Titanfall 2 - Preview

Ein aktueller Blogartikel zum Spiel: Titanfall 2 - Review

Was für gewöhnlich ein Duell zweier First-Person-Shooter-Serien ist, wird in diesem Jahr zum Dreikampf, denn neben den - mal im positiven, mal im negativen Sinne - viel diskutierten Call of Duty: Infinite Warfare und Battlefield 1 gesellt sich mit Titanfall 2 noch ein weiterer potentieller Hitkandidat dazu. Nachdem der Erstling vor zwei Jahren schon ziemlich großartig war, aber an Langlebigkeit und Singleplayer-Motivation vermissen ließ, wollen Respawn Entertainment und Electronic Arts es dieses Mal besser machen. Auf der diesjährigen gamescom und in der Beta am Wochenende konnte ich selbst Hand anlegen.

Blicken wir noch einmal auf Titanfall zurück. Das Premierenwerk der Respawn Studios, entwickelt unter der Leitung von Vince Zampella und Jason West, 2014 erschienen für den PC, die Xbox One und die Xbox 360, war ein rasanter Multiplayer-Shooter in der Tradition von Call of Duty, spielerisch erweitert um mächtige steuerbare Mechs (die Titans), Jetpacks, Wallruns und allerlei futuristische Waffen. Damals gab es noch einen riesigen Hype um das Spiel - um den Nachfolger ist es dagegen weitestgehend ruhig. Zu sehr steht Titanfall 2 (noch) im Schatten von Call of Duty: Infinite Warfare und Battlefield 1, und womöglich war es seitens Electronic Arts eine schlechte Entscheidung, das Spiel nur eine Woche nach dem hauseigenen DICE-Konkurrenztitel zu veröffentlichen. Dabei hätte Titanfall 2 das Rampenlicht durchaus verdient, denn nicht nur gibt es jetzt auch die dringend notwendige Singleplayer-Kampagne. Auch der Multiplayer scheint, ersten Matches nach zu urteilen, besser geworden zu sein.

Drei Modi waren Teil der Beta: Pilots vs. Pilots, Amped Hardpoint und Bounty Hunt. Erstere beide kennt man schon aus Teil 1 und der Formel wurde wenig Neues hinzugefügt. Bounty Hunt - zu deutsch "Kopfgeldjagd" - ist brandneu und macht schon jetzt sehr viel Spaß.


Titanfall 2
Die Beziehung zwischen Titan und Pilot soll in der Einzelspieler-Kampagne im Mittelpunkt stehen.


Auf Kopfgeldjagd



Worum geht es? Zehn Spieler treten in Teams á fünf gegeneinander an, wobei man Punkte dafür sammelt, indem man neutrale Grunts, Spectres und gewöhnliche Fußsoldaten eliminiert, die an mehreren Punkten auf der Map in drei Wellen spawnen - die KI-Truppen kennt man ja bereits aus dem ersten Teil. Zwischendurch landen sogar neutrale Titans auf der Karte. Für gesammelte Kills gibt es Cash, das man dann nach jeder Welle an einer Bank einzahlen kann. Am Ende gewinnt das Team, das mehr Geld eingezahlt hat, und natürlich besteht während der Wellen die permanente Gefahr, seine erkämpften Ersparnisse zu verlieren, wenn man von einem Spieler des anderen Teams ausgeschaltet wird - denn dann erhält dieser die Hälfte des Kontos als Kopfgeld. Wenn man einmal mit ein paar Tausend Dollar in der Tasche auf dem Schlachtfeld herumrennt, kommt schnell ein gewisser Nervenkitzel auf. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade Bounty Hunt einer der beliebtesten Spielmodi werden könnte. Abgeschlossen wird auch Bounty Hunt vom traditionellen Titanfall-Epilog, d.h. am Ende darf Team A zum Evakuierungsschiff fliehen, während Team B sie daran hindert. Das hat nichts von seinem Charme verloren und verleiht auch einer verlorener Partie ein versöhnliches Finale.

Kaum war ich im aktiven Schlachtgeschehen drin, fühlte ich mich auch sofort wieder heimisch: Wandlauf, Doppelsprung, Titanen erklettern oder sie mit der Anti-Titanenwaffe attackieren, all das lief ganz genauso flüssig und dynamisch ab wie schon vor zwei Jahren, Respawn haben also nichts verlernt. Auch das Rufen des Titanen über den titelgebenden Titanfall und die Handhabung des schweren Mechs funktionierten wieder tadellos. So weit, so bekannt. Doch möchten die Entwickler nicht nur ein Update zum Erstling abliefern, sondern einen umfangreicheren, besseren zweiten Teil, der schneller, noch packender und spannender ist.


