Pro Evolution Soccer 2009 - Review

Dass Fußball auch auf der Wii funktionieren kann, hat Pro Evolution Soccer 2008 letztes Jahr eindrucksvoll bewiesen. Konamis Vorzeigereihe begeisterte auf Nintendos Heimkonsole mit einer innovativen Steuerung, Taktikfußball und den klassischen Mechanismen. Wie auch der Vorgänger erschien nun Pro Evolution Soccer 2009 mit einiger Verspätung im Februar dieses Jahres - Sieg, Unentschieden oder Niederlage?













































Die Basis



Wie der Vorgänger baut auch Pro Evolution Soccer 2009 auf der Wii auf einer innovativen, sehr taktisch angehauchten Steuerung auf, der Playmaker-Steuerung. Die unterscheidet sich nämlich komplett von der klassischen Steuerung, denn diese wurde speziell für die Wii zugeschnitten und man kontrolliert nahezu das komplette Spielgeschehen per Pointer und Bewegungssensoren. Was sich bei der Ankündigung des 2008er Teils noch sehr seltsam anhörte, überraschte aber im Spiel mit einer bis dato nicht dagewesenen Taktik und richtigen Herausforderungen. Für Zocker war die größte Herausforderung aber erst, die Steuerung zu erlernen, was nicht ganz einfach war aufgrund von massig komplizierten Kombinationen aus Tasten und Schwüngen. Blöderweise war auch das Schießen auf das Tor nicht so präzise wie man es gern hätte. Nun will Konami mit dem Nachfolger beweisen, dass Präzision im Abschluss doch möglich ist. Gelingt das Experiment?

Insgesamt wagt sich Konami in ein riskantes Spiel, alles kann passieren: Sieg, Unentschieden und Niederlage. Und alle dieser drei Möglichkeiten treffen in bestimmten Bereichen zu. Lest jetzt und hier, ob Pro Evolution Soccer 2009 im direkten Duell gegen seinen Vorgänger triumphiert oder ob es 1:1 ausgeht.

Sieg



Der erste richtig dicke Sieg liegt klar auf der Hand und fällt auf den ersten Blick ins Menü gleich auf: Einzelspiel, Turnier, Liga, Champions League, Meister-Liga, Champions Road, Online-Duell, Training und noch mehr - im Gegensatz zum Vorgänger hat Konami den Auswahlkader deutlich aufgestockt und präsentiert auch in der Wii-Version die neue proevolutionsoccerexklusive Champions League, die ja das kleine Highlight der HD-Versionen war. Wie der Name schon sagt, geht es darum, mit den teilnehmenden Teams den begehrtesten Vereinspokal der Welt zu erobern. Die wii-exklusive Champions Road aus dem Vorgänger ist auch wieder dabei, ebenfalls die Modi Liga, Einzelspiel, Turnier und Online-Duell. Endlich auch auf der Wii spielbar ist die traditionelle Meister-Liga, das eigentliche Markenzeichen der Pro Evolution Soccer Reihe. Diese zahlreichen Spielmodi garantieren also schonmal einen riesigen Umfang - ein richtig dicker Sieg!

Weiter geht´s mit den verschiedenen Steuerungsvarianten. Was im Vorgänger nur die Playmaker-Steuerung war, ist jetzt auch Classic-Controller und quergehaltene Remote, also die traditionelle, klassische Fußballsteuerung, wie wir sie aus den HD-Versionen und FIFA kennen. Dass sich das gut spielt, kann man sich ja denken, was soll man da auch groß falsch machen können - es klappt einfach nur supergut. Auch wenn ich persönlich lieber die innovative, natürlich immer noch vorhandene Playmaker-Steuerung bevorzuge, finde ich diese Entscheidung einen Schritt in die richtige Richtung, auch "klassische" Fußballfans an Nintendos weißen Kasten zu locken. Leider wird allerdings der GameCube-Controller nicht unterstützt. Trotzdem sind die neuen Steuerungsvarianten ein Sieg im Duell mit dem 2008er Teil!

Wer in den Karrieremodi nicht genug Spaß findet, darf sich natürlich im Duell mit Freunden, Online-Gegnern oder der CPU vergnügen. Besonders mit Kumpels macht das fröhliche Kicken einfach am meisten Spaß, weil es doch immer wieder schön ist, dem Gegner ein Tor nach dem anderen reinzuhauen - wenn man es denn kann. Auch der Multiplayermodus profitiert von den neuen Steuerungsvarianten, doof ist aber, dass man keine verschiedenen Steuerungen anwählen kann. Heißt: Will der eine Playmaker und der andere Classic-Controller, droht Zoff auf dem Wohnzimmer-Spielfeld. Trotzdem kann man diesen kleinen Wermutstropfen leicht wegstecken, schließlich gibt es ja mehr Spielmöglichkeiten. Außerdem sehr schön ist der neue Ko-op-Spielmodus, in dem das glücklicherweise möglich ist. Auch online gibt es viel zu entdecken, neben Ranglisten-, Zufalls- und Einzelspielen kann man nämlich auch einige nützliche Dinge einstellen, zum Beispiel nach Netzqualität suchen, um Lags zu vermeiden, oder unliebsame Spieler auf eine schwarze Liste setzen. Auch kommende Updates stehen als Download zur Verfügung. Für Multiplayer- und Onlinemodi gibt es wieder ein großes Plus, heißt: einen Sieg!

