Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall - Review
Paris im Frühling: Überfall, Mord und der Beginn eines Abenteuers
Den fünften Teil von Baphomets Fluch mit dem Untertitel "Der Sündenfall" hätte es eigentlich gar nicht geben dürfen. Spätestens am Beginn der 2000-er Jahre war das Adventure-Genre praktisch tot. Zwei Ereignisse haben dazu geführt, dass es heute für klassische Abenteuer-Spiele im Point'n'Click-Verfahren ein Publikum und damit auch wieder einen Markt gibt. Darüber aber im weiteren Verlauf des Reviews mehr. Nun ist der neue Fall mit den beiden Protagonisten George Stoppard und Nico Collard für die PlayStation 4 und Xbox One erschienen. Wer die Vorgeschichte nicht kennt, bekommt zudem einen Comic (zumindest in der Box-Version) dazu, der die früheren Ereignisse der Serie aufgreift.
Mit einem Mord in einer Galerie fängt alles an
Zum Spiel: Die Handlung beginnt damit, dass ein Adler in einer wunderschön gezeichneten Berglandschaft im 2D-Comic-Look seine Schwingen ausbreitet und sich in die Lüfte erhebt. Der idyllische Flug wird jäh von Maschinengewehrfeuer unterbrochen. Wir schreiben das Jahr 1937 im spanischen Bürgerkrieg. In einer Villa haben sich zwei Männer verschanzt, die von Soldaten belagert werden. Während der eine durch das offene Fenster schießt, verabschiedet sich ein zweiter Mann von seiner Frau und seinem Sohn, die sich auf der Ladefläche eines Pritschenwagens in Sicherheit bringen und davon fahren. Kurz bevor die Angreifer das Haus stürmen, löst der Familienvater ein Bild aus einer Leinwand, rollt es zusammen und versteckt es in seiner Anzugtasche.
Der Versuch, das vermeintlich wertvolle Stück zu retten, ist jedoch vergeblich. Nach einem kurzen Gefecht sind die Verteidiger tot und ein unbekannter Kommandant nimmt das Gemälde an sich. Schnitt. Wir befinden uns in Paris im Inneren einer Galerie im Montmartre am Fuße von Sacré-Coeur. Der Amerikaner George Stobbard arbeitet für eine Versicherungsgesellschaft, die eben jenes Bild, das im Prolog zu sehen war – La Maledicció – versichert hat und das nun ausgestellt wird. Weiterhin im Raum: ein Priester, ein fettleibiger Kunstkritiker und der Galeriebesitzer. Im nächsten Moment stürmt ein Pizzabote, der mit einem schwarzen Motorradhelm sein Gesicht verdeckt, den Laden, reißt das Bild von der Wand, erschießt den Inhaber und verschwindet wieder. Der Kritiker fiel indes in Ohnmacht.
Nun beginnen die eigentlichen Rätselpassagen des Spiels. Mit einem Cursor in Form einer Lupe suche ich den Raum nach Hinweisen ab. Wenn sich eine Interaktion anbietet, verändert sich der Cursor entweder in eine Hand, einen Mund oder es werden Fußspuren angedeutet, um die Bewegungsmöglichkeit anzudeuten. Ein interessanter Ort wird zudem durch die Vibration des Dualshock-Controllers angezeigt. In dieser Hinsicht ist die jetzt vorliegende Version kein einfacher Port der PC-Version, sondern hier und da auf die Besonderheiten der Konsolen angepasst. In der Version für die PlayStation 4 werden z.B. die Telefongespräche über die Lautsprecher-Funktion des Controllers geführt. Darüber hinaus wurden zusätzliche Animationen und Soundeffekte eingebaut. Zudem wird ein Charakter – nachdem ich ihm oder ihr das erste Mal begegnet bin – in einer Galerie freigeschaltet. Sie enthält neben einem Portrait noch biografische Informationen.
