Dante's Inferno - Review

Fahr zur Hölle. So die Aufforderung auf dem Cover von Visceral Games' aktuellem Titel Dante's Inferno. Bereits im vergangenen Jahr wurde uns einiges an Bildmaterial und schlussendlich auch eine Demo um die Ohren gehauen. Von letzterer war ich recht angetan und kam nun endlich auch dazu die komplette Hölle zu erkunden und mit Dante den Kreaturen der Unterwelt gehörig einzuheizen. Wie mein Abenteuer verlaufen ist und was das Spiel so zu bieten habt, erfahrt ihr in meiner Review.

Die Hintergrundgeschichte zu Dante's Inferno liefert die "Göttliche Komödie" (Divina Commedia) des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321). Zudem orientiert sich das Spiel gameplaytechnisch stark an der God of War Reihe, macht daraus aber auch keinen Hehl, daher werde ich es auch stellenweise direkt vergleichen, aber dazu später mehr.


Lasst das Schlachten beginnen



Die Story startet vor der Stadt Acre, nahe Jerusalem, wo sich Dante in dem dunklen Wald vor den Stadtmauern wieder findet, da er vom rechten Weg abgekommen ist. Ihn plagen Visionen von Krieg, Tod und Leid, welche er als Kreuzritter in den Feldzügen durchlebt hat. Nach einer kurzen Cinematic-Einleitung und einem anschließenden Animationsclip, wirft euch das Spiel auch gleich mitten ins Geschehen. Zunächst werden dutzende Klonkurden niedergemetzelt, um anschließend dem Tod persönlich ins Auge zu sehen. Hier wird Dante bewusst, dass die Versprechen des Bischofs, all seine Sünden seien vergeben, nichts als Lügen und leere Phrasen waren. Der Tod fordert seinen Tribut für all die Sünden Dante's, allerdings hat unser Kreuzritter keinen Bock auf Smalltalk und nimmt im ersten kleinen Bosskampf dem Tod seine Sense ab, um ihn anschließend mit selbiger in zwei Hälften zu schneiden.

Damit ist das Thema für ihn erledigt und er kehrt wieder nach Italien zurück, um Krieg und Leid hinter sich zu lassen und endlich wieder seine geliebte Beatrice in den Armen zu halten. Leider erwartet ihn hier eine böse Überraschung, das Anwesen ist verwüstet - Beatrice liegt halbnackt und ermordet im Garten. Luzifer persönlich hat sich ihrer angenommen und sie in die Tiefen der Hölle verschleppt, Dante soll beim Abstieg die Qualen all seiner Sünden selbst durchleben und dadurch seine Geliebte befreien.


Dante's Inferno


Gameplay, Inventar & Waffen



Recht bald stoßt ihr vor den Toren der Hölle auf Virgil, einen dichtenden Geist der im Auftrag von Beatrice, Dante als Begleiter und Berater zur Seite stehen soll. Ihr trefft auf eurem Abenteuer immer wieder auf Virgil, der euch in Reimform Tipps und Hinweise auf euren Weg gibt, manchmal auch eine Relique. Beim Stichwort Relique kann ich auch recht fix euer Inventar und Waffenarsenal erläutern, neben der Sense des Todes hat Dante auch ein heiliges Kreuz von Beatrice dabei, dass ihm vor allem bei Fernangriffen nützlich ist - erfahrungsgemäß aber auch als Allround-Wunderwaffe dient. Das wars dann auch schon in punkto Waffen. Mittels eingesammelter Seelen schaltet ihr in eurem Talent- und Fertigkeitenbaum verschiedene Extras und Zauber frei, im Gegensatz zu God of War erhält unser Dante jedoch eine Art Karmasystem - er kann zwischen heiligen und unheiligen Talenten wählen. Die hierfür benötigten Erfahrungspunkte, die ihr aus den Seelen gewinnt, gibt es zusätzlich noch durch sogenannte Urteile, die ihr über die Verdammten verhängen könnt. Erlösen oder Bestrafen, ihr habt die Wahl. Die diversen Reliquen bieten euch zusätzliche Boni und Extras die euch im Kampf nützlich sein werden und ebenfalls durch Erfahrungspunkte verbessert werden können.

