Ein Resümee und Spieleindrücke aus den Kölner Messehallen

Während wir in den vergangenen Jahren noch ein gamescom-Coverage hingelegt haben, das mit den Großen mithalten konnte, lassen wir es 2012 bewusst etwas ruhiger angehen. Ihr kennt, wisst, womöglich schon alles, zumal es kaum Neuigkeiten von der gamescom gibt. Dennoch, Eindrücke sind das Mindeste. Dieses Jahr waren zwar nur Kith und ich aktiv vor Ort, nichts desto trotz gibt es genug zu berichten. Videos, Screenshots und Infos zu neuen oder bekannten Spielen wurden ja massig hochgeladen, damit ihr stets auf dem Laufenden bleibt. Angezockt haben wir selbstverständlich trotzdem eine ganze Menge an Games. Meine Eindrücke von unter anderem EAs Dead Space 3, dem neuen Need for Speed: Most Wanted, Sonys God of War: Ascension oder der PS3-Überraschung Puppeteer findet ihr hier in einer kleinen Zusammenfassung unseres gamescom-Besuches. Have Fun! Und vergesst nicht, zu kommentieren :)

Neben den sechs Spielen, die ich euch hier genauer vorstelle, haben Kith und ich auch noch eine Vielzahl anderer Games gesehen bzw. angespielt, denen wir je nach Laune und Notwendigkeit noch eine eigene Preview widmen oder nicht. Hier also die Kurzfassung meiner Eindrücke: Ubisofts Rayman Legends hat mir beispielsweise sehr, sehr gut gefallen und verspricht, den schon großartigen Vorgänger noch zu übertreffen. Leider war die spielbare Demo die, die man schon von der E3 kannte - ich hätte gerne neue Material gesehen. Ebenfalls überzeugt hat mich Castlevania: Mirror of Fate für den Nintendo 3DS, vor allem durch seine wirklich opulente Grafik, die man so von dem kleinen Handheld gar nicht erwartet. Ich denke, dass dieses Spiel vor allem auf dem 3DS XL eine gute Figur machen wird, wenn es nächstes Jahr erscheint. Medal of Honor: Warfighter und Crysis 3 konnte ich beide leider nur im Multiplayer anspielen, trotzdem haben mir auch diese dank ihrer neuen Spielmodi Homerun bzw. Hunter überraschend gut gefallen. Das vielversprechende Dishonored: Die Maske des Zorns konnte ich zwar spielen, aber so ganz ohne Tutorial und wirkliches Verständnis des Spielablaufs fiel es mir schwer, mit dem Spiel warm zu werden. Positiv hervorheben möchte ich noch die Beat'em-Ups Tekken Tag Tournament 2 und Injustice: Gods Among Us, die mir beide großen Spaß bereiteten. PlayStation All-Stars Battle Royale dagegen ... war noch nicht das erhoffte Highlight, um es mal vorsichtig auszudrücken. Und dass man Borderlands 2 nur auf der PS3 und nicht einmal mit Original-Sony-Controllern gezeigt hat, war eine Enttäuschung - ich habe das keine fünf Minuten gespielt.



Army of Two: The Devil's Cartel: Explosive Coop-Action vor graubrauner Kulisse



Erst kurz vor der gamescom hatte Electronic Arts das neue Army of Two offiziell angekündigt, in Köln konnte ich es aber schon anzocken. Spielbar war die Sequenz, die EA auch auf seiner Pressekonferenz präsentiert hatte, allerdings in einer umfangreicheren Form - insgesamt dürfte der Abschnitt etwa 20-25 Minuten beansprucht haben. Selbstverständlich wollte EA nur den Coop-Modus zeigen, denn wenn wir mal ehrlich sind, wissen wir alle, dass Army of Two: The Devil's Cartel wie schon die Vorgänger alleine nicht wirklich Spaß machen dürfte. Außerdem erweist sich ein Kumpane aus Fleisch und Blut meistens intelligenter als die KI, die gut und gerne einfach mal wie Rambo mitten ins Schlachtfeld stürzt und dann eiskalt hingerichtet wird. Taktik war zumindest im angespielten Abschnitt trotzdem nicht wirklich nötig, denn zumeist reichte es völlig aus, mit angelegter Waffe auf die Feinde zuzustürmen und sie niederzustrecken. Als sich einmal zu viele Gegner auf einmal im Raum befanden, blieb uns immer noch die Möglichkeit, auf das Deckungssystem zuzugreifen, das sich so solide präsentierte wie in jedem anderen x-beliebigen Third-Person-Shooter. Und das ist durchaus bezeichnend für das gesamte Spiel, denn meinen bisherigen Eindrücken nach bietet das neue Army of Two nichts, was es so in anderen Shootern nicht schon einmal gegeben hat. Dazu kommen eine graubraune Kulisse und zwei neue Protagonisten, die auf den ersten Blick nicht halb so interessant sind wie Rios und Salem aus den Vorgängern. Die Demo hat zwar Spaß gemacht, ich erwarte jedoch nicht mehr als grundsolide Genre-Standardkost - der einzige echte Bonus dürfte neben der bombastischen Inszenierung der Coop sein.

