Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen - Review

Vielleicht ist es noch etwas verfrüht, aber bereits jetzt in der Spieleflut des Oktobers liefern sich Mario und Sonic ein verbissenes Duell im Schnee - wer von beiden wird den Kampf in der Eiseskälte gewinnen und als Sieger der Olympischen Winterspiele von Vancouver die Arena verlassen? Ihr selbst habt es in der Hand und dürft mit den Jump&Run-Legenden und ihrer Crew die schwerigen Disziplinen auf dem Weg zum Olympiathron erledigen. Skifahren, Slalom, Skispringen, Bob, Schneeballschlacht, Eiskunstlauf - alles kein Problem. Ist der Spieler vor dem Bildschirm ein Gewinner?

Nein, ist er nicht. Warum nicht? Ganz einfach: weil Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen als Partygame zwar wunderbar funktioniert, dafür aber in Sachen Herausforderung und Motivation enorm schwächelt. Eigentlich war es vorauszusehen und schon nach dem ersten Teil klar - ein Spiel wie dieses macht nur mit Freunden oder Familie richtig Spaß, nicht alleine. Alleine wird es nämlich schnell ziemlich langweilig. Man hätte dem aber Abhilfe schaffen können, wenn man einen Online-Multiplayermodus integriert hätte. Und genau wie schon beim ersten Teil ist auch hier dieser fehlende Komfort mein größter Kritikpunkt. Dabei ist es auf der Wii doch möglich! Mit einem Online-Modus hätte Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen auch für Solisten jede Menge zu bieten gehabt, so bleibt es eben bei einem Spiel, in dem die ganze Familie mitfiebert und gegeneinander oder neuerdings sogar gemeinsam um den Olympiathron ringt. Macht das Spiel dann wenigstens so einen Heidenspaß?


Willkommen in Vancouver!



Worum es in einem Spiel wie diesem geht, dürfte nicht schwer zu erraten sein, und wer den Vorgänger mal gezockt hat, fühlt sich auch hier nach wenigen Schwüngen mit der WiiMote wieder heimisch. Eigentlich hat sich gegenüber dem sommerlichen Ableger spielerisch nur wenig geändert: es ist Schnee gefallen, die Location hat gewechselt und die Disziplinen sind anders. Aber gespielt wird prinzipiell genauso, und die Bewegungssteuerung ist natürlich wieder dabei. Zum Skifahren zum Beispiel haltet ihr WiiMote und Nunchuk wie Skistöcke vor euren Körper und neigt euch dann nach links bzw. nach rechts, um in die Kurven zu kommen. Für das Skispringen hingegen haltet ihr ebenfalls beide Geräte senkrecht und neigt sie dann, um das Gleichgewicht zu halten, sowohl auf der Schanze als auch in der Luft. Prinzipiell und auch in der Praxis funktioniert die Steuerung sehr gut, erfordert aber teilweise erst Eingewöhnung. Wie gut, dass es diesmal überaus gelungene Tutorials gibt! Nicht nur in Textboxen, sondern sogar in kleinen Videobotschaften wird euch vermittelt, wie ihr die Arme schwingen müsst, um letztendlich die Disziplin zu überstehen. Gegenüber dem Vorgänger ist das meiner Ansicht nach eine deutliche Steigerung. So finden sich auch Einsteiger schnell in den jeweiligen Disziplinen zurecht. Apropos Einsteiger: der winterliche Olympia-Auftritt von Mario und Sonic ist wie schon der erste Teil viel zu leicht. Zu Beginn fühlt man sich zwar etwas gefordert, aber spätestens nach ein paar Stunden kennt man alle Disziplinen, kann die Steuerung in- und auswendig und steckt kaum noch Niederlagen ein. Höchstens im Multiplayermodus an einer Konsole kann der Kampf um den Sieg noch motivieren. Für Einzelspieler fallen die Olympischen Winterspiele damit viel zu kurzlebig aus, weil auf Dauer die Motivation fehlt - der viel zu leichte Schwierigkeitsgrad ist unveränderbar und ein Online-Modus ist trotz technischer Möglichkeiten nicht vorhanden.


