Dead Space: Extraction - Review

Menschen kämpfen mal wieder gegen Aliens und Monster *gähn*. Lassen sich die Entwickler heutzutage denn nichts außergewöhnliches mehr einfallen? Aber Leute, zieht keine voreiligen Schlüsse - das Setting ist verstörender als man denkt. Und auch die Ballereien sind spannender, als es der erste Eindruck vermitteln will. Außerdem fröstelt es den Spieler und läuft ihm eiskalt den Rücken hinunter, wenn man in der schaurig-schönen Ishimura unterwegs ist. Nicht nur, weil das Spiel optisch sehr gut aussieht, sondern vor allem wegen der genialen Terror-Atmosphäre. Dead Space: Extraction ist ein Lightgun-Shooter für die Wii. Und doch bringt einen dieser blutige Survival-Horror zum Schwitzen, Zittern und einem gewaltigen Adrenalinanstieg.













"Warum ausgerechnet ein Rail-Shooter?!" - diese Gedanken sind sicher vielen Dead Space Fans durch die Köpfe gegangen, als Electronic Arts die Wii-Auskopplung der jungen Franchise ankündigte. Dabei ist die Antwort doch eigentlich offensichtlich: weil sich die Wii geradezu perfekt dafür eignet und für diese Art von Genre nahezu prädestiniert ist! Resident Evil: The Umbrella Chronicles, Ghost Squad, The House of the Dead: Overkill - sie alle zeigen, wie gut Rail-Shooter auf der Wii funktionieren. Und dazu machen sie noch jede Menge Spaß, zumindest im Falle von den Umbrella Chronicles und tHotD: Overkill. Allerdings orientiert sich Dead Space: Extraction eher weniger an den eben genannten Titeln, denn das Spiel will vor allem eines: anders sein. Kein stumpfes Schießbudenballern, kein grafischer Blender, sondern ein abwechslungsreiches und intensives Shooter-Erlebnis will man bei Visceral Games inszenieren. Ob die Rechnung aufgeht? Wir werden sehen ...

Normalerweise leiden Rail-Shooter vor allem an zwei nervigen Krankheiten: erstens sind sie zumeist sehr abwechslungsarm und arten zum stupiden Ballern aus, zweitens sind sie viel zu kurz. Ob Dead Space: Extraction da viel anders macht, behalten wir erst mal für uns - steigen wir erst mal in das grundlegende Geschehen ein!

Willkommen im Weltraum. Es hört dich keiner schreien ...



Ihr schlüpft zunächst (betont: zunächst!) in die Rolle von Sam Caldwell, einem Arbeiter auf Aegis VII, einer Minenkolonie, die bereits aus Dead Space bekannt ist. Dort hat man ein seltsames übergroßes Artefakt entdeckt, einen sogenannten "Marker". Natürlich wird das Objekt sofort von Wissenschaftlern unter die Lupe genommen und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen untersucht. Plötzlich geschieht jedoch ein großes Unglück, das ab sofort unter dem Namen "Extraktionsunfall" in aller Munde auf Aegis VII und dem Flaggschiff der Ishimura ist. Und anstatt einem dicken "Game Over"-Schriftzug erwartet euch eine andere Überraschung: euer Alter Ego Sam Caldwell ist gestorben. Natürlich spielt ihr nicht wie in Venetica in einem Reich der Toten weiter, sondern wechselt einfach die Rolle: Willkommen in der Haut von McNeill. Von nun an seid ihr hauptsächlich auf der Ishimura unterwegs, lernt mit der Zeit neue Mitglieder für eure kleine Gruppe Überlebender kennen, während der kümmerliche Rest der Crew von seltsamen Monstern, welche von den Charakteren auch gerne "Dinger" genannt werden, dahingemetzelt und abgeschlachtet wird. Teilweise sterben sogar Leute eurer eigenen Gruppe! Eure Aufgabe ist offensichtlich: herausfinden, was es mit den Monstern und der seltsamen Infektion auf sich hat und gleichzeitig so gut wie möglich die eigene Haut retten. Dass sich euch dabei unzählige bösartige Viecher in den Weg stellen, versteht sich natürlich von selbst. Insgesamt muss man sagen, dass die Story wirklich toll erzählt und spannend präsentiert wird, überraschende Wendungen gibt es auch. Im Gegensatz zum Original Dead Space legt Extraction großen Wert auf die interessante Backgroundstory und Vorgeschichte zum Next-Gen-Ableger - zudem wirken die Charaktere sehr authentisch und wachsen einem irgendwie sogar ans Herz. Auch die erstklassige englische Sprachausgabe ist gut gelungen. Aber eine gute Story steht noch lange nicht für ein gutes Spiel, deswegen schauen wir uns jetzt mal das Gameplay an.

