The Wolf Among Us - Review

Spätestens mit The Walking Dead hat Telltale Games seine angestaubten Abenteuer-Spiele aufgefrischt und ihnen mit einer Ausrichtung als Graphic-Novel-Adventure einen neuen Anstrich verpasst. Packende Stories mit dezenten Interaktions-Einlagen, gepaart mit einem modernen Grafikstil. Das hat gewirkt. Zum großen Erfolg hat sicherlich auch die bekannte Serie- und Comic-Reihe von Robert Kirkman beigetragen, doch schlussendlich hat es Telltale verstanden, die Spannung und Dramatik in wohl dosierte, packende Episoden zu packen. Mit The Wolf Among Us folgte dann 2013 der nächste Streich, der kürzlich mit der fünften Episode sein Ende gefunden hat. Was die Märchenwelt von der Zombieapokalypse unterscheidet und wie meine Geschichte mit den Fabelwesen verlaufen ist, erzähle ich euch in meiner - natürlich spoilerfreien - Review.

Während wir seinerzeit bei The Walking Dead und anderen Episoden-Vertreten noch fast jede Episode einzeln mit einer Review bedacht haben, ist dies bei The Wolf Among Us nicht der Fall. Diese Spiele sind einfach zu storylastig, als das man da bei jeder Episode etwas sinnvolles und neues schreiben könnte, ohne sich zu wiederholen oder etwas zu spoilern. Daher habe ich eisern ausgeharrt, bis ich auch den fünften und letzten Teil, und damit die komplette Geschichte der ersten Staffel, hinter mich gebracht habe, um das Spiel Revue passieren zu lassen. Zwischendurch war ich nämlich ziemlich angefressen! Doch dazu später mehr. Eines aber vorweg: Spielt die Telltale (Episoden) Games möglichst am Stück bzw. nachdem alle Teile einer Staffel veröffentlicht wurden. Dazu später auch noch mehr.


Bigby, warum hast du ...



Auch TWAU basiert auf einer Comic-Serie, nämlich den Fables-Comicbüchern von Bill Willingham. Die Geschichte des Spiels stellt dabei eine Vorgeschichte (Prequel) zu den Büchern dar und beginnt mit einem blutigen Mord in Fabletown. Das ist die Stadt in der alle Märchenfiguren (Fables) mit bürgerlichen Rollen in Harmonie leben - sollten. Der Mord zeigt bereits, dass dies nicht der Fall ist und bringt auch gleich unseren Protagonisten auf den Plan. Sheriff Bigby, besser bekannt als der große böse Wolf, sorgt in der Stadt der Fabelwesen für Recht und Ordnung. Zumindest versucht er es.

Die blutige Tat ist noch das harmloseste, womit ihr es im neusten Werk von Telltale Games zu tun bekommt. Die "USK 18"-Einstufung kommt sicherlich nicht von ungefähr, ist meiner Meinung aber zu hoch. Es gibt sicherlich viele blutige Situationen und ein allgemein erwachsenes Thema, aber speziell durch den comichaften Grafikstil sehe ich keine Veranlassung, dass man hier zum roten Aufkleber greift. Doch damit wollen wir uns nicht weiter aufhalten.


The Wolf Among Us
Der große böße Wolf: Einfühlsam Edition.


Spieglein, Spieglein, an der Wand ...



Über die Story werde ich nichts mehr verraten, maximal noch über teilnehmende Charaktere. Davon gibt es unzählige und es wird für den ein oder anderen sicherlich spannend sein, ob er das jeweilige Märchen dazu erkennt. Bigby ist klar, der untersteht Snow White und die wiederum Ichabod Crane, der Buffkin als Helfer in seinem Archiv hat. Dann wären da noch die Schöne und das Biest, sowie gut drei Dutzend weiterer Figuren, die ihr fleißig zuordnen könnt und die im Laufe der Geschichte auf die Bühne treten. Die sieben Zwerge sind im übrigen nicht dabei, oder etwa doch?!

