Project Zero: Maiden of Black Water - Review

Die Nächte werden wieder länger, die Tage kürzer und Blätterfall im unheimlichen Nebel ist fast schon ein täglicher Begleiter - perfekte Voraussetzungen also, um es sich zuhause vor dem TV gemütlich zu machen und die Abende mit Horrorgeschichten zu verbringen. Neben Resident Evil oder Silent Hill dürften japanische Videospiel-Fans vor allem an die Fatal Frame- bzw. Project Zero-Reihe denken. Doch während die Japaner bereits seit fast einem Jahr mit Project Zero - Priesterin des schwarzen Wassers dem Geheimnis des Selbstmord-Berges auf den Grund gehen, dürfen wir erst jetzt in das Abenteuer einsteigen. Ganz so dramatisch ist das Ganze auch nicht, immerhin gehört das obligatorische Wartejahr fast genauso sehr zur Reihe wie das Bekämpfen von Geistern mittels Fotoapparat.

Ja, hört sich merkwürdig an, schmiegt sich aber letztendlich harmonisch in die Abläufe und ist definitiv kein typischer Nintendo-Zug, um Blut, Mord und Horror zu verharmlosen - immerhin gibt es das Franchise bereits seit 2001 und kam jahrelang nur für Sony Konsolen auf den Markt. "Erwachsenen-Flair" in genau diesen Elementen gibt es mit Project Zero wahrlich genug, und dabei noch so einiges mehr. Zum Glück geht das Mehr in eine positive Richtung, denn nach dem letzten Grusel-Abenteuer auf dem 3DS (Spirit Camera) habe ich wochenlang unter einem "Drehrumbum" gelitten. Bekannterweise galt es sich wie wahnsinnig im Kreis zu drehen um mittels Augmented-Reality Geister zu jagen.


Project Zero: Maiden of Black Water
Wer sich vor Regen oder Geistern schützen mag, findet übrigens entsprechende Mittelchen im Wald.


Linse geschärft und ab zur Foto-Olympiade



Spukwesen müssen natürlich immer noch auf die Fotopapiere der Welt gebannt werden, die ganze Handhabung ist aber deutlich ruhiger, was auch irgendwie auf die Geschichte von Project Zero 5 zutrifft. Zu Beginn des Spiels schlüpft ihr in die Rolle der japanischen Teenagerin Yuuri Kozukata, welche aufgrund ihrer Begabung in der Geisterkommunikation weniger Mathe lernt und stattdessen unter anderem vermisste Personen aufspürt. Die männlichen Spieler dürften übrigens recht schnell an Yuuris recht offenherzigen Kleidungsstil Freude haben ;) Nach dem ersten richtigen Auftrag verschwindet Yuuris Lehrerin Hisoka und wir müssen uns auf die Suche nach ihr begeben. Dabei drängt die Zeit, denn eine schüchterne Auftraggeberin eilt alleine zum unheimlichen Hikami Mountain, welcher für seine hohe Suizidrate und unheimliche Vergangenheit bekannt ist. Die Geschichte rund um die Priesterin sowie dem unheimlichen Wasser wird zwar auch mit Zwischensequenzen erzählt, die eigentliche Spannung wird aber durch diverse Tagebucheinträge sowie die gut in Szene gesetzten Flashbacks bei Berührung eines Geistes aufgebaut.

Diese Momente sind trotz ihrer entsprechend altertümlichen Inszenierung (Filmrisse, Rauschen etc.) wohl die farbigsten Momente im Spiel, denn passend zur eher deprimierenden Stimmung von Hikami Mountain befindet sich die unterschiedlichen Gebiete eher im Dunkeln. Auch wenn dies natürlich geradezu nach Grusel-Momenten schreit, sollten Kenner der Reihe nicht zu viel erwarten: Die Umgebungen sind zwar abwechslungsreich, werden aber viel zu oft besucht. Zudem sind die einzelnen Elemente wie ein alter Schrein oder alte, zerfallene Holzhäuser wohlbekannt. Auch mit der Zeit liebgewonnene Puppenarmeen haben den Sprung auf die Current-Gen geschafft. Vom rein technischen Aspekt her kann Project Zero 5 auf dem GamePad durchaus überzeugen, denn gerade die zahlreichen Wasser-Abschnitte sehen sehr gut aus. Toll übrigens hier das verfliesen der Kanten, was dem Ganzen noch einen unwahren Touch gibt. Auf einem größeren TV-Bildschirm verflüchtigt sich dieser Eindruck leider, denn schnell sind die Kanten doch recht eckig und die Animationen etwas hölzern.


Project Zero: Maiden of Black Water
Fatal Frame - nicht nur ein Spiel, sondern auch ein tödlicher Treffer im richtigen Moment.


