Das Nintendo Post-E3-Event 2018 - Neues Spielefutter für die Switch

Auch dieses Jahr hat Nintendo nach der E3 Expo wieder zum Post-E3-Event in der Europa-Zentrale in Frankfurt am Main eingeladen, um Fachpublikum und ausgewählte Nintendo-Fans auch außerhalb der großen Messe in Los Angeles die Möglichkeit zu geben, ihr Spieleaufgebot für 2018 aus erster Hand zu erleben. Ich bin dem Ruf gefolgt und habe mir angeschaut, was Nintendo denn so zu bieten hat. Hier sind meine Erlebnisse samt ein paar Schnappschüssen vom Event.

2017 hatte die Nintendo Switch ein starkes erstes Jahr. Auftakt mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild und Abschluss mit Super Mario Odyssey sowie Xenoblade Chronicles 2. Dazwischen einige gute bis sehr gute Titel. 2018 wurde trotz einiger guter Spiele nicht durchweg positiv aufgenommen, ein Grund mehr, warum Nintendos E3-Aufgebot überzeugen musste. Ich konnte mir auf dem Event nun live anschauen, was denn in Zukunft der Dauerbrenner für meine Switch sein wird.

Vor der Nintendo Direct E3-Präsentation haben die Japaner bereits Pokémon: Let's Go Pikachu und Pokémon: Let's Go Evoli vorgestellt. Nach den ersten gemischten Reaktionen wurde die Information nachgeliefert, dass es sich hierbei nicht um das große Pokémon-RPG handelt, welches auf der letzten E3 angekündigt wurde. Es ist ein Zusatzprodukt. Ansonsten gab es den vorher geleakten Shadowdrop von Fortnite und die Ankündigungen von Super Mario Party und Daemon X Machina als große Neuigkeiten. Den größten Teil der Präsentation hatte Super Smash Bros. Ultimate eingenommen. Dies kam bei vielen nicht so gut an, dennoch war das neue Smash Bros. in den Twitter-Charts das Spiel, über das am meisten gesprochen wurde.


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Pokémon: Let's Go Pikachu & Pokémon: Let's Go Evoli



Die beiden Spiele Pokémon: Let's Go Pikachu und Let's Go Evoli sind ein Remake der gelben Edition mit Spielmechaniken aus dem Mobilegame Pokémon GO. Zurück zum Kanto-Gebiet der ersten Generation, 151 Pokémon und Fangmechaniken aus dem Smartphone-Spiel. Man merkt, dass Casualgamer, die noch gar nicht oder lange nicht mehr zu den regulären Editionen gegriffen haben, hier das Zielpublikum sind. Zusätzlich bietet Nintendo mit dem Pokéball Plus eine Extra-Peripherie, mit der man das komplette Spiel steuern kann. Pokémon fängt man mit einer Wurfbewegung. Weiterhin kann man den Ball auch unterwegs mitnehmen. Einerseits kann man ein Pokémon wie ein Tamagotchi mit sich führen und andererseits bietet der Pokéball für Pokémon-GO-Spieler die selben Funktionen wie das GO-Plus-Armband.

Hört sich erstmal wie eine Nullrunde für die Core-Gamer an. Meiner Meinung nach ist das aber nicht so. Für mich als jemanden, der bis auf die DS-Teile jede Pokémon-Generation gespielt hat, war das Spiel dennoch sehr spaßig. Natürlich ist das Spiel um einiges leichter, wenn man nicht mehr gegen wilde Pokémon kämpfen muss. Das macht mir aber nichts aus. Die Fangmechanik war wirklich spaßig. Die Präsentation von Kanto in einem neuen Look ist sehr stimmig und begeistert wohl jeden, der mit der ersten Generation aufgewachsen ist. Hinzu kamen dutzende Kleinigkeiten, die langjährige Spieler erfreuen. So kommen beim Fangen die Pokémon-typischen Geräusche des Wackelns und des "Tung", wenn man das Biest erfolgreich fangen konnte, direkt aus dem Pokéball. Zusätzlich kommt dann noch der Pokémon-typische "Schrei" der Pokémon, die man von den regulären Editionen kennt. Pikachu sagt wie bei den aktuelleren Spielen seinen Namen, wenn man ihn fängt. Nostalgie pur. Auch gibt es subtilere Anspielungen wie den Trainer in Rockos Arena, für den Lichtjahre wohl immer noch eine Zeiteinheit sind.

