Order & Chaos Online - Review

Gameloft ist nicht nur eine der produktivsten Entwicklerfirmen, wenn es um Spiele für mobile Endgeräte geht, sondern auch eine führende Dominanz in Apples AppStore. Vor wenigen Tagen erschien dort Order & Chaos für iPhone / iPad und verspricht nicht nur, die MMORPG-Faszination auf die mobilen Geräte zu bringen, sondern auch das Spielgefühl zu revolutionieren. Wieso also nicht mit einem Spiel, das als kleiner Bruder von World of Warcraft durchgehen könnte? Ich habe mich mit Michi in die Fantasy-Welt gestürzt und wir verraten euch, ob der Titel wirklich eine Revolution oder eben doch nur eine dreiste Kopie aus China ist.

Ein Reisebericht aus der Welt von weit, weit weg


Es war ein komischer Gedanke, als ich die App im iTunes Store entdeckt habe. Ein vollwertiges MMORPG auf einem Tablet, zum Zocken auf der Couch? Der Gedanke daran ist schon merkwürdig, aber die Neugier hat gesiegt. Für 5,49€ landete der WoW-Klon aus dem Hause Gameloft auf meinem iPad - inklusive dreier Spielmonate. Ja, richtig gehört! Wie die großen Brüder wird nach dem dritten Monat zum Zocken Geld verlangt. Preislich geht man hier allerdings mehr als nur sparsam an die Geldbörse der Spieler: Ein Abo über 6 Monate kostet 2,39€, 3 Monate schlagen mit 1,59€ zu Buche und wer einfach nur mal wieder einen Monat in die Fantasywelt abtauchen will ist mit 0,79€ dabei. Das ist durchaus akzeptabel - man muss halt auf die "Fart-Button"-App verzichten. Ich selbst war jetzt knapp zwei Wochen unterwegs und bin mit Level 20 von maximal Level 60 noch nicht mal annähernd im End-Content angelangt. Aber für einen ersten Bericht reicht es.

Order & Chaos Online


Couchpotato trifft MMORPG - ein ungewohntes Gefühl.


Es fühlt sich merkwürdig an, wenn man Order & Chaos Online zum ersten Mal startet. Alles ist irgendwie erstaunlich bekannt. Charaktererstellung, Rassen- und Klassenwahl. Auch die Wahl vom Server darf natürlich nicht fehlen. Dann noch einen Namen wählen und schon befindet man sich mitten im Spiel. Der Blick landet auf der Figur, dem ersten Questgeber und einer Optik, die ebenfalls sofort an World of Warcraft erinnert - und die für ein Tablet erstaunlich detailliert und farbenfroh daherkommt. Ein Tutorial nimmt den Spieler sofort an die Hand, die Steuerung ist dabei toll gelöst und der Spieler findet sich sofort damit zurecht. Man bewegt seinen Charakter via Touch-Sticks, wie es bei vielen Spielen des Genres (zuletzt beim großartigen Dead Space) üblich ist. Der Clou ist allerdings, dass die Sticks keine fest definierte Position haben, sondern das komplette linke Viertel als potentielle Steuerungsfläche nutzbar ist. Das hat den Vorteil, dass ihr das iPad nicht immer in optimaler Position halten müsst, sondern auch mal den Daumen entspannen könnt, ohne gleich den Knopf zu verfehlen - die Steuerung richtet sich hier ganz nach euch. Selbiges gilt natürlich auch für das Umsehen auf der rechten Seite. Questgeber, Gegner und Objekte werden einfach durch Antippen ausgewählt und die Skills werden über ein Steuerrad am Bildschirmrand aktiviert. Dabei sind immer drei Skills sofort auswählbar, die anderen können durch "drehen" des Rades ausgewählt werden. Schöner wäre es zwar, wenn man die Fläche des iPad-Screens nutzen würde und man einfach mehr Fähigkeiten auf einmal sehen könnte, da es sich bei dem Titel allerdings um eine Multi-App handelt, muss man auch die iPhone-User berücksichtigen - und da ist der Platz dann doch arg eingeschränkt.

