Tiger Woods PGA Tour 2011 - Review

Der Tiger ist wieder da und er lädt erneut zum Aufschlag vom Rasen. Wie jedes Jahr bekommt Tiger Woods, weltberühmter Golfexperte, von Electronic Arts sein eigenes Golfspiel verpasst - auf PS3 und Xbox 360 wie auch auf Wii. Nachdem 2009 die Wii-Version dank besserer Steuerung mit MotionPlus mehr überzeugen konnte, ist es nun Zeit für Tiger Woods PGA Tour 2011. Wir fragen uns: was hat sich gegenüber der Vorjahresversion geändert und wie ist das Spielgefühl? Die Review gibt klare Antworten, sowohl von Freude als auch Enttäuschung geprägt.

Recycling statt Innovation



Grundsätzlich - und das finde ich sehr, sehr schade - bleibt alles beim Alten. Gegenüber dem Vorgänger wurde ganz offensichtlich nur recht wenig geändert. Das gilt nicht nur für die Technik und die Kursauswahl, sondern vor allem auch für das Gameplay. So mancher mag sich jetzt vielleicht denken: was kann man denn in einer Golfsimulation an Innovationen bieten? Eine ganze Menge. Bereits die letzten Spiele mit Tiger Woods haben gezeigt, wo noch Verbesserungsbedarf besteht und wo man wie etwas elementares ändern kann - und das wurde auch sehr gut umgesetzt. Selbst wenn es nur kleinere Neuerungen wie die Einführung von Regen und Wind war, so macht das doch ein unterschiedliches Spielgefühl aus. Aber das alles gilt nicht für Tiger Woods PGA Tour 2011, denn weder die sich ändernde Windrichtung noch das neu eingeführte Fokussystem sorgen für den nötigen Schwung, um dem Tiger frischen Wind zu verpassen. Damit tritt der diesjährige Ableger ganz in die Fußstapfen seines Vorgängers - schade.


Tiger Woods PGA Tour 2011


Konzentration ist alles.



Wie immer beginnt ihr das Spiel im Charaktereditor und dürft euch zunächst einen eigenen Golfer kreieren. Dabei habt ihr auch wie so oft viele Freiheiten von Bartwuchs über Haarfarbe und Nasenlänge bis hin zu Klamotten und Körpermaße. Habt ihr den eigenen Golfer erstellt, begebt ihr euch in ein Tutorial, das euch die grundlegenden Mechaniken beibringt. Nicht nur Neulinge, sondern auch Kenner der Vorgänger sollten einen Blick riskieren, falls man denn das neue Fokussystem nutzen will. Schon während des Tutorials erhaltet ihr für eure Aktionen Erfahrungspunkte, die das Geld des Vorgängers ersetzen - ab sofort werden diese Punkte dann in die Fähigkeiten des Charakters investiert. Schwungkraft, Zielsicherheit und und und könnt ihr somit aufbessern. Das ist auch eine nette Sache und motiviert zum Weiterspielen und Verbessern der eigenen Fähigkeiten. Anders sieht es da beim Fokussystem aus, das dem eigentlich realistischen Ansatz ein wenig widerspricht.

Die ganze Sache sieht folgendermaßen aus: unten links seht ihr einen kleinen Kreis, die Fokusanzeige. In scheinbar ausweglosen oder unvorteilhaften Situationen könnt ihr einen Teil der Fokusenergie dafür nutzen, um eure Schläge zu verbessern. Das heißt konkret: ihr könnt den Zielkreis verkleinern, um eine höhere Präzision zu erreichen, und sowohl die Kraft als auch die Drehung des Balls (auch im Flug selbst!) verändern. Als vierte und letzte Option könnt ihr euch beim Putten den Schlagverlauf in einer Art Vorschau anzeigen lassen. Prinzipiell ist das eine gute Idee, widerspricht allerdings dem realistischen Ansatz - zum Glück muss man das Feature ja nicht nutzen. Dennoch wird die grundlegende Spielmechanik dadurch nicht groß verbessert, da das Fokussystem eher selten wirklich gebraucht wird. Habt ihr sämtliche Fokusenergie verbraucht, müsst ihr so oder so ohne auskommen, was die Sache natürlich erheblich schwerer und die Fokusenergie wertvoller macht.


Tiger Woods PGA Tour 2011


Wie auf dem echten Platz?



