Kirby: Planet Robobot - Review
Wenn die Kugel zum Panzer wird: Kirby sieht rot!
Kirby ist sicherlich ein Charakter aus dem Nintendo-Universum, der angesichts der Schwergewichte eines Zelda oder Mario oftmals unter dem Radar geflogen ist. Dennoch hat der kleine Held in den vergangenen Jahrzehnten keine Nintendo-Plattform ausgelassen und gleich mehrmals auf diversen Konsolen und Handhelden vorbeigeschaut. Was die rosa "Wenn du sie nicht besiegen kannst, dann fresse sie"-Kugel im neuesten Abenteuer Kirby: Planet Robobot erwartet, welche Gefahren Dream Land diesmal heimsuchen und was euch in Sachen Spielspaß geboten wird, erfahrt ihr in meiner Review.
Während der anspruchsvolle Taktiker eher zu den herausragenden Genre-Vertretern Steamworld Heist oder Fire Emblem Fates greift, schiebt der Gelegenheitsspieler Planet Robobot in den Kartenslot. Dennoch werden beide wunderbar unterhalten, nur mit dem Unterschied, dass mich hinter der nächsten Tür im Falle von Kirby eben nicht der unbezwingbare Endboss à la Dark Souls ewartet, der mir bereits nach wenigen Schlägen das Licht ausknipst. Im Kirby-Universum regiert eher die Harmonie und ein nahezu unerschöpflicher Fundus an Power-Ups und Extraleben.
Doch auch wenn Charme, Slapstick und ein fantastischer Soundtrack den Ton angeben, braucht es natürlich auch in der zuckersüßen Kirby-Welt einen Antagonisten, der die Story anschiebt und dem Level-Durchlauf einen höheren Sinn verleiht. Die Story-Klammer ist in diesem Fall eine Roboter-Armee, die den idyllischen Planeten Pop Star in eine finstere, mechanisierte Welt verwandeln will und aus diesem Grund eine Armada an fliegenden Bohrmaschinen losschickt. Während die Blechkameraden die "Industrielle Revolution" proben, schlummert der kleine Held unter einem Baum und hätte die Invasion beinahe verschlafen.
Kirby kann sich insgesamt 20 Fähigkeiten seiner Gegner aneignen
Planet Robobot ist zwar ein komplett neues und eigenständiges Spiel: Im Kern bleibt das bekannte Kirby-Schema aber intakt. Die pinkfarbene, runde Lebensform kann ihre Gegner aufsaugen und sich hierdurch deren Fähigkeiten aneignen. Im aktuellen Titel sind es genau zwanzig. Und so schwinge ich entweder ein Schwert, werfe mit Bomben nach meinen Gegnern oder schwimme auf einer blauen Giftwolke. Damit nicht genug: als Doktor Kirby nutze ich Pillen als Wurfgeschosse oder dicke Krankenakten als schlagende Argumente gegen meine Widersacher. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann flattere ich vor den leicht zu durchschauenden Manövern meiner Gegner einfach davon und umfliege die gefährlichen Hindernisse. Würde der Text an dieser Stelle aufhören, hätten wir es in der Tat mit einem sehr konventionellen und sicherlich auch langweiligen Kirby-Spiel zu tun. Für diesen Fall haben die Macher aber vorgesorgt und unserem kugeligen Helden mit dem Robobot-Panzer ein ebenso mächtiges wie spaßiges Werkzeug zur Rettung des Planeten an die Hand gegeben.
Der Kirby-Tank ist in der Tat eine geradezu irrwitzige Spieleinlage, die Beweglichkeit gegen Schlagkraft eintauscht und den Spielspaß in ungeahnte Höhen treibt. Auch wenn ich die Gegner mit einem Punch vom Bildschirm fegen und Objekte nach Belieben zertrümmern kann, macht diese Form der Fortbewegung mächtig Laune. Ein Schwierigkeitsgrad ist in dieser Phase zwar kaum noch vorhanden, dieser Umstand wird aber durch ein innovatives Leveldesign, das immer wieder neue, wunderhübsche Ideen aus dem Hut zu zaubern vermag, und die ohrwurmeske Musikauswahl mehr als wett gemacht. Auch der 3D-Effekt läuft bei diesem Spiel zu Höchstform auf und verwöhnt den Spieler mit wunderschön gestalteten Welten. Mir persönlich haben die Unterwasser-Level in diesem Zusammenhang am besten gefallen.
Noch besser wird es nur, wenn Kirby in die Luft geht. Weil auch der Robobot die Spezial-Power seiner Widersacher kopieren kann, durchleuchtet er einen Gegner mit dem Fähigkeiten-Scan "Jet" und das Spiel wird zu einem blitzsauberen R-Type-Klon mit ebensolchen Boss-Gegnern. Der Fähigkeiten-Scan "Rad" wiederum verwandelt den Robobot-Panzer in ein Auto, das Kirby zwischen Vorder- und Hintergrund hin und her flitzen lässt. Die Übergänge zwischen den zwei Ebenen des Spiels sind nicht nur butterweich gestaltet und schön anzusehen, sondern bringen auch eine herausragende Dynamik in das gesamte Gameplay. Hat der kleine Held mal kein Gefährt unter den Hintern geschnallt, wird er mittels goldener Sterne zwischen den beiden Spielebenen hin- und her katapultiert.
