Gaming To Go: Wie die Nintendo Switch meinen Spiele-Alltag verändert

Einmal Zelda zum Mitnehmen, bitte? Das gibt es nicht erst seit der Nintendo Switch. Schon den Game Boy konnte man anno 1993 mit in den Urlaub nehmen und auf der Strandliege oder abends im Hotelbett mit Link Abenteuer erleben. Seit Generationen waren im Hause Nintendo Heimkonsolen und Handhelds getrennt. Und wer unterwegs spielen wollte, musste meist mit einer "kleineren" Version des Spiels Vorlieb nehmen, die genau auf die jeweilige Hardware abgestimmt war. Bis vor etwa einem Jahr, als die Nintendo Switch diese Grenzen aufbrach - und meine Gewohnheit, Videospiele zu erleben, radikal veränderte. Ein Gedankenflug über den Luxus der Flexibilität des "Gaming To Go".

Über die Weihnachtsfeiertage 2017 war ich zuhause bei der Familie und hatte meine Switch dabei, um abends ein paar Stunden Xenoblade Chronicles 2 spielen zu können. Als ein Freund zu Besuch war, haben wir einige Runden in Mario Kart 8 Deluxe im Tabletop-Mode gedreht - die Switch stand auf dem Wohnzimmertisch, jeder nahm einen Joy-Con und der Bildschirm wurde komfortabel zweigeteilt; das Bild war gerade so groß genug, dass wir noch den Überblick behalten konnten über das, was auf der Piste geschieht. Und als ich vor wenigen Tagen Super Mario Odyssey durchgespielt habe, geschah das nicht daheim auf dem Sessel vor dem Fernseher, sondern auf der Couch bei meiner Freundin, als sie gerade bei der Arbeit war. All das sind nur Beispiele - und in den vergangenen zwölf Monaten gab es bestimmt viele weitere davon, an die ich mich spontan nicht erinnere, weil Nintendos Mantra für mich schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist: zu spielen, wo, wann und mit wem ich will.

Ich spiele immer noch am liebsten daheim: Dort steht der große Fernseher, erklingt klarer Sound aus den Boxen, brauche ich keine Kopfhörer und kann ich mich bequem in den Sessel fallen lassen, ohne die Augen ständig nach unten auf den Controller richten zu müssen. Doch die Switch bietet mir die Flexibilität, beides zu haben - und auch unterwegs und außer Haus meine großen TV-Spiele mitnehmen zu können. Noch bin ich zwar weit von dem Bild entfernt, das Nintendos TV-Spots vom Vorzeige-Switch-User zeichnen. Aber ich habe längst festgestellt, dass die Nintendo Switch die Art und Weise, wie ich spiele, verändert hat.


Ein großes Spiel wie Super Mario Odyssey auf einer kleinen Hardware. Und man kann sie überallhin mitnehmen.


Das, was für viele die Trophäen auf der PlayStation oder die Achievements auf der Xbox sind, ist für mich die Portabilität der Switch - die Möglichkeit, meine Spiele nicht nur am Fernseher zu erleben, sondern sie überallhin mitnehmen zu können. Sie ist für mich zum entscheidenden Argument geworden, wenn es darum geht, mich zwischen einer PS4- und Switch-Version zu entscheiden. Als Nintendo damals den Schleier vor dem Hybrid-Konzept lüftete, war ich neugierig und fand die Idee interessant. Als ich zum Launch dann meine eigene Switch besaß, war das "Switchen" zwischen TV- und Handheld-Modus etwas Besonderes - aber eher um der Sache willen (es ist einfach beeindruckend, dabei zuzuschauen, wie ein großes Spiel wie Breath of the Wild in Sekundenschnelle vom TV auf den kleinen Handheld wandert) als dass es wirklich notwendig war. Dann habe ich über Monate kaum Gebrauch vom mobilen Aspekt der Konsole gemacht. Und jetzt, wo ich schon eine Weile von Zuhause ausgezogen und vergleichsweise viel unterwegs bin, habe ich erst richtig gemerkt, wie praktisch das Konzept wirklich ist - und dass ich auf keinen Fall mehr darauf verzichten möchte. Diese Technologie ist für mich die größte Errungenschaft der aktuellen Konsolengeneration.

