The Talos Principle - Review

The Talos Principle ist ein Puzzlespiel aus dem Hause Croteam, welches – ähnlich wie Portal – zu den eher ungewöhnlicheren Titeln des 21. Jahrhunderts zählen dürfte. Während sich die Damen und Herren des kroatischen Entwicklerstudos bisher mit der Serious-Sam-Reihe beschäftigt haben, gehen sie mit dem neuen Titel einen völlig anderen Weg und führen den Spieler in eine Welt griechischer Steinruinen und futuristischer Technik, gespickt mit jeder Menge Rätsel und vieler philosophischer Fragen. Knapp 10 Monate nach Veröffentlichung der PC- und Mac-Version findet das Spiel nun den Weg auf die PlayStation 4 - inklusive der Erweiterung Road to Gehenna, die es ganz besonders in sich hat.

Ich öffne die Augen und halte meine Hand vor die mich blendende Sonne. Langsam erhebe ich meinen Körper von dem steinernen Bett und finde mich inmitten einer antiken Ruine wieder. Eine Stimme erklingt allgegenwärtig und spricht zu mir mit den Worten: "Siehe, mein Kind, du bist aus dem Staub auferstanden, und nun wandelst du in meinem Garten. Höre nun meine Stimme, und wisse, dass ich dein Erschaffer bin, und mein Name ist ELOHIM. Suche mich in meinem Tempel auf, wenn du dich als würdig erweist."


The Talos Principle
Schilder zeigen euch, wo es zu den Rätselgärten geht.


Philosophie, Einsen und Nullen



Zu dem Titel The Talos Principle gelangt das Spiel durch Talos, einen Riesen aus der griechischen Mythologie, der aus Bronze bestand und durch einen vom Kopf bis zur Ferse reichenden Blutkanal am Leben gehalten wurde. Durch eine List wurde der Blutkanal geöffnet, wodurch Talos starb. Durch die Tatsache, dass Talos aus Metall war, werden im Laufe des Spiels verschiedene Fragen gestellt - zum Beispiel, ob eine Maschine leben kann, ob wir Menschen letzten Endes auch nur (organische) Maschinen sind und was jemanden bzw. was etwas zu einer Person macht. Reicht ein Bewusstsein, um als Person zu gelten, oder würde das implizieren, dass Tiere auch Personen wären? Fragen über Fragen ...

Neben Elohim, eurem Schöpfer, der versucht euch zu leiten, euch jedoch auch immer wieder Grenzen setzen möchte, gibt es eine weitere Intelligenz, die mit euch kommuniziert. An altmodischen Computerterminals, welche in sämtlichen Regionen anzutreffen sind, schreibt ihr mit der künstlichen Intelligenz einer Bibliothek, der ihr beweisen müsst, dass ihr über eine Persönlichkeit verfügt. Hierzu stellt sie euch zu verschiedenen Abschnitten des Spiels unterschiedliche Fragen nach dem Sein. Gebt ihr die richtigen Antworten, erhaltet ihr Zugriff zu weiteren – teilweise fragmentierten – Texten, die Aufschluss darüber geben, was in der Welt von The Talos Principle mit uns Menschen passiert ist. Ganz besonders neugierig macht hierbei, dass Elohim und der Milton Library Assistant in gewisser Weise miteinander konkurrieren. Betrete ich beispielsweise einen Turm, vor dem Elohim immer warnt und den man keinesfalls betreten soll, macht das örtliche Computerterminal auf sich aufmerksam und in einem Dialog mit dem Milton Library Assistant wird über die menschliche Neugierde philosophiert. Verlasse ich den Turm anschließend wieder, erklingt Elohims Stimme – etwas streng – mit den Worten: "Wo warst du, mein Kind?".

Die Arbeit am Computerterminal macht jede Menge Spaß. Es erinnert an die Anfangszeit der Heimcomputer, in der noch mit Kommandozeilen gearbeitet werden musste. Leider stehen sämtliche Informationen aus den Terminals in keinem Zusammenhang mit den Rätseln. Wer also keine Lust auf Philosophie hat, gerne aber knobelt, kommt auch zurecht, ohne die Texte zu lesen. Das kann nun sowohl positiv als auch negativ ausgelegt werden. Ich persönlich fand es jedoch schade, dass ich das gewonnene Wissen nirgends anwenden konnte.


The Talos Principle
Herausforderung: Laserstrahlen verschiedener Farben dürfen sich nicht kreuzen.


Von Jammer und Kisten



Ihr befindet euch in einer Welt, die Elohim für euch geschaffen hat und deren Rätsel es – um sich würdig zu erweisen – zu lösen gilt. Die Welt besteht aus drei großen Bereichen und einem rätselhaften Turm, von dem euch Elohim immer wieder abrät, ihn zu betreten. Jeder Bereich ist wiederum aufgeteilt in mehrere kleine Abschnitte, die mit Rätselgärten auf euch warten. Diese Areale sind gespickt mit Hindernissen wie Energiebarrieren, Selbstschussanlagen oder auch Drohnen, die wie Minen funktionieren und bei Kontakt explodieren.

Um euch erfolgreich durch die Gärten zu rätseln, stehen euch verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung wie z.B. Jammer, mit denen elektronische Geräte gestört bzw. deaktiviert werden können, Kisten, über die ihr höher gelegene Bereiche erklimmen könnt oder Spiegel, mit denen Laserstrahlen um Ecken gelenkt werden können. Energiebarrieren können zum Beispiel auf zwei verschiedene Arten deaktiviert werden. Zum einen besteht die Möglichkeit einen Jammer zu verwenden, mit dem auch Drohen und Selbstschussanlagen deaktiviert werden können, zum anderen haben viele Barrieren eine Laserempfänger neben sich und irgendwo im Rätselgarten befindet sich dann die passende Quelle, von welcher aus der Laserstrahl mit Hilfe von Spiegeln zum Empfänger hin umgelenkt werden kann. Das ist nicht Portal und das möchte The Talos Principle auch nicht sein – es ist jedoch ähnlich herausfordernd. Der Schwierigkeitsgrad steigt im Laufe des Spiels und so werden immer mehr Gegenstände freigeschaltet, die euch dabei helfen, das Ziel zu erreichen. Genannte Schlüssel werden anschließend genutzt, um Türen zu öffnen, hinter denen neue Bereiche und weitere Rätsel auf euch warten.


