Sonic und der Schwarze Ritter - Review

Zurückgereist ins Mittelalter: Rund ein halbes Jahr nach Sonic Unleashed kehrt der blaue Rennigel spektakulär auf die Wii zurück, schleppt ein schweres, sprechendes Schwert mit sich, das außerdem als neues Gameplay-Element zum Bekämpfen von Feinden benutzt wird, verhandelt mit den Einwohnern, rast durch Burgen, Wälder und Höhlen - kann das Abenteuer mit dem Schwarzen Ritter überzeugen oder sogar begeistern? Ich habe mich durch eine spannende Story, massig Klongegner und spielerische Dimensionsunterschiede gekämpft ...










König Artus, Merlina und die Ritter der Tafelrunde



Hoppla! Da muss Sonic aber überrascht gewesen sein, als ihn plötzlich ein Zauber aus seiner eigenen Welt in das düstere Mittelalter verfrachtet. Zum Glück konnte er aber seine leckeren Hotdogs retten. Die ganze Sache ist so: Merlina, eine Zauberin, wird von den bösen Schergen des verfluchten König Artus bedroht und kann nicht mehr anders, als sich einen Helden herzuzaubern, der in der Lage ist, sie und das ganze Königreich vor dem verfluchten König zu retten - klingt einfach, oder? Das ist natürlich eine Sache für Sonic. Der blaue Igel landet also im Mittelalter, um wider Willen Tausende von Bewohnern dieser Welt zu befreien. Nach einigen Einstiegsmissionen und Tutorials findet Sonic schließlich das heilige Schwert Excalibur, das sogar spechen kann - und ab sofort Sonics Waffe ist, um gegen die zahlreichen Feinde zu bestehen. Die Story ist nicht nur spannend erzählt, sondern auch richtig interessant und wird nirgends vernachlässigt. Dabei trifft man auch auf alte Bekannte wie Amy, Shadow, Knuckles, Tails oder Blaze, wobei diese Sonic nicht kennen, was einige lustige Dialoge zur Folge hat. Außerdem sind auch die Wortgefechte zwischen Excalibur und Sonic teilweise herrlich amüsant. Also hat Sonic die "leichte" Aufgabe, ein ganzes Königreich zu retten, die 3 Ritter der Tafelrunde zu besiegen und anschließend König Artus persönlich zu stellen - ab geht´s!

Die 3 Ritter der Tafelrunde sind übrigens Shadow, Knuckles und Blaze - später komme ich noch einmal darauf zurück.

Die relativ kleine Weltkarte ist in 13 verschiedene Gebiete mit je unterschiedlichen Missionen aufgeteilt, die man erst nach und nach freischalten muss. Die Missionen selbst sind eigentlich recht abwechslungsreich, was aber vor allem am gelungenen Leveldesign liegt. Mal muss man eine bestimmte Anzahl an Ringen an die Bewohner verteilen, was mit Quick-Time-Events unterlegt ist, mal muss man einfach nur das Ziel erreichen, ein anderes Mal einen fetten Bossgegner besiegen, eine bestimmte Anzahl an Feinden niederschlagen, Grinden ohne runterzufallen, gegen die Zeit anrennen ... kurz: Die Missionen sind viele und versprechen eine Menge Abwechslung, auch wenn einige "Strecken" unnötigerweise wiederholt werden und manche Missionen durchaus frustrierend sein können. Aber neben der Story gibt es auch noch einige andere kleinere Missionen auf der Weltkarte.

Mit Vollgas durch Burgen, Wälder und Höhlen















Grundsätzlich erinnert Sonic und der Schwarze Ritter auf den ersten Blick stark an Sonic und die geheimen Ringe - wenn man das Setting mal außen vor lässt. Die Levels sind linear und es gibt einzelne Missionen, die erfüllt werden wollen. Aber eigentlich ist alles anders. Im Gegensatz zum geistigen Vorgänger bewegt man Sonic nicht mehr per quergehaltene Wiimote durch die Levels, sondern mithilfe des Nunchuks á la Sonic Unleashed, was auch wirklich gut funktioniert. Damit ist auch das Zurücklaufen eine Klasse einfacher. Das Schwert schlägt man per Remoteschwung, was auch stark an The Legend of Zelda: Twilight Princess erinnert. Das klappt alles sehr gut und die ganze Steuerung geht einfach von der Hand. Der Sonic-Schub heißt diesmal Seelenangriff und muss durch geschicktes Angreifen und Sammeln von roten Feen erst erarbeitet werden.