Weitere Spielelemente, wie zum Beispiel Brunnen, an denen ihr Seelen, grüne (Gesundheit) und violette Sphären (Mana) aufsammeln könnt, sind genauso genretypisch und bekannt, wie die Steuerung selbst. Neben Angriffs- und Verteidigungsmoves, könnt ihr abhängig vom Mana eure magischen Fähigkeiten einsetzen und natürlich fehlen auch Quicktime-Events und Finishing-Moves nicht. Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen sind auch hier vertreten und machen aus dem Spiel wieder einen bekannten Genremix, bei dem ihr euch auch diverser Monster als Reit- und Kampfutensil bedienen könnt.


Dante's Inferno


Hölle ist echt kein Spaß



Jeder Höllenkreis bietet eine eigene grauenhafte, eklige oder einfach nur beängstigende Kulisse, die sich nicht nur durch viele grafische Details bemerkbar macht. Die musikalische Untermalung und Soundkulisse ist hier richtig gut gelungen. Das Leiden der Verdammten und fortwährende quälende Schreie der jeweiligen Sünder, lassen eine gute Atmosphäre aufkommen. Leider ist die Präsentation nicht so großartig in Szene gesetzt wie bei God of War III, denn obwohl das Design der einzelnen Abschnitte durchaus überzeugen kann, ist alles stets sehr dunkel und auf eher engem Raum dargestellt. Sehr wenige Momente in denen die Kamera mal einen Schwenk auf das große Ganze macht - erst im Styx hat man so einen Augenblick und später erst zum Ende des Spiels, der Rest findet eher in überschaubaren Perspektiven statt.

Beim Thema Bossgegner zeigt man sich gegenüber dem Vergleichsspiel eher bescheiden. Optisch kommen diese zwar auch durchaus groß daher, bieten jedoch vom kämpferischen wenig Feinheiten. Beim Ekelfaktor punktet Dante's Inferno allerdings auf ganzer Linie. Denn wenn mich im Kreis der Wollust eine übergroße hässliche Ex-Bauchtänzerin anschielt, nur um im Anschluß kleine Babys mit messerscharfen Klingenhänden aus ihren Brüsten hüpfen zu lassen, oder mich ein dreiköpfiger Wurm im Völlerei-Kreis, im wahrsten Sinne des Wortes, ankotzt - ja dann sollte man vorher besser nichts gegessen haben.




Gelungenes Metzelabenteur?



Betrachtet man Dante's Inferno als eigenständiges Spiel, so liefert Visceral Games durchaus ein solides und technisch einwandfreies Game ab, dass für durchschnittlich 6-8 Stunden Spielspaß bei Metzelfans sorgen kann. Allerdings kommt das Spiel erst nach dem ersten Drittel in Fahrt und bremst zum Schluß auch wieder etwas ab. Zieht man dann jedoch den direkten Vergleich zum offensichtlichen Vorbild God of War III - muss sich der Höllentrip einfach in vielen Punkten und schlussendlich auch im Gesamteindruck geschlagen geben. Es bietet außer dem Karmasystem nichts neues und das vorhandene wird im Vergleich eben nicht so imposant und beeindruckend umgesetzt, was jedoch nicht heißen soll, dass es schlecht umgesetzt wurde. Gerade im Hinblick auf den aktuellen Preis (ca. 25-30 Euro) und der Tatsache, dass Kratos nicht auf der XBOX 360 sein Unwesen treibt, sicherlich einen Blick wert. Alternativ bleibt Metzelfreunden natürlich noch der abgedrehte Actionspaß mit Vorzeigehexe Bayonetta - wer die Wahl hat, hat die Qual.