Einschätzung: 3/5 - ein grundsolider, aber wenig einfallsreicher Coop-Shooter mit Luft nach oben.



Dead Space 3: Sieht gut aus, spielt sich prima, klingt toll - ist aber kein Horror.



Neben dem neuen Army of Two hat Visceral Games derzeit noch mindestens ein weiteres Projekt in der Entwicklung - und das hat bis jetzt nicht gerade für Begeisterung unter den Spielern gesorgt. Die Ankündigung auf der E3 deutete eher auf einen klassischen Third-Person-Shooter hin als auf den Survival-Horror, für den die Serie bislang bekannt war. Ich bin zwar kein Experte für Horror-Spiele, bleibe aber auch nach dem Anspielen skeptisch, ob Dead Space 3 wirklich noch ein echtes Dead Space ist. EA ließ mich zwar den Singleplayer antesten, dennoch kam nur schwerlich ein Gefühl der stetigen Bedrohung auf. In der von mir gespielten Passage musste ich zunächst mit Protagonist Isaac aus einem explodierenden Raumschiff fliehen, bevor eine Zero-Gravity-Einlage und schließlich die Erkundung einer verlassenen Raumstation folgte. Besonders die ersten zehn Minuten waren so hektisch und actionreich, dass ich nicht einmal im Entferntesten daran denken würde, ein Survival-Horror-Spiel vor mir zu haben. Erst der Abschnitt auf der Raumstation brachte wieder die beklemmende Atmosphäre der Vorgänger hervor, Schockmomente gab es dennoch nicht. Irgendwann tauchten eben die Necromorphs auf und wurden von mir mit Mühe und Not verstümmelt und zerstampft - durch die Knappheit an Munition sorgen die Kämpfe immerhin für Nervenkitzel. Überzeugen konnte mich neben der großartigen Soundkulisse und Grafik auch der neue Waffenbaukasten, mit dem man sich seine eigenen Wummen basteln kann.

Einschätzung: 3/5 - Ob Dead Space 3 noch ein Dead Space ist, bleibt abzuwarten. Aber Spaß macht es!



God of War: Ascension: Schlachtgott Kratos ist zurück und geht keine Risiken ein.



Sony hat zwar jede Menge neue Spiele angekündigt und neues Material zu bereits bekannten Titeln bereitgestellt, Kratos ging auf der diesjährigen gamescom jedoch weitestgehend leer aus. Es gab weder neue Informationen (abseits der Bestätigung einer Multiplayer-Beta) noch frische Spielszenen zu sehen. Immerhin konnte ich erstmals Hand an den Singleplayer und auch den Multiplayer von God of War: Ascension legen und meine Eindrücke sind etwas gespalten. Denn das, was ich von der Kampagne anzocken konnte, wirkte nicht wirklich wie ein Nachfolger zu God of War III, sondern eher wie ein zusätzliches Level-Paket. Es gab weder neue Waffen noch neue Features, selbst Animationen und Attacken waren exakt die gleichen. Was dagegen wirklich überzeugen konnte, waren natürlich Grafik und Präsentation, die beide genau das boten, was man von einem echten God of War erwartet. Falls ihr die Spielszenen noch nicht gesehen habt, könnt ihr sie hier noch einmal komplett anschauen - ich habe genau diese Passage gespielt. Der Multiplayer hinterließ in der kurzen Zeit, in der ich ihn spielen konnte (bis meine Anspielstation kaputt gegangen ist ...), einen soliden Eindruck. Trotzdem ist mir immer noch nicht klar, warum ausgerechnet God of War einen Mehrspielermodus brauchen sollte. Wer unbedingt mit Kratos auch online andere Spieler niedermetzeln und sie mit brachialen Finishern töten will, der dürfte hier vielleicht Gefallen finden, ich lehne aber dankend ab. Es gibt Spiele, bei denen ein Multiplayer wirklich überflüssig ist, und God of War ist eines davon. Lieber hätte ich mehr von der Story und dem Singleplayer-Modus gesehen, über den man sich noch stark ausschweigt. Schade!