Headshot mit der Camera Obscura



Auf der Suche nach neuen Hinweisen stolpert ihr also durch den finsteren, regnerischen Wald und trefft hin und wieder auf nicht allzu gutgelaunte Zombie-Geister. Um sich jene vom Leib zu halten, muss das GamePad gezückt, das Gesicht fokussiert und geknipst werden. Je mehr Fotos man macht, umso mehr Schadenspunkte gibt es. Doch sobald man selber getroffen wird, wechselt die GamePad-Kamera schnell zur Map, auf dem TV-Bildschirm ist die Kamera in irgendeinen (Achtung: Witz!) obskuren Winkel eingestellt und wir verlieren fröhlich Leben. Geisterbekämpfung via Kamera und nicht etwa mit dem Staubsauger oder einem Exorzismus klang also besser als es sich letztendlich erwies. Übrigens würde ich es auch nicht empfehlen per Gyroskop-Steuerung dem Geheimnis auf die Spur zu gehen, da man hier langsam unterwegs ist - auch wenn sie ansich gut funktioniert. Möchte man schneller mit der Kamera agieren, sollte man auf den Stick wechseln. Problematischer ist die generelle Steuerung, die zwar im offenen Wald-Gebiet verzeihbar ist, in engen Schreinen, Höhlen oder Häusern aber schnell frustriert, wenn es gilt eine Ecke elegant zu nehmen oder nicht von Geistern getroffen zu werden. Da hilft es, wenn man seine Kamera mittels modernem Objektiv und schneller Filmrolle aufgerüstet hat, denn so lassen sich die Gegner nicht nur ein bisschen "anschießen". Viel eher ist es möglich die vom Geist abfallenden Splitter (bzw. das Ektoplasma) gleich mit auf das Bild zu bekommen und so entsprechend viel Schaden zu produzieren was wiederum ein Rückstoss für den Geist bedeutet.

Wer die Project Zero-Reihe kennt, der weiß sicherlich, dass es zwar ein interessantes Gameplay gibt, die Spiele aber eher von der Story leben. So ist es leider auch in diesem Teil: GamePad, Kamera und Foto-Mechanik sind zwar interessant, bieten aber nur wenig Tiefe. Zwar wurde versucht mittels Aufrüstungsobjekten mehr Abwechslung reinzubringen, aber gerade gegen Mitte/Ende des Spiels merkt man nur wenig von solchen Elementen.



Fazit von Lenela:

Auch wenn Project Zero - Priesterin des schwarzen Wassers so seine Probleme und unschönen Stellen hat, macht der Titel dennoch Spaß und hat mich dazu gebracht meine Wii U nach langer Zeit wieder zu entstauben. Dabei weiß ich noch nicht mal so genau woran es liegt: Die Grafik ist zwar gut, haut aber auch nicht vom Hocker. Das Setting und Gameplay ist nun wahrlich nichts Neues, kann aber in Kombination mit der mystischen sowie beklemmenden Geschichte durchaus Spaß machen. Letztendlich haben diese Elemente wohl genau meine Erwartungen getroffen und/oder es ist einfach mal angenehm ein wenig hartes, anstrengendes und tiefgründiges Spiel zu genießen. Wobei Project Zero 5 nicht oberflächig ist, immerhin ist das Thema Suizid schon fast gewagt, kann schnell Trigger beinhalten und befasst sich mit einem für Japaner wichtigen Thema.

Alles in allem ist der neueste Franchise-Ableger das Spiel, was der 3DS-Ableger für mich hätte sein sollen. Wer gruslig-mystische Geschichten mit japanischen Setting und Gepflogenheiten sowie ein Kamera-Shooter-System mag, ist hier definitiv genau richtig.

Besonders gut finde ich ...
  • Unauffällige, aber atmosphärische Musikgestaltung
  • Stimmige Einbindung des GamePads
  • Kostenlose Demo verfügbar
  • Bonuskapitel mit Charakter aus „Dead or Alive“
  • Kostüme!
Nicht so optimal ...
  • Leider keine deutsche Sprachausgabe (aber Untertitel!)
  • Schwammige, langsame und ungenaue Steuerung
  • Frustrierende Kameraführung, gerade in hektischen Bosskämpfen ungünstig
  • Wechsel zwischen GamePad und TV in Kämpfen verwirrend-nervig

Lenela hat Project Zero: Maiden of Black Water auf der Nintendo Wii U gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.


Project Zero: Maiden of Black Water - Boxart
  •  
  • Entwickler:Koei Tecmo
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Horror-Adventure
  • Plattform:WiiU
  • Release:30.10.2015
    (Japan) 27.09.2014

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Predator ... und 5 Gästen.

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.