Natürlich kostet diese Flexibilität ihren Preis. Spiele sehen auf der Nintendo Switch allgemein fast immer mindestens eine Ecke schlechter aus als auf PlayStation 4 und Xbox One, erst recht im Vergleich zu ihren jeweils stärkeren Pro- bzw. X-Upgrades. Im Mobilbetrieb lassen außerdem fast alle Spiele irgendwo Federn - meist in Sachen Auflösung oder Framerate. Und wenn man Pech hat, kann man auch richtig auf die Nase fallen; LEGO City Undercover etwa läuft im Handheld-Modus unterirdisch schlecht. Aber der Großteil lässt sich auch wunderbar und ohne Einschränkungen außer Haus im Mobilbetrieb erleben. Dass ich mittlerweile sogar bereit bin, länger auf eine Switch-Umsetzung zu warten (wie aktuell bei Okami HD), und gerne einige Abstriche hinnehme, was die Grafik bzw. allgemein die technische Qualität angeht, nur um diesen Luxus des "Gaming To Go" genießen zu können - das zeigt, wie sehr Nintendo mit der Switch einen Nerv getroffen hat, von dem ich vorher nicht wusste, dass er überhaupt existiert. Ich muss ein Epos wie Xenoblade nicht mehr über Wochen auf Eis legen, nur weil ich in den Urlaub fahre.


The Elder Scrolls V: Skyrim SwitchDOOM
Bethesda-Spiele wie The Elder Scrolls V: Skyrim und DOOM gibt es seit letztem Jahr auch für unterwegs. Sehr schön!


Dabei geht es mir nicht einmal so sehr um die Spiele selbst - auch wenn Nintendo in den letzten Monaten natürlich einen Treffer nach dem anderen gelandet hat und sich Titel wie Super Mario Odyssey oder auch Ubisofts Mario + Rabbids: Kingdom Battle hervorragend für eine kurze Session in Bus, Bahn oder Flugzeug (oder, wie zuletzt in meinem Fall: die Fähre) eignen. Ich würde auch wahnsinnig gerne ein Into the Breach oder Monster Hunter World mitnehmen können. Denn auch das ist eine schöne Seite der Switch: Selbst wenn ein Spiel mal länger dauern sollte, kann man die Konsole jederzeit mit einem einzigen Tastendruck in den Standby-Modus fahren - und danach ohne Ladezeiten an der exakt gleichen Stelle wieder einsteigen. Ja: Sony hat mit "Remote Play" für PS4 und PS Vita einen ähnlichen Ansatz verfolgt. Aber erst Nintendo hat den Schritt vollzogen, die Trennung von Heim- und mobiler Konsole vollständig aufzulösen. Und erst mit dieser Konsequenz in der Umsetzung geht das Konzept auch richtig auf. Deshalb wünsche ich mir, dass Sony und Microsoft sich für die nächste Generation ihrer Plattformen etwas Ähnliches überlegen. Ich würde mein Ratchet & Clank liebend gerne auch im Urlaub spielen können! Hört ihr mich, Sony?

Ich war schon immer ein Freund von Handheld-Gaming und habe seit dem Game Boy Color noch jeden Handheld von Nintendo besessen, auch eine PlayStation Vita liegt hier noch irgendwo in einer Schublade herum. Während mich die Geräte von Nintendo eigentlich immer mit eigenen Konzepten überzeugt haben, konnte mich die Vita bei allem Respekt vor der technischen Leistung Sonys nie so richtig abholen. Ein Killzone: Mercenary fühlte sich immer nach einem schlechten Kompromiss an - als habe man das Spiel zwanghaft komprimiert. Demgegenüber standen Spiele wie Scribblenauts oder Luigi's Mansion 2 ihrer jeweiligen Hardware immer wunderbar zu Gesicht, weil sie cleveren Nutzen von beiden Bildschirmen machten, nicht zu lange dauerten, durch das Zuklappen des NDS bzw. 3DS jederzeit pausiert werden konnten und weil es auch einfach kein besseres Pendant für die großen Konsolen gab, das man der tragbaren Version vorziehen könnte. So gesehen ist die Vita mit Features wie Cross-Buy, Cross-Save und Remote Play vielleicht sogar das Fundament, auf dem die Nintendo Switch entstanden sein könnte.


Natürlich hätte ich Celeste auch für die PlayStation 4 kaufen können. Aber die PS4 lässt sich schlecht herumtragen ...


So sehr ich meine Switch und das Wechseln zwischen TV- und Handheld-Modus mag, muss ich aber auch zugeben, dass mich der Gedanke, zukünftig auf zwei Bildschirme und kreative Konzepte wie Hotel Dusk oder The Legend of Zelda: Phantom Hourglass verzichten zu müssen, traurig macht. Aber das ist vielleicht der Preis, den man für den Hybrid-Ansatz zahlen musste.