Die Puzzles schöpfen aus dem klassischen Adventure-Fundus. Das Rasierwasser aus der Tasche des toten Galeriebesitzers benutze ich, um den kollabierten Kritiker aus seinem Dämmerzustand zu holen. Mit einem Nagelknipser, der auch zur Manipulation der Alarmanlage hätte benutzt werden können, setze ich eben jene Person unter Druck, um an den Zahlencode für das Büro zu gelangen, in dem sich wiederum das Video der Überwachungsanlage befindet. Diese Tür kann ich aber erst öffnen, nachdem die Journalistin Nicole Collard den eifrigen Inspektor am Tatort mit Hilfe eines Ketchupflecks aus der Schachtel des mörderischen Pizzaboten, den jener Kriminalist wiederum für echtes Blut hält, abgelenkt hat. Auf dem Motorradhelm des Mörders steht wiederum die Bezeichnung Vera Security. Auf diese Weise werden neue Schauplätze auf der Karte freigeschaltet. In diesem Fall kann ich als weitere Orte das Appartement des Verstorbenen und das Büro der Sicherheitsfirma aufsuchen. Allerdings gibt mir das Spiel aufgrund der Linearität der Geschichte die Reihenfolge der Schauplätze vor.
Die Handlung des Spiels ist komplett synchronisiert, bietet aber auch Text zum Mitlesen an. Die Geschichte führt die beiden Protagonisten an die verschiedensten Orte Europas. Über den eigentlichen Plot möchte ich an dieser Stelle nicht viel verraten. Allerdings lässt sich anhand des Zusatzes "Der Sündenfall" bereits herleiten, dass es sich um einen religiösen Hintergrund und möglicherweise um einen Fluch handeln muss, in dessen Zentrum das gestohlene Bild steht. Dan Brown lässt grüßen.
Fazit von Jari:
Von der Baphomets Fluch-Serie wurden in über 20 Jahren mehr als 10 Millionen Spiele-Exemplare verkauft. Zu Recht. Auch der neue Teil enttäuscht die Erwartungen der Fans nicht. Wie in den Vorgängern, so kommt auch hier ein gut abgehangener Plot aus Verschwörung und historischen Krimi zum Einsatz. Die Grafik ist schick anzusehen und die Geschichte macht Laune. Dass für die Konsolen nicht einfach nur die PC-Version 1:1 portiert worden ist, gefällt mir gut. Die Lautsprecher- und Vibrationsmöglichkeit des Controllers einzubinden, ist eine nette Idee. Eine Sache stößt mir allerdings etwas auf. Die um sich greifende Casualisierung der Spielelandschaft wird in Baphomets Fluch im Grunde auf die Spitze getrieben. Wer nicht weiter kommt, kann Hinweise freischalten, die vom Beginn an komplett zur Verfügung stehen. Meiner Meinung nach machen es mir die Entwickler mit diesem Schritt viel zu leicht. Jetzt könnte Charles Cecil entgegnen: „Hey, niemand zwingt dich dazu, die Lösung nachzuschauen“. Doch zumeist ist die Versuchung einfach zu groß. In dieser Hinsicht ist für mich der Weg, den die Professor Layton-Serie geht, vorbildlich. Dort gibt es zwar auch abgestufte Tipps, die mich zur Lösung führen. Allerdings muss ich hier Münzen einsetzen, die ich vorher freispielen muss. Wenn ich meinen Vorrat aufgebraucht habe, muss ich meinen Grips anstrengen und allein zurechtkommen. Ein ähnliches System hätte Baphomets Fluch auch gut getan. Ansonsten gibt es aber nichts zu mäkeln.
- Hübsche 2D-Grafik im Comic-Look
- Klassisches Adventure im Point&Click-Verfahren
- Spannende Verschwörungsgeschichte
- Übertriebenes Hilfe-System
Jari hat Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Jari selbst erworben.
#1 | 22. September 2015 um 16:26 Uhr
#2 | 12. Oktober 2015 um 21:18 Uhr