Call of Juarez: Bound in Blood - Review

Howdy Partner. Lust auf ein richtiges Abenteuer mit zwei der zähesten Hunde, die mir je untergekommen sind? Na dann mal los, rauf mit dir in den Sattel und vergiss dein Schießeisen nicht! Du weißt doch wie man damit umgeht? Besser wär’s. Immerhin ist es für Greenhorns wie dich die einzige Möglichkeit da draußen auch nur eine Sekunde zu überleben. Viva México und beahlte deine Finger bei dir. Bei Gold und Frauen verstehen die McCalls bekanntlich keinen Spaß.

Zwei lange Jahre ist es her, dass mich Techland’s erster Western-Shooter Call of Juarez in seinen Bann zog. Damals war ich absolut begeistert und bin bis heute der Meinung, dass jenem Titel viel zu wenig Aufmerksamkeit beschert wurde. Die Atmosphäre in Kombination mit der cineastischen Aufmachung war einfach grandios und das Szenario mit den zwei komplett konträren Charakteren bot eine Abwechslung, wie sie sich Shooterfans wünschen. Aber das ist Vergangenheit und "Bound in Blood" gebührt die Gegenwart. Doch kann der neueste Teil der Serie meinen hohen Erwartungen gerecht werden? Immerhin sind die Bandagen jetzt abgelegt und es gibt keinen Underdog- bzw. Newcomerbonus mehr!

Das ewige Tauziehen zwischen Gut und Böse



















Storytechnisch scheint sich bei Games momentan ein neuer Trend abzuzeichnen, den der Prequels. Jenem folgt auch "Bound in Blood" und liefert euch somit die Vorgeschichte zum ersten Teil von "Call of Juarez". Es war schon recht mysteriös, wie der Pfarrer Ray McCall sich im ersten Teil die Revolver schwerherzig umschnallte und den Umgang mit Ihnen so perfekt meisterte, als wäre er der Sensenmann persönlich. Auch wenn das Bild rund um ihn und seinen Neffen Billy nach und nach ein wenig aufklarte, blieben viele Fragezeichen im Raum. Diese werden nun beseitigt und ihr erfahrt bedeutend mehr von Rays finsterer Vergangenheit und seinem inneren Zwist. Um wie im Vorgänger für spielerische Abwechslung zu sorgen und euren eindimensionalen Blick zu verbreitern, steht als zweiter Protagonist sein Bruder und Billys Stiefvater Thomas bereit.

Ihren Auftakt hat die Story zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges, indem das Duo auf Seiten der Konföderation kämpft. Die Schlachtfelder sind komplett zerbombt und die Gegner versuchen euch regelrecht zu überrennen, doch sie haben die Rechnung ohne die zähen McCalls gemacht. Diese Übermacht führt zu Bedenken: Wie steht es um die eigene Farm auf der die Mutter der beiden lebt? Um jene zu retten entziehen sie sich der Kontrolle der Armee und desatieren. Dieses Verhalten kann der patriotische General Barnsby nicht billigen und schwört sie bis ans Ende der Welt zu verfolgen und ihnen die gerechte Strafe zu zuführen – den Tod. Der erste Widersacher wäre somit herauf beschworen. Aus diesem Grund befinden sich die Brüder auch nach dem Krieg auf der Dauerflucht, was ihrer Metamorphose zu Gesetzlosen ohne Gewissen den Rest gibt. Um den inneren Konflikt der Antihelden stärker zu betonen, bekommen sie die Moral in menschlicher Form, durch den dritten Bruder William zur Seite gestellt. William ist ein gottesfürchtiger Pfarrer und bildet somit das schwache Glied in dem sonst so tödlichen Konvoi. Das Grundrezept wird im späteren Verlauf noch mit einem Mix aus Goldgier, einer Femme Fatale und weiteren zwielichtigen Gestalten verfeinert. Westernfans dürften sich über die regelrechte Flut an Klischees und der stilgerechten Inszenierung besonders erfreuen.

Panorama und die Klänge des Todes



Die Landschaften in "Bound in Blood" sind eine wahre Freude fürs Auge und laden zum verweilen ein. Seien es nun zerbombte Kriegsschauplätze, trockene Felder, alte Minen, kleine Bauernhöfe, große Anwesen oder riesige Berge – Alle wurden mit Liebe zum Detail gestaltet und bieten stimmige Effekte. Bei schnellen Ritts erkennt man zwar deutlich das Nachladen der Texturen, aber es überwiegt ganz klar die Brillanz. Die Charaktere sind zwar ähnlich gut anzusehen, aber ein Stück mehr Persönlichkeit hätte es schon sein dürfen. Mimik und Gestik wurden nur recht karg oder aus dem Standartbaukasten verwendet. Darunter leidet natürlich der individuelle Stil und man bekommt des Öfteren einen aufgesetzten Eindruck.

