Resident Evil: Revelations 2 - Review

Die Resident Evil-Reihe hat in den letzten Jahren wirklich schwere Zeiten durchgemacht. Doch es gab auch Lichtblicke: Resident Evil Revelations besinnte sich wieder auf die Wurzeln der Serie und bot grundsoliden Survival-Horror. Zwar wurde die dichte Atmosphäre der Serienerstlinge nicht mehr erreicht, aber es war immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Nicht umsonst haben die Fans den sechsten Teil, welcher ein pures Action-Feuerwerk darstellte, abgestraft. Grund genug also eine Fortsetzung von Revelations zu veröffentlichen, die sich an Fans der ersten Stunde richtet.

Und eben jener Fan solltet ihr unbedingt sein, da sonst schon in den ersten Szenen des neuen Titels ein dickes Fragezeichen übrig bleibt. Claire Redfield (bekannt aus Resident Evil 2 und Resident Evil Code Veronica) und Barry Burtons Tochter Moira sind Gäste eines abendlichen Banketts der Organisation TerraSave. Diese hat sich, wer hätte es anders gedacht, dem Kampf gegen den Bioterrorismus verschrieben. Doch bevor Claire überhaupt die Gelegenheit bekommt, sich am reichhaltigen Buffet zu bedienen, bricht auch schon die nächste Katastrophe herein - plötzlich fällt der Strom aus, bewaffnete Männer sprengen die gemütliche Runde und bringen Claire sowie Moira unter Betäubung an einen unbekannten Ort. Als Claire einige Zeit später erwacht, findet sie sich in einer Gefängniszelle wieder. Dem ein oder anderen kommt das sicher bekannt vor: So war Claire Redfield schon einmal in einer Zelle gefangen aufgewacht. In Resident Evil Code Veronica suchte Claire damals ihren Bruder Chris und wurde auf Rockford Island gefangen gehalten. Die Insel stellte sich später als Forschungseinrichtung der Umbrella Corporation heraus.

Wirklich neu ist dieser Ansatz also nicht mehr. Doch zurück zu dem, was aktuell in Revelations 2 passiert: In der Zelle liegend meldet sich plötzlich eine mysteriöse Stimme bei Claire. Diese macht ihr nicht unbedingt Mut und klärt sie darüber auf, dass Moira und sie ein Teil eines Experimentes sind, in welchem der Überlebenswille der beiden getestet werden soll. Nach diesem einleuchtenden Einstieg macht sich Claire auf die Suche nach Moira, welche nur einige Zellen weiter gefangen gehalten wird. Das Ziel der Mission ist also klar definiert: Die Insel schnellstmöglich verlassen und nach Hilfe rufen. Resident Evil-Veteranen wissen aber ganz genau: Ohne infizierte Freunde wird das nicht ohne weiteres klappen. Wer Barry Burton kennt, weiß, dass er nichts über seine Familie kommen lässt. Und so ist es für ihn eine Ehrensache sich auf die Suche nach seiner Tochter Moira zu machen. Ihn dürfen wir in Kombination mit einem kleinen mysteriösen Mädchen zu einem späteren Zeitpunkt über die Insel begleiten.


Resident Evil: Revelations 2


"Was zum Arsch? Vorsicht, das Monster!"



Nach einer rasanten Einführung in die bisher sehr wirr klingende Story tritt Revelations 2 jedoch recht schnell auf die Bremse. Schließlich muss noch genug Stoff für die weiteren drei Episoden übrig bleiben. Warum sich Capcom im Übrigen für eine derartige Veröffentlichungsform entschieden hat, erschließt sich mir bislang (noch) nicht. Anders als bei den Telltale-Spielen, welche den Spieler mit der Story in ihren Bann ziehen, tröpfelt die Story von Revelations 2 die meiste Zeit hinweg vor sich hin. Zwar bietet das Ende jeder Episode einen gut gemeinten Cliffhanger, dieser ist aber spätestens ab der Mitte der Episode vorhersehbar. Neben diesem Umstand erwartet euch die gewohnte Resident Evil-Kost. In der seit Teil vier etablierten "über Schulter-Kamera", versuchen zunächst Claire und Moira von der Insel zu fliehen. Dabei verzichtet Capcom diesmal auf zwei "gleichstarke" Charaktere.