Einschätzung: 4/5 - Auch Ascension ist auf dem besten Weg, ein würdiges God of War zu werden.



Metal Gear Rising: Revengeance: Brachiale Action von den Bayonetta-Machern ...



Ich konnte Metal Gear Solid noch nie leiden. Einmal habe ich in den vierten Teil auf der PlayStation 3 hineingeschnuppert und schnell festgestellt, dass mir das alles überhaupt nicht gefällt - dementsprechend schnell hat die Blu-Ray auch das Laufwerk wieder verlassen. Umso mehr reizt mich wiederum der Ansatz, den das neue Metal Gear Rising: Revengeance verfolgt. Hier wird nicht unnötig lange gelabert und geschwätzt, hier geht es ab der ersten Minute schon zur Sache - es wird geschlitzt, geschnitzt und geschnetzelt, was das Zeug hält! Das sieht nicht nur in den Trailern so aus, tatsächlich präsentierte sich Revengeance auch in der gamescom-Demo genau so brachial und actionlastig. Die Demo startete mit einem kurzen Tutorial (hiervon gibt es bei uns ein Video), das mir die wesentlichen Elemente der Steuerung und des Spielprinzips erläuterte, danach hatte ich etwa 15 Minuten lang nichts anderes mehr zu tun, außer Feinde zu zersäbeln. Besonders das coole Free-Slice-System hat mir richtig gut gefallen, auch wenn das fehlende Blut in der Demo die Atmosphäre stark beeinträchtigt hat - vermutlich wird man zum Release auch zu einem Import greifen müssen. Man merkt, dass hier mit Platinum Games die Macher von Bayonetta am Werke sind, denn ähnlich wie die Umbra-Hexe steuert sich auch Raiden sehr geschmeidig und flink, sodass die Kämpfe dynamisch von der Hand gehen und entsprechend gut inszeniert werden. Wer mehr über Rising erfahren will, dem lege ich meine Preview ans Herz. Das Spiel erscheint am 21. Februar 2013, wie im Rahmen der Messe bekannt gegeben wurde.

Einschätzung: 4/5 - Ich erwarte nicht mehr als eine Schnetzelorgie, dafür allerdings eine sehr gute!



Need for Speed: Most Wanted: Ist das ein Need for Speed? Oder ein Burnout?



Wenn Electronic Arts ein neues Need for Speed ankündigt, dann herrscht bei uns im Team fast jedes Mal eine gespaltene Stimmung. Die einen (in diesem Fall Kollege Haschbeutel) sind begeistert und bestellen gleich einmal vor, die anderen (ich) neigen eher zur Skepsis und warten mal das erste Hands-On ab. Das war schon bei Need for Speed: Hot Pursuit und Need for Speed: The Run so, die sich beide am Ende als eher enttäuschende Arcade-Racer entpuppt hatten. Nach dem Anzocken des Multiplayers auf der gamescom bin ich mir zwar immer noch nicht ganz sicher, wie und wo ich das neue Need for Speed: Most Wanted einordnen soll, aber zumindest eines weiß ich jetzt: Besser als The Run wird es auf jeden Fall. Schon die reine grafische Darstellung von Fairhaven City, das komplett frei befahrbar ist, hat mich vollends überzeugt - Most Wanted sieht wirklich super aus, und das auch auf den betagten Konsolen. Spielerisch zeigte es sich ebenfalls von einer sehr guten Seite: Der Multiplayer konnte durch abwechslungsreiche Events (Rennen, Drift- und Sprung-Contests, Takedown-Challenges usw.) sehr gut unterhalten und das Handling der Fahrzeuge war zwar zunächst sehr ungewöhnlich und arcadig, nach kurzer Zeit allerdings gut beherrschbar. Die Autos neigen nach wie vor sehr zum Rutschen, was jedoch ganz gut zur generellen Ausrichtung des Spiels passt. Fraglich bleibt, welche Möglichkeiten die offene Spielwelt bieten wird und ob uns hier letztlich nicht ein Burnout im Need-for-Speed-Gewand erwartet.

