Der einst persische Prinz lässt die Fäuste sprechen

Mit einer neuen Filmkritik melde ich mich aus dem aufregenden Las Vegas, die Stadt der Glücksspiele, aber auch der MGM Grand Garden Arena, in der u.a. schon Cassius Clay alias Muhammad Ali und Mike Tyson geboxt haben. Southpaw ist der neue Film des Regisseurs Antoine Fuqua, der bereits mit Training Day seinen Durchbruch hatte und sich spätestens mit Shooter einen Namen gemacht hat. Die Geschichte dazu stammt aus der Feder Kurt Sutters, dem Schöpfer der Erfolgsserie Sons of Anarchy. Die Namen klingen vielversprechend, doch lohnt es sich wirklich, den Kampf "live" im Kino zu sehen oder reicht später der Gong aus den heimischen Boxen?


Boxen 1x1



Beginnen wir mit einer kurzen Begriffserläuterung. Southpaw steht für die Kampfhaltung, bei der die rechte Hand und der rechte Fuß vorne sind, demnach schlägt der Boxer den Jab mit seiner rechten und den Cross mit seiner linken Hand. Es ist die Standardkampfhaltung für Linkshänder und demnach auch von Billy "The Great" Hope, dem Protagonisten des Films. Das ist auf den ersten Blick jedoch schwer zu erkennen, da Billy relativ wenig von Deckung hält, aber dazu gleich mehr.


Von der Straße in den Ring und zurück?



Billy "The Great" Hope, gespielt von Jake Gyllenhaal, ist der amtierende Junior-Mittelgewichts-Champion, der – zur Unzufriedenheit seiner Frau Maureen – immer erst dann sein Bestes gibt, wenn er bereits einige Schläge einstecken musste. Dementsprechend lädiert sieht er nach seinen Kämpfen auch aus und ginge es nach Punkten, würde er wohl nur die wenigsten davon gewinnen. Jedoch weiß Billy, noch bevor es zum finalen Gong kommt, seine Gegner auszuknocken und so die Kämpfe für sich zu entscheiden. Gerade als Maureen ihn davon überzeugen konnte eine Pause einzulegen, kommt es nach einer Gala für das städtische Waisenhaus zu einem Gerangel zwischen Billy, dem Boxer Miguel "Magic" Escobar (Miguel Gomez) und deren Personenschützern. Dabei fällt ein Schuss, durch den Maureen (Rachel McAdams) tödlich verletzt wird und in Billys Armen stirbt.

Noch völlig mitgenommen von dem Tod seiner Frau geht Billy erst einen Vertrag über drei weitere Kämpfe ein, die seinem Manager Jordan Mains, gespielt von Curtis "50 Cent" Jackson, 30 Millionen US-Dollar einbringen sollen. Durch eine groben Regelverstoß und den damit verbundenen Tatbestand der Körperverletzung wird dieser Vertrag jedoch aufgelöst und so verliert Billy nicht nur die Möglichkeit, sein Vermögen zu halten, sondern auch noch das Sorgerecht für seine Tochter. Außerdem bekommt er eine einjährige Sperre und darf an keinen gelisteten Kämpfen teilnehmen. Völlig am Ende und ohne jeden Cent in der Tasche sucht er in Tick Wills (Forest Whitaker) Boxstall die Möglichkeit für einen Neuanfang, nicht nur, um wieder in den Boxring zu kommen sondern vor allem um das Sorgerecht für seine Tochter zurückzuerhalten.




Let’s get ready to Rumble!



Wie es von einem Boxfilm nicht anders zu erwarten ist, machen Kampfszenen einen großen Teil des Films aus, doch anders als in so manch anderem Film sieht man dabei keine albernen Kampfhaltungen, wirre Schläge und die Fähigkeit der Boxer, hunderte davon spurlos wegzustecken. Stattdessen überraschen Jake Gyllenhaal und seine Kontrahenten mit authentischen Bewegungen, die – auf Grund der dynamischen Kamera und den Schlaggeräuschen – zwar weitaus imposanter wirken als die Fernsehübertragung eines Boxkampfes, aber keinesfalls unglaubwürdig oder gar übertrieben. Kein Wunder, denn um der Rolle von Billy "The Great" Hope gerecht zu werden, hat Jake über fünf Monate hinweg mehrmals täglich dafür trainiert.


Ganz schön cool... und ganz schön platt!



Während Antoine Fuqua für die Inszenierung verantwortlich war, hat – wie bereits erwähnt – Kurt Sutter das Drehbuch zu Southpaw geschrieben und das merkt man dem Film an. Die Tiefe der Charaktere bei gleichzeitig flacher Story erinnern stark an Sons of Anarchy. Schenkt man lediglich der Geschichte Beachtung, kann maximal von Durchschnitt die Rede sein, allerdings machen das die Charaktere selbst und auch die Schauspieler dahinter wieder wett.

Zu jedem Zeitpunkt scheint der Film vorhersehbar, doch das zügelt keinesfalls den Spaß. Fuqua und Sutter harmonieren hierbei sehr gut, denn jede Szene wirkt perfekt inszeniert. Das geht von der Kameraeinstellung, über das Ambiente hinweg bis zu den Personen. Untermalt wird das Ganze durch einen passenden Soundtrack, der sich verschiedener Musikgenre bedient.

Fazit von Kai:

Southpaw hat mir wirklich gut gefallen. Zwar kam es zu keinen großen Überraschungen, allerdings lassen die schauspielerische Leistung der Akteure und die grandios inszenierte Action schnell darüber hinwegsehen. Der Film macht Spaß, ganz besonders dann, wenn man sich für den Boxsport interessiert. Dazu genießt der Film den Vorteil, dass er als erster, aktueller Film zum Thema Boxen in die Kinos kommt und in gewisser Weiße ein neues Benchmark setzt. Das muss der Nachfolger der Rocky-Reihe mit dem Titel Creed, der bereits im November in die amerikanischen Kinos kommt, erstmal schaffen zu toppen.

Für Southpaw kann ich eine klare Empfehlung aussprechen. Der Gang ins Kino lohnt sich auf jeden Fall, da spätestens bei den Kämpfen die Heimkinoanlage nicht mehr mithalten kann und keinesfalls Ersatz bietet.

Wir danken Tobis für die Einladung zur Film-Pressevorführung.


  • Southpaw
  • Regie:Antoine Fuqua
  • Schauspieler:Jake Gyllenhaal, Rachel McAdams, Forest Whitaker ...
  • Genre:Drama, Sport
  • Kinostart:20. August 2015