Baphomets Fluch: The Director's Cut - Review
Diese Spiel, 'die so schön 'hat geprickelt in meine Point'n'Click'hand
Iiiiieh, ein Adventuretest auf einem bitterbösen Spieleblog, der doch eigentlich auch nur die bösen Zocker unter uns befriedigen soll. Das kann so nicht weitergehen .. ihr braucht alle mal ein bisschen Unterricht in Sachen gute Geschichten! Und das auch ohne ratatatakrachbummROAR - und kommt mir jetzt ja nicht mit FEAR! Versuchen wir es doch einfach mal. Ziehe Kreuz, nehme Hülse, lege Hülse auf Türschwelle, ziehe Steinzylinder, löse Machanismus aus, nehme zerquetschte Hülse, heble kaputten Mechanismus aus, betrete geheimen Raum. Gut gut! Dann mal los .. unsere Reise auf den Spuren der Templer verlangt schließlich noch ein bisschen mehr als das ein oder andere Standardrätsel.
"Paris im Herbst." Allein diese Aussage lässt dem alteingesessenen Adventurefanboi die Schmetterlinge im Bauch Tornados tanzen. Ganze 13 Jahre nach der Ersterscheinung lässt Revolution Software unseren geliebten amerikanischen Macho und die sexy französische Diva wieder auferstehen. All die Negativpropaganda seitens unseres jüngsten Minderjährigen im Team (man nannte ihn auch "Tim") konnte meine Vorfreude auf das kommende Baphomets Fluch in der DS-Version nicht bremsen. Als mir Kith dann noch mitteilte, dass er da so ein "kleines Überraschungspaket" hat, konnte ich es natürlich nicht erwarten und begab mich nach mehr als einem Jahrzehnt erneut auf die Reise quer durch Europa, um irgendwie irgendwas aufzuklären. Hach.
In 13 Jahren um die Welt
George Stobbart und Nicole Collard. Alteingesessene Adventurehasen schwärmen wahrscheinlich (wie ich auch) noch immer von deren Abenteuern auf der ganzen Welt. Die Geschichte des ersten Teils ist schnell erklärt: ein amerikanischer Tourist überlebt knapp einen Bombenanschlag auf ein Café, in welchem er gerade der blonden Kellnerin hinterherschaute – in Folge dessen trifft er auf eine dominante französische Reporterin und beide versuchen am Ende die Welt zu retten.
Klingt langweilig? 100 mal gehört / gespielt / gesehen? Ganz im Gegenteil. Als eins der letzten großen Adventures vor der damaligen Krise konnte "Baphomets Fluch" (fast) alle Adventurespieler (mit Ahnung) überzeugen. Natürlich war auch ich etwas skeptisch, ob sich das damalige Herzklopfen auch auf den DS übertragen ließe ..
Mein Name ist Stobb.. moment.
Wo waren wir doch gleich? Paris im Herbst. Nein – nicht ganz! Der Titel hat durchaus nicht umsonst seinen Untertitel "Director's Cut". Die Reise beginnt nicht wie damals, als flirtender Tourist in einem bombigen Café einer Seitenstraße, sondern mit einem Termin unserer sympathischen Journalistin, die einen reichen Schnösel interviewen soll. Gleich zu Beginn trifft man hier auf einen seltsam verkleideten Kerl. Verkleidet? Moment .. war da nicht was? Genau .. natürlich befinden wir uns mitten in einer Verschwörung. Natürlich wird auch hier zuerst ein Opfer gefordert, dass uns auf eine heiße Spur bringen soll. Mittendrin, statt nur dabei. Das hat damals schon funktioniert und – wen wunderts – es funktioniert noch immer.