Auch sammelt man kaum noch Ringe, sondern mehr zahlreiche andere Sachen, beispielsweise feuchte Kekse. Das sind Items, die den Gesundheitszustand verbessern und in der Schatzkammer alle zu sehen sind, wobei dort natürlich auch Schwerter, Lanzen, Rüstungen, Karten, Schmuck und anderes zu besichtigen ist. Trotzdem gibt es noch die standardmäßig traditionellen Ringe - diese sind wie gewohnt Sonics Lebensanzeige und mit jeder eingesammelten gelben Fee erhält man 10 Ringe, die man natürlich auch ebenso schnell wieder durch einen gegnerischen Treffer verlieren kann. Aber man kann die Ringe auch an hilfsbedürfige Bewohner verschenken, welche dem Spieler im Gegenzug dafür andere Sachen schenken - diese kleinen Rollenspielanteile sind nett, aber nicht wirklich wichtig.

Aber ein Spieler will als allererstes wissen, wie sich das ganze überhaupt spielt. Okay: Genug mit Theorie und Randinformationen, jetzt gehts ans Zocken.

Wie in allen Sonic-Games darf natürlich wieder mächtig viel gerannt und gehüpft werden, wobei das Rennen im Vordergrund steht. So auch beim Schwarzen Ritter: In 3D-Ansicht rast man durch relativ lineare Levels wie dunkle Wälder, belebte Burgen, kleinere Dörfer oder auch durch enge Höhlen oder heiße Minen, in denen die Lava eines Vulkans fließt - Abwechslung im Leveldesign ist also genug geboten. In den einzelnen Levels gibt es dann auch Abkürzungen und alternative Wege, wobei diese sich nur aufs Nötigste beschränken und nicht oft vorhanden sind. Aber dafür geht alles sehr schnell zur Sache und in kaum einer Mission muss oft angehalten werden oder stockt die Geschwindigkeit - kurz gesagt, Speed ist der wichtigste Bestandteil neben den Schwertduellen. Und auch diese Schwertkämpfe integrieren sich wunderbar ins rasante Gameplay, denn durch einen einfachen Schwung der Wiimote werden die (gewöhnlichen) Feinde schneller besiegt als gedacht - bei den späteren härteren Brocken sieht das anders aus. Dafür macht das auch eine Menge Spaß, zudem auch Combos möglich sind und der Speed in keinster Weise irgendwo verloren geht, es sei denn, man wird eben getroffen. Und selbst dann ist man in Sekundenschnelle wieder am Rennen. Die Schwertduelle finden mitten im normalen Gameplay statt, es gibt also (zum Glück!) keine Extrabildschirme oder ähnlichen Kram, sondern alles geht schnell und locker. Leider versprüht Sonic in der ersten Spielhälfte aber nicht diesen Charme und Spielspaß, ganz im Gegenteil: Alles ist sehr einfach und nicht wirklich aufregend. Nach einer überraschenden und genialen erzählerischen Wende in der Mitte des Spiels dreht sich Sonic aber endlich auch um und macht den spielerischen Schritt, der mir zu Beginn noch so gefehlt hat. Dafür gehts dann aber richtig ab!

Über Bosskämpfe, Multiplayer, Grafik und Sound











Natürlich gibt es auch wieder Bosskämpfe. Diese fallen allerdings zu meinem Bedauern nicht so spektakulär und schwer aus wie in den anderen Sonic-Games, sind aber durchaus spaßig. Besonders die Nahkampfduelle mit den einzelnen Tafelrittern erweisen sich als durchaus amüsant, wenn man den richtigen Dreh raus hat. Leider ist der Endboss dabei ziemlich blöd, weil erstens nicht ganz klar ist, was zu tun ist, und zweitens er ziemlich schwer ist. Aber mit dieser einen Ausnahme machen sämtliche Bosskämpfe großen Spaß - auch wenn sie eben etwas zu leicht sind.

Grafisch dagegen befindet man sich nicht nur im Spiel in der Sagenwelt. Ich hatte bezweifelt, dass das Sonic Team der schwachen Hardware der Wii solch hübsche Kulissen und feine Animationen entlocken kann. Dazu läuft die Bildrate flüssig, keine Slowdowns, keine Ruckler - Sonic überzeugt ebenso spielerisch wie technisch. Auch die Story wird in ansehnlichen Bildergeschichten zwischen den Missionen schön erzählt, auch wenn es leider nur wenige Renderfilme gibt. Auch soundtechnisch ist alles okay. Die rockige, fetzige Hintergrundmusik und der tolle Soundtrack klingen sehr gut und auch sonst sind die Geräusche gelungen, wenn auch kein Highlight. Aber für das Spiel reicht es allemal.

