Alan Wake - Review

Remedy hat sich nach der erstmaligen Ankündigung auf der E3 2005 mit seinem neusten Werk Alan Wake lange Zeit gelassen. Nicht nur Fans von Psycho-Thrillern warten seither ungeduldig auf das Spiel. Schließlich hat sich das Studio aus Finnland bereits mit Max Payne eine gewisse Fanbase aufgebaut und damit auch die Erwartungen auf jedes weitere Game der Finnen erhöht. Ein Openworld-Thriller, wie ursprünglich angedacht, ist es nicht geworden und auch PC-Spieler schauen erstmal in die Röhre. Aber dennoch ist es endlich soweit und das Spiel rund um den gleichamigen Schriftsteller soll dank packender Story und Gänsehaut-Atmosphäre exklusiv die XBOX 360 Spieler in den Bann ziehen. Ich habe Alan Wake bereits durchgespielt und erzähle euch nun in meiner Review, was ich alles in Bright Falls erlebt habe und was den Spieler erwartet ...

Ihr schlüpft in die Rolle des erfolgreichen Bestseller-Autors Alan Wake und findet euch zu Beginn des Spiels in einem Alptraum wieder. Auf einer schlecht ausgeleuchteten Straße kurvt ihr durch einen Wald und müsst einen Leuchtturm erreichen, warum, dass wisst ihr zu dem Zeitpunkt noch nicht und habt keine zwei Minuten später einen vermeintlichen Anhalter umgefahren, den ihr zu spät bemerkt habt. Das mysteriöse Abenteuer beginnt gleich nach dieser Filmsquenz und wirft euch in die ersten Spielminuten, die gleichermaßen als Tutorial für die Basics der Steuerung dienen. Schon zu Beginn wird eine klasse Atmosphäre aufgebaut - die ihr durch ein ordentliches 5.1 Surroundsystem und das Spielen nach Einbruch der Dunkelheit noch erhöhen könnt.

Story check, Gänsehaut go!



Habt ihr die ersten zehn Minuten des Spiels heil überstanden und den ersten Angriff der Dunkelheit in eurem Alptraum abgewehrt, werdet ihr von eurer Frau Alice geweckt. Puhh, alles nur ein Traum! Ihr befindet euch auf einer Fähre, um das beschauliche Bright Falls anzusteuern, wo ihr endlich ein paar Tage Urlaub genießen wollt. Ob das allerdings so hinhaut ist fraglich, denn mit dem Radiomoderator des hiesigen Senders trefft ihr bereits auf der Fähre auf einen ersten Fan, und er soll nicht der letzte bleiben. Auch die Bedienung im Oh Deer Diner, wo ihr die Schlüssel für eure Unterkunft abholt, entpuppt sich als echter Alan Wake Fan. Urlaub ade?! Doch der erste Blick auf die herrliche Kulisse von Bright Falls mit seinen malerischen Bergen und einem idyllischen See lassen das Herz gleich wieder lächeln und auch Alan's Frau Alice ist sehr angetan, denn die besagte Unterkunft ist ein eigenes kleines Häusschen auf einer kleinen Insel, Romantik pur also! Natürlich kann dieses Heile-Welt-Szenario nicht so weiter gehen, schließlich handelt es sich hier um einen Psycho-Thriller, der uns mit Schockmomenten und einer dichten Atmosphäre das Fürchten lehren soll.

Nach einem kleinen Streit mit Alice, bei dem ihr erstmal wieder aus dem Haus an die frische Luft flüchtet, geschieht es - Alice ist entführt worden! Von nun an seid ihr rund 15 Stunden über sechs Episoden verteilt auf der Suche nach ihr und dem Hintergrund der mysteriösen Ereignisse in Bright Falls. Traum oder Wirklichkeit? Alan stellt recht schnell fest, dass er scheinbar in einer seiner eigenen Geschichten gefangen ist und auch die Angriffe der sogenannten Besessenen sind spürbar real. Die Dunkelheit ist also euer Feind und furchteinflösende Schattenwesen trachten euch nach dem Leben, nur mittels Licht - und einem klassischen Revolver - könnt ihr diese Wesen bekämpfen.