Jedes Spiel braucht einen Grapple



Um die Kampfdynamik nochmals anzukurbeln, gibt es nun beispielsweise einen Grapple, mit dem man nicht nur in Windeseile weite Distanzen überbrücken, sondern sich auch an Gebäuden hochziehen oder um Ecken schwingen kann - sehr cool und ungemein nützlich, speziell auch zur Flucht, sollte man von einem gegnerischen Titan ins Fadenkreuz bzw. Laservisier genommen worden sein. Wer keinen Bock auf den Grapple hat, nimmt stattdessen zum Beispiel die Pulse Blade mit - ein tödliches Wurfmesser, das beim Aufprall alle Gegnerpositionen in einem kleinen Umkreis aufdeckt. Diese "Tacticals" entscheiden auch gleichzeitig über das Aussehen des Piloten. Echtes Customizing gibt es folglich nicht.

Apropos Titan: Insgesamt sechs verschiedene Mech-Klassen wird es in Titanfall 2 geben, die auch allesamt neu und komplett von Grund auf frisch ausbalanciert wurden. Zwei konnten in der Beta ausgewählt werden: Scorch, der mit einem Flammenwerfer einheizen kann, und Ion, der sich hauptsächlich auf Laserwaffen konzentriert. Das Balancing lässt sich natürlich noch lange nicht abschätzen, aber beide Titans spielten sich unterschiedlich und ich hatte eine Menge Spaß dabei, die feindlichen Armeen auszulöschen. Einzig die vergleichsweise langsame Fortbewegung im Mech hat mich ein wenig gestört. Andere Titans sollen jedoch schneller unterwegs sein, verspricht Respawn, und es wird in der Vollversion auch mehr Dashes geben.


Titanfall 2
Wie gewohnt kann man sowohl den wendigen Piloten als auch den schweren Titan steuern.


Die drei in der Beta verfügbaren Karten waren soweit okay, haben mich allerdings noch nicht richtig begeistern können - da erwarte ich zum Release noch mehr. Spielbar waren "Boomtown", eine kompakte Stadt mit engen Straßen, Brücken und begehbaren Häuserkomplexen, "Forwardbase Kodai", eine abgelegene Einsatzbasis mit großen offenen Fächen und hohen Türmen, und "Homestead", derzeit wohl das Sorgenkind von Respawn. Denn gerade letztere Map wirkt mit ihren riesigen offenen Arealen, in denen die Vertikale und die akrobatischen Fähigkeiten der Piloten fast komplett ausgehebelt werden, etwas unpassend für ein Spiel wie Titanfall, das ja von Geschwindigkeit und Dynamik lebt. Hier kommen dafür Scharfschützen voll auf ihre Kosten. Nicht nur dafür hat sich Respawn in den offiziellen Feedbackforen und auf Reddit einiges an Kritik anhören müssen. Das Team hat in einem umfangreichen Blogpost aber schon versichert, zuzuhören und diverse angesprochene Dinge zu verändern. Entgegen der herben Kritik kam mir Titanfall 2 übrigens nicht "zu langsam" vor.


Das Ding mit der Langlebigkeit



Ich mochte das erste Titanfall damals wahnsinnig gerne, obwohl ich sonst eher ungern Multiplayer-Shooter spiele. Und für mich macht der Nachfolger, der Beta nach zu urteilen, an der richtigen Stelle weiter: Der Grapple ist eine tolle Neuerung und nach wie vor steht die Agilität der Piloten im Mittelpunkt. Das ist es auch, was Titanfall 2 dann im Herbst von seinen starken beiden Konkurrenten abheben kann. Entscheidend dafür, wie das Spiel letztendlich ankommt, dürften wohl zwei Faktoren sein. Einerseits ist da natürlich die Frage nach der Singleplayer-Kampagne: Respawn hat Großes versprochen - die Beziehung zwischen Pilot und Titan zu vertiefen -, aber bislang haben wir noch zu wenig davon gesehen. Und dann ist da ja noch das Ding mit dem Umfang und der Langlebigkeit. Das größte Problem am ersten Titanfall war, dass es auf Dauer einfach zu wenig Abwechslung und Belohnungen zu bieten hatte und die Maps nicht facettenreich genug waren - ob sich das gebessert hat, lässt sich erst sagen, wenn das Spiel erschienen ist. Bis zum 28. Oktober ist es aber ohnehin nicht mehr lange hin.


Titanfall 2 - Boxart
  •  
  • Entwickler:Respawn Entertainment
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:FPS
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Release:28.10.2016

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Kithaitaa ... und 3 Gästen.
  • Darius
    #1 | 31. August 2016 um 00:10 Uhr
    Bin ja nun absolut kein Fan (mehr) von Multiplayer-Shootern, aber die Anspielsessions auf der gamescom waren doch schon ziemlich spaßig (Beutejagd). Bin auch mal auf die Kampagne gespannt. Der erste Trailer dazu sah doch schon recht vielversprechend aus. Hoffentlich wird es am Ende kein Alibi-Beigabe. =)

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.