Auch gibt es einen Multiplayermodus, der leider ebenso schlecht ausgefallen ist wie er sich anhört - primitive Gefechte aus der Vogelperspektive für 4 Spieler, die nicht wirklich Spaß machen. Aber das macht nichts, weil der Hauptanteil des Spiels sowieso der Einzelspieler-Abenteuer-Modus ist.

In den hitzigen Gefechten errungene Schätze lassen sich jederzeit in der Schatzkammer anwählen und ansehen, nachdem man sie - im Abenteuermodus - bestimmt hat. Waffen und Bücher (zum billigeren Bestimmen von Waffen, Schmuck oder anderen Objekten) lassen sich bei dem Schmied, der das mittelalterliche Ebenbild des Fuchses Tails darstellt, ausrüsten - allerdings bei Sonic nur Bücher, bei den später anwählbaren anderen Charakteren (die ich jetzt nicht erwähne!) Waffen. Außerdem kann man sich bei Tails auch selbst Waffen schmieden lassen, wenn man denn die Material-Anforderungen erfüllen kann - so fordert der mehrschwänzige Fuchs rostige Schwerter, Edelsteine, Halsketten oder auch Rüstungen. Leider kann man Rüstungen nicht ausrüsten. Die angelegten Gegenstände, von denen man 2 mit sich tragen kann, verändern während dem Spiel allerdings nur sehr wenig, deshalb hat regelmäßiges Besuchen der Schmiede kaum einen Sinn.
Tim

Fazit von Tim:

Bis zur Hälfte des Spiels war mir nicht ganz klar, was das eigentlich sollte - ist das noch Sonic? Einfach, unkompliziert und nicht wirklich spannend. Zum Glück drehte sich aber alles schneller um als erwartet. Gegen Mitte des Spiels hat das Sonic Team geschickt eine geniale erzählerische Wende eingebaut, die auch Sonic auf eine neue Klasse hebt: Rasantere Action, fordernde Missionen und am erzählerischen Höhepunkt zeigt der blaue Igel, dass er keineswegs tot ist, im Gegenteil: Auf der Wii ist Sonic auf dem richtigen Weg. Im Vergleich mit den anderen Wii-Games des Hedgehogs ziehen Unleashed und die geheimen Ringe deutlich den Kürzeren, weil keines der beiden solch spektakuläre Action bietet wie Sonics Trip in die fantasyreichen Sagen des Mittelalters. Auch wenn er noch einige nervige Probleme mit sich schleppt wie eine teilweise störrische Kamera, massig Klongegner und Übersichtsprobleme, gehört das Abenteuer um den Schwarzen Ritter mitunter zu den besten Wii-Jump&Runs dazu. Hoffentlich beehrt uns der blaue Igel bald wieder mit einem Spiel auf der weißen Konsole!

Besonders gut finde ich ...
  • Speed, Speed, Speed
  • rasante Schwertduelle
  • gelungene erzählerische und spielerische Wende
  • sehr hübsch
  • in schönen Cutscenes erzählte Story
  • abwechslungsreiche Missionen
  • spaßige Bosskämpfe
  • rockige Musik
  • einfachere Steuerung gegenüber dem Vorgänger
  • gutes Leveldesign
  • flüssige Bildrate
  • nette Rollenspielanteile
  • ansehnliches Menü
  • später auch mehrere Charaktere spielbar
Nicht so optimal ...
  • frustrierender Endboss
  • einige nervige Passagen und doof platzierte Speicherpunkte während einer Mission
  • Feinde und Bewohner tauchen manchmal sehr spät und überraschend auf
  • ab und zu unübersichtlich
  • Kamera verhindert gelegentlich Sicht auf Schätze und Extras
  • massig dumme Klongegner
  • schwacher Multiplayermodus

Tim hat Sonic und der Schwarze Ritter auf der Nintendo Wii gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Tim selbst erworben.

Sonic und der Schwarze Ritter - Boxart
  •  
  • Entwickler:Sonic Team
  • Publisher:Sega
  • Genre:Jump'n'Run
  • Plattform:Wii
  • Release:13.03.2009

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