Unterstrichen wird es zusätzlich durch die "typisch" deutsche Synchro, die sehr häufig die Authenzität stört. Akustische Unterschiede zwischen den Protagonisten sind zwar vorhanden, mir persönlich aber zu marginal. Im Gegenzug muss man die Waffensounds loben. Hier haben die Soundingenieure beste Arbeit geleistet und so klingt das komplette Arsenal wirklich westerngetreu. Trotz der genannten Mängel überwiegt der positive Nachhall der Atmosphäre, denn die staubigen Landschaften und kantigen Kerle haben ihren Charme und wissen diesen auf den Spieler zu übertragen.

Zwei harte Kerle mit blitzschnellen Reaktionen



Entgegen des Vorgängers habt ihr diesmal so gut wie immer die Wahl zwischen den Protagonisten und werdet nicht fest in die einzelnen Rollen gesteckt. Diese ist stark vom eigenen Spielstil abhängig bzw. von euren aktuellen Gelüsten. Fällt die Wahl auf Ray, bekommt ihr einen Nahkämpfer, der durch seinen Brustpanzer auch ein paar Kugeln mehr einstecken kann und sich mit seinen zwei Revolvern wahrhaft durch die Massen ballert. Für die härteren Fälle packt er auch gern mal ein wenig Dynamit aus und bekommt auch auf Distanz den Ein oder Anderen vor die Flinte. Er ist somit die laute Run’n’Gun-Variante, die niemand überhört. Thomas ist da eher der Taktiker und erledigt die Gegner lautlos mit seinem Bogen oder dem Wurfmesser. Er schlägt sich sehr gut auf weite Distanz mit seiner Snipe und kann sich mittels Peitsche auf höhere Positionen begeben, um diese auch perfekt einzusetzen.

Des Weiteren kommen beide mit einem Konzentrationsmode daher, in dem sich jeder Bestatter die Hände reibt, denn es ist Hochkonjunktur. Ray schaltet in einen Zeitlupenmodus und ihr könnt mit eurem Stick bis zu 12 Gegner markieren, die im direkten Anschluss innerhalb von Sekunden ihr jähes Ende finden. Thomas packt hier einen Klassiker aus und schießt mit einem Colt lässig aus der Hüfte. Die Ziele werden dabei automatisch anvisiert und ihr müsst nur den Stick immer wieder zurückziehen und übernehmt somit den Bewegungszyklus des Schlagbolzens. Aufgeladen werden diese Specials durch das vorherige Ausschalten von Gegnern. Um eine Übermacht jener Aktionen zu verhindern wurde ein 60 Sekunden-Timer eingebaut, der euch zum raschen Einsatz nach Füllung bewegt.

Zusätzlich gibt es noch die Brudercombo in der ihr mit beiden Sticks von Außen nach Innen zielt und dabei so viele Gegner wie möglich markiert. Diese wird an Fixpunkten verwendet, wenn die Brüder einen Raum stürmen. Jenes Feature ist Kennern schon aus dem ersten Teil bekannt, denn dort war es Rays Spezialfähigkeit. Um den Spielfluss zu fördern wurde ein mobiles Deckungssystem integriert. Euer Charakter geht nach Aktivierung in geduckte Position und lukt um jegliche Deckung herum oder hinüber. Spielerisch ist es eine sehr schöne, wenn auch recht simple Lösung, wie im Grunde die komplette Steuerung. Da gibt’s Nichts zu meckern. Alles übersichtlich funktional – so soll es sein.

Die Gegner könnte man in dieselbe Kategorie stecken - sehr spielflussfördernd. Allen Shooterveteranen kann ich somit auch sofort den Schwierigkeitsgrad Schwer ans Herz legen, denn selbst auf diesem stellt die KI kein wirkliches Hindernis dar. Sie agieren zwar taktisch aus der eignen Deckung heraus, aber Aussetzer wie einen zugewendeten Rücken, der geradezu die Kugel fordert, kann man nicht leugnen. Dieser Fakt dürfte aber höchstens Hardcore-Gamer stören, die auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind, denn das liefert "Bound in Blood" definitiv nicht. Spielerisch und auch visuell sind die klassischen Duelle eine Freude. Mit dem linken Stick behaltet ihr euren Gegner stets im klaren Stichfeld und den Rechten nutzt ihr um die Hand möglichst nah an eurem Colt zu haben. Ertönt dann der spannungslösende Glockenschlag gilt es schnellst möglich zu zieh. Im erfolgreichen Regelfall bekommt eure Gegenüber einen präzisen Schuss in die Kronjuwelen – Autsch!