Kithaitaa

Fazit von Darius:

Manchmal ist gut kopiert besser als schlecht selbstgemacht. Dante's Inferno kopiert die Meztelabenteuer des Spartaners aus God of War wie kein anderes Spiel, dass beginnt bereits bei der Steuerung, geht über Gameplayfeatures und hört auch bei überdimensionalen Bossen nicht auf. Wer eine derartige Steilvorlage zum Vergleich präsentiert, muss sich jedoch auch die Kritik gefallen lassen, dass Dante's Inferno eben nur ein billiger Abklatsch der "Genrereferenz" ist. Es werden bis auf die beiden Karma-Talentbäume keinerlei neue Features geboten und die vorhandenen müssen sich leider gegenüber God of War III geschlagen geben.

Erst nach ca. der Hälfte des Spiels, im Styx, vermittelt das Spiel eine gewisse Größe und lässt für einen kurzen Moment die Hoffnung auf eine Inszenierung wie beim Vergleichsspiel aufkeimen. Ab hier fühlt sich das Spiel als solches insgesamt besser an, die Level und die Dramatik intensiver. Die Präsentation wirkt durch den Mix aus drei unterschiedlichen Grafikstilen - Gameplay-Engine, Cinematics, Animation - stellenweise leider etwas unrund. Die Musikuntermalung sowie die Soundeffekte und das ständige Leid der Hölleninsassen ist hingegen sehr gut gelungen und trägt in erster Linie zur Atmosphäre bei. Ein solides Spiel, dass definitiv auch Spaß macht, jedoch im direkten Vergleich mit God of War III keine Chance hat.

Besonders gut finde ich ...
  • Gestaltung und Umsetzung
  • der Höllenkreise
  • Musik- & Sounduntermalung
  • Karmasystem
  • Gute Talent- & Fertigkeitenauswahl
  • Bewährte Steuerung
Nicht so optimal ...
  • Fokus eher auf Kampf/Metzeln,
  •   kaum Rätsel
  • Quasi nur eine Waffe, da das
  •   Heilige Kreuz als Wunderwaffe fungiert
  • Recht kurze Spielzeit

Darius hat Dante's Inferno auf der PlayStation 3 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

Dante's Inferno - Boxart
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  • Entwickler:Visceral Games
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PS3, Xbox360
  • Release:04.02.2010

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel, Tim ... und 3 Gästen.
  • DarkRaziel
    #1 | 4. April 2010 um 17:17 Uhr
    Die Bosse im Spiel machen einen schon das Leben schwer, denn ohne richtige Taktik überlebt man nicht lange. Da man keine Heilung hat bzw. Energie wieder auf füllen kann.
    Tot ist dann Tot und man muss neu Anfangen vom letzten Speicherpunkt.
    Das sind die Frust Momente die mich am meisten im Spiel gestört haben und ich bei einem Boss aufgegeben habe da ich immer drauf gehe.      
  • Darius
    #2 | 4. April 2010 um 17:41 Uhr
    Ich muss dazusagen, dass ich ja zuerst GoW3 und dann Dante gespielt habe, und mir das ganze wirklich wie Kindergeburtstag vorkam - vor allem dieser dreiköpfige Völlerrei-Boss. Ich habe den gar nicht als echten Boss wahrgenommen, dachte zuerst das wäre der Türsteher von dem Level. Frustmomente hingegen hatte ich bei 2-3 Hüpf-Spring-Lauf-Passagen die ziemlich genau getimed werden mussten - diese eine wo die Felsen von oben runterkommen und einem der Boden unter den Füssen wegbricht, war meine liebste   
  • Fetzig
    #3 | 7. April 2010 um 17:36 Uhr
    Mein größter Kritikpunkt an Dantes Inferno: Das allerletzte drittel des Spiels insbesondere die letzte stunde vor dem finalen Boss wirkt lieblos hingeklatscht. Das fällt umso gravierender auf, da die Szenerien am Anfang wirklich mit viel liebe fürs Detail umgesetzt wurden und man eine tolle athmosphäre erzeugt hat. Am Ende sehen die Gänge alle gleich aus, es steht nichts zerstörbares mehr in der Gegend rum und selbst die Arenen sehen alle gleich aus... schade, da war wohl das Geld und/oder die Zeit zu knapp um noch mal Ordentlich zum Ende des Spiels in die Trickkiste der Verzauberung zu greifen...

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