Künftig gibt es also vor einer längeren Bahnfahrt nicht nur den Kaffee to go, sondern auch das Metroid, das Smash Bros., dank einem gesunden Third-Party-Support sogar das South Park und vielleicht auch bald das Assassin's Creed To Go. Und diese Flexibilität ist es mir wert, dafür auch etwas an Bildrate und Auflösung einzubüßen. Ich spiele gefühlt etwas weniger als früher, aber vor allem spiele ich weniger daheim und umso mehr außer Haus und unterwegs. Insofern bringen Nintendos Switch-Werbespots es tatsächlich perfekt auf den Punkt: Ich kann spielen, wann und wo ich will. Nintendo mag diese Vision manchmal womöglich überzeichnen, wenn die Werbemodels nach einem verpassten Bus an der Haltestelle die Switch auspacken und zu zweit mit den Joy-Cons mitten in der Öffentlichkeit bei Arms herumfuchteln. Aber auch das ist ja das Schöne am "Gaming zum Mitnehmen": Wenn ich es wirklich wollen würde - dann könnte ich exakt das tun. Auch wenn ich dafür hierzulande wohl mit schiefen Augen angeschaut und meine Konsole beim Herunterfallen von der dreckigen Haltestellenbank zersplittern würde.


Was haltet ihr vom "Gaming To Go"? Ist euch die Flexibilität den Kompromiss wert, Multiplattformtitel in etwas schlechterer Qualität zu erleben? Oder ist mobiles Gaming gar nichts für euch? Diskutier mit!


Nintendo SwitchGaming To GoHandheldGedankenflug

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: ATeC, HerrBeutel ... und 6 Gästen.
  • Darius
    #1 | 13. März 2018 um 22:47 Uhr
    Auf jeden Fall schön zu sehen, dass Nintendo da einen Nerv getroffen hat der funktioniert - Wettbewerb und frische Ideen (im Konsolenmarkt) sind schon ziemlich wichtig. Auch wenn die Switch-Spots zum Launch und auch jetzt noch, größtenteils ziemliche Marketing-Träumerei sind.

    Für mich persönlich würde der mobile Part wohl nur bei längeren Bahnfahrten richtig Sinn machen (im normalen Nahverkehr eher undenkbar) und davon nutze ich einfach zu wenig. Spiele auch nichts auf dem Smartphone (außer morgens rund 30 Minuten Snooze) und meine Game Boy Zeiten sind auch schon etwas her... Daher komme ich bisher auch ganz gut ohne Switch (und den wenigen exklusiven Spielen die mich darauf interessieren würden) aus. Cool finde ich das Feature bzw. die Möglichkeit und dessen Umsetzung allerdings schon, vor allem diese Standbyfunktion. Vielleicht ist es auch irgendwann genau das, was ich brauche. Ob Microsoft oder Sony in den nächsten Jahren das Konzept kopieren, da bin ich eher skeptisch - aber schauen wir mal.
  • Kevin
    #2 | 14. März 2018 um 12:50 Uhr
    Interessanter Ausflug, der mir zeigt, dass ich dringend eine Switch brauche  Bisher konnte mich das Spieleangebot, trotz Zelda & Mario, noch nicht 100 % überzeugen. Spätestens mit Donkey Kong, einem neuen Smash Bros. und einem neuen und vor allem "guten" Mario Party bin ich auch wieder dabei - allein schon deshalb weil man im Couch-Koop einfach keine vergleichbaren Spiele bei der Konkurrenz findet
  • Michael
    #3 | 16. März 2018 um 15:06 Uhr
    Ich werde mit der Konsole nicht richtig warm. Die grundsätzliche Idee der Switch ist gut, die Spiele sind generell qualitativ hochwertig, aber nach einer Stunde gehen mir die kleinen Controller auf den Geist (jetzt abgesehen vom Pro Controller, der allein fast 70€ kostet) und dann hapert es an technischen Details. Die Controller Reichweite ist unter aller Sau (nach 2-3 Metern gibt es schon Störungen), das Display und die Akkulaufzeit sind nicht sonderlich gut und bis auf die Nintendo Titel kann ich die meisten Titel auf Playstation 4 oder Xbox One spielen.

    Für Unterwegs (Pendler, etc.) eine gute Sache, aber als heimische Spielekonsole zu überschätzt.   
  • Antiheld
    #4 | 22. April 2018 um 17:00 Uhr
    Mir geht es wirklich genauso. Auch für mich hat die Switch meinen Spiele-Alltag verändert. Der Standby-Modus ist für mich dabei mindestens genauso wichtig wie die Funktion als Handheld. Klar gibt es auch Standby-Funktionen bei anderen Konsolen oder gab es die auch beim 3DS und auch kann ich mit der PS4 mit Hilfe der Vita unterwegs spielen, aber nichts davon ist so komfortabel. Ich habe mein Entertainment-Setup halt nicht auf Standby da ich dort sogar die Steckdosenleiste ausschalte wenn ich es nicht nutze. Der 3DS hatte im Standby-Modus einen zu hohen Stromverbrauch, den die Switch zumindest da nicht hat.