Der überwiegend lineare Spielverlauf wird gegen Ende eines Aktes, durch ein Open-World-Element ergänzt. Nette Idee – Sammler können noch etwas Kohle durch Aufträge sammeln und ihre Knarren aufrüsten. Oder man gönnt sich einfach mal einen kleinen Ausritt und genießt die Weite der Prärie.




Gegner aus Fleisch und Blut





Beim Multiplayer wird euch definitiv keine Standartkost serviert. Ihr habt 5 Modi zur Auswahl, die auf den ersten Blick recht klassisch wirken. So wird euch ein Deathmatch (Schießerei), Teamdeathmatch (Bande), Search and Destroy (Historische Ereignisse), eine Art Einer gegen Alle (Wanted) und rundenbasierendes Teamdeathmatch mit einem zu beschützenden Schlüsselspieler (Verbrecherjagd) geboten. Die Server sind recht stabil und Verbindungsprobleme werden euch fairerweise optisch signalisiert. Gepaart sind alle Variationen mit einem interessanten Kopfgeldsystem. Dieses schafft den Ausgleich zwischen Spielern mit verschiedenen Fähigkeiten. Speziell Einsteigern dürfte es zugute kommen und den Frustfaktor auf einem angenehmem Level halten.

Innerhalb der Matches habt ihr die Wahl zwischen 13 westerntypischen Charakteren, von denen fünf seit Beginn zur Verfügung stehen. Die Weiteren müsst ihr euch durch hart erkämpftes Geld erkaufen. Die Balance zwischen den einzelnen Klassen ist nicht immer perfekt. So empfand ich speziell den Schützen als besonders stark. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ist aber auch der effektive Umgang mit den weiteren Charakteren möglich. Der Multiplayer ist momentan recht gut besucht, was in Zeiten in denen dieser Modus schon zum guten Ton gehört, ein klares Qualitätssignal darstellt.

Fazit von TheOne:

Im Gesamtbild ist Call of Juarez: Bound in Blood ein grandios inszenierter Western-Shooter. Jegliche Kritikpunkte am ersten Teil nahm man sich im Hause Techland scheinbar wirklich zu Herzen und merzte sie konsequent aus. Die Inszenierung in Verbindung mit der brillanten Location sorgt für besonders stimmungsvolle zehn Stunden Spielspaß. Danach warten noch zahlreiche Multiplayermatches auf euch bis ihr die goldenen Waffen euer eigen nennen dürft. Also für Beschäftigung ist definitiv gesorgt! Geschmälert wird dieser Eindruck nur durch kleinere Mängel. Speziell die Synchro und Bewegungsanimation schöpft einfach das volle Charakterpotenzial nicht aus – schade. Dieses Spiel ist ein klarer Kauftipp für alle Gamer, die auf gute Unterhaltung stehen. Ausgeschlossen werden hier nur Leute, die auf der Suche nach einer hartnäckigen Herausforderung sind oder schlicht und ergreifend keine Western mögen. Mein persönlicher Wunsch für die Fortsetzung wäre ein Koop-Modus, der sich bei ähnlicher Konzeption geradezu aufdrängt und Mut zu gradlinigen Entscheidungen, denn die Jungs haben echt was drauf.

Besonders gut finde ich ...
  • Grandiose Schusswechsel
  • Optisch sehr schönes Szenario
  • Gelungener Multiplayer
  • Einklang von Inszenierung und Spielfluss
  • Zahlreiche Westernklischees
  • Storyverflechtung der Teile
Nicht so optimal ...
  • Deutsche Synchro
  • Charakteranimation
  • KI-Aussetzer
  • easy für Shooterveteranen

TheOne hat Call of Juarez: Bound in Blood auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Ubisoft zur Verfügung gestellt.


Fazit von pel.Z:

*peng* Es lebe der wilde Westen! Man darf tun und lassen, wie es beliebt. Und darf man einmal nicht, macht man es trotzdem. Hach, ich mag das. Jedenfalls mag ich es jetzt. Der erste Teil des Spiels hat mich überhaupt nicht begeistert. Irgendwie hat es mich nicht in den Bann gezogen und den Drang vermittelt, ich müsse jetzt weiterspielen, weil ich sonst etwas verpasse. Stattdessen habe ich nach rund einer Stunde Spielzeit den Controller zur Seite gelegt um Bubu zu machen - spannend war etwas anderes.

