Limbo - Review

Als ich das erste Mal etwas vom Spiel LIMBO gehört habe, dachte ich zunächst an ein kleines Flashgame, schließlich war die dazugehörige Website auch recht minimalistisch gehalten. Ein erster kleiner Teasertrailer weckte sofort mein Interesse, denn der Grafikstil gepaart mit der düsteren, atmosphärischen Soundkulisse, zeigte schon recht früh, dass sich die Macher von Playdead Games viele Gedanken gemacht haben, um dem Spieler ein frisches Spielerlebnis zu bieten. Lange hat das Team rund um Arnt Jensen und Dino Patti in Copenhagen, Dänemark an ihrem Debüttitel gewerkelt und ging zuletzt auf dem Independet Games Festival 2010 in zwei Kategorien, Excellence in Visual Art & Technical Excellence, als Sieger hervor. Was euch bei diesem XBOX Live Arcade Titel erwartet, lest ihr in meiner Review.

Als erster Titel startet Limbo die diesjährige XBOX Live Summer of Arcade Aktion und steht, wie man anhand der Kommentare in Haschbeutel's Artikel feststellen kann, scheinbar nicht nur bei mir hoch im Kurs. Zurecht. Dank des in Grautönen gehaltenen Grafikstils, ladet ihr gerade einmal 117 Megabyte auf eure Festplatte, doch die haben es in sich. Das Spiel wirft euch ohne Intro oder Einleitungssequenz direkt ins Geschehen. Eure Spielfigur, ein kleiner, namenloser Junge, erwacht in einem düsteren Wald.


Limbo


Faszination Videospiele.



Die Steuerungsmöglichkeiten beschränken sich auf Bewegen, Springen und Aktionen ausführen - daher lauft ihr auch erstmal los. Schon zu Beginn vermittelt der Sidescroll-Puzzler einen ganz besonderen Charme und eine packende Atmosphäre. Das gelingt den Entwicklern in erster Linie durch die geniale Soundkulisse und dem Grafikstil, der mit Zoom- und Blureffekten die Dramatik verschiedener Szenen oder Schauplätze nochmals verstärkt. Der kleine Junge ist dabei stets als schwarze Silhouette zu sehen, einzig seine Augen leuchten hellweiss - damit ihr auch noch auf dem schwarzesten Bildschirm sehen könnt, wo ihr euch befindet. Der Hintergrund und die Umgebung strotzen teils vor interessanten Details, kleine Fliegen die um einen Kadaver umherschwirren, Gräser die sich im Wind verbiegen oder leuchtende Schmetterlinge die den sprichwörtlichen Lichtblick in das düstere Szenario zaubern, sind dabei nur ein paar Beispiele.

Die fehlende Einleitung lässt euch das Ganze noch intensiver erleben, denn da ihr nicht wirklich wisst um was es eigentlich geht, steigt die Spannung mit jedem neuen Element, dass euch im Spiel begegnet und lässt eurer Fantasie freien Lauf. Im wesentlichen ist es, wie eingangs schon erwähnt, ein Sidescroll-Puzzler. Die verschiedenen Rätsel und Herausforderungen die ihr auf eurer Reise erleben werdet, steigern sich dabei im Verlauf der 24 Kapitel ständig. Anfangs vermisst man noch die obligatorische Auswahl eines Schwierigkeitslevels, dies legt sich allerdings mit dem Voranschreiten im Spiel wieder, und wäre anhand des Rätselablaufs auch kaum realisierbar. Der moderate Anstieg der Rätsel- und Gameplayeinlagen ist sehr gut durchdacht und bietet über die gesamte Länge des Spiels kaum wiederholende bzw. eintönige Abläufe. Vielmehr haben es die Jungs und Mädels bei PlayDead Games geschafft immer neue Features drauf zu packen.


Limbo


Während ihr zu Beginn noch locker lässig über Hindernisse oder Fallen hüpfen müsst, werdet ihr recht schnell mit Denksportaufgaben aus der Kategorie "Kombinieren" konfrontiert. Ob ihr hierbei eine übergroße Spinne oder andere Widersacher austricksen, oder euch verschiedener Gegenstände, Abläufe und Techniken bedienen müsst, stets legen die Entwickler eine Schippe nach. Licht, Schatten, Gravitation, Physik, Wasser, Strom - Limbo weiß mit vielen frischen Rätselideen und Elementen zu begeistern.

Wer jedoch bei "kleiner Junge" an ein "putziges" Spielchen denkt, ist hier allerdings womöglich fehl am Platz, denn die Welt ist düster und grausam und überall lauert die Gefahr, der Tod. Kreissägen, Spinnen, Feuerreifen, Selbstschussanlagen und schier unüberwindbare Abgründe gilt es erfolgreich zu meistern - da dies nicht immer auf Anhieb klappt, stirbt unser kleiner Freund auch hier und da tausend Tode, die recht makaber, aber passend zur gesamten Atmosphäre, in Szene gesetzt sind. Die unsichtbaren Checkpoints im Spiel sind erklassig verteilt und obwohl der Schwierigkeitsgrad, vor allem zum Ende hin, deutlich an Fahrt gewinnt, ist alles prima zu meistern.