Mario & Sonic bei den Olympischen WinterspielenMario & Sonic bei den Olympischen WinterspielenMario & Sonic bei den Olympischen WinterspielenMario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen


Wie im Traum?



Und trotzdem gibt es ein paar Dinge, die sogar Alleingänger begeistern können: da wären zum Beispiel die grandiosen Traumdisziplinen. Gegenüber dem Vorgänger hat man diese deutlich verfeinert und präsentiert hier grafisch erstaunlich kreative, spielerisch aber konservative Aufgaben, die jede Menge Spaß versprechen. Meine persönliche Lieblingstraumdisziplin ist das Mario Kart ähnliche Skifahren, bei dem ihr auf Skiern die Strecke "Mario's Piste" aus Mario Kart Wii entlangrast und dabei euren Gegnern ganz im Stile der erfolgreichen Rennspielserie mit allerlei interessanten Items auf die Fresse gebt - hach, was für ein Spaß! Ähnlich originell und wunderschön gestaltet, aber spielerisch gleichermaßen konservativ ist das Traum-Skispringen: hier fliegt ihr über eine zauberhafte Galaxie aus Super Mario Galaxy. Obwohl die Traum-Disziplinen ganz klar aus dem Rest an olympischen Disziplinen herausstechen, ist es trotzdem etwas schade, dass man sich nicht noch ein paar nette spielerische Ideen hat einfallen lassen - das macht aber auch nichts, weil die traumhaften Aufgaben auch so verdammt viel Spaß machen, am meisten natürlich - wie immer - mit Freunden oder Familie.

Ein Wettbewerb, viele Teilnehmer, und ein umfangreiches Angebot



Natürlich lebt ein Spiel wie Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen nicht nur von seinem guten Gameplay und den vielen Disziplinen, sondern auch von einer großen Anzahl an Charakteren. Diese beläuft sich auf überschaubare 20, die aber dooferweise alle von Beginn an anwählbar sind. Schade, dass Sega den Rufen der Fans nicht gefolgt ist und keine freischaltbaren Figuren anbietet, obwohl man im Karrieremodus "Sportfest" häufig auf Rivalenherausforderungen trifft, in denen man auch gegen Charaktere wie Jet, König Buu Huu oder den Roboter Omega antritt, einmal sogar gegen die Kanonenkugel aus der Super Mario Serie. Zumindest wäre es nett gewesen, wenn man die besiegten Rivalen in den einzelnen Disziplinen anwählen kann, in denen man gegen sie antritt - aber nein, diese Option gibt es nicht und somit bleibt eure Auswahl überschaubar. Natürlich sind neben den Helden Sonic und Mario noch jede Menge weiterer Figuren dabei, wie zum Beispiel Peach, Tails, Knuckles, Bowser, Wario, Amy oder die neuen Metal Sonic, Bowser Jr. und Donkey Kong. Jeder Charakter besitzt unterschiedliche Eigenschaften, die man gegeneinander abwägen muss, um die besten Voraussetzungen für die jweilige Disziplin zu haben. Sonic zum Beispiel ist verdammt schnell, dafür aber relativ schwach. In Sachen Kraft dagege ist Bowser besonders vorteilhaft, schwächelt dafür wieder bei der Beschleunigung. Insgesamt gibt es vier verschiedene Eigenschaften: Geschwindigkeit, Beschleunigkeit, Kraft und Fertigkeit.

Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen

Das Sportfest ruft, Zirkel und Partymodus ade ...