The Talos Principle
Bei Road to Gehenna können Rätselexperten zeigen, was sie wirklich auf dem Kasten haben.


Jetzt geht es ans Eingemachte



Zusätzlich zum Hauptspiel beinhaltet die PS4-Version auch das Add-on Road to Gehenna, welches auf PC und Mac bereits seit Juli gespielt werden kann. Ihr steuert dieses Mal einen anderen Androiden, nämlich Uriel, der bereits aus dem Hauptspiel als der Bote Elohims bekannt ist. Man erwacht im selben Garten wie bereits in The Talos Principle, nur scheint sich einiges verändert zu haben. Elohim führt euch deswegen nach Gehenna. Dort ist es eure Aufgabe, Androiden zu befreien, die in Labyrinthen und Rätselgärten eingesperrt sind. Warum diese Androiden dort eingesperrt sind, kann ich an dieser Stelle nicht verraten.

An den eigentlichen Rätseln ändert sich hierbei nicht viel – mit Ausnahme des Schwierigkeitsgrades, der immens angehoben wurde. Die leichteren Rätsel Road to Gehennas sind in etwa deckungsgleich mit den wirklich kniffligen aus dem Hautspiel. Das heißt für euch: rätseln, bis die Köpfe qualmen. Wer sich an Road to Gehenna heranwagt, sollte sich Zeit nehmen und benötigt entweder jede Menge Grips oder ein unglaublich dickes Nervenkleid – oder aber einen Internetzugang, um sich hin und wieder über Youtube-Videos Tipps einzuholen. Trotzdem ist es schade, dass sich die Entwickler keine neuen Elemente haben einfallen lassen. Es wäre eine schöne Abwechslung gewesen, alternativ oder auch zusätzlich zu dem hohen Schwierigkeitsgrad neue Rätselobjekte zu verwenden. Was sich weiterhin – im Vergleich zum Hauptspiel – geändert hat, ist, dass die Computerterminals fortan eine neue Funktion haben. Sie gelten als Forum für andere Androiden, die sich ebenfalls den Rätseln stellen und womöglich in ihnen gefangen sind. Nach Abschluss eines Rätsels erhält der Spieler jedoch keine Schlüssel mehr, sondern wird höher eingestuft, wodurch er in den Foren Zugriff zu neuen Bereichen erhält.




Fazit von Kai:

The Talos Principle hat mich viele Stunden an den Schreibtischstuhl gefesselt. Besonders gut hat mir hierbei das philosophische Fundament gefallen, auf welchem das Spiel aufbaut. Die Fragen des Milton Library Assistant regen zum Mitdenken an, Tonaufnahmen geben Aufschluss über die Menschheit und die Rätsel steigern sich in angemessenen Schritten, genau so, dass ich zu keiner Zeit gefrustet war. Selbst im Falle eines schnellen Ablebens, etwa durch Minen oder Selbstschussanlagen, wird einfach im aktuellen Rätselgarten von vorne begonnen. Spätestens mit dem Add-on Road to Gehenna werden dann auch die besten Rätselköpfe zum Qualmen gebracht. Leider wird der Spielspaß durch technische Probleme wie Pop-Ups und Frame-Drops getrübt, die sich allerdings so weit in Grenzen halten, dass sie nicht als Kriterium zur Kaufentscheidung gelten sollten.

Unterm Strich wäre sicherlich mehr machbar gewesen, ganz besonders, was die Verknüpfung von Story und Rätseln anbetrifft, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass The Talos Principle ein außergewöhnliches und gutes Spiel ist. Ich empfehle trotzdem, erst die Demo zu spielen oder zumindest Let's Plays zum Spiel anzuschauen, da es definitiv eine Nische bedient und nicht für jeden Spieler geeignet ist. Leider wird für die PS4 keine Demo zur Verfügung gestellt - allerdings halten sich die Systemvoraussetzungen der PC-Demo, welche bei Steam zum Download bereitsteht, in Grenzen.

Besonders gut finde ich ...
  • solides philosophisches Fundament
  • anspruchsvolle Rätsel
  • Elohim reagiert auf die Aktionen des Spielers
  • drei unterschiedliche Enden
  • Schwierigkeit steigert sich angemessen (Hauptspiel)
Nicht so optimal ...
  • Story und Rätsel ohne Zusammenhang
  • wenig Abwechslung bei der Mechanik der Rätsel
  • viele Slow-Downs und Pop-Ups
  • Wurf ins kalte Wasser (Road to Gehenna)

Kai hat The Talos Principle auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Devolver Digital zur Verfügung gestellt.


The Talos Principle - Boxart
  •  
  • Entwickler:Croteam
  • Publisher:Devolver Digital
  • Genre:Puzzle
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One, Switch, PSVita
  • Release:11.12.2014
    (PlayStation) 13.10.2015
    (Xbox One) 31.08.2018
    (Switch) 10.12.2019

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel ... und 15 Gästen.
  • Darius
    #1 | 12. Oktober 2015 um 20:40 Uhr
    Katzen! Laserstrahlen! Rätsel! Sind das nicht die Dinge, die "das Internet" liebt?!   

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