    Ich bin einer der wenigen Menschen (bis jetzt habe ich die Switch erst drei Mal bei anderen Leuten in der Bahn, etc. gesehen), der die Switch auch unterwegs verwendet. Nicht nur bei langen Flügen, im ICE oder bei längeren Familienbesuchen. Auch auf meinem Arbeitsweg. Der ist mit Bus und Straßenbahn und zwei Mal umsteigen. Da er jedoch ca. ne Stunde beträgt (Abends auch mal dank schlechter Anbindung weitaus länger) komme ich so jedoch auf 10+ Spielstunden in der Woche. Da ich sowieso immer eine Tasche oder einen Rucksack dabei habe, ist mir die Switch dabei keineswegs zu unhandlich und das obwohl ich noch eine Schutzhülle drumherum habe.
    Hinzu kommt das genauso wichtige Standby. Wenn ich Breath of the Wild ins Standby versetze bin ich nach Sekunden wieder im Spiel. Auf der Wii U würde ich wahrscheinlich 5 bis 10 Minuten brauchen bis die Konsole und das Spiel an ist. So kommt es im Alltag dauernd vor, dass ich die Konsole kurz für 5/10/15/20/30... Minuten anwerfe um einen Schrein bei Zelda zu machen, einen Mond bei Odyssey zu holen oder eine Ebene bei Binding of Isaac zu spielen. Mit jeder anderen meiner Plattformen, die mir mehr bietet als die angestaubte Bibliothek des 3DS kann ich das einfach nicht machen. Dadurch hat das kurze Spielen auf der Switch das kurze surfen am Smartphone ersetzt, wenn man noch 15 Minuten hat bis man zur Bahn muss oder kurz auf jemanden wartet. Oft Spiele ich aufgrund der Bequemlichkeit lieber im Handheld-Modus obwohl ich jetzt Zeit für das Spielen am Fernseher hätte. Wenn ich dann Breath of the Wild doch wieder am Fernseher spiele merke ich erst wie viel besser es da aussieht   

    Ich komme seltenst auf mehr als 5 Stunden Spielzeit pro Woche an der Konsole. Durch die Switch sind es eher 15 bis 20 Stunden geworden. Bei uns steht auch eine PS4 pro Zuhause, aber was bringt mir die technisch überlegenere Version von Skyrim oder Dark Souls: Remastered wenn ich nie dazu komme sie zu spielen?

    Die PS Vita hatte mir zu wenig Titel abseits der Indies weswegen ich mich nie dazu durchringen konnte sie zu kaufen. Der 3DS war für meinen Geschmack schon ab Beginn technisch zu schwach, weswegen die Spiele (auch für jemanden der nicht viel Wert auf Grafik legt) grafisch nicht mehr zeitgemäß für dieses Jahrzehnt waren und super viele Indie-Titel sowie Virtual Console-Spiele aufgrund der schwachen Leistung nicht darauf erschienen sind.
    Ich will mir keine zwei Mario Karts, Smash Bros... kaufen nur um sie unterwegs und am Fernseher spielen zu können. Auch meine Indies will ich unterwegs aber eben auch mal am Fernseher spielen können. Ich brauche keine zwei verschiedenen Geräte von Nintendo, da ich so wenig Hardware wie möglich rumstehen haben möchte. Ich lege zwar nicht so viel Wert auf Grafik sodass alles 4K sein und flüssig in 60 Frames laufen muss, jedoch möchte ich auch bei einem Handheld, dass er die Leistungen einer Vita nicht mehr unterschreitet wird, denn Ecken und Kanten gehören halt auch unterwegs nicht mehr in dieses Jahrzehnt. All das bietet mir die Switch, von daher ist das Gerät für mich eine Offenbarung.

    Dennoch finde ich die Preise auf der Switch echt happig und das durchgängig. Der Anschaffungspreis der Konsole ist okay. Der Pro Controller ist mit 70€ jedoch zu teuer. Dass die Standard-Halterung der Joycons keine Auflademöglichkeit bietet und ich für eine Mit Lademöglichkeit noch einmal um die 30€ extra zahlen muss, ist eine Unverschämtheit. Als jemand der auf Wii U, PS3 und PS4 sehr selten zum Spielen gekommen ist, freue ich mich auf alle Ports, egal ob von Nintendo, Third Party oder Indie-Studio. Jedoch finde ich, dass die Preise dieser Ports oft zu hoch sind. Nintendo verlangt da meiner Meinung nach ohnehin zu viel. Ob das bei den Third Parties daran liegt, dass sie mehr Lizenzgebühren aufgrund der Cartridges zahlen müssen oder weil sie einfach auf den Trend aufspringen, da der Endnutzer es einfach zahlt, kann mir ja egal sein, ich finds zu hoch.

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