Als kleiner Wehrmutstropfen bleibt wohl die Tatsache, dass man das Spiel nach rund 5-6 Stunden bereits beendet hat und - abgesehen von den Achievements - kaum Wiederspielwert besteht, da die Rätsel dann bereits bekannt sind. Allerdings ist dies wahrlich zu verschmerzen, denn in diesen Stunden erhaltet ihr ein erstklassiges Spielerlebnis, dass erneut aufzeigt: Spiele sind Kunst. PlayDead's Erstklingswerk ist wahrlich gelungen und das Ende des Spiels verspricht auf jeden Fall eine Fortsetzung, zumindest würde ich mir eine wünschen. Ein Blick in die Demo dürfte auf keinen Fall schaden.



Kithaitaa

Fazit von Darius:

Das Warten hat sich gelohnt. Endlich konnte ich persönlich und live erleben, was Playdead für den Spieler entwickelt und wofür Limbo die Auszeichnungen des Independent Games Festivals erhalten hat. Die 1200 Microsoft Punkte (ca. 12-15 Euro) für diesen XBOX Live Arcade Titel erscheinen zunächst viel, sind aber jeden Punkt wert. Rätsel- und Puzzlefreunde werden rund 5-6 Stunden erklassig unterhalten und gefordert. Die Entwickler haben sich hierfür einige interessante Elemente und knifflige Gameplayeinlagen ausgedacht und wissen nicht zuletzt mit der genialen Soundkulisse zu begeistern, die neben dem Grafikstil, eine packende Atmosphäre verbreitet. Der Schwierigkeitsgrad der Herausforderungen und Rätsel steigt mit fortschreitendem Spiel ständig an - ohne dabei in Frustpassagen zu enden. Ein erstklassiges Spiel für diese gewissen Stunden und Momente zwischendurch, und ein erstklassiges Debütwerk von PlayDead.

Besonders gut finde ich ...
  • Atmosphäre
  • Grafikstil & Soundkulisse
  • Interessante und frische Puzzle- und
  • Gameplayelemente
  • Intensives Spielerlebnis
Nicht so optimal ...
  • relativ kurze Spielzeit (5-6 Stunden)
  • kaum Wiederspielwert

Darius hat Limbo auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Microsoft zur Verfügung gestellt.


Philipp

Fazit von Philipp:

Danke, Playdead. Danke, für eines der schönsten, innovativsten und wichtigsten Spiele der letzten Jahre. Schön, weil die grafische und akustische Präsentation einzigartig ist. Obwohl das Spiel nur aus schwarzen und weißen Farbnuancen besteht, ist die Detailverliebtheit gigantisch. Herumfliegende Mücken, sanftes Grasschunkeln oder die kleinen Details im Hintergrund, die man durch den fahlen Nebel entdeckt - alles untermalt von einem Soundteppich, der begeistert. Eine richtige Hintergrundmusik gibt es nicht, vielmehr formen Klänge und Geräusche aus der Spielwelt die Musik und bestimmen bei Rätseln den Spielverlauf. Nur wer genau hinhört, wird an vielen Stellen weiterkommen.

Innovativ, weil es ein Setting mitsamt Spielwelt bietet, welches man so zuvor noch nie gesehen hat. Das Gameplay mischt sich perfekt in diese abstrakte Welt, die nur aus Tod, Leid und Schmerz besteht. Da laufen wir durch ein Waldstück, um danach nahtlos eine Sprungeinlage durch Maschinenräder zu absolvieren. Da wird intelligentes Puzzeln mit Momentum- und Physikspielereien kombiniert mit grandiosem Jump'n'Run; alles in einer fesselnden Welt, die einem nicht mehr loslässt. Man muss weiterspielen. Nur noch dieses Rätsel. Nur noch schauen, was die Entwickler jetzt wieder mit uns vorhaben.

Wichtig, weil es zeigt, dass man selbst heute auch ohne ein gigantisches Budget, sondern nur mit tollen Ideen und viel Kreativität so ein liebevolles und großartiges Stück Software produzieren kann. Ohne Effekthascherei und mächtigen Explosionen wird hier ein Spielgefühl vermittelt, dass man sich fragt, was für seelenlosen Stumpfsinn man die letzten Jahre so gespielt hat. Mein Thron der besten Spiele aller Zeiten hat jetzt jedenfalls einen neuen Herrscher. Es ist Zeit, den Sitz freizumachen für Limbo. Danke, Playdead.