Während Claire den Infizierten mit ihren Waffen das Licht ausschaltet, verzichtet Moira gänzlich auf den Einsatz von Waffen. Lediglich ein Brecheisen nutzt sie zur Selbstverteidigung. In der restlichen Zeit betäubt sie die Gegner mit ihrer Taschenlampe und findet in dunklen Gängen wichtige Gegenstände wie Munition und Heilkräuter, die Claire sonst verwehrt bleiben würden. Außerdem kann sie, ebenso wie das kleine Mädchen, dass erst in der zweiten Hälfte der ersten Episode zum Einsatz kommt, verschiedene Truhen öffnen, in denen sich Waffentools befinden, mit welchen man, ähnlich wie in The Last of Us, an einer Werkbank seine Waffen ordentlich aufmotzen kann. Und auch sonst bedient sich das Spiel in vielen Belangen an The Last of Us. Capcom versucht beispielsweise in ruhigeren Momenten die Probleme zwischen Moira und ihrem Vater Barry in den Vordergrund zu setzen. Dieser Versuch, auch abseits der Action zu punkten, gelingt aber nur bedingt. Die Dialoge wirken oft aufgesetzt und deplatziert. Eine Identifikation mit den Charakteren, ihren Problemen und Gefühlen fällt aufgrund dessen sehr schwer. Außerdem wirken die Begleiter in beiden Episoden ähnlich hilflos wie Ellie in den ersten Stunden des Naughty-Dog Abenteuers.


Resident Evil: Revelations 2
Claire ist zusammen mit Moira auf der Suche nach einem Ausweg (PS4-Version)


Flucht oder Kampf?



Viel Tiefgang darf man also nicht zwingend erwarten. Doch wem das klassiche Resi-Gameplay liegt, wird seine Freude haben. Es werden wieder ordentlich Zombies erledigt, abscheuliche Riesen-Monster eliminiert sowie kleinere Rätsel gelöst, welche das Wort Rätsel eigentlich gar nicht verdient haben. Und dann gibt es da noch etwas, dass sich viele Resident-Evil-Veteranen zurückwünschen: Die Horror-Atmosphäre der Serienerstlinge. Zwar wird hier und da versucht, durch Jump-Scares eine Horror-Atmosphäre aufzubauen, doch wenn mich im nächsten Raum schon wieder eine Welle von Zombies erwartet, ist dieses aufkommende Gefühl der Hilflosigkeit schnell wieder verflogen. Immerhin ist der Munitionsvorrat diesmal nicht unbegrenzt groß, weshalb schon auf normalem Schwierigkeitsgrad überlegt werden sollte, ob man wirklich jeden Gegner unbedingt erledigen sollte. Besonders in der zweiten Episode, bietet es sich an, viele Gegner auch von hinten mit dem Messer zu erledigen.

Ähnlich wie Joel kann Barry sich an die Gegner anschleichen und diese direkt von hinten ausschalten. Da das kleine Mädchen, Natalia Korda, übernatürliche Kräfte besitzt und Gegner durch Wände sehen kann, steigert das insbesondere im Koop-Modus das Zusammenspiel der beiden Charaktere. Letzterer kann bisher im Übrigen nur zusammen auf der Couch auf einem Bildschirm gespielt werden. Auf einen Online-Koop-Modus hat Capcom bisher verzichtet - schade eigentlich. Da die rund zweistündigen Epiosden für den ein oder anderen zu kurz ausfallen sollten, gibt es zusätzlich zur Kampagne auch noch einen Raid-Modus. Hier müssen verschiedene Zombie-Gegner in einem vorgegebenen Zeitlimit ohne zu Sterben erledigt werden. Als Belohnung erhält man dann Goldmünzen, die es ermöglichen, die verschiedenen Waffen zu verbessern, welche aber auch nur im Raid-Modus genutzt werden können. Doch Obacht: Im PlayStation-Store lassen sich Goldmünzen kaufen, welche die Boosterei immens beschleunigen - mit Echtgeld versteht sich.