Das Gameplay während eures Abenteuers ähnelt dabei stark dem aus The Walking Dead. Das heißt, es erwartet euch ein Mix aus Dialog-Auswahlaufgaben mit und ohne Zeitdruck, eine Prise Quick-Time-Events, gepaart mit einigen schnellern Events die man auch als Action-Sequenzen betiteln könnte. Rätsel? Nun, davon gab es bereits in TWD kaum bis gar keine und so ist es auch hier. Alle Objekte mit denen ihr interagieren könnt werden sowieso als Hotspot angezeigt und, wenn ihr auf selbigen zeigt, auch eure Interaktions-Möglichkeiten; viel Grips benötigt es da nicht. Das Gameplay ist also ganz klar nicht das Highlight des Spiels, obwohl es sich immer wieder in das Storygeschehen einmischt und zum Ende hin fast eine dominante Rolle übernimmt.

Entscheidungen. Ein großes Thema bei TWD, ein großes Thema bei TWAU, aber hier leider nicht mehr derartig dramatisch und keineswegs auch spürbar. Alle Entscheidungen wirken sich zwar, so deutet es zumindest eine Message im oberen linken Bildschirmrand an, irgendwie auf den späteren Verlauf aus. Im Grunde werden diese jedoch nur am Ende der letzten Episode teilweise abgearbeitet, ohne sich dabei wesentlich auf den Ausgang oder den Verlauf der Story auszuwirken - Schade.


The Wolf Among Us
Don't Fuck with the Big Bad Wolf! Edition.


Telltale, Talltale, WTF?! ...



Ohne euch etwas Wesentliches aus der Story verraten zu haben, folgen nun wichtige Infos zur Technik. Spielt kein Telltale Games Spiel mehr auf den sogenannten Last-Gen Konsolen, also der Xbox 360 oder PS3, und kauft euch kein Episoden-Adventure zum Start. Die Engine war schon 2012 ziemlicher Murks und hat sich im aktuellen Spiel, so wie auch in The Walking Dead: Season Two, nicht verbessert. Ganz im Gegenteil. Für die Größe des Spiels (600-800MB je Episode) sind derartige Ladezeiten und Laderuckler schlicht unerklärlich und inakzeptabel. Auch die Lags während des Spielens, schon allen beim Start des Spiels und Laden des Menüs, sind eine Zumutung und Frechheit. Auf dem PC scheint dies nicht vorzukommen, die demnächst erscheinenden New-Gen-Versionen für PlayStation 4 und Xbox One würde ich dahingehend zunächst vorsichtig beobachten.

Nervig bis ärgerlich empfand ich leider auch die hier integrierten Achievements. Diese lassen sich nicht mehr, wie bei TWD, durch das einmalige Durchspielen komplett abarbeiten, sondern müssen durch umständliche Rückspul-Aktionen einzelner Story-Passagen, mit anderen Entscheidungen, herausgefischt werden. Das ist nicht nur aufgesetzt ("Hey, schau, wir haben einen Wiederspielwert!"), sondern wirkt sich im Zweifel auch auf das Storyerlebnis als solches aus, da man vorher eben andere Entscheidungen getroffen hat. Doof.

Last but not least, das Zeitmanagement von Telltale Games. Ursprünglich mit 4-6 Wochen Pause zwischen den einzelnen Episoden angepriesen, kann es auch mal 3-4 Monate dauern und dann wieder ganz schnell gehen. Wobei man in punkto Spielzeit je Episode ganz stark nachgelassen hat. Während wir in TWD und in der ersten Episode des Wolfs noch mit 2 Stunden Spannung erfreut wurden, hat man diese später auf 90 Minuten und dann auf gute 60 Minuten reduziert. So kommt man am Ende nicht mehr auf insgesamt 10+ Stunden Spielspaß über 5 Episoden verteilt, sondern nur noch auf knapp 7-8. Das ist schlussendlich, bei den aktuellen Sale-Preisen um die 12 Euro (Steam), zwar immer noch ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, zeigt aber meiner Meinung nach auch, dass sich Telltale mit den ganzen laufenden Projekten etwas übernommen hat.

