Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes - Review

Für alles gibt es ein erstes Mal. Dieses Sprichwort dürfte wohl allen bekannt sein und nun war es auch für mich soweit. Nein, nicht was ihr jetzt wahrscheinlich wieder denkt, hier geht es um Metal Gear Solid V: Ground Zeroes. Auch wenn MGS-Fans es vermutlich nicht für möglich halten werden, aber Ground Zeroes war mein erstes Metal Gear, das ich gespielt habe. Klingt komisch, ist aber wirklich wahr. Und vermutlich ist es auch das erste Metal Gear oder Spiel überhaupt, das lediglich einen Prolog, mit nur einer einzigen Mission, zu einem großen Spiel beinhaltet: Metal Gear Solid V: The Phantom Pain. Ja, die schon vielfach diskutierte Sache mit der Spieldauer von knapp zwei Stunden ist wahr. Was ich mit Snake sonst noch alles erlebt habe, erzähle ich euch in meiner Review.

Als Frischling im Metal-Gear-Universum fand ich es ziemlich cool, dass man mir eine "Hintergrund"-Option im Hauptmenü angeboten hat. Allerdings war ich doch schon etwas enttäuscht, dass sich dahinter lediglich 11 Screenshots mit Text verbargen, habe ich doch schon so viel von Hideo Kojimas Hang zu langen Cinematic-Szenen vernommen und hier eindeutig auch vermisst. Anyway, immerhin bekam ich einen groben Einblick in die Geschichte, der selbst eingefleischte Fans nicht immer ganz folgen können, schon allein wegen der recht chaotischen Chronologie. Nach den elf Screenshots war ich zumindest ein Stück weiter: Es geht um irgendwas mit einer Söldnertruppe und Snake ist der Big Boss und dann waren da noch Fox und Xof, CIA, Doppelagenten, Atomwaffen, Gefangene in Kuba und ... Kassetten.

Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes
Mit dem Zweiten ... Hat den absoluten Durchblick, Big Boss Snake.


Stealth-Action mit Tutorial-Charme



Nach dem Start des Spiels führt uns eine der bereits erwähnten Cinematic-Sequenzen in das aktuelle Geschehen ein, welches ein Jahr nach Metal Gear Solid: Peace Walker einsetzt, und recht fix können wir mit Snake endlich unsere erste Mission starten. Wir schreiben das Jahr 1975 und befinden uns vor einem Gefangenen-Camp, einer Black Site, in Kuba. Chico hat einen Notruf abgesetzt und ihn sowie Paz gilt es in dieser Mission zu befreien. Die anstehende Überprüfung durch die Internationale Atomenergie-Organisation, welche Atomwaffen in der Hand unserer Elitesöldner-Truppe vermutet, muss in diesem Augenblick erstmal warten.

Neben einer Betäubungspistole und einem tödlichen Gewehr haben wir auch ein äußerst praktisches Fernglas mit im Gepäck. Mit dessen Hilfe können wir nicht nur die Umgebung begutachten, sondern Gegner und Objekte markieren. Diese bleiben dann, dank unseres iDroid-PDA, für die restliche Dauer recht deutlich sichtbar angezeigt, was uns unsere Aufgabe erleichtert und unerfreuliche Begegnungen mit dem Feind verhindert. Zudem haben wir die Möglichkeit unsere Kommandozentrale zu kontaktieren, die uns zu Beginn noch hilfreiche "Tutorial"-Tipps liefert, im späteren Verlauf jedoch eher weniger hilfreiche Kommentare im Stile von "Beende die Mission" ablässt. Dafür können wir zum Erreichen unserer Missionsziele frei wählen wie wir vorgehen: Holzhammer, Ninja oder eine Mischung aus beiden. Da es sich um eine Militäreinrichtung handelt, werden bei der Holzhammer-Methode jedoch immer neue Einheiten auf euch losgelassen, wenn der Alarm erstmal losgeht. Sehr unpraktisch, also entscheide ich mich doch eher für einen Mix aus Stealth und Kollateralschaden.