Ansonsten findet man alles da, wo man es sonst bei den großen Rollenspielen auch erwarten würde. Es gibt ein Inventar, einen Charakterscreen, Rüstungsplätze, Fertigkeitenbäume und - man höre und staune - auch die Crafting-Ecke, dazu aber später mehr. Mit einem Druck auf den rechten Bildschirmrand könnt ihr noch Item-Plätze für schnelles Auswählen von Tränken und Sprüchen aktivieren und wenn ihr auf den unteren Rand drückt, taucht die Chatfunktion auf. Auch hier ist alles bekannt und reicht vom Global-Chat bis hin zu Party-, Gruppen- und Privatkonversationen. Für die schnelle Kommunikation mit dem Gegenüber stehen einige Kurz-Interaktionen wie "Winken" oder "Bedanken" zur Verfügung, die optisch auch nett umgesetzt wurden. Selbstredend, dass auch ganz normal gehandelt werden kann. Wie ihr seht, bietet Order & Chaos Online tatsächlich all das, was auch entsprechende Spiele auf PC und Mac so bieten - nur in der Form eines handlichen Tablets.

Kann mal bitte jemand die Cash-Cow melken?


Natürlich gibt es hier und da Abstriche. Das Crafting-System beschränkt sich auf drei Berufe (Schneider, Gärber, Schmied), ist deshalb aber nicht weniger komplex. Ihr sammelt Materialien, kauft euch die Rezepte und steigert so eure Fähigkeiten. Im Auktionshaus könnt ihr Sachen verkaufen, durch Gildenbeitritte neue Kontakte knüpfen und Questgruppen bilden. Ob es später Instanzen und Raids gibt, kann ich leider noch nicht beantworten - bisher ist noch niemand im End-Content angelangt. Was es geben wird, sind PvP-Arenen, welche allerdings noch nicht begehbar sind und später via Patch nachgereicht werden sollen. Wer Gameloft kennt, weiß allerdings, dass die Firma es mit Patches nicht ganz so eilig hat - es bleibt zu hoffen, dass der Support für den Titel nicht sofort ad acta gelegt wird.

Womit wir auch beim Thema Firmenpolitik wären und dem größten Kritikpunkt an Order & Chaos Online. Dass sich der Titel mehr als dreist beim Genreprimus World of Warcraft bedient, ist zwar offensichtlich, aber für mich kein großer Kritikpunkt. Lieber gut geklaut als schlecht selbst erfunden - aber: Gameloft will Kohle sehen. Zwar ist es so, dass die einzigen fixen Kosten die oben genannten monatlichen Gebühren sind, allerdings gibt es natürlich auch Kaufoptionen im Spiel. Das kleinere Übel davon sind Runen, die man z.B. gegen eine kostenlose Wiederbelebung eintauschen kann und dem Spieler im besten Fall die Sohle schonen. Das größere Übel aber ist die Option, Währung - also Gold - zu kaufen. Vor allem zu Beginn sind Gegenstände, neue Fertigkeiten und Rezepte teuer und der Inventarplatz stark begrenzt. Selbiger lässt sich durch Goldinvestition zwar erhöhen, bis allerdings das erste Gold verdient ist, vergehen einige Spielstunden. Warum also nicht 79 Cent investieren und sich die zusätzlichen Slots direkt kaufen? Um sicher zu gehen, dass das genug Leute machen, sind Händler in den Städten recht selten gesetzt, so dass man meist vor die Wahl gestellt wird, lange Fußwege in Kauf zu nehmen, um das Gepäck zu leeren oder nicht doch lieber "geschwind" nochmals ein paar Euro in zusätzliche Einheiten Gold verwandelt. Kein Wunder also, dass "1 Gold", "6 Gold" und "5 Runen" aktuell die Top In-App-Käufe Liste anführen. Einige total bekloppte fanatische Spieler haben es dann auch geschafft, die "150 Gold" für schlappe 79,99€ in die Top-10-Liste zu katapultieren. In erspare mir an der Stelle jeglichen Kommentar und kann nur sagen, dass ich dann doch lieber ein paar Minuten länger mit vollem Inventar umher renne - gelohnt hat sich das, mittlerweile kann ich mich über Goldmangel nicht beschweren. Mein Geldbeutel dankt es mir ebenfalls.




HerrBeutel

Fazit von Philipp:

Es ist schon ein wenig merkwürdig, wenn man Order & Chaos Online das erste Mal spielt. Alles wirkt vertraut, man weiß sofort, was zu tun ist. Questen, Mobs töten, viel laufen, leveln und mit anderen Spielern agieren. Nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal keine Maus und Tastatur bediene, sondern bequem auf der Terrasse liegen und mit meinen Fingern spielen kann. Wer in seinem Leben auch nur ein oder zwei Rollenspiele gespielt hat, wird sich - auch dank des Tutorials - sofort zurecht finden und in die Welt abtauchen können. Das beinhaltet die Stärken vom Suchtfaktor "Nur noch Level X werden" oder "Nur noch diese eine Quest", aber auch die Schwächen eines jeden MMORPG; Mobs grinden und ständiges Hin- und Hergelaufe inklusive. Trotz allem überwiegt der positive Charakter des Titels, was nicht zuletzt an der Faszination der Plattform liegt.

