The Legend of Zelda: Breath of the Wild - Preview

Ein aktueller Blogartikel zum Spiel: The Legend of Zelda: Breath of the Wild - Review

Superlative sind etwas schönes, aber auch etwas gefährliches. Sie können tolle Dinge noch toller klingen lassen, bergen aber auch das Risiko, unschönere Aspekte trügerisch zu verschleiern. Wenn Reggie Fils-Aime mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild also das "ambitionierteste Spiel, das Nintendo je gemacht hat" verspricht, dann weckt das sowohl Hoffnung als auch vorsichtige Skepsis: Versteht es ein urjapanischer Entwickler, der sich bis auf wenige Ausnahmen kaum etwas aus offenem Welten gemacht hat, ein Königreich Hyrule mit Leben und Lebendigkeit zu füllen, das dasjenige von Twilight Princess um das 12-fache übertrifft? Ich habe Link durch das neue Hyrule begleitet.

Was ist Zelda? Über Jahre, gar Jahrzehnte - 2016 übrigens genau drei davon! - waren die Definition und das Verständnis von Zelda so einfach wie selbstverständlich. Es war schon immer eine Serie, die sehr von Traditionen und Konventionen geprägt war: von Dungeons, dem Triforce, der Rettung der Welt und der Prinzessin und von einer gewissen Linearität. Schon A Link Between Worlds übertrat diese Grenzen teilweise - mit fabelhaftem Erfolg. Und nun kommt mit Breath of the Wild ein The Legend of Zelda, das diese Grenzen nicht nur überquert, sondern sie mit ganzer Kraft aufreißt, sodass man sich selbst die Frage aller Fragen stellt: Was ist Zelda? Denn auch wenn die Gemeinsamkeiten zu Twilight Princess oder Skyward Sword geringer sind als je zuvor, ist dieses Spiel hier unweigerlich ein Zelda, und das spürt man von der ersten Minute an, wenn man mit Link aus dem 100-jährigen Schlaf erwacht und beim Verlassen der Kammer ein weites Niemandsland erblickt - ein verfallenes Hyrule.


The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Mit diesem stimmungsvollen Panorama startet das große Abenteuer - zumindest in der Demo.


Willkommen in der Wildnis



Mit diesem Opening startet auch eine der zwei Demoversionen, die ich im Hauptquartier von Nintendo of Europe in Frankfurt am Main spielen durfte. Warum gab es zwei Demos? Weil diejenige mit Links Erwachen ein wenig die Geschichte von Breath of the Wild erzählen sollte, während sich die andere einzig und ausschließlich mit Hyrule als Spielwelt beschäftigt - dem nicht ganz so heimlichen Star des Abenteuers, das im März 2017 für Wii U und die Nintendo NX erscheinen soll. Beide Demos habe ich mehrfach gespielt und dabei jedes Mal etwas Neues entdeckt.

"Geschichte" ist dabei jedoch etwas hoch gegriffen, denn mehr als auf der E3 bzw. im Treehouse-Stream hat Nintendo auch in Frankfurt nicht verraten - logisch. Was es also zu sehen und zu spielen gab, ist exakt das, was auch in Los Angeles präsentiert wurde, folglich Links Erwachen aus seinem langen Schlaf und der Blick über Hyrule (zu sehen auch auf obigem Screenshot - was für ein Panorama!), gefolgt vom Wiedererwecken einer uralten Macht, die überall im Königreich mysteriöse Türme aus dem Boden sprießen lässt. Türme, die übrigens in der Demo als Werkzeug zum Öffnen der Weltkarte fungierten - Ubisoft lässt grüßen. Davon abgesehen weckt Breath of the Wild momentan noch mehr Fragen als es Antworten liefern möchte und rückt seine Geschichte (noch) ziemlich in den Hintergrund. Und das ist durchaus okay so, zumal Nintendo das ja auch offen kommuniziert hat: Städte, Dörfer, NPCs und Handlungsstränge sollten nicht das Thema dieser E3 gewesen sein, stattdessen gehe es um die Spielwelt als solche und die Art und Weise, wie Link mit ihr interagieren kann.

