Dyson - Review

2 Leute entwickeln ein Spiel, das überraschend für massig Awards und sogar für den Preis zum besten Spiel des Independent Games Festivals nominiert wurde - muss ja daher, zumindest theoretisch, ein gutes Spiel sein, oder? Eigentlich schon, aber Dyson ist ganz anders als die anderen Echtzeitstrategiespiele und doch definiert man es als ein solches. Dabei entfernt das Spiel sämtliche Elemente eines RTS: Keine Action, kein Basisbau, keine Strategien, keine Taktiken, keine Abwechslung, so gut wie keine Möglichkeiten, keine Weiterentwicklungen für Gebäude und Truppen und überhaupt keine Herausforderung - lest hier im Test, was Dyson falsch macht und für wen es dennoch geeignet ist.













RTS mal ganz anders



Echtzeitstrategie. Ein Genre, das Millionen Zocker lieben, Milliarden Menschen spielen oder spielten. Ein Genre, das fast nicht mehr aus den heutigen Spieleangeboten rauszudenken ist. Und ausgerechnet jetzt kommt Dyson: Ein RTS, das fast alle Elemente der Echtzeitstrategie entfernt und stattdessen kostenlos zum Download angeboten wird. Aber als was definiert man dann Dyson? Es ist kein Age of Empires, kein Empire: Total War, kein Halo Wars und kein Command & Conquer. Und es hat auch nichts mit World in Conflict oder gar Warhammer: Dawn of War II zu tun. Verdammt, was ist das?

Nennt man ein solches Genre "Chillen"? Passen würde es auf jeden Fall, auch wenn "Chillen" mehr abwertend als hochschätzend klingt. Wobei man gar nicht mal so falsch mit dem Begriff liegt - ich will nicht lange über Dyson berichten und euch ganze Romane servieren, sondern mich nur auf das Nötigste beschränken. Dyson entfernt folgende Elemente oder verkürzt sie zumindest so stark, dass sie kaum mehr nennenswert sind: Basisbau, Rohstoffsammeln, Taktik, Strategien. Dazu werden die "Truppen" nahezu aufgelöst, agieren sie doch fast eigenständig und fordern kaum Kontrolle. Es geht in Dyson darum, verschiedene Asteroiden mit kleinen Weltraumviechern, genannt Dysons, zu besiedeln. Da macht das Spiel auch keine Dramatik draus, warum gerade Dysons und warum gerade Asteroiden - das erinnert an die allgemein bekannte Frage mit dem Huhn und dem Ei: Es ist einfach so. Aber der Spieler hat natürlich das Glück, dass die Dysons überhaupt keine Bedingungen stellen, sondern einfach von selbst wachsen und fertig. Als Aufgabe bleibt dem Spieler dann nur übrig, zwei verschiedene Baumarten zu pflanzen (eine zum Dysonerstellen (sie wachsen automatisch) und eine zum Erstellen von Verteidigungsraketen (die automatisch bei Bedrohung angreifen)) und/oder die Dysons auf entfernte Asteroiden zur Erkundung und Eroberung zu schicken. Wahnsinns-Aufgabe und unglaublich fordernd, schließlich sind die Feindes"truppen" so stark, dass meine Dysons selbst ohne meine Mitwirkung jeden Kampf gewinnen - achso, ich kann ja den Kampf gar nicht beeinflussen! So wird jeder Angriff zum Durchmarsch, so dass man mit wenig Arbeit und kaum Konzentration locker ein ganzes Universum einnehmen kann. Was äußerlich noch interessant aussieht, erschreckt spielerisch mit unglaublicher Ödnis, einem kaum vorhandenen Schwierigkeitsgrad und einer an den Wahnsinn grenzenden Anzahl an Möglichkeiten - nämlich so gut wie keine.

Trotzdem macht das Ganze Spaß, ja, es macht Spaß. Es macht teilweise sogar süchtig - zumindest in dern ersten Stunden. Das simple, aber unerklärlicherweise spaßige und beruhigende Spielprinzip weiß zu gefallen. Nimmt man dazu noch eine ruhige, entspannende Musik, eine unkomplizierte Steuerung und eine einfache, abstrakte Grafik und zieht Action ab, erhält man Dyson. Allerdings schockt der minimale Umfang von 6 Leveln ohne spielerische und optische Abwechslung; immerhin darf man Dyson kostenlos downloaden. Richtige Zocker werden aber mit dem Spiel maßlos unterfordert.
Tim

Fazit von Tim:

In der Ruhe liegt die Kraft: Das sollte wohl das Stichwort Dysons sein, leider klappt das aber nicht ganz. Die Ruhe ist da, ohne Frage, die spielerische Kraft schwindet allerdings mit zunehmender Zeit enorm - wenn sie denn am Anfang überhaupt da ist! Dem außergewöhnlichen Spielprinzip kann man eine Menge abgewinnen, was auch ich getan habe, trotzdem verläuft das Ganze eher seicht. Klar macht es Spaß, die ganzen Planeten mit den Dysons zu besiedeln, aber spätestens im 4. der gerade mal 6 Levels ödet es den Spieler an, immer dieselben Planeten, Dysons, Feinde zu sehen und mitzuverfolgen, wie sich weder Dysons noch Bäume in irgendeiner Weise verändern - da flaut dann auch bei mir der Spielspaß ab. So einfallsreich die Idee und so entspannend das Spiel auch ist, so bleibt dem richtigen Zocker doch nur ein weiterer Griff in die Downloadkiste übrig; aber für einsame Stunden und kurzweilige Spielchen ist Dyson gut - nicht herausragend und nicht toll, aber gut.

Besonders gut finde ich ...
  • zeitlos und ungemein ruhig ...
  • innovativer Ansatz
  • einfache Steuerung (mit einer Ausnahme)
  • schneller Einstieg
  • kostenloser Download
  • teils große Levels
  • gutes Einschlafmittel
Nicht so optimal ...
  • ... wenn auch etwas ZU ruhig
  • keinerlei Spieltiefe
  • ständig gleiche Objekte öden an
  • sehr wenige "taktische" Möglichkeiten
  • sehr kurz
  • nicht fordernd
  • keine Weiterentwicklungen
  • keine Aufrüstungen
  • kein Multiplayermodus
  • keine anderen Spielmodi
  • nur auf Englisch
  • schlecht gelöste Navigation im Level
  • Sinn?

Tim hat Dyson auf dem PC gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Tim selbst erworben.

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Philipp
    #1 | 10. April 2009 um 14:43 Uhr
    Interessanter und schöner Artikel - gibt ja mittlerweile eine regelrechte Independet Games Welle. Dass dann übertrieben schnell Awards verteilt werden, ist natürlich nicht auszuschließen. Das Konzept an sich ist ja nicht unspannend, aber irgedwann ist auch bei Minimalismus Schluss  
  • Darius
    #2 | 10. April 2009 um 18:02 Uhr
    Dieses "Independent Games Festivals" ist mir schon recht suspekt irgendwie, um es mal mit meinen Worten zu sagen "die nominieren scheinbar auch jeden Scheiss" *hust* und das war noch nicht mal auf das hier bezogen ...:-P
  • pel.Z
    #3 | 11. April 2009 um 00:40 Uhr
    Man, da hat Dyson ja quasi die ganze Konkurrenz weggesaugt (haha, Wortspiel!). Öhm... nich so pralle, wa?

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