Aber nun erscheint ein paar Jahre später Bound in Blood. Die Wartezeit auf das Spiel konnte man sich mit der Wahl des Cowgirls vertreiben (YES, ich hab von Anfang an Liza gewählt!). Und was soll man groß sagen? Yiihaaaa, es hat sich gelohnt! Bound in Blood ist ein fantastisch aussehendes Actionfeuerwerk im wilden Westen. Es fesselt vom ersten Moment und bietet eine mittelmäßige Story, die aber durchaus unterhalten kann. Ich habe selten ein Spiel gespielt, in dem die Außenareale so unglaublich gut aussahen. Plastisch wirkende Felswände und eine äußerst realistische Vegetation. Dazu kommt eine gute Sounduntermalung, die das Geschehen glaubwürdig wirken lässt. Hier ist aber auch in meinen Augen die einzige Schwachstelle des Spiels zu finden: die Synchronisation. Ich weiß nicht, ob es an der deutschen Übersetzung liegt, oder ob es in der Originalversion auch so ist, aber könnten die typisch rollenden Büsche sprechen - sie wären synchroner.
Auch spielerisch weiß Bound in Blood zu überzeugen und glänzt mit abwechslungsreichen Umgebungen und Aufgaben. Einmal kämpft man sich durch Schützengräben zwischen Kisten durch, um dann kurz darauf mit einer Kanone auf an das Flussufer anlandende Gegner zu schießen. Dann schleicht man sich durch ein Feld und greift lautlos mit Messern an, nur um einige Zeit später mit dem Pferd durch einen Canyon zu reiten. Ich könnte noch wesentlich mehr Beispiele für das unterschiedliche Missionsdesign bringen, möchte euch aber nicht die spannenden Momente vorweg nehmen.

Abschließend bleibt nur zu erwähnen, dass Bound in Blood für mich das Spiel des Sommers ist. Für alle, die früher einmal als Cowboy verkleidet Karneval gefeiert haben, ist dieses Spiel Pflicht!

Besonders gut finde ich ...
  • Grafik
  • Atmosphäre
  • Auswahl zwischen beiden Brüdern
  • Duelle
  • abwechslungsreich
Nicht so optimal ...
  • Synchronisation

pel.Z hat Call of Juarez: Bound in Blood auf der Xbox 360 gespielt.

Call of Juarez: Bound in Blood - Boxart
  •  
  • Entwickler:Techland
  • Publisher:Ubisoft
  • Genre:Ego-Shooter
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360
  • Release:02.07.2009

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Elmar
    #1 | 20. Juli 2009 um 20:56 Uhr
    Nette Review. Bei grandios fehlt das n   . Ein Glück, dass Du nicht mehr bei diesem Schwachmaten von Horned bist! Viel Glück
  • Darius
    #2 | 21. Juli 2009 um 02:14 Uhr

    Elmar: Nette Review Bei grandios fehlt das n Ein Glück dass Du nicht mehr bei diesem Schwachmaten von Horned bist Viel Glück


    Anonym im Internet ist doch immer wieder schön, nicht?!
  • antichris
    #3 | 21. Juli 2009 um 16:42 Uhr
    anonym? Ihr habt doch seine IP...

    Das Spiel gefiel mir jetzt gar nicht. Dabei bin ich ein großer Westernfan. Liegt vielleicht auch daran, das es sehr monoton immer nur in eine Richtung geht. Dazu ist die Grafik auf dem PC zu scharf.
  • TheOne
    #4 | 21. Juli 2009 um 18:20 Uhr
    @elmar thx für den tipp ... und schon wurde ich entlarvt *gg*
    bin aber auch recht glücklich jetzt hier zu sein  

    @antichris für nen shooter ist die abwechslung doch gegeben zumindest fallen mir monotonere ein ... oder lag dein erwartungshorizont eher auf einem open-world titel?
  • Onos
    #5 | 22. Juli 2009 um 07:59 Uhr
    Zeigen die Screenshots Spielszenen oder sind da auch gescriptete Videosequenzen bei?
  • pel.Z
    #6 | 22. Juli 2009 um 10:42 Uhr
    Alle Bilder mit Fadenkreuz sind Szenen aus dem Spiel, wobei hier noch die beiden Screenshots vom Duell dazugezählt werden müssten. Der Rest sind, so wie ich das gerade sehe, Bilder aus Videosequenzen, die aber alle mit der Grafikengine "live" dargestellt werden...
  • antichris
    #7 | 22. Juli 2009 um 10:49 Uhr
    Da gibt es ein Rätsel und der Pfeil sagt dir dass du schon vorher weisst wie du es lösen sollst.

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.