Lego Harry Potter: Die Jahre 1-4 - Review
Eichenholz und Butterstulle - LEGO ist nicht nur für Dumme
Nur sieben Monate nach dem etwas schwächelnden LEGO Indiana Jones 2, füttern die Traveller‘s Tales-Entwickler Fans der bunten Bausteinchen mit Nachschub. Diesmal verändert sich allerdings einiges am altbewährten Spielkonzept, denn mit LEGO Harry Potter: Die Jahre 1 bis 4 spielt nun erstmals die Magie eine Rolle. Doch ein paar Zaubersprüchlein machen aus einem Spiel noch lange kein gutes, vor allem weil die Spielerschaft aufgrund der abnehmenden Qualität der LEGO-Spiele nun Harry Potter umso kritischer beäugen dürfte. Ich habe meinen Zauberstab gezückt und bin nach Hogwarts gereist, um zu überprüfen, was der Titel auf dem Kasten hat.
Sauerkraut und Stachelsporen...
...Harry Potter ward geboren. Äh, oder so ähnlich. Jedenfalls lag er eines Tages einfach so auf der verlassenen Veranda der Dursleys. Wer bei dem zugegeben ziemlich dumm klingenden Familiennamen nicht sofort eine Augenbraue hebt, weil er automatisch an den überdimensioniert fetten, verpickelten Rotschopf Dudley - dem Sohn der Dursleys - , oder gar an dessen Vater denken muss, der braucht LEGO Harry Potter gar nicht in sein Laufwerk zu schieben. Denn wie bei den bisherigen Legospielen auch, ist es aufgrund der nichtvertonten Zwischensequenzen unmöglich, sich als Quereinsteiger die Story zusammenzureimen. Fans hingegen freuen sich auf die detailverliebt umgesetzte Spielwelt samt Hogwarts-Schloss, Quidditch-Turnierplatz und umliegenden Spukwald, sowie über die zahlreichen Figuren aus dem Film beziehungsweise dem Buch. Natürlich hat es auch wieder der herrliche Slapstick-Humor ins Spiel geschafft - so bleibt trotz stummer Videosequenzen kein Auge trocken. Gelacht wird übrigens wieder am besten zu zweit, und zwar im Ko-op. Die Spielwelt ist wie eh und je wieder so aufgebaut, dass die verschiedenen Rätsel nur mit vier Händen und den unterschiedlichen Fähigkeiten der hunderten von Figuren gelöst werden können - da ist ein Freund aus Fleisch und Blut schon sehr hilfreich. Von einigen Wegfindungsproblemen abgesehen, funktioniert zwar auch die KI erste Sahne, trotzdem macht es mit einem Freund, der sich vor Legosteinen und natürlich den gruseligen Gemäuern Hogwarts nicht scheut, mehr Spaß und vor allem gehen die meisten Dinge schneller von der Hand.
Schnell habt ihr in den vergangene LEGO-Abenteuern auch den Abspann über die Mattscheibe flimmern sehen. LEGO Harry Potter macht hier erstmals eine willkommene Ausnahme. Nun unterhält euch die Geschichte rund um den mächtigen Zauberer mit seiner Eule nicht nur einige Minuten, sondern einige Stunden. Und da ihr im Spiel nicht nur ein, sondern gleich die ersten vier Schuljahre absolvieren könnt, knackt LEGO Harry Potter erstmals die Zehn-Stunden-Marke - klasse!
Hühnerkralle, Wolfeintopf...
...Hermine Granger trägt nun ‘nen Zopf. Naja, nicht wirklich, dafür spielt sie, neben zahlreichen anderen Figuren natürlich, eine entscheidende Rolle. Sie trägt nämlich, gelehrt und strebsam wie sie ist, ein Buch bei sich, mit welchem sie Symbolrätsel lösen kann, die sich in der Spielwelt tummeln. Und Kenner der geistigen Vorgänger wissen schon, worauf ich hinaus will: Auch LEGO Harry Potter scheut sich nicht, euch mit hunderten von Extras zu belohnen, wenn ihr die gigantische Spielwelt erkundet und sprichwörtlich jeden Stein umdreht.
Apropos Stein umdrehen: Das führt uns zur (leicht) veränderten Spielmechanik. Denn in Hogwarts wird gezaubert - und wer sich der Magie bedient, braucht sich nicht die Hände dreckig machen. Legosteinchen können nun nicht mehr zusammengebaut werden, sondern lassen logischerweise mit diversen Sprüchen zum Leben erwecken. Auch gibt es keine Pistolen, Raketenwerfer oder sonstige Waffen im Spiel. Diese sind den unterschiedlichen Zaubern und Trankzutaten gewichen. Denn was ist ein Zauberer ohne seine Zauber? Natürlich müssen die erstmal gelernt werden, weswegen ihr die ein oder andere Unterrichtsstunde in den Gemäuern Hogwarts verbringen werdet. Verfügt ihr anfangs nur über einen herkömmlichen Wingardium Leviosa, so werdet ihr schon bald mit Lumos und Co. umgehen können. Wie bereits erwähnt können auch verschiedene Tränke gebraut werden. Einfach die benötigten Zutaten aus der naheliegenden Umgebung aufgeklaubt und in den Topf geworfen - und schon wächst Harry Potter mittels Stärketrank zum Hulk heran.