Wie es sich für einen Rail-Shooter gehört, bewegt ihr euch in First-Person-Perspektive auf strikt linearen Pfaden entlang, während ihr mit dem Pointer der Wii-Remote das Fadenkreuz steuert und ballert. Die Steuerung geht locker-flockig von der Hand und bereitet wirklich keine Probleme, im Gegensatz zu tHotD: Overkill wird aber ein Nunchuk zum Waffenwechseln und für Nahangriffe benötigt. Ihr lauft so über die Planetenoberfläche und durch verschiedene, teils bekannte Areale der Ishimura, wobei die Abwasserkanäle ein besonderes Highlight bieten - so eine großartige und detaillierte Grafik habe ich an der Wii bisher sehr selten gesehen. Aber auch im Allgemeinen sieht Dead Space: Extraction einfach hervorragend aus! Besonders die sehr ansehnlichen Licht- und Schatteneffekte sind super gelungen. Somit verbringt ihr die meiste Zeit des Spiels natürlich damit, die gefährlichen Mutationen und andere Viecher zu töten, die sich teilweise hartnäckiger erweisen als gedacht. Um euch einen Vorteil zu verschaffen, gehört das gezielte Abtrennen der Gliedmaßen zu den wichtigsten Überlebenstips: schießt ihr den agilen Monstern die Beine ab, kommen sie nur noch langsam auf euch zugekrochen und ihr könnt präzise auch die Arme oder den Kopf vom Körper trennen. Dass dabei auch gehörig Blut tropft, fließt und spritzt, ist wenig verwunderlich - allerdings gewöhnt ihr euch sehr schnell an den Anblick, denn auf der gesamten Ishimura gibt es kaum einen Raum, der nicht irgendwelche rote Flecken aufweist. Ihr könnt jederzeit vier verschiedene Waffen bei euch tragen, wobei die Nietenpistole Pflicht ist, da sie als einzige Waffe unendlich viel Munition hat. Zu den weiteren Waffen zählen unter anderem der Plasmacutter, der Flammenwerfer und die Strahlenpistole. Erfreulich und spielerisch sehr interessant ist die Tatsache, dass jede Waffe neben einem Primär- auch einen Sekundärmodus bietet, bei der eine andere Art Schuss erfolgt. Der Wechsel zwischen Primär und Sekundär könnte nicht einfacher gelöst werden: haltet ihr die Remote gerade, ist die Waffe im Primärmodus, dreht ihr sie, feuert ihr das Sekundärfeuer. Schön ist außerdem, dass es sich lohnt, verschiedene Waffen miteinander zu kombinieren, um die Gegner möglichst schnell und effektiv auszuschalten. Bei diesem Aspekt ist vor allem der Flammenwerfer sehr nützlich.


Dead Space: Extraction










Packende Atmosphäre vor grandioser Kulisse



Abgesehen vom stets spaßigen Ballern gibt es auch immer wieder ein paar kleinere Rätselabschnitte, in denen ihr meistens Sicherheitssysteme hacken müsst. Das funktioniert zum Glück nicht so wie in The Conduit, wo man einfach nur warten musste, sondern wird hier durch eine kleine Geschicklichkeitseinlage erledigt. Cool ist dabei auch, dass euch manchmal sogar Feinde angreifen, während ihr am Hacken seid - dabei kommt es vor allem auf den richtigen Ausgleich zwischen Ballern und Rätseln an. Außerdem lassen sich jede Menge nützliche Dinge aufsammeln, während ihr durch die verschiedenen Areale reist. Mit dem A-Knopf zieht ihr ein Objekt an euch heran, meistens sammelt ihr Munition auf. Trotzdem lassen sich auch noch andere Sachen entdecken: Text-, Audio- und Videologs erzählen weitere Details aus der Vorgeschichte von Dead Space. Zwischendurch gibt es auch Abschnitte, in denen die Schwerkraft abgeschaltet ist und ihr langsam, aber präzise von einer Plattform auf die andere springen müsst. Diese Passagen gehören zu den interessantesten im ganzen Spiel und vermitteln wirkliches Ich-bin-im-Weltraum-Gefühl.

Ansonsten seid ihr den größten Teil des Spiels auf den vorgegebenen Pfaden unterwegs und ballert eure Feinde ab. Ab und zu dürft ihr auch zwischen zwei verschiedenen Wegen wählen, was dem Wiederspielwert zugute kommt. Und euer spannendes Abenteuer wird wirklich großartig in Szene gesetzt: der Sound ist genial, besonders die Momente, in denen es plötzlich dunkel ist und ihr nur die stöhnenden Geräusche der Feinde hört, sorgen für jede Menge Spannung. Auch sonst ist euer Ausflug in die Ishimura alles andere als langweilig und gewöhnlich: sämtliche Räume sehen fantastisch aus, sind abwechslungsreich und schön gestaltet und teilweise enorm verstörend - womit speziell die Leichenkammern gemeint sind. Da liegen Leichen auf dem Boden, dort zischt plötzlich ein Monster um die Ecke, um gleich wieder zu verschwinden, und in den engen und niedrigen Gängen spukt es an allem Ecken und Enden. Dazu hört ihr immer wieder das Geholper, wenn die Monster in den Luftschächten unterwegs ist. Ist es mal fast stockdunkel, müsst ihr durch Schütteln der WiiMote euer Glühwürmchen aufladen, um wenigstens bisschen was zu erkennen. Und ganz schlimm wird es, wenn ihr komplett allein unterwegs seid, weil deer Rest der Gruppe gerade nicht da ist - dann kann es mitunter ganz schön erschreckend sein, wenn ihr plötzlich ausrutscht. Die Kamera ist übrigens richtig gut geworden, sie wackelt mit jeder Bewegung eures Alter Egos und vermittelt eine tolle Atmosphäre. Alles in allem gehört Dead Space: Extraction zu den intensivsten und packendsten Spielen, die ich in letzter Zeit gespielt habe - der Terror auf der Ishimura kommt wahnsinnig gut rüber.