Der erste Teil, in welchem wir in Nico Collard's Rolle schlüpfen, beinhaltet auch gleich die neue Storyline. Der Mord führt natürlich irgendwie zur Familiengeschichte der Collard's. Zufälle? Wo denkt ihr hin .. das ist doch alles Part eines größeren Komplotts? Oder. Nein – nicht wirklich. Leider. Nachdem man den eineinhalbstündigen, zusätzlichen Storypart durchgespielt hat, war es das auch. Der Bezug zur Geschichte um den Fluch des Baphomet fehlt, weswegen alles etwas zusammengeschustert wirkt. Stört aber auch nicht weiter.
Heut ist ein guter Tag zum Sterben!
Mord. Damit begann es damals, damit beginnt es heute. Natürlich gibt es im Laufe der Geschichte auch weitere Opfer - sonst wär es schließlich keine bitterböse Verschwörung. Während man in CSI den Handschuhen und Pipetten vertraut, haben wir eben Kanaldeckelöffner, "gebrauchte" Taschentücher und rote Nasen. Ich bin selbst etwas verwundert, dass mich das Spiel auch nach so langer Zeit immernoch so begeistern kann. Natürlich kenne ich jede Ecke, jedes Gespräch, jede "neue" Wendung. Umso überraschter war ich auch, was weitere Änderungen des Director's Cut beinhaltete. Man konnte nicht sterben.
Wie jetzt? Jaja .. ich bin natürlich GEGEN jegliche Arten in Adventures zu sterben. Actioneinlagen? Igitt. Verletzungen? OMG! Zeitspiele? WAAAHHHH! Von Hunden zerfletscht, im Müllsack in die Seine, vom Serienkiller erschossen, vom gigantischen Stein erschlagen. WANT! Verdammt nochmal .. ich habe mich mehrmals im Spiel erwischt, dass ich irgendwie die Sterbesequenz einleiten wollte. Nicht weil das Spiel mich so aufgeregt hätte, nein, ich liebe es schließlich. Trotz allem konnte ich einfach nicht glauben, dass man diesen Part des Spiels eliminiert hatte. Ein bisschen schlecht habe ich mich ja schon gefühlt, als ich in der Bahn ein kleines "GEH DA JETZT RAUS UND VERRECK! Menno :(" geflucht habe und mich meine Mitfahrer irritiert angesehen haben. Aber was solls. Dann eben nicht. Immer diese Killerspieler.
Gerade in Bezug darauf kann ich es natürlich verstehen. Man will die Casualgamer (was Nintendo DS-Nutzer eben einfach sind) ja nicht durch stressige Sterbesequenzen in den Herzstillstand treiben. Ok ok. Ich geb ja schon auf .. ich kann es auch ohne böse Gärtner genießen.
Mehr mehr mehr.
Für wen ist das Spiel denn nun aber ansprechend? Für jeden. Ok – vielleicht nicht gerade für unsere Schützenvereinjunkies. Man kann hier ja nicht sterben und so. Aber sonst? Jeder, der auf eine gut geschriebene Geschichte (ja, auch der hinzugefügte Part ist nicht schlecht) steht, jeder, der gerne mal wissen will, was kleine Syrier über das Weltgeschehen wissen, jeder, der unterwegs einfach mal den Kopf freibekommen will und natürlich jeder, der irgendwie an Geschichte interessiert ist, ist hier richtig.
Ok, das mag nun eine recht "menschliche" Beschreibung sein. Wie sieht es also mit den Zockern aus? Zocker, die Dialoge nicht fürchten, für die Grafik nicht das Wichtigste ist, die Adventures der alten Garde lieben, werden an Baphomets Fluch für den DS ihren Spaß haben.
Irgendwas muss doch aber nicht stimmen .. schließlich kann doch nicht alles so positiv sein – auch wenn hier ein Fangirl schreibt? Richtig. Da der DS eine sehr begrenzte Speichergröße hat, wurde die Sprachausgabe in dieser Version leider herausgelassen. Tolle Soundeffekte gibt es natürlich immernoch aus dem Originalspiel. Die wunderschöne Synchronisation geht hierdurch leider verloren. Macht aber nichts – Kenner der Serie können wahrscheinlich sogar mitsprechen. Alle anderen müssen sich eben an der wunderbaren DS-Grafik satt seh.. ach, da war ja was. Doch selbst diese kann man nicht unbedingt schlecht reden. Dank des Director's Cut wurden dem Spiel einige Nahaufnahmen beschert, die durchaus begeistern können und hierdurch auch Handlungslücken des ersten Teils geschlossen werden, auch wenn das Ende schließlich doch das Gleiche bleibt.