Angestaubte Technik und furchterregende deutsche Synchronisation



Grafisch reißt Resident Evil Revelations keine Bäume aus. Man sieht dem Spiel klar an, dass es einige Abstriche machen muss, da es auch für die letzte Konsolen-Generation erscheint. Dennoch haben wir solche Umsetzungen auch schon besser gesehen. Die verwaschenen Texturen in einigen Gängen erinnern stark an die Ära der PlayStation 2. Etwas mehr Liebe hätte schon sein dürfen - zumal der Spielverlauf die meiste Zeit linear verläuft und weitläufige Areale eher eine Seltenheit darstellen. Die Charaktermodelle sind dafür solide umgesetzt, nur Barrys Beton-Haare stören etwas. Viel schlimmer als die schlechte Grafik ist vor allem die deutsche Synchronsation des Spiels. Selten musste ich wegen einer derart schlechten Umsetzung so oft lachen wie in Revelations 2. Zwar ist es löblich, dass man versucht, das Spiel an den deutschen Markt anzupassen - aber dann bitte mit Sprechern, die versuchen das Spiel, die Geschichte und die Charaktere wenigstens ansatzweise ernst zu nehmen. Und was sollen eigentlich solche Übersetzungen wie: "Was zum Arsch?".



Predator

Fazit von Kevin:

Die ersten zwei Episoden sind veröffentlicht und das erste Stimmungsbild ist gemischt. Die furchtbare optische Präsentation und die ebenso schlechte Synchronisation machen es mir nicht leicht, das Spiel in vollen Zügen zu genießen. Dennoch zieht das Gameplay der Vorgänger nach wie vor und macht vor allem im Koop-Modus eine Menge Spaß. Besonders die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Protagonisten zwingen oft dazu, die Charaktere im Spielverlauf zu wechseln, weshalb die Begleiter eine Daseinsberechtigung haben. Speziell in der zweiten Episode nimmt dann auch die wirre Story langsam Fahrt auf und man erfährt einiges über die Hintergrundgeschichte der Charaktere sowie über die Ereignisse von Terragrigia. Zwar ist Revelations 2 kein richtiger Blockbuster und auch noch kein gutes Spiel, aber es ist mit den beiden ersten Episoden immerhin auf dem Weg, dem Resident-Evil-Fan der ersten Stunde das zu bieten, was er möchte: Abgedrehte Zombie-Action, ein paar Rätsel, die eigentlich keine sind und eine völlig abstruse Story verpackt im spaßigen Koop-Gameplay. Ich bin in jedem Fall gespannt auf den Abschluss der Geschichte und warte schon sehnsüchtig auf den Release der weiteren Episoden.

Besonders gut finde ich ...
  • Toller Raid-Modus
  • flüssiges Gameplay
  • kaum Ladezeiten
  • Abwechslungsreiche Charaktere
  • Koop-Modus
  • Günstiger Episodenpreis
  • Zweistündige Story-Episoden
  • Crafting-System
Nicht so optimal ...
  • verwaschene Texturen
  • selten aufkommende Horror-Atmosphäre
  • schlechte deutsche Synchronisation
  • Koop-Modus nur im Splitscreen möglich
  • keine Online-Funktionen
  • Mikrotransaktionen für Münzen/Leben im PSN-Store (Raid-Modus)
  • zufällige Itemverteilung

Kevin hat Resident Evil: Revelations 2 auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Capcom zur Verfügung gestellt.

Resident Evil: Revelations 2 - Boxart
  •  
  • Entwickler:Capcom
  • Publisher:Capcom
  • Genre:Survival-Horror
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One, Switch, PSVita
  • Release:25.02.2015
    (Retail) 20.03.2015
    (PS Vita) 18.08.2015
    (Switch) 28.11.2017

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