Alan Wake


Gameplay, Präsentation & fragwürdiges



Remedy weiß, wie man packende Stories schreibt, und auch in Alan Wake kann man sich auf einige spannende Stunden gefasst machen - vor allem die dichte Atmosphäre mit einer treffenden Sounduntermalung lassen euch nicht nur einmal die Nackenhaare zu Berge stehen oder erschrocken zusammenzucken. Das Spiel mit der Dunkelheit und die Licht- und Schatteneffekte vollenden dieses Erlebnis. Die vielen Anspielungen an bekannte Autoren wie zum Beispiel Stephen King, Hitchcock, H.P. Lovecraft und die Ähnlichkeiten zu Kultserien wie Twin Peaks oder Akte X tragen hier ebenfalls ihren Teil dazu bei. Allerdings nutzt sich in punkto Gameplay vieles zu schnell ab. Die Angriffe der Besessenen laufen fast immer nach dem gleichen Muster ab und auch die zu Beginn mit Slow-Motion-Effekten in Szene gesetzten Taschenlampen-Schießereien hauen einen spätestens nach der zweiten Episode nicht mehr wirklich vom Hocker. Überhaupt wird im Verlauf des Spiels mehr ein Action-Shooter aus Alan Wake, als ein Spiel um einen Schriftsteller, der einer geheimnisvollen Story auf den Grund geht. Horden von Besessenen, die man mittels dem durchaus ansehnlichen Waffenarsenal aus Revolver, Schrotflinte, Pumpgun, Leuchtpistole bis hin zu Blendgranaten im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert, erinnern schon fast an einen Überlebenskampf in Left 4 Dead.

Die Vielfalt der Gegner ist überschaubar, neben den handelsüblichen Besessenen, die sich recht schnell als einfaches Kanonenfutter herausstellen, gibt es auch widerstandsfähigere Exemplare mit Äxten, Kettensägen und ähnlicher Ausrüstung. Als besonders widerspenstig und lästig erweisen sich die "Rum-Huscher", so nenne ich sie einfach mal, diese haben die Fähigkeit einen gewissen Tarnmodus zu aktvieren und sich blitzschnell im Zick-Zack auf euch zuzubewegen, um euch dann mit einem überdimensionalen Küchenmesser zu traktieren. Neben diesen mehr oder minder menschlichen Gegnern sind Vogelschwärme oder Poltergeister in Form von Bulldozern oder umherfliegenden Gegenständen euer Feind. Was sich zunächst vielleicht noch vielfältig anhört, ist in der auftretenden Menge und auf die rund 15 Stunden Spielzeit verteilt allerdings doch recht eintönig.

Alan Wake

Der Spielverlauf gestaltet sich linear und Remedy schleust euch gekonnt und gezielt durch die einzelnen Passagen der Spielwelt, verlaufen wird sich hierbei keiner, denn ein Kompass am oberen linken Bildschirmrand weist euch die ungefähre Richtung zu eurem nächsten Kontrollpunkt. Sammelobjekte sowie Waffen und Munition leuchten kurz auf und sind somit auch kaum zu übersehen. Im späteren Verlauf ist man stellenweise auch in klassischer KI-Koop-Manier mit seinem Agenten Barry bzw. der Dorfsheriffine Sarah in Bright Falls unterwegs, was durchaus positiv gegenüber der sonstigen Singlehatz rund um die Besessenen zu werten ist.

Ein Punkt der mir leider besonders negativ ins Auge gestochen ist, sind die grottenschlechten Texturen, die man über das gesamte Spiel verteilt präsentiert bekommt. Insbesondere innerhalb von Gebäuden und auch drumherum werden einem echt grausig aufgelöste Objekte präsentiert, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Da freut man sich wieder richtig auf die nächste Passage in einem dunklen Wald, dort fallen dann auch die teils asynchronen Lippenbewegungen der ziemlich mimiklosen Charaktere nicht mehr auf. Diese Texturschwäche versetzt dem Spiel grafisch leider einen Dämpfer, denn sonst wirken sich Weitsicht und die bereits angesprochene lebhaft inszinierte Dunkelheit mit all ihren Effekten sehr stimmig und überzeugend auf die Atmosphäre aus. Auch die Schauplätze, die ihr in Bright Falls besucht, kommen sehr authentisch rüber, was wohl auch an den über 60.000 Fotos und unzähligen Stunden an Filmmaterial liegt, das die Entwickler im Nordwesten der USA zusammengetragen haben.