Im Großen und Ganzen ist Tiger Woods PGA Tour 2011 dennoch das derzeit beste Golfspiel bzw. die beste Golfsimulation. Wer an der Konsole golfen will und nicht in Echtzeit den Controller wie auf Wii schwingen will, macht bei der PS3-Version definitiv keinen Fehlgriff. Aber auch wenn man keine Wii besitzt, aber dafür plant, sich Playstation Move anzuschaffen, kann man bald vor dem Fernseher den Controller schwingen - sobald Move nämlich im September erscheint, wird die Unterstützung per Patch nachgeliefert. Aber auch die Steuerung mit Tasten und Control Sticks funktioniert bis auf das immer noch etwas hakelige Putten prima, orientiert sie sich dabei doch ganz an den Vorgängern. Mit dem einen Stick müsst ihr eine so gut es geht gerade und kräftige Linie "ziehen", um den Schlag zu vollbringen, während ihr den Ball andrehen und Schläger sowie Schlagtyp beliebig wechseln könnt. Grundsätzlich funktioniert die Steuerung also sehr gut, zudem wirkt die Ball- und Schlagphysik authentisch und vor allem realitätsnah.

Was den Umfang und die Karriere angeht, gibt sich EA Sports wieder mal keine Blöße. Der neue Ryder Cup, in dem Golfer aus Amerika gegen welche aus Europa antreten, wertet die Karriere zusätzlich zu den vielen spannenden Events ordentlich auf und ist außerdem noch online mit 24 Spielern spielbar. Ebenfalls sehr unterhaltsam sind die neuen Skill Challenges, in denen es auf bestimmte individuelle Fähigkeiten der einzelnen Golfer ankommt. Dabei wird euer Können auch wirklich auf die Probe gestellt. Und auch der Multiplayermodus überzeugt auf ganzer Linie - online geht vor allem beim Ryder Cup ordentlich die Post ab. Doof ist jedoch, dass Tiger Woods PGA Tour 2011 selbst in Deutschland nur auf Englisch spielbar ist und dass Neulinge im Hauptmenü erst einmal von Auswahlpunkten und Informationen erschlagen werden. Nach ein wenig Einarbeitung kommen aber auch diese gut ins Spiel rein. Rein optisch macht das Spiel eine solide Figur, kann aber dank matschiger Rasenflächen nicht wirklich begeistern.



Tim

Fazit von Tim:

Der Aufschlag ist mal wieder geglückt, doch so ganz will der Ball nicht ins Loch rollen. Einige Macken und Mängel ziehen den eigentlich guten Gesamteindruck unnötig runter. Vor allem gilt das für die fehlenden Neuerungen: ich bekomme zwar neue Plätze und eine umfangreiche Karriere geboten, allerdings fühlt sich das Gesamtpaket trotz des spannenden Ryder Cups wie recycelt an. Außerdem hat das Fokus-System meiner Ansicht nach in einer Simulation nichts zu suchen. Darüber hinaus hat es EA Sports immer noch nicht geschafft, technisch endlich mal zu begeistern - zu matschig ist das Grün, zu detailarm die Figuren. Spielerisch ändert sich somit also prinzipiell genausowenig wie es letztes Jahr der Fall war. Minimale Änderungen wie sich ändernde Windrichtung sind eigentlich kaum der Rede wert. Allerdings ändert das natürlich noch lange nichts daran, dass Tiger Woods PGA Tour 2011 mal wieder die beste realistisch anmutende Golfsimulation ist: die Steuerung ist zwar nicht ganz so intuitiv und aufregend wie die Bewegungssteuerung auf Wii, aber dennoch sehr einfach zu handhaben und der Umfang ist sowieso sehr stattlich. Der neue Ryder Cup wertet die Karriere außerdem ordentlich auf. Somit bleibt nicht mehr und nicht weniger als das alljährliche Update der PGA Tour - und das aktuell beste Golfspiel für Konsolen.

Das Spiel ist genau das, was man von ihm erwartet hat: ein alljährliches Update ohne große Neuerungen, das sich oft wie der Vorgänger anfühlt - schade, dass der Tiger auf PS3 wieder keinen Sprung nach vorne machen kann! Dennoch bleibt unter dem Strich das derzeit beste Golfspiel für Konsolen.

Besonders gut finde ich ...
  • recht große Anzahl an Golfplätzen
  • stattlicher Umfang, viele Challenges
  • insgesamt ordentliche Steuerung ...
  • sehr gute Karriere
  • Ryder Cup
  • realistisch anmutende Physik
  • unterhaltsamer Online-Modus
Nicht so optimal ...
  • fühlt sich teilweise wie recycelt an
  • technisch etwas unter den Möglichkeiten
  • ... mit recht unpräzisem Putten
  • Fokus-System widerspricht Realismus
  • ausschließlich auf Englisch spielbar

Tim hat Tiger Woods PGA Tour 2011 auf der PlayStation 3 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

Tiger Woods PGA Tour 2011 - Boxart
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  • Entwickler:Electronic Arts
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Sportspiel
  • Plattform:PS3, Xbox360, Wii
  • Release:02.07.2010