Hyrule Warriors: Legends - Review

Vor anderthalb Jahren war es die Zelda-Lizenz, die der berühmt-berüchtigten Warriors-Serie frischen Wind verlieh - allerdings vor allem im Westen, denn im fernöstlichen Heimatland kam das seltsame Crossover beim Zielpublikum eher verhalten an. Hyrule Warriors: Legends ist nun der nächste Versuch, in Japan zu punkten, und deshalb erscheint es auch ausschließlich für den Nintendo 3DS. Kommerziell sicher gerade für den asiatischen Markt ein cleverer Schachzug, doch technisch bleiben Wünsche übrig.

Ein neues Spiel ist Legends nicht - was ihr hier auf dem Speichermodul findet, entspricht zu großen Teilen dem, was 2014 zunächst für entsetzte, später bei vielen für fröhliche Gesichter gesorgt hat. Wenn ihr euch also schon auf der Wii U trotz des Zelda-Bonus nicht mit dem stumpfen Dauergemetzel anfreunden konntet, dann wird euch auch die mobile Variante nicht umstimmen, so viel sei vorweggenommen. Gehört ihr jedoch zu denen, die Hyrule Warriors mehr abgewinnen konnten (zu dieser Gruppe würde auch ich mich zählen - siehe auch meine Review zum Wii-U-Original), dann spitzt jetzt die Ohren. Denn Legends ist so ziemlich das ultimative Fanpaket und macht Hyrule Warriors noch größer, umfangreicher und spannender.


Hyrule Warriors: LegendsHyrule Warriors: Legends
Sieht verdächtig aus wie ein weiblicher Link und hört sich auch so an - sagt hallo zu Linkle.


Stammtisch der Legenden



Was ist neu an der Schlachtplatte für die Hosentasche? Zunächst wären da natürlich die titelgebenden Legenden - oder besser ausgedrückt, die neuen Kämpfer, die dem Roster an spielbaren Zelda-Charakteren beigetreten sind. Um den All-Star-Kader weiter zu stärken, sind ab jetzt zum Beispiel auch das Horror Kid aus Majora's Mask und die neue Figur Linkle mit von der Partie, außerdem gibt sich mit Tetra, Toon-Link und dem König von Hyrule ein Power-Trio aus Wind Waker die Ehre. Das mit Linkle war übrigens kein Scherz, denn neben Lana und Cia ist sie die dritte komplett neue weibliche Figur im Zelda-Universum in Hyrule Warriors. Trotz der spitzen Ohren, dem grünen Gewand und dem chronisch veranlagten Quietschen und Stöhnen ist Linkle aber mehr als nur eine feminine Ausgabe von Link: Durch die zusätzlichen Missionen und Zwischensequenzen wird ihr eine eigene Backstory spendiert und dank ihrer zwei (!) Armbrüste ist sie sowieso die coolste Sau auf dem Schlachtfeld - da kann Link mit seinem öden Master-Schwert einpacken. Gerne dürfte Linkle mehr Auftritte bekommen!

Und als ob fünf neue Kämpfer noch nicht genug wären, sind mit dem zweiten Season-Pass sogar noch eine Reihe weiterer Helden auf dem Weg. Als Wii-U-Zocker könnte man da schon einmal neidisch auf den kleinen Handheld blicken. Nintendo gibt sich aber etwas spendabel: Wer sich Legends für den 3DS zulegt, kann mit einem enthaltenen Code alle neuen Inhalte auch auf die Heimkonsole übertragen. Auch wenn der Transfer bzw. das Freischalten Nintendo-typisch eher unbequem sind, ist das ein netter Bonus, der schon mal Vorfreude macht auf das MyNintendo-Programm und die Vereinheitlichung der Accounts in einem einzelnen System.


Hyrule Warriors: Legends
Neue Zwischensequenzen erzählen die Geschichte von Linkle und der Legenden von Hyrule.


Einer für alle, alle für einen



Ich schweife ab, also zurück zum Schlachtfeld und zur Frage: Was hat sich sonst noch getan? Mehr als man denkt - auch abseits der neuen Kämpfer. Cool und sehr erträglich für die Variation im Spielverlauf - bei Warriors ja ein traditionelles Problem - ist die Option, in den Massenschlachten per Tipp auf den Touchscreen zwischen den aktiven Spielfiguren wechseln zu können. Wenn Impa also nach 1.500 besiegten Gegnern langweilig wird, kann man simpel und bequem zu Shiek oder Link wechseln. Dort wird die nach wie vor stupide Kampfmechanik zwar nicht aufregender oder anspruchsvoller, aber durch die gänzlich anderen Waffen und Combos abwechslungsreicher. Wem das nur ein müdes Gähnen entlocken kann, der ist sowieso die falsche Zielgruppe für Hyrule Warriors bzw. Warriors im Generellen. Besonders kompliziert, bildend oder außergewöhnlich gut war die Serie noch nie. Doch lässt man sich einmal darauf ein, kann man richtig viel Spaß damit haben, und sei es nur als eine Art von "guilty pleasure".


Hyrule Warriors: LegendsHyrule Warriors: Legends
Natürlich geht es auch auf dem kleinen Bildschirm heiß und hektisch her - zumindest beim New 3DS.