Im Spiel sammelt Alan einzelne Manuskriptseiten seines Buches, das macht nicht nur von der Story her Sinn, sondern ist natürlich auch für etwaige Achievements recht praktisch. Leider spoilern einige der Seiten, sofern man sich diese gleich durchliest bzw. vorlesen lässt, womöglich den Abschnitt, in dem man sich gerade befindet, was eher nicht so optimal ist. Und während das Sammeln der Manuskriptseiten noch Sinn macht, verstehe ich bis dato nicht, warum man zum Beispiel Dosenstapel umwerfen oder 100 Thermosflaschen sammeln muss - vielleicht ist der Gedanke der Entwickler irgendwie in Richtung Kaffee gegangen, damit man länger aufbleibt, um das Spiel, äh, Buch fertigzustellen? Ein Koffein-Achievement gibt es zumindest. Kleinere Logikfehler, wie zum Beispiel ein Haus ohne Strom, in dem man aber den Fernseher einschalten kann, fallen dann wohl eher in die Kategorie Erbsenzählerei.

Alan Wake


Highlight oder eher ernüchternd?



Alan Wake hat mir auf jeden Fall Spaß bereitet und bietet unzählige Schock- und Gänsehautmomente, sowohl die Atmosphäre als auch die Story sind wirklich packend. Gerade letztere bietet auch wesentlich mehr Freiraum für etwaige Zusatzepisoden als zum Beispiel Heavy Rain. Vergleichsweise war Heavy Rain jedoch für mich das emotionalere Erlebnis, was nicht zuletzt daran liegt, dass man in Alan Wake einfach viel zu oft die gleichen Taschenlampen-Schießereien absolviert und generell die Action zu sehr in den Vordergrund rückt. Gerade zu Beginn wird man zudem fast im Minutentakt durch Filmsequenzen unterbrochen - wovon es insgesamt über 60 im gesamten Spiel gibt. Die Schwierigkeitsstufe reicht von Normal über Schwierig bis Alptraum und lobenswerterweise kann man nach dem Durchspielen nicht nur die einzelnen Filmsequenzen der insgesamt sechs Episoden nochmal anschauen, sondern auch die einzelnen Titel des Soundtracks anhören.

Schlussendlich hätte man nach meinem Geschmack etwas mehr Rätsel bzw. überhaupt Rätsel in das Gameplay einbauen sollen, anstatt derartig stark auf ein Action-Gameplay zu setzen - hier werden selbst versteckte Kisten mit zusätzlichem Equipment mittels einer Leuchtfarbe auf Felsen wegweisend markiert. Am Ende meiner Spielzeit hatte ich 32/50 Achievements und die Statistik liest sich fast wie eine aus Battlefield: 1088 Vögel und 123 Poltergeister erledigt, 314 Kills mit dem Revolver, 59 mit der Leuchtpistole, 98 mit der Schrotflinte, 14 mit dem Jagdgewehr, 96 mit Blendgranaten, 17 mit Fahrzeugen und 64 indirekte Kills. Immerhin 65 von 100 Thermosflaschen konnte ich sichern und habe 431 (Energizer-)Batterien verbraucht, um Licht ins Dunkel zu bringen.


Kithaitaa

Fazit von Darius:

Bereits die ersten zehn Minuten rufen echtes Gänsehautfeeling hervor mit der donnernden Soundkulisse und der packenden Atmosphäre, die durch die Licht- und Schatteneffekte sowie die lebhaft inszenierte Dunkelheit als böses Gegenüber überzeugend in Szene gesetzt wird. Die Story und Atmosphäre stimmen auch das komplette Spiel über und liefern einem somit einen rund 12-15 Stunden andauernden Psycho-Thriller-Spaß. Leider nutzt sich das relativ abwechslungsarme Gameplay recht schnell ab und wirkt zudem viel zu actionlastig, hier und da hätte eine gewisse Portion anständiger Rätsel dem Spiel sicherlich sehr gut getan. Während die Filmsequenzen und Ingamekameraschwenks eine idyllische und prächtige Kulisse vermitteln, wirken viele Texturen im Spiel einfach nur grauenhaft schlecht, hier reihen sich leider auch die asynchronen Lippenbewegungen, die recht holprigen Animationen und die eher durchschnittlichen deutschen Synchronsprecher ein. Trotz dieser Macken bietet euch Alan Wake eine packende Psycho-Thriller-Atmosphäre und ein gelungenes Spiel - und wenn schon keine Open-World, so erhält man wenigstens eine Art Open-End ;-)

Besonders gut finde ich ...
  • packende Story
  • düstere, dichte Atmosphäre
  • Licht- und Schattenspiele
  • lebhaft inszinierte Dunkelheit
  • stimmungsvolle Sounduntermalung
  • durchgehende Schock- und
  • Gänsehautmomente
  • viele kleine Gimmicks
  • englische Originalversion spielbar
  • lange Spielzeit (gut 12-15h)
Nicht so optimal ...
  • gruselig schlechte Texturen
  • recht schnell eintönig werdendes
  • Gameplay
  • fragwürdige Sammelobjekte
  • Zu Action(-Shooter)lastig
  • lippenasynchrone Sprachausgabe
  • deutsche Sprecher nicht sehr
  • überzeugend

Darius hat Alan Wake auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Microsoft zur Verfügung gestellt.

Alan Wake - Boxart
  •  
  • Entwickler:Remedy Entertainment
  • Publisher:Microsoft
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PC, Xbox360
  • Release:14.05.2010
    (PC Steam) 16.02.2012

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel, Michi, pel.Z ... und einem Gast.
  • KillerAli
    #1 | 13. Mai 2010 um 04:38 Uhr
    Finde das spiel super, aber wie du sagst kommt oft alles gelcih vor, immer gleiche Mosnter und alles, und Aufgaben, selbst Story wieder holt sich! Gutes Spiel, aber nicht so gut um für 70 euro kaufen!
  • pel.Z
    #2 | 13. Mai 2010 um 21:23 Uhr
    Noooooin! Macht mir doch nicht meine Hoffnungen kaputt... 4 von 5 Sternchen... das sind nach pel.Z Riese 80%! NUR 80%?!?! *flame*

    Kann deine Kritikpunkte nachvollziehen und bin mal gespannt, wie das Spielerlebnis wird. Die Limited Edition sollte hier spätestens Montag eintrudeln. Alan Wake zählt zu den sehr sehr wenigen Spielen, die ich mir in letzter Zeit gekauft habe.

    Schöne Review!   
  • DarkRaziel
    #3 | 15. Mai 2010 um 11:20 Uhr
    Habe gestern meine LE Version bekommen in der AT-Version + extra Bonus wie T-Shirts für den Avatar und ein Premium Thema.

    Habe gestern Abend angefangen und ca. 5 Stunden gespielt und bin nun Abschnitt 4 und bis jetzt gefällt mir die Handlung. Schockmomente gibt es wenige aber wenn dann habe ich mich richtig erschrocken. Aber da ist Condemned immer noch ein Hit was mich persönlich am meisten geschockt hat von seiner Atmosphäre.
    Die Story lässt mich einfach nicht los, denn so weiter man spielt um so mehr will man auch die Hintergründe wissen bzw. auch verstehen.
    Als ob der Film Shutter Island hier Parallelen hat, denn dort hat man auch erst zum Schluss die ganze Wahrheit erfahren, weil dort war die Hintergründe fast genauso.

    Will auch nichts groß darüber schreiben außer das ich bis jetzt gut Unterhalten wurde und bestimmt noch einige Stunden auch wenn ich das Gefühl habe das bald Schluss ist.
  • ALeks_M
    #4 | 17. Mai 2010 um 16:08 Uhr
    schöne review und deckt sich wirklich sehr mit meiner meinung! das einzige, was mir letztendlich bei dem spiel gefehlt hat, war der "breathtaking" moment, wie zum beispiel beim ende von silent hill 2. aber hallo? good game anyway, greetz

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