Live vor Ort durfte ich durch den Vertania-Wald laufen, den man schon von der E3-Präsentation kannte. Dort konnte ich frei herumlaufen und mich vor allem mit dem Fangen von wilden Pokémon sowie mit dem Kämpfen gegen Trainer vertraut machen. Die Kämpfe laufen genauso ab, wie man es von den regulären Editionen kennt. Fangen ist eher an Pokémon GO angelegt. Es gibt auch keine Zufallskämpfe mehr. Wilde Pokémon sieht man auf der Oberwelt im hohen Gras und kann ihnen, wenn man will, auch ausweichen. Kommt es zur Konfrontation, sieht man anhand eines Kreises, wie schwer es ist, das Pokémon zu fangen.

Ein gelber oder gar ein roter Kreis zeigen, dass es wohl nicht so einfach sein wird, während ein grüner Kreis anzeigt, dass die Fang-Chancen gut sind. Seine Erfolgschancen kann man durch das Einsetzen von Items wie zum Beispiel Beeren verbessern oder indem man bessere Bälle wie einen Hyperball anstatt dem Standard-Pokéball verwendet. Die Fangbewegung macht Spaß und gerade wenn man daneben wirft, weil man den Ball zu schräg gehalten hat, bringt das Zubehör eine komplett neue Ebene der Immersion mit ins Spiel. Auch wenn ich den klassischen Controller eigentlich alternativen Steuerungsmethoden bevorzuge, kann ich es mir sehr gut vorstellen, das Spiel auch privat mit dieser Steuerungsmethode zu spielen. Allen Puristen sei gesagt, dass eine klassische Steuerung für den Handheldmodus bereits bestätigt wurde; wie es diesbezüglich im TV-Modus aussieht, ist noch nicht bekannt.

An vielen Stellen sieht man, dass Nintendo bzw. Gamefreak ein Auge fürs Detail haben. Seien es die 16-Bit-Sprite-Abbildungen der Pokémon im Menü oder die verschiedenen Animationen, wenn die Pokémon einem folgen. Das Spiel strotzt nur so vor Detailverliebtheit, was langjährige Pokémon-Fans wohl mehr anspricht als Casualspieler und Neueinsteiger. Bei mir hat es das Spiel geschafft, mich damit weitaus mehr zu begeistern als es die letzte Pokémon-Generation auf dem 3DS vermochte. Wenn das Spiel erst einmal erschienen ist, wird es vielen anderen jetzt noch skeptischen Fans wohl genauso gehen.


Pokémon: Let's Go Pikachu! und Evoli!
Mit Let's Go Pikachu und Let's Go Evoli schafft es endlich ein "Pokémon-Hauptspiel" auf eine stationäre Konsole.


Super Mario Party



Mario Party ist eine der wenigen Spieleserien, bei der die Qualität mit größer werdendem Abstand zwischen den einzelnen Releases eher abgenommen hat. Schuld daran waren nervige Zusatzperipherie, schlechter werdende Minispiele, halbgare Handheld-Ableger und vor allem das Entfernen des klassischen Brettspielmodus. Super Mario Party scheint wohl endlich wieder an die Hochzeiten der Serie anzuknüpfen. Neben mehreren anderen Modi ist das klassische Spielbrett, bei dem jede Figur alleine würfelt und sich alleine über das Brettspiel bewegt, endlich zurück. Was man bis jetzt von den Minispielen gesehen hat, wirkt ebenfalls vielversprechend.

Im Ankündigungs-Trailer stach der Modus "Toads Freizeitraum" heraus. Dort werden zwei Konsolen aneinandergelegt, um so z. B. das Spielfeld für ein Minispiel zu formieren, bei man sich aus der Top-Down-Ansicht mit Panzern über ein Spielfeld fährt und sich gegenseitig abschießt. Auf dem Event wurde mir live ein zweites Minispiel aus diesem Modus vorgeführt, bei dem auf beiden Switch-Konsolen mehrere halbierte Bananen abgebildet waren. Es galt die eine Möglichkeit zu finden, bei der man eine durchgehende Banane hat wenn man die Konsolen korrekt aneinander legt.