Einschätzung: 4/5 - Most Wanted hat zwar nichts mehr mit dem Original zu tun, spielt sich aber gut.



Puppeteer: Wer braucht noch LittleBigPlanet, wenn er Puppeteer haben kann?



Satte sechs neue Spiele hat Sony auf der gamescom angekündigt - zweifelsohne eine verdammt hohe Zahl. Umso schöner ist es, dass diese sechs Spiele alle versprechen bzw. danach aussehen, richtige Qualitätsprodukte zu werden. Mit Tearaway von Media Molecule habe ich beispielsweise endlich wieder einen Grund, mir eine PlayStation Vita zuzulegen, und auch der frisch angekündigte PSN-Titel Rain sieht wirklich vielversprechend aus. Doch das eigentliche Highlight nicht nur des Sony-Lineups, sondern der gesamten gamescom, war für mich Puppeteer, das aktuell bei Sony Japan von einem nur 14-köpfigen Team entwickelt wird. Hinter verschlossenen Türen durfte ich eine etwa 15-minütige Live-Demonstration des ungewöhnlichen Jump'n'Runs sehen und was soll ich sagen? Ich bin begeistert! Puppeteer scheint zwar rein spielerisch nicht viel mehr zu sein als ein klassischer Sidescroller mit gelegentlichen Top-Down-Abschnitten, aber visuell wird hier ein Feuerwerk abgebrannt, das seinesgleichen such. Durch das exotische Theater-Setting bieten sich den Entwicklern unzählige Freiräume, die Kulissen zu gestalten. Es bedarf nur eine kurzen Umklapp-Animation und schon wird aus einem Schloss ein Eisberg, aus einem See ein Wald oder aus einem Keller eine Wüste - die Möglichkeiten sind gewaltig. Außerdem hinterließ Puppeteer auch technisch einen hervorragenden Eindruck und protzte mit detaillierten Texturen und Lichteffekten. Ich empfehle euch, dieses putzige Spiel auf dem Radar zu behalten, das nächstes Jahr auf Blu-Ray erscheinen wird - wohl auch mit 3D-, Move- und Coop-Support. Es hat riesiges Potential!

Einschätzung: 5/5 - Puppeteer ist für mich die Überraschung der gamescom. Ich freue mich riesig drauf!


Headergrafik: Köln-Skyline (C) by Walburga Maraite, Frechen

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Darius
    #1 | 22. August 2012 um 21:44 Uhr
    Eigentlich hab ich nur sehr, sehr wenig angespielt, namentlich wären das: NFSMW (fine), Far Cry 3 (cool), SimCity (Optik gefällt mir nicht wirklich) und The Incredible Adventures of Van Helsing (cool). Soweit ich mich erinnern kann. Dishonored sah noch interessant aus, God of War war ansich das Gleiche wie immer - genau wie die gamescom.   

    Edith: Achja und ZombiU sah ziemlich strange aus vom Gameplay, da machten selbst Veteranen wie Michi schlapp *g*
  • Tancred
    #2 | 22. August 2012 um 22:02 Uhr
    Medal of Honor - ganz in Ordnung
    Splinter Cell - mir zu viel Action, kommt nicht an die Vorgänger ran was den Flair angeht
    Tomb Raider - sehr überzeugend, man sieht dass sie sich mal wieder bemüht haben, nachdem ich die davor ausgelassen hab werd ichs mir wohl kaufen
    BF3:AK - Joah, neue Maps, Fahrzeuge und Zeug, passt schon
    PES 13 - Teils schlechte KI Intelligenz, sonst recht ok

    an mehr kann ich mich grad nich erinnern..
  • DarkRaziel
    #3 | 22. August 2012 um 23:18 Uhr
    Vom neuem Forza konnte mal nicht sehen(weil indirekt von Microsoft), denn bei diesem Titel bin ich mir immer noch Unschlüssig vorzubestellen obwohl ich es beim NFS schon machen würde das mir die offene Stadt alla Burnout Paradise gefällt.

    Naja die DLC Boni von Vorbesteller brauche ich nicht wirklich und von daher werde ich mal Abwarten, denn die anderen Highlights sind schon vorbestellt und mal schauen was noch dazu kommt.

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