immersive Kampfsystem" im Fokus des First-Person-Rollenspiels, das gemeinsam mit mittelalterlichen Kampfkünstlern entwickelt wurde. Eine Kostprobe davon erhielt ich in der Präsentation. In einer Art Übungskampf tritt Heinrich gegen einen gut gepanzerten Ritter an und schnell wird klar: Diesen Kampf kann er nicht gewinnen. Der Realitätsanspruch macht natürlich auch vor den offensichtlichen Basics nicht Halt und so wird man mit einem Stock bewaffnet keinen Ritter in voller Rüstung besiegen können. Die richtige Kombination eurer Ausrüstung und das richtige Timing eurer Bewegungen und Angriffe wird schlussendlich entscheidend dafür sein, ob ihr überlebt oder tot im Dreck landet. Hierbei gilt es die Kontrolle über die Ausdauer zu behalten, denn diese ist das Attribut, womit wir ähnlich wie zum Beispiel in Dark Souls oder Bloodborne unsere Angriffe und Paraden bedienen. Stecken wir Treffer ein, sinken unsere Lebenspunkte und senken damit auch den Pool an Ausdauer, der uns zur Verfügung steht. Logisch: Wenn uns jemand einen Morgenstern auf die Rübe donnert, sind wir nicht mehr ganz so fit.

Um an dieser Stelle mal ein paar Zahlen zu nennen: Euch stehen drei unterschiedliche Angriffstypen (Hieb, Schneide, Stich) und fünf unterschiedliche Waffenklassen zur Verfügung. Es gibt insgesamt sechs unterschiedliche Angriffszonen, die sich auf 36 Trefferzonen aufteilen, und ... allein für eine Waffe haben die Entwickler rund 2.000 (zweitausend!) Animationen integriert, um die Kämpfe so realistisch wie möglich darzustellen. Dabei könnt ihr auf dutzende Kombinationen und Techniken zugreifen. Natürlich spielt neben der Wahl der Waffe auch die Rüstung eine Rolle. Hierfür wurden 16 Slots integriert, die euch auch die Kombination von unterschiedlichen Rüstungstypen erlauben, um optimal in einen Kampf zu ziehen. Durch gesteigerte Erfahrung können wir unseren Spielcharakter weiterentwickeln und ihm, basierend auf unserer Spielweise (Krieger, Schurke oder Barde), neue Fähigkeiten erlernen lassen und die typischen Attribute verbessern.


Kingdom Come: Deliverance


Neben den typischen Mann-gegen-Mann-Kämpfen sind wohl auch Auseinandersetzungen an der Front, inmitten von riesigen Schlachten im offenen Feld und bei Belagerungen geplant, bei denen es durchaus hilfreich wäre, wenn ihr eine eigene Armee zur Unterstützung begeistern könntet. In diesem Entwickler-Video liefert euch Studio-Mitbegründer und Creative Director Daniel Vávra tiefere Einblicke in die Entstehung des Kampfsystems.

Die weitläufige Spielwelt müsst ihr dabei nicht zu Fuß bereisen, sondern könnt auch auf ein Pferd zurückgreifen. Witziger Kommentar am Rande: Die etwas holprigen Animationen des Pferdes entschuldigte Tobias damit, dass es bisher schwierig gewesen sei, das Pferd in den Motion-Capture-Raum im 5. Stock ihres Prager Studios zu bekommen. Das Reittier verfügt über eine eigene KI und ist intelligent genug, nicht in einen Baum oder Abgrund zu reiten, und kann auch mal einer Straße folgen, während wir die Gegend rechts und links davon inspizieren. Auch die Einwohner und Figuren in der Welt haben ihren eigenen Kopf und agieren nach einem festen Tagesablauf und den Erfahrungen, die sie im Spiel machen. So wird sich zum Beispiel ein Bauer, der abends in der Dorfkneipe verprügelt wurde, am nächsten Abend sicherlich eine andere Freizeitbeschäftigung suchen. Durch "dynamische soziale Interaktionen" können wir dies wie auch vieles andere beeinflussen.

Einschätzung: Der historische Ansatz des Spiels und die ambitionierten Ideen und Pläne der Warhorse Studios sind faszinierend und beängstigend zugleich. Auf der einen Seite finde ich es großartig, wenn ich durch ein derart aufwendig produziertes Spiel in eine authentische Welt eintauchen kann, in ein Szenario, das wirklich mal existiert hat. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich die Frage, wie viel Spiel am Ende enthalten sein und ob die Balance zwischen Geschichtsunterricht und einer spannenden Story für den Spieler gefunden wird. Der klare Fokus auf das anspruchsvolle Kampfsystem ist natürlich ebenfalls ein Punkt, den man zu den eigenen Vorlieben zählen muss, um Spaß an Kingdom Come: Deliverance zu haben. Auch bleibt abzuwarten, ob das umfangreiche Projekt, das neben dem PC auch für die PlayStation 4 und Xbox One erscheinen soll, seinen Zeitplan "Sommer 2016" halten kann. Unterstützer der Kampagnen auf Kickstarter und der offiziellen Website erhalten bereits Zugang zur Alpha-Version, die in regelmäßigen Abständen erweitert und aktualisiert wird. Mein Rechner bzw. die schwache Grafikkarte (GTX 750Ti) ist für das CryEngine-3-Monster derzeit jedoch noch nicht ausgelegt - da muss erstmal ein Upgrade her.


Kingdom Come: Deliverance - Boxart
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  • Entwickler:Warhorse Studios
  • Publisher:Deep Silver
    Warhorse Studios
  • Genre:RPG-Adventure
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Release:13.02.2018

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel ... und 11 Gästen.
  • Manni
    #1 | 2. September 2015 um 09:53 Uhr
    Fleißig seid ihr, danke  

    Zum Spiel:

    Es interessiert mich brennend und freue mich auf ein "anderes" Rollenspiel, mit anderen Ansätzen und realistischem Flair.
  • Darius
    #2 | 2. September 2015 um 17:19 Uhr

    Manni: Fleißig seid ihr, danke Zum Spiel: Es interessiert mich brennend und freue mich auf ein "anderes" Rollenspiel, mit anderen Ansätzen und realistischem Flair.


    Bitte. Danke. ^^
    Bleibe auch weiterhin gespannt und würde es dem Team wünschen, dass man alle Ideen verwirklichen kann. Klar ambitioniert, aber auch ganz klar engagiert. Der Aufwand den man bisher betrieben hat ist schon gewaltig. Daher wächst auch die weltweite Fanbase stetig.

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