Toads Freizeitraum wirkt super spaßig, aber in der Realität wird es wohl selten Situationen geben, bei denen zwei Leute ihre Switch mit Mario Party mitbringen, um diesen Modus auszuprobieren. Macht nichts, denn auch ohne diesen Modus wirkt Super Mario Party wie das beste Mario Party seit langem. Ich freue mich auf das komplette Spiel.


Super Mario PartySuper Mario Party
Gute Minispiele und das klassische Spielbrett: Dieses Mario Party scheint wieder eines der besseren zu werden.


Super Smash Bros. Ultimate und Mario Tennis Aces



Neben Pokémon war Super Smash Bros. Ultimate für die meisten Spieler das größte Highlight auf dem Event. Auch wenn es für Smash die meisten Anspielstationen gab, musste man stets anstehen, um spielen zu können. Auch kamen aus der Smash-Ecke das meiste Geschrei, der meiste Jubel und das meiste Gelächter. Ein Dauerbrenner unter Nintendofans.

Obwohl ich selbst großer Nintendofan bin, konnte mich die Serie nie wirklich überzeugen. Das war jedoch kein Grund für mich, nicht doch einmal selbst Hand ans Gamepad zu legen. Gespielt habe ich zwei Runden mit dem neuen Charakter Ridley aus Metroid und als Metal-Gear-Fan habe ich dann auch noch zwei Runden mit Smash-Rückkehrer Solid Snake gespielt.

Wie vorher schon gedacht, wurde mir ordentlich eingeschenkt. Ich konnte meinem Gegner kaum Schaden zufügen und fühlte mich, als hätte ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand. Sagt nicht viel aus, denn dieses Gefühl habe ich immer, wenn ich Smash spiele. Anhand der Reaktion der anderen konnte ich sehen, dass auch dieses Smash wieder gelungen zu sein scheint. Die Einbindung der Charaktere, Stages, Items und vor allem der Musik begeistert auch mich, da jede Hommage an die originalen Spieleserien der einzelnen Kämpfer wieder perfekt umgesetzt wurde. Super Smash Bros. Ultimate motiviert mich auf jeden Fall dazu, mich bei Release doch noch einmal mit der Serie auseinanderzusetzen. Vielleicht zündet der Funke dieses Mal.

Ähnlich wie bei Mario Party scheint Nintendo verstanden zu haben, warum der letzte Ableger von Mario Tennis nicht so gut angenommen wurde. Der Abenteuer-Modus ist immer noch kurz, aber es ist einer vorhanden und der macht Spaß. Vor Ort machte es mir auch sehr viel Spaß, im Multiplayer gegen andere Leute zu spielen. Zu Mario Tennis Aces möchte ich gar nicht viel sagen, da das Spiel ja bereits erschienen ist und da unser Tim auch schon eine ausführliche Review zum Spiel verfasst hat.


Super Smash Bros. UltimateMario Tennis Aces
Ein Smash Bros. und ein Spiel mit Mario-Lizenz. Hohe Verkaufszahlen garantiert.


Starlink: Battle for Atlas



Mit Starlink: Battle for Atlas springt nun auch Ubisoft auf den Toys-to-life-Zug auf, obwohl dieser sich schon längst auf dem Abstellgleis befindet. Um dennoch erfolgreich zu sein, will Starlink sich mit einer weniger kindlichen Präsentation und einem komplett anderem Genre von der Konkurrenz absetzen.

Starlink ist ein Shooter-Game, bei dem ihr mit eurem selbst erstellten Raumschiff sowohl Weltraumschlachten als auch Gefechte auf Planeten erlebt. Das Spiel hat eine offene Spielwelt. Ihr könnt euch euren Spielcharakter, euer Raumschiff, eure Waffe und eure Raumschiff-Flügel selbst dank der Spielzeuge nach Wunsch zusammenstellen. Während die PS4- und die Xbox-One-Spieler eine gesonderte (kabelgebundene) Spielstation zum Einbinden der Realspielzeuge erhalten, ist die Spielstation der Switch-Version eine kabellose Joy-Con-Halterung. Somit wirkt die Switch-Version definitiv komfortabler, jedoch wirkt der Switch-Controller mit Raumschiff in der Mitte alles andere als cool und passt somit wohl nicht so ganz ins Konzept.