Besonders gut finde ich ...
  • Großartige Spielwelt
  • Grafische Präsentation
  • Knifflige Rätsel, aber lösbar
  • Tolle Jump'n'Run Elemente
  • Fesselnd von Anfang bis Ende
  • Soundkulisse
  • Nie dagewesenes Spielerlebnis
Nicht so optimal ...
  • Recht kurz
  • Bis Limbo 2 dauert es ewig

Philipp hat Limbo auf der Xbox 360 gespielt.

Limbo - Boxart
  •  
  • Entwickler:Playdead Games
  • Publisher:Microsoft
  • Genre:Adventure
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One, Switch, PSVita
  • Release:21.07.2010
    (PC, PlayStation) 20.07.2011
    (Xbox One) 05.12.2014
    (PS4) 25.02.2015
    (Switch) 28.06.2018

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: HerrBeutel, Benü ... und einem Gast.
  • Benü
    #1 | 20. Juli 2010 um 18:23 Uhr
    Mal endlich wieder ein erfrischend neues Arcade-Game.
    Was gibt es da noch zu sagen ... einfach nur fantastisch.
    Das wohl beste XBLA Spiel des Jahres, das ist glaub ich mehr als offensichtlich.

    Für den Titel kauf ich mir gerne MSP, da lohnt es sich wenigstens richtig   
  • Benü
    #2 | 21. Juli 2010 um 16:43 Uhr
    OK, habe mir jetzt mal die Demo angetan und ich bin absolut begeistert von dem Spiel.
    Ich weiss wirklich garnicht richtig was ich sagen soll ... so ein wunderschönes und Tolles Spiel habe ich schon seit langer langer Zeit nicht mehr gespielt.

    Ich würde sogar soweit gehen das ich es als "Kunst" bezeichnen würde.
    Keine Große Musik
    Farben, nope
    Story ? Wo ?

    Aber trotzdem Punktet Limbo in allen drei Kategorien.
    Die Grafik ist wohl mehr als Simpel, mehr braucht man aber auch nicht.
    Im gegenteil, es wird mit kleinigkeiten gepunktet. Bewegendes Gras beim vorbei gehen, perfekte Physik, Hübsches Wasser ( sogar mit verwirbelungen  ) und nette Schattenspielchen.

    Einfach unglaublich.
    Dazu noch recht nette Rätzel die einen das erste mal grübeln lassen.

    Ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen und dem Spiel 9.9 / 10 geben.
    0.1 Punkte Abzug dafür, dass es kein Vollpreis Spiel ist :-P
  • DarkRaziel
    #3 | 22. Juli 2010 um 14:46 Uhr
    Ich habe gestern ein Weilchen gespielt, aber bei mir wollte der Funke nicht überspringen.
    Ist es der Preis, Null Wiederspielwert oder etwas anderes. Ich kann es nicht sagen, aber Geschmäcker sind halt verschieden.
  • Darius
    #4 | 23. Juli 2010 um 01:00 Uhr

    DarkRaziel: Ich habe gestern ein Weilchen gespielt, aber bei mir wollte der Funke nicht überspringen. Ist es der Preis, Null Wiederspielwert oder etwas anderes. Ich kann es nicht sagen, aber Geschmäcker sind halt verschieden.


    Hm, das ist natürlich schade - auf der anderen Seite, sicherlich kein Beinbruch. Den Preis sehe ich ansich nicht als Problem, vielmehr "man mag Puzzlespiele, oder man mag sie nicht" und Limbo ist einfach mehr als ein Puzzlespiel - wenn die Demo schon nicht flashed, dann ist es wohl kein Game für dich   
  • Zockeritis
    #5 | 23. Juli 2010 um 04:09 Uhr
    Wunderbares Spiel! Ich liebe das Design, ich liebe die Rätsel, ich liebe die Hintergrundsounds, ich liebe das Spiel. Müsst ihr einfach kaufen! Hätte 6 Sterne gegeben!!!!
  • TheWave
    #6 | 23. Juli 2010 um 11:08 Uhr
    habe mich bei der Spinne immer erschreckt  
  • Benü
    #7 | 23. Juli 2010 um 17:49 Uhr
    Ich habs mir heute auch gekauft und ich bin einfach begeistert.
    Habe das ganze auch paar Freunden gezeigt und man hat entweder nur gehört das jemand es liebt oder absolut nicht mag.

    Das ist wieder eines dieser Spiele wo es kein "naja, es geht so" gibt   
  • Error
    #8 | 24. Juli 2010 um 02:57 Uhr
    Nettes Game, verfolge das schon eine ganze Weile.

    Hoffentlich schafft es Limbo auch auf den PC (Steam?), wie seinerzeit das ebenfalls überragende Braid. (das kam auch zurerst exklusiv auf XBLA)
  • Wonschi
    #9 | 24. Juli 2010 um 13:29 Uhr
    Selten hat mich ein Spiel so lange und so intensiv an meine Konsole gefesselt. Gratulation an Playdead für eine kleine aber feine Produktion! Wollen wir hoffen, dass es irgendwann ein Wiedersehen gibt mit dem "Schattenjungen"!   

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.