Zu neuen Nahaufnahmen gehören (leider) auch einige neue Rätsel, die es im Original nicht gab. Warum leider? Weil es sich hier teilweise um sehr unoriginelle und typische DS-Rätsel handelt, die eher frusten als begeistern. Da diese aber nur sehr vereinzelt vorkommen, trübt auch das nicht den gigantischen Spielspaß. Und wenn man doch nicht weiterkommt, hilft einem das neuartige Hilfesystem in bis zu drei verschiedenen Stufen, um nicht gleich sofort den entscheidenden Tipp zu geben und noch etwas knobeln zu können. Sehr schön. Und sehr casual.
Fazit von Hardcora:
Jaja, Nintendo DS. Da KANN es doch keine guten Spiele geben? Oder gar gute Adventures? Doch. Anscheinend schon. Es gibt auch eine Welt neben Phoenix Wright und Hotel Dusk - und eben jene weiß tatsächlich zu begeistern. Das Spielen mit dem Touchpen geht durchaus als Mauskopie durch - Point'n'Click-Liebhaber müssen also keine große Umstellung befürchten. Man kann sagen, was man will - Baphomets Fluch ist und bleibt eine Genre-Referenz. Egal ob auf dem DS, egal ob mit oder ohne Sprachausgabe - diese Geschichte muss man einfach erlebt haben. Ich bin begeistert. Adventurefans: kaufen!
- - zusätzliche Details
- detaillierte Charaktere
- Hilfesystem
- ordentliche Spielzeit
- gelungene Steuerung
- neue Storyline
- typische DS-Rätsel
- Zusatzinhalte nicht immer überzeugend
- keine Sprachausgabe
- Sterbesequenzen entfernt
Hardcora hat Baphomets Fluch: The Director's Cut auf dem Nintendo DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
#1 | 20. April 2009 um 20:40 Uhr
#2 | 20. April 2009 um 22:12 Uhr
#3 | 21. April 2009 um 00:40 Uhr
Hardcora: Wir haben einen Gewinner des UnqualifizierteAntwortenPokals HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH TIM
Hey, Tim ärgern ist mein Job! Du sägst doch nicht etwa ...
Schöne Review, aber das mit "Für wen ist das Spiel denn nun aber ansprechend? Für jeden." kann ich so nicht wirklich glauben, nicht wegen Adventure, hey ich bin 34 ... da haste Adventure genug erlebt, mit oder ohne Computer, eher wegen dem/der/die/das NDS :|
Nach wie vor bin ich da so Vorurteilsbehaftet, dass das einfach altbacken ausschaut und nix im 21'sten Jahrhundert verloren hat - äh, ja. Liegt vielleicht auch an meiner schweren Kindheit ...
#4 | 21. April 2009 um 08:44 Uhr
Wenn ich n DS hät' würd ichs kaufen... kommt mir aber nich ins haus, das kleine Nintendo Teil (;
#5 | 21. April 2009 um 08:55 Uhr
#6 | 21. April 2009 um 09:29 Uhr
Das mit den "Retroreviews" hab ich mir auch schon überlegt.. werde da auf jeden Fall mal was anfangen. Mit was genau steht noch nicht fest .. hab da aber schon ne Idee (allein schon, um Tim mal ein paar Adventureperlen zu zeigen, die vor seiner Zeit liegen )
#7 | 21. April 2009 um 11:20 Uhr
Zitat von Georg Stobbart: "Ich hasse kisten schieben"
#8 | 21. April 2009 um 12:12 Uhr
#9 | 22. April 2009 um 22:09 Uhr