Super Meat Boy - Review

Terror für die Nerven, Genuss für die Augen und Ohren, Ambrosia für Jump'n Run Veteranen, die sich schon seit langem wieder nach einem unkomplizierten schnellen 2D-Hüpfer sehnen - Super Meat Boy ist zwar nur ein kleines Stück Fleisch, dafür hat man aber sehr lange an ihm zu beißen, bis man endlich durch ist. Dabei sieht unser mickriges Kerlchen nicht einmal so stark aus: klein, rot, blutig und immezu mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Seit Oktober ist dieses leckere Festmahl für Spieler mit Anspruch auf XBLA und seit November auch auf Steam erhältlich - ich werde euch nun einen kleinen Vorgeschmack geben und euch erklären, warum ich nicht mehr von Super Meat Boy wegkomme.


Einmal blutig, bitte!



Super Meat Boy ist extrem blutig. Sogar noch viel schlimmer, denn ganz egal, was man macht, es fließt Blut - immer und überall. Der Grund ist ganz einfach: unser kleines Heldenstückchen Fleisch aka Meat Boy ist noch nicht ganz durch und somit fließt literweise rote Flüssigkeit, wenn man es von links nach rechts oder in alle anderen Richtungen bewegt. Selbst beim Neustart der Stage liegt noch Blut verteilt, woran man auch den Weg erkennen kann, den man vorher gegangen ist. Das sind kleine, aber feine Details, die Super Meat Boy einfach liebenswert machen. Dabei sieht es nicht einmal so liebenswert aus, denn an allen Ecken und Enden eines jeden Levels warten tödliche Fallen oder Feinde. Herumschwebende seltsame Dinger, an denen Meat Boy einfach zerplatscht, wenn er sie berührt - oder gar gefährlich rotierende Kreissägen, die unseren Helden buchstäblich in Hackfleisch verwandeln! Doch ein echter Super Meat Boy Zocker gibt nicht auf. Er stürzt sich hinein in den mörderischen Maschinenpark und kämpft tapfer, um irgendwann das Ziel zu erreichen. Und was ist das Ziel? Bandage Girl, quasi die Fleisch-Peach, die jedoch direkt wieder von Dr. Fetus verkloppt und entführt wird. Denn Dr. Fetus hasst dich. Coole Begründung, oder? Das steht auch symbolisch für den Charakter dieses Spiels ...


Super Meat Boy


Rennen. Wandsprung. Wandsprung. Rennen. Wandsprung. Neeeeein!



Im Kern ist Super Meat Boy eigentlich verdammt simpel. Das einzige, was Meat Boy kann, ist rennen und springen und sich von der Wand mit einem weiteren Sprung abstoßen - einfache Aktionen, die in den komplizierten Levels auch unbedingt nötig sind! Denn wer dieses Prinzip der Einfachheit nicht versteht, der hat keine Chance in den späteren Stages. Zu Beginn mutet alles noch recht locker an: da muss man nur irgendwie von der einen Wand zur anderen springen, um eine höher gelegene Plattform zu erreichen und siehe da - da steht auch schon Bandage Girl und wartet auf uns. Doch natürlich wird es schwerer. Viel schwerer. Spätestens in der zweiten Welt werdet ihr anfangen zu fluchen und euch aufzuregen. Aber rein umfangtechnisch gesehen sind das ja erst knapp 40 der insgesamt über 300 Levels - und dann wird es erst richtig knackig, wenn man sich die späteren Welten ansieht. Zusätzlich gibt es neben der "einfachen" Light World noch die doppelt so schwere "Dark World", für die man Nerven aus Stahl benötigt. Nein, Super Meat Boy ist nicht so herausfordernd (sprich: frustrierend schwer) wie ein Mega Man 10, aber es ist verdammt nah dran. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: während man in Mega Man HP hat, stirbt man in Super Meat Boy bei jedem noch so kleinen Fehler und darf dann das komplette Level noch einmal wiederholen.

Glücklicherweise dauern alle Level nur um die 30 Sekunden maximal, allerdings benötigt man oft mehrere Minuten, bis man das Ziel erreicht. Man hat unendlich viele Versuche, es gibt kein Game Over und keine Lebensanzahl - und damit sorgt das Spiel für eine gewaltige Motivation, das Level doch irgendwie noch zu knacken. Ist ein Level wirlich zu schwierig, dann kann man es auch einfach überspringen. Das ist eine bequeme Möglichkeit, damit man nicht an ein paar vertrackten Stellen verzweifelt. Allerdings ist das Spiel niemals unfair, sondern immer äußerst komfortabel designt: teilweise gibt es sogar mehrere Wege, das Ziel zu erreichen, dabei ist oft auch ein Weg kürzer und/oder einfacher als der andere. Zusätzlich gibt es auch noch ein paar sammelbare Objekte, die in den Levels verteilt wurden, sowie anspruchsvolle Zeitrekorde, die es zu knacken gilt, um noch schwerere Stages freizuschalten - alles natürlich optional und damit nicht zwingend, um im Spielverlauf weiterzukommen. Dennoch kann ich nur sagen: die Stages der "Dark World" sind erst die richtig fordernden Levels, die Super Meat Boy auszeichnen. Und es sind die, die irgendwie auch am meisten Spaß machen.