Meiner Meinung nach ist es besonders schade, dass ein Aspekt gegenüber dem Vorgänger verschlimmbessert wurde: Mario & Sonic hat den "Partymodus" verloren. Es gibt neuerdings keine Zirkel mehr, und noch schlimmer, man kann sich auch keine Turniere mehr zusammenstellen. Stattdessen muss jede Einzeldisziplin separat ausgewählt werden. Das ist blöd, aber hinsichtlich des großen Multiplayerspaßes zu verkraften. Als Gegenleistung dafür, dass sich die Zirkel verabschiedet haben, gibt es aber den neuen Karrieremodus "Sportfest", in dem ihr sämtliche Disziplinen durchspielt und auch auf den Olympiathron kämpft. Schön ist auch, dass man den kompletten Modus zu viert im Coop spielen kann - das macht einen Heidenspaß. Auf dem NDS muss man auf diesen Modus verzichten, bekommt dafür aber eine Story präsentiert.

Habt ihr genug gezockt und euch meisterlich in den Disziplinen geschlagen, dürft ihr euch neuerdings auch jede Menge netter Dinge kaufen. Zwar ist das nicht wie shoppen gehen, aber ein paar Aufkleber, neue Anzüge und Musikstücke sind doch eine interessante Idee. Ich würde es aber bevorzugen, mir neue Charaktere kaufen zu können ...

Und zum Abschluss des Artikels noch ein paar Worte zur Präsentation und der Technik im allgemeinen: gegenüber dem Vorgänger wirkt der winterliche Ableger noch mehr wie aus einem Guss, und hinsichtlich der Präsentation ist hier wirklich alles super geworden. Dagegen sieht es optisch nicht ganz so toll aus. Zwar ist manches durchaus hübsch anzusehen, der Großteil des Spiels aber sieht bestenfalls durchschnittlich aus. Das macht dem Spielspaß allerdings keinen Schaden und im Gesamtpaket, zusammen mit der tollen Präsentation, macht Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen auch technisch einen guten Eindruck. Die Klang- und Soundkulisse ist ebenfalls gelungen. Außerdem wird das Balance Board unterstützt, was in manchen Disziplinen auch für großen Spaß sorgen kann - für den Multiplayer hingegen ist die traditionelle WiiMote + Nunchuk Steuerung besser.


Tim

Fazit von Tim:

Wann sind die Olympischen Winterspiele in Vancouver tatsächlich? Richtig - erst nächstes Jahr. Dem Spielspaß schaden tut diese Tatsache aber keineswegs, denn Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen ist auch frühzeitig ein enormer Spaß. Und die Winterpistengaudi rockt erst dann so richtig los, wenn man ein paar Kumpels einlädt und 'nen Abend lang mit Mario, Sonic & Co. verbringt. Dann sind auch die durchschnittliche Grafik, der zu leichte Schwierigkeitsgrad und die fehlenden Onlinemodi vergessen. Denn die Musik spielt auf dem Bildschirm und die WiiMotes und Nunchuks werden geschüttelt und gerüttelt, was das Zeug hält. Ja, Mario und Sonic sind auch im Winter noch lange nicht perfekt und Sega hat noch jede Menge zu verbessern. Aber so, in dieser Form, ist das winterliche Olympia-Treiben ein großer Spaß. Und das ist doch fast alles was zählt. Oder?

Besonders gut finde ich ...
  • haufenweise verschiedene Disziplinen
  • viele Charaktere, ...
  • gute Bewegungssteuerung
  • macht mit Freunden richtig Spaß, ...
  • gelungene Präsentation
  • cooler Sportfest-Modus, toller Coop
  • interessante Traum-Disziplinen
Nicht so optimal ...
  • nur durchschnittliche Grafik
  • ... aber alle von Beginn an anwählbar
  • keinerlei Onlinemodi
  • ... alleine aber nur bedingt
  • grundsätzlich zu leicht

Tim hat Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen auf der Nintendo Wii gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Sega zur Verfügung gestellt.

Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen - Boxart
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  • Entwickler:Sega
  • Publisher:Sega
  • Genre:Sportspiel
  • Plattform:Wii, NDS
  • Release:16.10.2009