Isolation sollte einer der Kernpunkte sein: das Gefühl, die Welt nicht nur zu durchreisen, sondern selbst ein Teil von ihr zu sein. Und wie könnte man Isolation besser darstellen als mit einer großen, leeren Weite, die man in seinem eigenen Tempo auskundschaften kann?


The Legend of Zelda: Breath of the WildThe Legend of Zelda: Breath of the Wild
Stealth und Segeln sind zwei der vielen neuen Facetten von Zelda: Breath of the Wild.


Schleichen und Erkunden



Zumindest hatte die E3-Präsentation, die ich mir mit gutem Grunde nur sporadisch angesehen habe, genau das angedeutet: eine Welt, die zwar sehr groß ist - gigantisch gar, wenn man Nintendos Worten Glauben schenken mag -, aber auch sehr leer und leblos. Dieser Eindruck der Leere ist auch nach dem Spielen der Demo nicht vollständig verflogen. Das liegt nicht nur daran, dass wichtige auf der Karte markierte Orte - Truhen, feindliche Lager oder Rätselschreine - sehr weit voneinander entfernt lagen, sondern auch darin begründet, dass Link in der Demo noch nicht reiten konnte bzw. Epona nirgends aufzufinden war. So streifte ich zu Fuß durch das "Great Plateau" oder rutschte auf dem Schild Abgründe hinab. Das dauert alles etwas länger und lässt die Welt freilich riesig wirken, erweckte aber das Gefühl einer Leere, wenngleich einer beabsichtigten. Denn wenn eines beim Anspielen ganz offensichtlich war, dann, dass das erkundbare Gebiet und die Spielmechaniken generell bewusst auf die Basics reduziert worden waren.

Zu diesen "Basics" gehören in Breath of the Wild nicht nur Kämpfen und Rätseln - beides fühlt sich trotz leichter Dark-Souls-Anleihen beim Schwertkampf sehr Zelda-typisch an -, sondern auch Schleichen und Erkunden. Gerade der Stealth-Part hat schon enorm Spaß gemacht. Mit dem Bogen im Anschlag kroch ich mit Link durch hüfthohes Gras, versteckte mich hinter Bäumen und Barrikaden und hatte mehrere Möglichkeiten, die kleinen feindlichen Camps zu erobern und die dort bewachte Truhe zu plündern: Ich konnte mit präzise gezielten Pfeilen zuerst die Späher auf den Wachtürmen ausschalten - das ist ziemlich simpel. Ich konnte aber auch einen großen Felsen vom benachbarten Hügel hinabstoßen und die Feinde überrollen lassen - das ist schon cooler. Dort, wo Hornissennester an Bäumen hingen, konnte ich auch diese herunterschießen und die Insekten den Rest erledigen lassen. Und dann gibt es neben dem klassischen Schleichen und Meucheln auch noch die Option, die verdächtigen roten Fässer neben der gegnerischen Gruppe mit Links magischen Bomben in die Luft zu sprengen.


Die richtigen Zutaten



Das ist alles nichts, was Fans von Hitman oder Splinter Cell besonders beeindrucken könnte, aber es ist neu und ungewohnt für ein Zelda und funktionierte soweit schon sehr gut. Die Frage bleibt jedoch - wie bei so vielem an Breath of the Wild - was genau Nintendo letztlich aus den Möglichkeiten schöpfen wird. Gerade die Physik ist ein Paradebeispiel. So vieles kann man damit machen, so viel ließ sich schon in der Demo ausprobieren und kombinieren, und doch fühlte es sich nur wie ein kleiner Teaser an für das, was Nintendo wirklich mit dem neuen Zelda geplant hat. Es ist, als würde euch ein Starkoch Zutaten und Geräte präsentieren, euch aber bei seinem eigentlichen Rezept im Dunkeln lassen. Apropos - gutes Stichwort.


The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Vom Tempel der Zeit sind nur noch Ruinen übrig. Wann in der Timeline BotW wohl spielen wird?


