Dead Space - Review

Ich muss ja gestehen, trotz meiner Ambitionen habe ich bis heute keinen Teil von DEAD SPACE gespielt. Dabei stehe ich eigentlich auf gute Horror-Shooter. Als mich Kollege Michi allerdings vor kurzem darauf aufmerksam machte, dass EA im iTunes Store aus gegebenem Anlass einige richtig leckere Osterangebote im Petto hat, habe ich natürlich mit den Ohren geschlackert. Ein paar Klicks später landete für schlappe 79 Cent (statt der regulären 7,99€) DEAD SPACE auf meinem iPad 2 und ich war gespannt, wie sich der Titel auf dem Tablet so spielen würde - und ob das Zerhacken der Gegner genau so viel Spaß macht, wie bei den großen Brüdern.

Jaja - und ich bin wieder Schuld an der ganzen Scheiße!



Wie so oft im Genre geht alles noch ziemlich unspannend los. Nach einer recht schicken Einführung in ansehnlicher InGame-Optik, bekommen wir die Kontrolle über Vandal, den frisch gelandeten Arbeiter einer Mining-Corporation, die auf dem größten Saturnmond Titan eine Station rund um selbigen aufgebaut hat. Das Tutorial nimmt uns sofort an die Hand und führt uns durch die ersten Korridore, welche mit schicken Licht- und Partikeleffekten begeistern. Kurz darauf bekommen wir nicht nur von einer unbekannten Stimme den Auftrag, einige Systeme zu sabotieren, sondern auch unsere erste Waffe - den bekannten Plasma Cutter. Was dann folgt, ist obligatorisch und wohl bekannt. Die anfangs freundliche Stimme entpuppt sich als fanatischer Anhänger der sogenannten Church-Organisation, die die Menschheit tot sehen will, wir waren das Instrument und ab sofort schlurfen Nekromorphe durch die Anlage, die alles töten, was nicht bei drei hinter der Schutzwand verschwindet.

Der Chef der Mining-Corporation, Hans Tiedemann (bei DEAD SPACE Fans sollte bei dem Namen was klingeln) findet das alles gar nicht so lustig und weist uns nach einem ordentlichen Anschiss darauf hin, dass wir als gelernter (und einzig noch lebender) Mechaniker die letzte Hoffnung sind, jetzt noch diese Invasion einzudämmen. Fortan müssen wir uns durch Röhren und Gänge bewegen und auch außerhalb der Station tapfer gegen die Kreaturen kämpfen, die wir dank Bergarbeiter-Werkzeug schön blutig bearbeiten können. Mehr verrate ich an der Stelle auch nicht von der Story, denn wie ihr zum Beispiel schon an Herrn Tiedemann erkennt, erzählt DEAD SPACE auf dem iPad / iPhone eine eigene Geschichte und spielt im Zeitraum von DEAD SPACE: IGNITION (also rund 3 Jahre nach DEAD SPACE) und bildet somit eine Brücke zwischen dem ersten und dem zweiten Teil - wobei ihr natürlich keine große und epische Saga an der Stelle erwarten dürft; es ist immer noch ein Spiel für knapp 8€. Entsprechend werden euch die Plots und Twists nicht unbedingt mit einem "Achsoooooo!" vom Hocker reißen.


Dead Space



Blutiger Horror zum Anfassen und tollfinden? There's an app for that!



Wie anfangs erwähnt, nimmt euch zu Beginn das Tutorial an die virtuelle Hand und geleitet euch bei euren ersten Schritten. Die Steuerung erfolgt über virtuelle Steuerknüppel, was erstaunlich gut und vor allem sehr präzise funktioniert. Sobald ihr eine Waffe habt, geht ihr mit einem Druck auf das Display in den Zielmodus und könnt dann anfangen, eure Gegner zu zerlegen, was dank der exzellent Steuerung problemlos funktioniert: hier ein Bein weniger, dort die Arme ab - oder am Besten gleich den Kopf. Erst bei mehreren Gegnern kommt es hin und wieder bei hektischen Bewegungen zu Aussetzern - die halten sich aber in Grenzen. Türen öffnet ihr durch einen Druck auf die Mechanik, Kisten zerstören und Nahkämpfe austragen wird durch wischen in die entsprechende Richtung gelöst.

Auch sonst kann DEAD SPACE begeistern. Die Grafik reicht von blutig-morbide bis richtig hübsch, gelegentliche Licht- und Partikelspielereien locken kurze "Hui!"-Rufe hervor und vor allem die Spaziergänge auf der Außenseite, inklusive blendender Sonnenstrahlung, können das Auge erfreuen. Da sieht man auch gerne über matschige Texturen und fehlendes Anti-Aliasing hinweg. Kompromisslos gut ist der Score, der nicht nur glasklar sondern auch abwechslungsreich daher kommt und den Horror teilweise so gut transportiert, dass ich mich in der Tat das ein oder andere Mal erschrocken habe. Das mag aber auch mit daran liegen, dass der Spieler dank der Spieleplattform den Horror quasi in den Händen hält und ihn zum Beispiel in Nahkämpfen direkt "berühren" kann. Da sämtliche Infos und Interaktionsflächen - wie auch in den großen Vorbildern - über Displays direkt im Spiel angezeigt werden, die man ebenfalls berührt, kommt ein richtig tolles und "echtes" Spielgefühl rüber. Auch Kisten und Belohnungen werden durch aktive Benutzung zerschmettert bzw. aufgesammelt.