Die wohl aber spielerisch wichtigste Verbesserung (zumindest für Profizocker wie mich) ist aber die Verfeinerung der taktischen Innovation. Nehmen wir mal die Abseitsfalle: Was an den HD-Versionen nur im Spielmenü einstellbar ist, lässt sich an der Wii manuell und passend zur Situation mit geschickten Kombinationen und Spielzügen aktivieren. So bringt man einen Gegner nicht nur schnell in Bedrängnis, sondern organisiert nebenbei auch eine gelungene und starke Verteidigung. Aber auch wenn die Defensive toll verbessert wurde, leidet die Offensive noch immer an der fehlenden Präzision, Taktik ist hier nur schwer erreichbar. Mehr dazu später. Aber immerhin die Defensive punktet mit taktischen Möglichkeiten!

Unentschieden



Ein ganz schwaches Unentschieden ist die von Konami so angepriesene Präzision im Abschluss. Anstatt Abschluss steht zu oft einfach Abschuss im Vordergrund, weil es einfach viel zu kompliziert ist, auch noch das gewünschte Eck anzugeben. Nicht selten stellt dem Spieler auch die Kamera dann noch ein Bein, denn es ist fast unmöglich, von der Seitenansicht den oberen linken Winkeln anzuwählen - und das auch noch über den Pointer, mit dem ich doch gleichzeitig meinen virtuellen Kicker steuere! So bleibt es wie im Vorgänger bei einem Zufallskick aufs Tor. Die gewünschte und erhoffte Präzision bleibt eben aus. Einzig in Freistößen wirkt sich die Zielmöglichkeit per Pointer aus, weil da nicht alles so schnell vonstatten geht wie im normalen Spielverlauf. Immerhin diese lassen sich erstaunlich gut steuern. Ansonsten schwächelt die Offensive total. Schwaches Unentschieden, Konami!

Ebenfalls wie im Vorgänger ernüchternd ist die oft fehlende Übersichtlichkeit und einige Kontrollaussetzer, die verdammt viel Frust zur Folge haben. Wen nervt es nicht, wenn ein Verteidiger plötzlich wegen einer falschen Gestenerkennung den Ball dem gegnerischen Stürmer zuspielt, der natürlich eiskalt zum 1:0 in der letzten Minute der Nachspielzeit vollstreckt? Die Pointer-Steuerung leidet an einigen Schwächen, nicht nur im Detail. Besonders die Übersichtlichkeit geht oft verloren, besonders bei Chaos im Strafraum oder 1on1-Duellen, und noch schlimmer wird es, wenn ihr zu zweit spielt. Zwei übergroße Fadenkreuze schaden also doch der Spielkontrolle. Die größte Zeit klappt zwar alles relativ gut, aber solche häufig vorkommenden Schwächen sind natürlich richtig nervig.

Neulinge werden wie in Pro Evolution Soccer 2008 mit umfangreichen Tutorials eingeführt, die auch hier wieder ebenso zäh wie nervig und lehrreich sind. Mal im Ernst: Wer hat schon Lust, 20 Tutorials über sich ergehen zu lassen? Blöderweise sind diese immer mal wieder auch sehr schlecht definiert, sodass nicht wirklich klar ist, was man machen soll. Nicht selten scheitert man also beim Bewertungstest. Wer aber Zeit und Laune hat, der lernt mit den Tutorials sehr viel und gut.

Was sich kaum geändert hat, sind Grafik und Sound. Zwar fallen dem Spieler ab und zu kleinere Verfeinerungen im Detail auf, ansonsten präsentiert sich Pro Evolution Soccer 2009 optisch gleich wie 2008. Ebenso gleich sind auch die Geräusche und Soundeffekte. Und nebenbei geben die Kommentatoren dasselbe nervige Geschwätz ab wie bei den anderen Versionen des diesjährigen Pro Evolution Soccers. Hoffentlich legt Konami nächstes Jahr in diesem Bereich etwas zu. Genau wie im Vorgänger wurden leider auch die aktuellen Transfers nicht berücksichtigt, dafür lassen sich aktuelle Kader herunterladen. Trotzdem wäre es wünschenswert gewesen, diese gleich in die Verkaufsversion zu integrieren - schade!