Haben wir uns mit Skill und Betäubungspfeilen zum Gefangenentrakt vorgearbeitet, wo Chico gefangen gehalten wird, bekommen wir auch schon unsere neuen Befehle. Wir müssen den Jungen zu einer sicheren Stelle bringen, damit er per Hubschrauber aus dem Gefahrengebiet herausgeflogen werden kann. Das fand ich ziemlich cool, vor allem auch später bei Paz. Hier gilt es nicht wie zum Beispiel bei Thief "nur rein", und das "raus" wird in einer Zwischensequenz erledigt. Mit zusätzlichem Ballast auf der Schulter ist man natürlich in seinen Möglichkeiten eingeschränkt, kann zum Beispiel keine Leitern mehr besteigen oder völlig geräuschlos in Deckung gehen. Hat man Chico in Sicherheit gebracht, muss Snake die Doppelagentin Paz finden - als einziger Anhaltspunkt dient hier eine Kassette mit Aufnahmen während ihrer Verschleppung innerhalb des Lagers. Recht cool gemacht, auch wenn man auf der überschaubaren Anlage keine Probleme hat den Aufenthaltsort ausfindig zu machen.

Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes
Snakes Fetisch-Anzug kommt bei Regen besonders gut zur Geltung.


Auf unserem Weg dorthin entdecken wir auch fahrbare Untersätze, einen LKW oder einem gepanzertes Fahrzeug zum Beispiel. Diese kann man auch verwenden, allerdings werden wir durch Sicherheitskameras und das Wachpersonal genauso schnell entdeckt, wenn wir ihnen zu nahe kommen, dann geht die ganze Aktion mit dem Alarm und Geballer wieder los. Eine dieser Verkleidungen wie in Hitman: Absolution wäre ganz cool, gibt es aber nicht. Wir schleichen also weiter, entledigen uns ungünstig positionierter Wachen und verstecken diese in der nächstgelegenen dunklen Ecke, bis wir schließlich auch Paz finden und erneut den ganzen langen Weg zum sicheren Hubschrauber-Landeplatz schleppen müssen. In der Zwischenzeit haben sich die Wachen teilweise neu positioniert, auch das gepanzerte Fahrzeug ist nun besetzt und patrouilliert in der Gegend umher. Gefiel mir auch recht gut, da man sich so wieder auf eine neue Situation einstellen muss und nicht einfach den gleichen Weg rückwärts wieder hinausspazieren kann.

Am Ende bekommen wir erneut eine tolles Cinematic-Filmchen gezeigt und nach knapp zwei Stunden flimmern auch schon die Credits über den Bildschirm ... und dann kommt noch ein Filmchen, dann eine Missionsbewertung mit Freischaltung für weitere Herausforderungen und dann kommt, noch ein Filmchen - der Trailer zu Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain um genau zu sein.


Das war's jetzt?!



Technisch macht das Spiel einen guten Eindruck und läuft auf der PlayStation 4 ohne irgendwelche Ruckler oder Macken, auch die Ladezeiten sind sehr verträglich. Eine intuitive Steuerung lässt euch sehr schnell ins Spielgeschehen eintauchen und geht locker von der Hand. Der Schwierigkeitsgrad ist eher moderat, lässt sich dank der zusätzlichen "Extrem"-Stufe jedoch nochmals steigern, die KI ist auch nicht so dumm wie sie teilweise ausschaut. Die zusätzlich erhältliche Companion App, für das im Spiel integrierte iDroid-System, ist sicherlich eine nette Spielerei, brauchen tut man diese jedoch nicht unbedingt. Da würde ich bei Phantom Pain dann eher freies Speichern bevorzugen, denn die Checkpoints waren schon recht großzügig verteilt.