Apropos Belohnungen: Auf eurem Streifzug durch die Station, findet ihr natürlich nicht nur unzählige Kreaturen, die euch an die Rüstung wollen, sondern auch Extras wie Credits und Energieknoten. Während ihr mit den Credits an aufgestellten Automaten euren RIG (der schicke Ganzkörper-Anzug) in drei Stufen aufrüsten oder auch eure Waffen mit frischer Munition versorgen könnt, sind die Energieknoten eine wichtige Ressource im Spiel. Sie sind sehr selten und ihr könnt sie für zweierlei nutzen. Entweder ihr behaltet sie und öffnet hin und wieder verschlossene Türen, hinter denen sich haufenweise Credits, Munition und sonstiger Kram verbirgt - oder ihr nutzt sie, um eure Ausrüstung zu verbessern: Höhere Kapazität für das Magazin, mehr tragbare Munition oder erhöhte Schadensresistenz für den RIG. Die Optionen sind vielfach, aber sind mit einmaligem Durchspielen nicht alle freischaltbar.

... apropos Horror - DLCs dürfen nicht fehlen.



Hier gibt es folglich zwei Möglichkeiten. Notorische Perfektionisten, wie ich einer bin, spielen DEAD SPACE danach noch einmal durch und vervollständigen dann die restlichen Upgradeoptionen. Dann gibt es noch die ungeduldigen Spieler, die gerne immer alles sofort haben wollen und EA wäre nicht EA, wenn EA nicht auch natürlich an solche Spieler gedacht hätte. Daher gibt es im Spiel folgerichtig auch eine DLC-Abteilung, in der man diverse Extras zu teils absurden Preisen kaufen kann. So gibt es für knackige 2€ das "Panzerungsintegritäts-Modul", das dauerhaft den erlittenen Schaden senkt und für nochmals knapp 2€ sorgt das "Waffenausstoß-Modul" für etwas mehr Schaden der eigenen Knarren. Wer dann nochmal 2€ drauf legen will, bekommt den "Credit-Booster", der die Chance erhöht, dass getötete Gegner Credits fallen lassen. Die richtig ungeduldigen Spieler können sich für 4€ dann gleich noch 20 Energieknoten dazu kaufen. Da man für alle Upgrades im Spiel schätzungsweise um die 60-80 Knoten braucht, kann man sich jetzt selbst ausrechnen, was man EA in den Rachen werfen kann - insofern man das auch möchte, versteht sich. Nichts gegen kleine Helferlein, aber wenn ich nach 2-3 In-App Käufen schon mehr Geld reinstecke, als das Spiel kostet, dann frag' ich mich auch, worin der Sinn besteht - zumal DEAD SPACE so gut wie nie unfair und unschaffbar ist. Da nehme ich mir doch lieber die Zeit und jage Vandal nochmals über die Station.

Zum Abschluss ist Zeit noch ein gutes Stichwort. Bei meinem ersten Durchgang habe ich knapp 5 Stunden mit DEAD SPACE verbracht - mehr als ordentlich, wenn man den regulären Preis für gerade mal 7,99€ (iPad Version) beachtet. Großartig gestorben bin ich nicht und da das Leveldesign recht linear ist, kann man auch nur wenig Zeit mit Erkunden der Spielwelt verplempern. Ein Achievement (klar, die gibt's auch!) gibt es, wenn ihr den Titel in unter zwei Stunden packt, was ich für sehr knackig halte. Aber vielleicht werde ich auch einfach nur alt. Und langsamer.
HerrBeutel

Fazit von Philipp:

Dead Space auf dem iPad hat mich wirklich überrascht. Obwohl ich keinen der "großen" Ableger gespielt habe und mir daher sicher der ein oder andere "Aha, schau an!"-Moment verweigert blieb, hatte ich immensen Spaß mit der Tablet-Version. Die Grafik ist wirklich gut gelungen für ein solches Gerät, der Sound und die erschaffene Atmosphäre lassen über die ein oder andere matschige Textur hinwegsehen. Das Zielen und Bewegen mit den virtuellen Pads geht erstaunlich gut von der Hand, nur ganz selten wurde es etwas hektisch. Die Level sind recht unterschiedlich gestaltet und so wechseln sich Korridore mit organischen Gängen und Spaziergängen auf der Außenhülle ab. Hin und wieder lockern kleinere Knobel- und Fummelspielchen das Geballere auf und das Upgrade-System hält ebenfalls bei der Stange, was sich auch auf den Wiederspielwert auswirkt.

Etwas Unmut verursacht die DLC-Abteilung, die zu teils horrenden Preisen virtuelle Güter wie stärkere Durchschlagskraft oder bessere Panzerung an den Spieler bringen will. Benötigt habe ich nichts davon, da DEAD SPACE stets fair ist und die Speicherpunkte gut gesetzt sind. Einzig enttäuscht hat das Finale bzw. die Story, die sämtliche Twists und Wendungen schon kilometerweit durch den fauligen Geruch erahnen lassen. Trotz allem ist DEAD SPACE definitiv seine 7,99€ (iPad) bzw. 5,49€ (iPhone / iPod Touch) wert. Fans des Franchise sollte auf jeden Fall zugreifen, wer nur im entferntesten etwas mit dem Genre anfangen kann, kann ebenfalls bedenkenlos zugreifen.

Besonders gut finde ich ...
  • Tolle Präsentation
  • Gelungene Atmosphäre
  • Intuitive Steuerung
  • Abwechslungsreiche Level
  • Mehrere Stunden Spielzeit
  • Hoher Wiederspielwert
Nicht so optimal ...
  • Story keine Offenbarung
  • Hin und wieder etwas zu hektisch
  • Finale mehr als unbefriedigend
  • In-App Käufe / DLCs
  • Kein Multiplayer

Philipp hat Dead Space auf iOS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

Dead Space - Boxart
  •  
  • Entwickler:Visceral Games
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Survival-Horror
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360, iOS
  • Release:23.10.2008