Auch der Umgang mit den schreienden Alraunen will geübt werden. Egal was ihr macht oder auf welches Hindernis ihr stoßt, alles fügt sich wunderbar in die Spielwelt ein, was zum weiteren Sticksern anregt. Sowieso ist Lego Harry Potter wieder auf das Erkunden der diesmal noch grösseren Spielwelt ausgelegt. An jeder Ecke erwartet euch ein Geheimnis oder ein Rätsel, welches gelöst werden will. Doch erst nach dem vierten Schuljahr verfügt ihr über das Wissen, all jene verborgene Schätze ans Tageslicht zu bringen. Das motiviert selbst noch nach Stunden zum erneuten Durchgang bereits gespielter Abschnitte. Und natürlich tummeln sich in den verschiedenen Levels wieder allerhand freischaltbarer Figuren, Klassenwappen und Boni, die ihr mit den eingesammelten Legosteinchen käuflich erwerben könnt - in der Winkelgasse versteht sich. Damit ihr in den grauen Hallen der Zaubererschule aber nicht die Übersicht verliert, nimmt euch das heimische Gespenst an die Hand und zeigt euch den Weg zum nächsten Story-Ereignis - Verlaufen wird somit zum Ding der Unmöglichkeit. Kehrseite der Medaille: Der von vornherein recht selten fordernde Anspruch sinkt abermals eine Stufe tiefer.
Basiliskenzahn, auch Gift-Efeu...
...einiges ist doch recht neu. Die verschiedenen Zaubersprüche, von denen übrigens erweiterte Versionen erlernt und scherzhaft gemeinte Versionen gekauft werden können, verfolgen zwar die alltbekannte Spielmechanik, eröffnen aber doch gänzlich neue Wege. Zwar dürft ihr abermals mit unterschiedlichen Fahrzeugen durch Hogwarts kurven - bevorzugt mit dem Besen natürlich - obgleich die Fahrzeugszenen der Vorgänger gestrichen wurden, neu hingegen sind die verschiedenen Glasröhrchen, durch die nur Rons Ratte Krätze passt und somit allerhand Rätsel lösen kann. Auch die bereits erwähnten Alraunen müssen klug eingesetzt werden, da ihr Schrei ohne Ohrstöpsel unerträglich laut ist, dafür aber Glas zum Bersten bringt. Ansonsten hat es so ziemlich alles auf den Datenträger gepasst, was auch nur irgendwie im Harry Potter-Universum vorkommt: Der dicke Troll, der sich auf der Damentoilette verirrt hat, und auch die lebhaften Gemälde, mit denen ihr interagieren könnt.
Trotz der relativ kurzen Entwicklungszeit - Grafik-Engine und Spielkonzept werden ohnehin meist nur recycelt - haben es die Entwickler geschafft, den ein oder anderen wunden Punkt auszumerzen. So erwarten euch keine Fleißaufgaben á la "Erledige x-Gegner" mehr und auch die verschiedenen Plastikmännchen lassen sich nun einen Tick besser steuern. Platz für Verbesserungen bleibt dennoch: Das in die Jahre gekommene Grafikgerüst mag zwar charmant wirken, wirkt im HD-Zeitalter aber nicht mehr ganz taufrisch. Bei der Vertonung hat man sich allerdings keine Blöße gegeben - euch erwartet musikalische Untermalung auf gewohnt hohem Niveau. Trotzdem gibt es immer noch einige Problemchen mit der Kamerperspektive. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn als Fan der LEGO-Spiele habe ich ansonsten kaum etwas auszusetzen. Denn obwohl ich als Kind nie etwas mit den kleinen Steinchen anfangen konnte, tobe ich mich heute gerne im virtuellen LEGO-Baukasten aus.
Fazit von Khezul:
- große Spielwelt
- massig Extras und Boni
- bekannte Schauplätze und Figuren
- Originalsoundtrack
- spannende Zauberfähigkeiten
- abwechslungsreicher Genremix
- hoher Wiederspielfaktor
- enorm umfangreicher Editor
- die ersten vier Jahre enthalten
- altbackene Grafik
- Kameraprobleme
- kurze KI-Aussetzer
Khezul hat Lego Harry Potter: Die Jahre 1-4 auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von LucasArts zur Verfügung gestellt.
#1 | 17. Juli 2010 um 00:36 Uhr
#2 | 17. Juli 2010 um 21:55 Uhr
#3 | 18. Juli 2010 um 00:41 Uhr
#4 | 18. Juli 2010 um 09:01 Uhr
LEGO Indiana Jones mag man noch auslassen, aber Star Wars und Batman sind definitiv ein Muss.
#5 | 18. Juli 2010 um 17:06 Uhr
Khezul:LEGO Indiana Jones mag man noch auslassen, aber Star Wars und Batman sind definitiv ein Muss.
Indiana Jones-Die neuen Abenteuer geht schon da man es nun auch Online im Coop spielen kann. Diese Option vermiste ich bei Batman und nun auch bei Harry Potter.
Aber bei den neuen Indy wurde der Online Coop auch Nachgereicht, aber lieber etwas später als nie.
#6 | 19. Juli 2010 um 12:31 Uhr
#7 | 11. Juni 2013 um 12:59 Uhr