Die Sache mit der verhältnismäßig kurzen Spielzeit geisterte ja schon lange vor dem Release durch das Internet und basiert nachweislich auch nicht auf Speedruns von irgendwelchen Freaks (die schaffen die Mission in 10 Minuten), sondern auf der ganz normalen Spielweise von durchschnittlichen Spielern, wie mir. Obwohl man nach Beenden der Mission einen neuen Schwierigkeitsgrad und weitere Herausforderungen bzw. Prüfungen erhält, die sich jedoch auf dem gleichen Gelände befinden und zum Beispiel die Eliminierung von Deserteuren, Beschaffung von Geheimdokumenten oder die Befreiung eines Agenten beinhalten, wirkt das Spiel im Endeffekt schon etwas wie eine bessere Demo. Ob einem der Preis von 20 bzw. 30 Euro, je nachdem ob ihr zur PlayStation 3 / Xbox 360 oder PlayStation 4 / Xbox One Version greift, für diesen Umfang fair erscheint, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Mir persönlich wäre das, trotz der Preissenkung für die Next-Gen-Version, ein wenig zu hoch. Vielleicht wäre eine 10 Euro Anrechnung auf das finale Spiel eine gute Idee gewesen. Schlussendlich bleibt es dennoch ein guter Einstieg und lässt erahnen, was uns in MGSV: The Phantom Pain erwartet, das vermutlich Anfang 2015 erscheinen wird. Konami hat bereits bestätigt, dass sich gerettete Kriegsgefangene bzw. Personen im späteren Hauptspiel auswirken werden, auch die Übernahme von Spielständen wird möglich sein und soll sich positiv auf den Aufbau der Heimatbasis auswirken, so dass Ground Zeroes ein gewisser Wiederspielwert nicht abzusprechen ist.



Kithaitaa

Fazit von Darius:

Kojima Productions liefert mit Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes einen interessanten, allerdings etwas kurz geratenen Prolog zum kommenden Hauptspiel ab. Hinsichtlich der Story und Gameplay lässt es aber bereits erahnen, was Freunde von Stealth-Spielen im allgemeinen und Fans von Metal Gear im speziellen erwarten können. Technisch gibt es nichts zu meckern, doch beim Preis für dieses Spionage-Abenteuer werden sich die Spieler wohl nach wie vor uneinig sein - hier hätte Konami meiner Meinung nach eine Rabatt-Option für das Hauptspiel einbauen sollen. Dennoch bieten zusätzliche Nebenmissionen und die obligatorische Trophie-Jagd einen gewissen Wiederspielwert und steigern damit die rund zweistündige Spielzeit um weitere Stunden. Wer die Zeit bis Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain nicht mehr aushalten kann, und das komplette Paket spielen möchte, sollte spätestes bei einem günstigen Angebot zugreifen.

Besonders gut finde ich ...
  • Atmosphärische Grafik und Inszenierung
  • Intuitive Steuerung
  • Offene Welt mit spielerischer Freiheit
  • Musikalische Untermalung
  • Gameplay und Cinematics aus einem Guss
Nicht so optimal ...
  • relativ kurze Spielzeit/-umfang
  • Preis-/Leistungsverhältnis
  • nur deutsche Untertitel, englische Vertonung

Darius hat Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Konami zur Verfügung gestellt.

Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes - Boxart
  •  
  • Entwickler:Kojima Productions
  • Publisher:Konami
  • Genre:Third-Person-Action
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One
  • Release:20.03.2014
    (PC) 18.12.2014

Kommentare & Likes

Folgendem User gefällt der Beitrag: HerrBeutel
  • Sebastian
    #1 | 23. März 2014 um 13:22 Uhr
    Das erste überhaupt? Dann hol mal nach, verpasst ordentlich was  
  • Darius
    #2 | 23. März 2014 um 15:16 Uhr

    Sebastian: Das erste überhaupt? Dann hol mal nach, verpasst ordentlich was


    Ja, vielleicht lege ich mir mal die HD Collection zu, denke das wäre auch storytechnisch eine gute Idee für Phantom Pain.
  • Mediennerd
    #3 | 28. März 2014 um 11:46 Uhr
    Ich weiß oft bei Spielen, von denen ich hin- und hergerissen bin, gar nicht wo ich anfangen soll. Einerseits hat mir das Spiel gefallen, um einmal mit was Gutem anzufangen. Die Zwischensequenzen waren der absolute Hammer. Die Lichteffekte waren … ich kann es kaum beschreiben, das sah wirklich aus wie NextGen. Die Spielgrafik hingegen wirkte etwas betagt, Snakes Haare sahen schrecklich aus, das sah alles andere als NextGen aus.

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