Niederlage



Die aus meiner Sicht schlimmste Niederlage ist die unnötig verschlechterte Playmaker-Steuerung (Pointer!). Klar, die war schon bei Pro Evolution Soccer 2008 nicht ganz ausgereift, aber der Nachfolger legt noch einiges an Komplexität drauf. Flanken, Passen, Schießen, Doppelpass, Tackling, Grätsche, Decken, Ball abfangen, Pass in den Lauf - nur wenige der vorhandenen Spielmöglichkeiten. Doof nur, dass während dieser ganzen Aktionen auch noch der eigene Spieler mit genau dem Pointer gelenkt werden muss, mit dem ich auch den Gegner anwählen muss, den ich attackieren möchte. Oder während ich per Pointer laufe, soll ich aufs Tor zielen. Und als ob das nicht schon genug wäre, macht es mir die Doppelbelegung vom B-Knopf noch schwerer, auf dem genau zwei der wichtigsten Funktionen im Spiel liegen: Passen und Schießen. So geht verdammt oft die Kontrolle verloren. Auch schwierig machen es mir die zahlreichen verschiedenen Kombinationen für Doppelpässe etc. Da sind nämlich zum Vorgänger noch massiv welche dazugekommen. Ergebnis dieser Steuerungsüberladung? Fehlende Präzision und eine richtig schwache Niederlage.

"Faul". "Freudesliste". Noch Fragen? Konami hat sich eindeutig ein grottiges Übersetzungsteam ausgesucht, dass immerhin für einigen Unterhaltungswert sorgt. Aber mal abgesehen davon: Gehört das in ein Fußballspiel? Sorry Konami, aber sowas ist unterste Schublade! Dummerweise lächeln diese nervigen Übersetzungsfehler den Spieler ziemlich oft an, also sind es keine kleineren Aussetzer. Ganz, ganz schwach!
Tim

Fazit von Tim:

Ohne Frage: Pro Evolution Soccer 2009 ist das derzeit beste Fußballspiel auf der Wii. Und trotzdem ist es weder herausragend noch perfekt. Die Steuerung ist nicht effizient und präzise genug, das Toreschießen basiert auf Zufallsprinzip, weil die Präzision im Abschluss an jeder Stelle verloren geht und wer mit der Playmaker-Steuerung zockt, ist massiv überfordert. Immerhin kann man dank der drei Steuerungsvarianten endlich auch klassisch spielen und umfangreich ist Pro Evo 2009 allein wegen den stark aufgestockten Spielmodi sowieso. Wem die Karrieremodi dann wieder nicht passen, der wagt sich eben in richtig gute Onlineduelle. Trotzdem reicht es leider nicht für die 4 Sterne, auch wenn ich sie gerne vergeben hätte; aber der äußerst innovative taktische Ansatz von Zauberfußball und Traumkombinationen blitzt nur manchmal auf. Es liegt ohne Zweifel nicht am Regen, wenn meine wunderbaren Spielzüge in Übersichtsproblemen und Kontrollaussetzern versickern - immerhin ist meine Defensive mittlerweile so stark, dass ich gegnerische Konter locker im Abseits enden lasse. Wer anspruchsvollen und taktisch angehauchten Fußball sucht, wird hier gut fündig. Aber nur, wenn er Geduld, Wille und Motivation mitbringt.

Besonders gut finde ich ...
  • immer noch sehr innovativer Fußball
  • 4 verschiedene Steuerungsvarianten
  • massig Taktikmöglichkeiten
  • verbesserte Verteidigungsmöglichkeiten
  • Champions Road, Champions League, Meisterliga
  • fantastischer Umfang
  • besonders im Multiplayer spaßig
  • lagfreier und verbesserter Online-Modus
  • ordentlicher Editor
  • kooperatives Spielen möglich
  • Abseitsfalle manuell aktivierbar
Nicht so optimal ...
  • sehr komplexe und zu unpräzise Playmaker-Steuerung
  • teilweise sehr unübersichtlich
  • immer noch kein genaues Schießen
  • einige frustrierende Kontrollaussetzer
  • im Multiplayer keine verschiedene Steuerungen
  • keine auffälligen grafischen Veränderungen
  • Lizenzlücken (keine Bundesliga)
  • aktuelle Transfers nicht mit dabei
  • einige Übersetzungsfehler in den deutschen Texten

Tim hat Pro Evolution Soccer 2009 auf der Nintendo Wii gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Konami zur Verfügung gestellt.

Pro Evolution Soccer 2009 - Boxart
  •  
  • Entwickler:Konami
  • Publisher:Konami
  • Genre:Fußball
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360, Wii, NDS, PSP, PS2
  • Release:25.03.2009

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Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Darius
    #1 | 15. April 2009 um 21:16 Uhr
    Also mir wäre die Steuerung auf der Wii eindeutig zu blöd. Die Grafik schaut für Wii-Verhältnisse jedoch ziemlich gut aus.
  • Michael
    #2 | 16. April 2009 um 23:13 Uhr

    Kithaitaa: Also mir wäre die Steuerung auf der Wii eindeutig zu blöd Die Grafik schaut für WiiVerhältnisse jedoch ziemlich gut aus


    Ja, das Game treibt die Wii bis an ihre Grenzen.  

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