Hyrule All Inclusive



Der Umfang ist einmal mehr gigantisch, auf dem Nintendo 3DS sogar größer denn je - insgesamt fast 20 Kämpfer, eine ausreichend lange Kampagne samt interessanter Storyline(s) und eine Handvoll weiterer Spielmodi können für viele Tage und Wochen in den Bann ziehen. In Legends sind auch alle Inhalte bereits von Anfang an enthalten, die in den vergangenen Monaten für die Wii-U-Version nachträglich erschienen sind - es ist also das ultimative Hyrule-Warriors-Paket. Packend und langfristig motivierend bleibt auch auf dem Handheld der nostalgisch angehauchte Abenteuermodus, auf dem man eine klassische Zelda-Karte durchstreift und in gefühlt unendlich vielen kleinen, mittelkleinen und großen Missionen allerlei figurenspezifische Objekte und Upgrades sammeln kann. Genug zu tun gibt es auf jeden Fall.

Persönlich vermisst habe ich nur den schon auf der Heimkonsole etwas zu wenig beachteten Coop-Modus. Ich fand es dort super, mit dem GamePad in die Schlacht zu ziehen, während mein Bruder mit dem Pro Controller auf dem Fernseher die feindlichen Mobs erledigte - schade, dass ich ihm für Hyrule Warriors Legends nicht meinen zweiten 3DS in die Hand drücken kann. Wobei ihm Nintendo damit wohl vielleicht sogar einen Gefallen getan hat, denn nach dem, was man so liest und hört, scheint das Spiel auf dem "alten" 3DS eher mies zu laufen. Gut, dass ich Legends ausschließlich auf dem New Nintendo 3DS gespielt habe - dort gibt es bis auf das leichte Ruckeln und die Framerate-Einbrüche bei aktivem 3D eigentlich wenig zu bemäkeln. Die alternative Cell-Shading-Optik fängt, ähnlich wie bei Super Smash Bros., den technischen Rückstand des New 3DS zur Wii U auf eine äußerst stylische Art und Weise wieder auf. Und an der Musik gibt es freilich auch nichts zu motzen - die rockt immer noch. Wie oft werden schon klassische Zelda-Melodien mit harten Gitarren-Riffs kombiniert?



Tim

Fazit von Tim:

Hyrule Warriors ist stumpf, primitiv und doof. Legends ändert daran natürlich nichts - und das ist absolut okay so. Ich hatte schon vor anderthalb Jahren überraschend viel Spaß mit der ungewöhnlichen Massenkeilerei im Zelda-Gewand und das gleiche gilt nun auch für die Handheld-Umsetzung. Bis auf den schmerzlich vermissten Coop steckt hier eigentlich alles drin, was man sich als Fan des Originals hätte wünschen können: mehr Kämpfer (und sehr gelungene noch dazu!), mehr Schlachtfelder, mehr Bossgegner, mehr Story-Missionen, mehr Abwechslung im Kampfgeschehen - einfach mehr von allem. Dadurch wird Hyrule Warriors Legends zwar zu keinem zwangsläufig besseren Spiel als das originale Crossover, aber es stellt ohne Frage das derzeit umfangreichste und rundeste Paket für Zelda-Fans mit Warriors-Affinität dar. Sehr schön finde ich den Bonus, alle neuen Inhalte auch auf die Wii U übertragen zu können. Und mit Linkle hat Nintendo tatsächlich nicht nur einen weiblichen Link-Abklatsch geschaffen, sondern eine liebenswürdige und sympathische kleine Heldin, die ich gerne so auch in zukünftigen Zelda-Titeln sehen würde - vielleicht ja schon in Zelda U. Ich bin gespannt, welche Inhalte mit dem Season Pass noch warten, und rezitiere zum Abschluss einfach das, was ich schon in meiner Review zum Original gesagt habe. Man weiß, dass Hyrule Warriors doof ist, aber hey: Was ist verkehrt daran, Spaß zu haben? In diesem Sinne: Fröhliche Schnetzelei!

Auch auf dem kleinen Handhelds machen die Massenschlachten in Hyrule einfach Laune - dank mehr Abwechslung im Gameplay und vieler neuer Inhalte sogar noch einen Tacken mehr als auf der Wii U. Schade nur, dass der Coop gestrichen wurde.

Besonders gut finde ich ...
  • inhaltlich stark erweiterte Umsetzung
  • viele tolle neue Charaktere, u.a. Linkle
  • stylische Cell-Shading-angehauchte Optik
  • nach wie vor motivierendes Spielprinzip
  • neu: Wechseln zwischen Figuren im Kampf
  • New 3DS: zig Gegner auf dem Schlachtfeld
  • mit Code für zusätzliche Inhalte auf Wii U
Nicht so optimal ...
  • leichte Ruckler und Framerate-Dips mit 3D
  • spielerisch immer noch wenig anspruchsvoll
  • Coop-Möglichkeit wurde ersatzlos gestrichen

Tim hat Hyrule Warriors: Legends auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.


Hyrule Warriors: Legends - Boxart
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  • Entwickler:Omega Force
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Action
  • Plattform:3DS
  • Release:24.03.2016

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 4 Gästen.
  • Darius
    #1 | 9. April 2016 um 23:38 Uhr
    Ich hätte dich schon beim WiiU-Ableger für verrückt erklären können, aber das du das stumpfe Gedöns, das sich mit der edlen Zelda-Marke schmückt, auf dem 3DS quasi noch besser findest ... hätte ich nicht gedacht. Todsünde? "Wer das gut findet mag auch Mobilespiele!!!"   

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