Negativ bleibt allerdings anzumerken, dass Gameloft es ermöglicht, nicht nur "netten Kram", sondern auch spielrelevantes Gold gegen bare Münze zu kaufen - das verschafft zahlungswilligen Idioten Kunden einen gehörigen Vorteil, vor allem zu Beginn, wenn der Inventarplatz begrenzt und Erweiterungen teuer sind. Auch bleibt fraglich, ob es Gameloft mal schafft, länger als ein paar Wochen ein Spiel mit Updates zu versorgen, ohne schon wieder mehrere Nachfolger auf den Markt zu pfeffern.

Nichtsdestotrotz sollte man Order & Chaos Online unbedingt mal anzocken, wenn man auch nur im Entferntesten etwas für Rollenspiele übrig hat. Dass Gameloft hier eine funktionierende MMORPG-Welt auf ein Tablet gezaubert hat und das Spiel sich auch noch "vollwertig" anfühlt, grenzt nämlich tatsächlich an so etwas wie eine kleine Revolution - auch wenn sich dabei fast schon in dreistem Ausmaß bei World of Warcraft bedient wird.

Besonders gut finde ich ...
  • riesige Spielwelt
  • tolle Grafik & Präsentation
  • vollwertiges Spielgefühl
  • echtes MMORPG-Feeling
  • Questen, Craften & Leveln wie "in Groß"
  • komplexes Wirtschaftssystem
  • Preis-/Leistungsverhältnis
Nicht so optimal ...
  • dreist geklaut von World of Warcraft
  • Cash-Cow bis zum Abwinken
  • Komfort-Abstriche
  • iPhone Version kaum spielbar
  • WLAN nötig zum Spielen

Philipp hat Order & Chaos Online auf iOS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Gameloft zur Verfügung gestellt.

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  • Entwickler:Gameloft
  • Publisher:Gameloft
  • Genre:MMORPG
  • Plattform:iOS, Browser
  • Release:27.04.2011

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 5 Gästen.
  • Darius
    #1 | 14. Mai 2011 um 21:32 Uhr
    Sieht aus wie F2P-Crap und liest sich auch so. Wer's braucht.   
  • Mario
    #2 | 14. Mai 2011 um 23:03 Uhr
    Habe seit 2003 das zu unrecht Untergegangene Ngage und spiele sogar heute noch "Pocket Kingdom" von Sega  Auf meinem Touchscreen LG komm ich aber null klar bei so ziemlich jedem Spiel.Bin wohl einfach zu alt oder hab Elefantenfinger  ...Was O & CO betrifft, kanns nur gut sein,ist ja von Gameloft.
  • Placebo
    #3 | 15. Mai 2011 um 11:45 Uhr
    Gebe Kithaitaa eigentlich recht. Nur soll es Leute geben die noch nie Wow gespielt haben oder ein anderes MMORPG und ich kann dir sagen die sind begeistert von Order & Chaos Online.

    Die schauen mich immer ganz böse an wenn ich sage : das gibt es alles besser auf dem PC.
  • Philipp
    #4 | 15. Mai 2011 um 12:00 Uhr

    Placebo: Gebe Kithaitaa eigentlich recht. Nur soll es Leute geben die noch nie Wow gespielt haben oder ein anderes MMORPG und ich kann dir sagen die sind begeistert von Order & Chaos Online. Die schauen mich immer ganz böse an wenn ich sage : das gibt es alles besser auf dem PC.


    Hey Placebo. Natürlich gibt's das "besser", aber es ist einfach für mich die Faszination, ein MMORPG auf einem Tablet zu spielen - obwohl ich WoW und andere Spiele gespielt habe  . Aber eben auch mal ohne Maus & Tastatur so ein Genre zu zocken ist einfach klasse. Brauchen tut das natürlich niemand, aber da kann man auch fragen, ob man ein iPad braucht.   
  • mario
    #5 | 7. August 2011 um 20:33 Uhr
    juhu ich zocke das spiel seid release und ich muss sagen es sieht für ein tablettgame sehr gut aus, es läuft flüssig, es macht spass.
    ich habe fast alle mmorg ausprobiert die es gibt oder gab, seit der open beta bin ich bei hdro (mit lifetime) und o+o gehört wahrlich nicht zu dem schlechtesten was ich so spielte.
    und die grafik für ein tablett ist sehr gut.
    gruss
    mario

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