Inspiriert von Monster Hunter kann Link in Breath of the Wild auch kochen, indem er aufgelesene Früchte, Pilze, Steaks oder anderen Kleinkram gemeinsam in den Kochtopf oder in eine Pfanne wirft. Das Brutzeln ist dabei essentiell wichtig, denn es ersetzt das Sammeln von Herzen: Anstatt für eine schnelle Heilung Gras zu zerschreddern, trägt man für den Notfall stets kleine und große Snacks in seinem Inventar mit sich herum - und die heilen nicht nur Lebenspunkte, sondern verleihen auch zusätzliche Effekte. Ein weiteres Herz zum Beispiel. Oder 8:30 Minuten lang andauernden Kälteschutz für Ausflüge in die eisigen Berge. Denn die Zeiten, zu denen man dafür noch Ausrüstung in einem Dungeon finden musste, sind vorbei.

Der moderne Link sammelt alles auf dem Weg zum Ziel ein, stibitzt es von besiegten Gegnern oder bastelt es sich einfach selbst. Schwingt ein Bobklin eine Axt, besiegt er ihn eben mit dem Schwert und nimmt die Axt anschließend an sich, um damit einen Baum zu fällen, dessen Stamm eine perfekte Brücke für den eiskalten Fluss darstellt. Hat Link keinen Bogen dabei, muss er auch nicht erst auf den nächsten Dungeon warten - er kann sich einfach einen aus einem feindlichen Camp klauen und damit die zuvor in versteckten Truhen gesammelten Feuer- und Eispfeile verschießen. Die Zeiten eines linearen Zeldas scheinen endgültig gezählt zu sein und das ist eine tolle Sache. Breath of the Wild wird allem Anschein nach offen, experimentierfreudig und für jeden ein bisschen anders. Als ich mich nach dem Spielen der Demos mit Kollegen unterhielt, hatten wir alle etwas anderes erlebt, und ich habe fünf oder sechs Anläufe gebraucht, um irgendwann auch über den imposanten Steinriesen zu stolpern.


Eine erste Einschätzung



Auch wenn sich noch so viele Fragezeichen um The Legend of Zelda: Breath of the Wild drehen - nach der Enthüllung vielleicht sogar noch mehr als zuvor - und ich beim Anspielen stets das Gefühl hatte, nur einen Teaser zu erleben: Dieses Abenteuer hat das Zeug dazu, etwas ganz, ganz Großes zu werden. Nicht nur, weil es die Zelda-Formel aufbricht und neu interpretiert. Sondern vor allem, weil diese Art von Spielwelt und die damit verbundene Interaktion etwas sind, das so noch nicht viele Spiele versucht haben. Alles dreht sich um Physik, um Elemente und um die Kombination derselben, und schon in der Demo waren die Erlebnisse stets verschieden. Von kleinen Framerate-Einbrüchen und Pop-Ups abgesehen ist auch die Welt bereits auf der Wii U zauberhaft schön und sehr stimmungsvoll - die bislang noch geheime NX-Version könnte da freilich sogar noch drauflegen. Ich hatte enorm viel Spaß beim Anspielen und bin gespannt auf das, was Aonuma, Miyamoto & Co. mit diesem starken Fundament geplant haben. Breath of the Wild könnte genau das Spiel werden, das Nintendo jetzt braucht.



The Legend of Zelda: Breath of the Wild - Boxart
  •  
  • Entwickler:Nintendo
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:WiiU, Switch
  • Release:03.03.2017

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Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Kithaitaa, Predator, ATeC, Evoli ... und 6 Gästen.
  • Darius
    #1 | 24. Juni 2016 um 19:41 Uhr
    Bin mal gespannt. Auf den Screenshots schaut das leider ziemlich blass aus, auch wenn ich den eher zeitlosen Artstil schon mag. Wenn Nintendo mal handfeste Infos zur NX rausrückt, diese riesige Welt dann mit Leben und sinnvollen Aufgaben und Story füllt, und am Ende alles passt, könnte das ggf. meine nächste Nintendo-Konsole werden ... seit dem Game Boy. Außerdem mein erstes Zelda. Hihi =D
  • Jari
    #2 | 26. Juni 2016 um 00:37 Uhr
    Ich bin ja auch kein ausgewiesener Zelda-Fan, aber die Grafik sieht interessant aus und der Soundtrack könnte wieder einmal fantastisch werden.

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