Auch nach Ende des Story-Modus gibt es noch eine Menge zu tun
Insgesamt sechs Level gilt es pro Welt zu meistern. Um die Tür (oder in diesem Fall die Firewall) zum jeweiligen Bossgegner zu entriegeln, muss ich innerhalb der Level so genannte Roboblocks sammeln, die zumeist mit einem kleinen Rätsel verknüpft sind. Zudem schiebe ich mit einem praktischen Schraubenschlüssel Plattformen hin- und her und bearbeite mit diesem Werkzeug auch einen der ersten Bossgegner, indem ich dessen Roboter-Arme aus dem Gewinde drehe. Wie schon einmal gesagt: Die Attacken der Gegner sind leicht vorhersehbar. Der Spaß entsteht allein durch das witzige Leveldesign und die sauber umgesetzte Steuerung.
Wer den Story-Modus beendet hat, muss den 3DS keinesfalls in die Ecke legen. Zum einen können alle Level nochmal in Person von Erzfeind Meta-Knight, aber diesmal ohne Kopierfähigkeiten, gespielt werden. Auch die beiden Mini-Games Kirby's 3D-Arena und Kirby's Teamjagd sind für etliche Stunden Spielspaß gut. In der Team-Jagd können bis zu vier Spieler gegen eine Serie von Boss-Gegnern antreten und dabei eine aus Rollenspielen bekannte Waffe einsetzen (Heldenschwert, Schwerhammer, Heiler, Magiebeam). Auch Solo-Spieler gehen in diesem Modus keinesfalls leer aus und können sich von einer KI helfen lassen. Mächtig Laune macht auch und vor allem die 3D-Arena. Hier befinde ich mich auf einer Plattform und versuche in einer Combo möglichst viele Gegner zu erwischen, was sich wiederum in Münzern und Zeitboni niederschlägt.
Fazit von Jari:
Kirby: Planet Robobot ist eine Spaßgranate (fast) ohne Makel. Jeder 3DS-Besitzer, der auch nur einen Funken Sympathie für den kugeligen Helden übrig hat, sollte sich sofort das Modul schnappen und loslegen. Das Leveldesign hat mir mehr als einmal ein breites Grinsen verpasst. Wenn der Kirby-Tank ins Rollen gerät, sich in einen mächtigen Ghettoblaster verwandelt und die Gegner mit Schallwellen wegbläst (wie es in der Welt namens "Boulevard der Beats" der Fall ist), dann frage ich mich manchmal, woher die Designer nur all diese abgefahrenen Ideen nehmen. Hut ab! Und auch die vielen kleinen Details machen aus einer bereits seit Jahrzehnten etablierten Marke ein ums andere Mal ein herausragendes Spiel. Wenn Kirby zum Beispiel von einem rotierenden Plastikhammer oder einem anderen Gegenstand getroffen wird, dann landet er mit einem satten „Flatsch“-Geräusch an der Innenseite des Bildschirms, was sehr liebevoll umgesetzt ist. Der einzige Wermutstropfen könnte für manche Spieler der doch sehr zugängliche Schwierigkeitsgrad sein. Doch auch wer den Story-Modus beendet und den 2. Durchlauf gemeistert hat, kann sich noch für etliche Stunden mit den Mini-Games beschäftigen. Zumindest Kirbys 3D Arena hat von der Idee her meiner Meinung nach das Potential für ein eigenständiges Spiel.
- eingängiger Soundtrack
- klasse 3D-Effekt
- wunderschöne Spielwelten
- charmantes Rätsel-Design
- motivierendes Gameplay
- freischaltbarer Zusatzmodus für 2. Durchlauf
- Mini-Spiele mehr als nur eine Ergänzung
- amiibo-Kollektion mit Kirby, König Dedede, Waddle Dee und Meta-Knight zum Start erhältlich
- verfügbare amiibo-Figuren verleihen Kirby eine Eigenschaft, die für die jeweilige Figur typisch ist
- Keine (großen) Überraschungen
- Nur leichte Variationen in der Kirby-Formel
- leichter bis moderater Schwierigkeitsgrad
Jari hat Kirby: Planet Robobot auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.
Fazit von Tim:
Die größte Überraschung an Planet Robobot ist, dass es HAL Laboratory schon wieder geschafft hat, aus größtenteils bekannten Zutaten ein Spiel zusammenzustellen, das sich frisch und unbekannt anfühlt. Obwohl sich die Hauptserien-Kirbys eigentlich spielmechanisch so gut wie gar nicht unterscheiden, sind sie doch alle irgendwo einzigartig und jedes hat seine ganz besonderen Qualitäten. In Planet Robobot sind das für mich vor allem - natürlich - der Mech-Roboter und der ganz fantastische 3D-Effekt. Aber es gibt noch zwei andere Elemente, in die ich mich bei Planet Robobot verliebt habe - und das sind solche, die man von einem Kirby gar nicht erwarten würde: die mehrstufigen Bosskämpfe und das 2,5D-Leveldesign mit Anleihen an Klonoa. Und diejenigen Momente, in denen beides zusammenkommt, sind die besten und erinnerungswürdigsten im ganzen Spiel. Ich wünsche mir für die Zukunft unbedingt mehr davon! Trotz altbekannter Schwächen hat mich Planet Robobot (wider Erwarten übrigens!) ganz hervorragend unterhalten. Bonuspunkte gibt es für die Waddle-Dees in Schulbussen - Vorsicht, wer dort die Straße überqueren möchte!
- liebevolles Design voller Farben und Effekte
- Auflockerung durch Mech- und Puzzle-Abschnitte
- 2,5D-Leveldesign erinnert angenehm an Klonoa
- coole Minispiele, vor allem Kirby's 3D Arena
- hervorragender 3D-Effekt mit enormer Tiefe
- wie gewohnt zu leicht und zu kurz
- wenige wirkliche Freiheiten im Mech
- Kirby's 3D Arena ist schnell vorbei
Tim hat Kirby: Planet Robobot gespielt.