Bei all der Kritik zum Schluss, bleibt festzuhalten, dass The Wolf Among Us ein gutes Graphic-Novel-Adventure geworden ist, für den ein oder anderen womöglich sogar noch packender als The Walking Dead. Wenn Telltale Games nun noch die Engine und für zukünftige Projekte den Zeitplan in den Griff bekommt, wäre das großartig.



Kithaitaa

Fazit von Darius:

Als Gesamtwerk betrachtet hat Telltale Games hier wieder ein erstklassiges Adventure geliefert, das mit dem Graphic-Novel-Ansatz erneut die Story-faszinierten Spieler anspricht, dafür aber erneut kaum bis gar keine Rätsel parat hält, sondern sich erneut auf Quick-Time- und Action-Passagen verlässt. Freunden der Fables-Comicreihe wird das Spiel gefallen und umgekehrt manchen Spieler womöglich zum Comic von Bill Willingham ziehen. Neben dem Artdesign bewegen sich erneut vor allem die Charaktere und deren englischen Sprecher auf sehr hohem Niveau. Die Engine treibt einen auf Last-Gen-Konsolen jedoch zur Weißglut: derartige Ladezeiten und Ruckler sind unerträglich und nervig. Das muss besser werden. Auch die Wartezeiten zwischen den Episoden variierten diesmal sehr stark, gepaart mit den kurzen Spielzeiten von 60-120 Minuten je Episode, verteilt auf 8 Monate, einfach unerträglich. Dennoch: Kaufen, Spielen! Jetzt erst recht!

Besonders gut finde ich ...
  • Spannende Story und Inszenierung
  • Artdesign
  • Charaktere & Sprecher
  • Musikuntermalung
Nicht so optimal ...
  • Veraltete Konsolen-Engine (Ruckler & Ladezeiten)
  • Wartezeit auf Episoden (Zeitplan)
  • Wiederholungszwang von Passagen für Achievements
  • vorerst nur komplett in Englisch (Deutsche Untertitel werden folgen)

Darius hat The Wolf Among Us auf der Xbox 360 gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Darius selbst erworben.

The Wolf Among Us - Boxart
  •  
  • Entwickler:Telltale Games
  • Publisher:Telltale Games
  • Genre:Adventure
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One, PSVita, iOS
  • Release:11.10.2013
    (PS4, Xbox One) 07.11.2014

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Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Atze, HerrBeutel ... und einem Gast.
  • Philipp
    #1 | 15. Juli 2014 um 20:13 Uhr
    Schade, dass sie diese Ruckler immer noch nicht ausgebessert haben. Aber TWD fand ich großartig und ich würd glaub ma einen Blick riskieren; auf dem iPad hab ich noch Episode 1 rumfliegen, vllt ma reinschauen  
  • Darius
    #2 | 15. Juli 2014 um 20:28 Uhr

    Haschbeutel: auf dem iPad hab ich noch Episode 1 rumfliegen, vllt ma reinschauen


    Die gab es ja auch für umsonst.   
  • Lenela
    #3 | 16. Juli 2014 um 15:21 Uhr
    Fand die Geschichte bzw. das Universeum von "Wolf Among Us" eigentlich sehr interessant, aber irgendwie hat mich die Geschichte von Episode zu Episode weniger gefesselt. Fand auch das Ende irgendwie "naja" und bin nicht so recht drauf klargekommen - vielleicht bin ich auch zu doof, um es zu verstehen. Ansonsten hat sich Telltale dem gewohnten Prinzip verschrieben, ohne etwas besser zu machen: Spielabstürze; ewige Ladezeiten; Ruckler, die "Action-Szenen" nahezu unspielbar machen; Antwortvorgaben, die zum Freeze führen... alles PS3. Naja, für nen Sale-Angebot war es Okay.

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