Super Meat Boy


Stilsicher und einzigartig - Grafik und Akustik



Allerdings lässt das Spielgeschehen auf Dauer an Abwechslung vermissen: ein bisschen mehr Vielfalt im Gameplay wäre ebenso nötig gewesen wie etwas mehr Kreativität. Dem Stil des Spiels kann man das aber zu keinem Zeitpunkt vorwerfen, denn rein visuell ist Super Meat Boy schon ein Leckerbissen: es gibt nicht nur zahlreiche verschiedene Grafikstile, alle sehen auch noch klasse aus! Ob Neonfarben, Schwarz-Weiß-Stil á la Limbo oder "normaler" Stil - visuell gibt es viel Abwechslung. Das Gleiche gilt auch für die Inszenierung der "Story": zwar gibt es keinerlei Dialoge oder ähnliches, dafür aber extrem geile Zwischensequenzen mit einer gehörigen Portion Humor. Man merkt einfach in jedem Pixel, wie viel Mühe sich die beiden Entwickler gegeben haben und wie aufwändig das ganze Spiel gestaltet ist. Auch der Soundtrack ist ein Genuss für das Ohr: rockige Melodien versprechen Ohrwurmgefahr und in den sogenannten "Warp Zones" gibt es sogar ein paar Musikstücke im klassischen 8-Bit-Stil. Ein Beispiel ist gleich die erste Warp Zone im Wald: bitteschön. Aber richtig genießen kann man die Musik erst, wenn man dazugehörig auch das Spiel laufen hat ...



Tim

Fazit von Tim:

Super Meat Boy ist verdammt fordernd. Es ist extrem cool designt. Und es rockt wie Sau. Kurz: es ist ein hervorragender 2D-Hüpfer alter Schule, der jeden Cent seiner Investition wert ist! Obwohl das Spielprinzip sofort verstanden und die Steuerung nach wenigen Sekunden kapiert ist, hat man aber mächtig daran zu knabbern, bis man es wirklich drauf hat. Spätestens dann aber gerät man in einen Flow aus Hüpfen, Rennen und Highscore-Knacken; in einen Flow, der lange anhält und kaum abbrechen will. Ja, Super Meat Boy macht einfach süchtig. Für mich ist es darum auch das beste Download-Spiel dieses Jahres: ich hatte mit keinem anderen Game auf XBLA, WiiWare, PC oder PSN mehr Spaß! Hoffentlich schleift Team Meat den Titel nicht direkt zum Schlachthof, sondern würzt noch mit einem Nachfolger nach, der dann noch ein wenig kreativer und abwechslungsreicher wird und mehr Vielfalt im Gameplay aufweist. Dann stehen auch den fünf Sternen nichts mehr im Wege. Und bis dahin gilt: Super Meat Boy rockt, rockt, rockt! Unbedingt zugreifen!

Herausforderung und Spielspaß in jedem Pixel: Super Meat Boy ist ein hervorragender 2D-Retro-Hüpfer mit einem außergewöhnlichen Design und rockigem Soundtrack.

Besonders gut finde ich ...
  • knackiger Hardcore-Hüpfer alter Schule
  • unkompliziert, aber sehr anspruchsvoll
  • wunderbar rockige Musikuntermalung
  • herrlicher Humor & gute Anspielungen
  • coole unterschiedliche Grafikstile
  • Suchtgefahr, Suchtgefahr, Suchtgefahr!
Nicht so optimal ...
  • keine große Vielfalt im Gameplay
  • teils frustrierend schwierig

Tim hat Super Meat Boy auf dem PC gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Tim selbst erworben.

Super Meat Boy - Boxart
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  • Entwickler:Team Meat
  • Publisher:Team Meat
  • Genre:Jump'n'Run
  • Plattform:PC, PS4, Xbox360, Wii, Switch, PSVita
  • Release:20.10.2010
    (PlayStation) 06.10.2015
    (Switch) 11.01.2018

Kommentare & Likes

Folgendem User gefällt der Beitrag: HerrBeutel
  • Darius
    #1 | 20. Dezember 2010 um 22:38 Uhr
    Und heute auch noch für 3,50 Euro bei Steam im Angebot [Link] ...
  • Khezul
    #2 | 31. Dezember 2010 um 16:12 Uhr
    Das Spiel ist so dermaßen hammerhart, dass mir der Hintern platzt! Ich werd's wohl nie durchspielen....   
  • Auge24.eu
    #3 | 7. Januar 2011 um 17:54 Uhr
    Ich weiß nicht... ich bin Vegetarier und trotzdem zocke ich das Spiel. Es ist absolut der hammer!!!

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