Die üblichen Vorurteile - gerechtfertigt?



Allerdings finde ich es etwas schade, dass insgesamt nur so wenige Bossgegner auftauchen. Auch das Design der Gegner ist nicht sonderlich abwechslungsreich, da euch eigentlich ständig dieselben Feinde begegnen, wenn sie auch noch so verstörend und ekelhaft aussehen. Dagegen kommt im Coop-Modus mit einem Freund, der jederzeit frei ein- und aussteigen kann, gute Laune auf, ohne in ein Schießbudenballern auszuarten. Schauen wir uns aber mal die üblichen Vorurteile gegenüber Rail-Shootern genauer an: ist Dead Space: Extraction zu kurz? Zu abwechslungsarm?

Leider ist die Wii-Auskopplung in diesem Sinne ein zweischneidiges Schwert. Während die Abwechslung das ganze Spiel über stimmt und alles von vorne bis hinten extrem packend inszeniert ist und unglaublich viel Spaß und Atmosphäre verbreitet, leidet ausgerechnet der Umfang mal wieder: die zehn Levels der Kampagne habt ihr in 6-7 Stunden erledigt. Zwar gibt es da noch den netten Challenge-Modus, in dem euch Baller-Herausforderungen erwarten, aber zweifelsohne ist Dead Space: Extraction viel zu kurz. Das finde ich sehr schade, da das Spiel bis dato der abwechslungsreichste und technisch und spielerisch beste Rail-Shooter an der Wii ist - nur leider, leider kann der Umfang nicht überzeugen.




Dead Space: Extraction in Deutschland (29. Oktober): Wie die USK bestätigte, wird die deutsche Version des Spiels definitiv geschnitten und erscheint ab 18 Jahren. Wir haben hier die österreichische Uncut-Version getestet und empfehlen euch, das Spiel auch zu importieren. Mit Blut geizt Dead Space Ex wirklich nicht und Schnitte könnten sehr viel von der Atmosphäre nehmen - auch wenn noch nicht bekannt ist, was genau geschnitten w
Knirps

Fazit von Knirps:

Wow! Ich bin beeindruckt! Da freue ich mich schon die ganze Zeit auf das vielversprechende Resident Evil: The Darkside Chronicles, und jetzt überrascht mich dieses geniale Spiel wie im Schlaf - Dead Space: Extraction ist mehr als nur ein Lückenfüller. Wenn Capcom diesen großartigen Rail-Shooter schlagen will, müssen sie sich warm anziehen oder mindestens eine angemessene Spielzeit bieten - das ist und bleibt mein einziger wirklicher Kritikpunkt an Dead Space Ex. Ansonsten bin ich hellauf begeistert, wie superklasse Visceral Games den Terror auf die Wii zaubert: dieses Spiel ist kein Blender, sondern hinter der imposanten Kulisse steckt tatsächlich ein durch und durch ausgereifter Shooter. Rail-Shooter-Freunde sollten zugreifen - zumal man auf den Release der deutschen geschnittenen Version noch 4 Wochen warten muss!

Besonders gut finde ich ...
  • detaillierte, schöne Optik ...
  • ... vermittelt düstere Atmosphäre
  • unheimliche Präsentation
  • Ballern & Rätsel
  • sehr gute Steuerung
  • interessante Geschichte
  • Verstümmelung taktisch sinnvoll
  • im Coop besonders spaßig
  • gute engl. Sprachausgabe & dt. Texte
Nicht so optimal ...
  • leider viel zu kurz
  • Bossgegner, wo seid ihr?
  • zu viele gleiche Feinde

Knirps hat Dead Space: Extraction auf der Nintendo Wii gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

Dead Space: Extraction - Boxart
  •  
  • Entwickler:Visceral Games
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:FPS
  • Plattform:PS3, Wii
  • Release:29.10.2009

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • kindra_riegel
    #1 | 1. Oktober 2009 um 14:18 Uhr
    Scheint wirklich ein Überraschungstitel zu sein. Werde es mir, wenn ich mal Geld übrig habe, möglichst in der ungeschnittenen Version kaufen.
  • Phaz
    #2 | 29. Dezember 2009 um 20:56 Uhr
    Ich würde es mir gern ... sehr gern kaufen aber leider fehlt mir das nötige kleingeld v.v ist für mich ein Must-have 09!

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