Mich konnte Starlink: Battle for Atlas nicht so ganz überzeugen, das liegt jedoch wohl eher daran, dass das Genre nichts für mich ist. Das Spiel hat für mich dennoch einen soliden Eindruck gemacht. Vor Ort wurde eine Mission auf einem Planeten gespielt, in der man dort Gegner abschießen musste. Von daher konnte ich auch nicht bewerten, ob der Weltraum-Part mich vielleicht mehr anspricht.


Starlink: Battle for AtlasStarlink: Battle for Atlas
Star-Fox-Protagonist Fox McCloud hat einen Gastauftritt - samt ikonischem Arwing.


Die restlichen Spiele mit jeder Menge Ports



Neben diesen großen Titeln gab es noch jede Menge kleine Anspielstationen, die vor allem mit Ports und Indiegames bestückt waren, auf die ich jetzt noch einmal kurz eingehe.

Monster Hunter Generations Ultimate ist ein Port des 3DS-Titels Monster Hunter XX, der ursprünglich nur in Japan erschienen ist. Dabei handelt es sich um eine erweiterte Version von Monster Hunter Generations mit besserer Grafik und etwas mehr Content, darunter zwei neuen Jagdstilen. Obwohl ich FIFA 18 gerade ab und zu auf der Switch spiele, sind mir die angekündigten Verbesserungen bei FIFA 19 als Casual-FIFA-Spieler kaum aufgefallen. Die Champions League ist nun offiziell lizenziert. Dragon Ball FighterZ spielte sich erstaunlich flüssig in 60fps und unterscheidet sich von den anderen Konsolenversionen auf den ersten Blick nur in den längeren Ladezeiten. Scheint ein sehr guter Port zu sein. Overcooked 2 bietet das, was der Vorgänger geboten hat und noch mehr: Neue Küchen, neue Köche, neue Rezepte und nun auch Online-Multiplayer. Dennoch ist der Titel wohl eher ein Spaßgarant für lokalen Multiplayer. Killer Queen Black ist eine erweiterte Version des Arcade-Vorgängers Killer Queen: ein Multiplayer-Strategie-Plattformer, dessen Spielkonzept auf den ersten Blick sehr verwirrend ist, in das man aber schnell reinfindet. Ein toller Multiplayer-Titel. Fortnite ist Free-to-Play und bereits erhältlich, genauso wie Paladins: Champions of the Realm.

Das soll es mit meinen Eindrücken auch schon gewesen sein. Abseits der von mir hier erwähnten Spiele gab es noch eine ein paar 3DS-Spielstationen mit bereits länger erhältlichen Titeln. Zum frisch angekündigten Fire Emblem: Three Houses gab es leider nichts zu sehen. Hier noch ein paar Schnappschüsse vom Event:



Fazit von Antiheld:

Mein erstes Post-E3-Event war schon allein als Event für mich ein richtiges Highlight. Es war ein ganz besonderes Erlebnis, die Nintendo-Zentrale in Frankfurt betreten zu dürfen, um dort zu sehen, wo das komplette Europageschäft von Nintendo seine Direktive hat. Die Spiele dann vor allen anderen spielen zu dürfen, ist natürlich auch echt toll.

Was die Spiele selbst angeht, gibt es für mich eindeutig zwei ganz große Highlights: Pokémon: Let's Go Pikachu/Evoli und Super Mario Party. Bei ersterem bin ich mir sicher, dass es ein riesengroßer Erfolg wird, auch wenn viele Core-Fans des Franchises nicht so begeistert sind. Abseits der an Casual-Spieler und den Massenmarkt angepassten Komplexität handelt es sich meiner Meinung nach um ein liebevolles und stimmiges Produkt, welches viele Zielgruppen vereinen können wird. Mit Pokémon, Smash Bros. und Fire Emblem für den Spätherbst und den Winter 2018/2019 hat Nintendo somit ein Line-Up, welches den Erfolg der Switch um einiges mehr befeuern wird als ein Wave Race, F-Zero oder sonst eines der Spiele, die viele Nintendojünger seit langem fordern.

Eine kleine Bemerkung am Rande: Obwohl es sich hier um ein Nintendo Switch-Event gehandelt hat, bei dem neben regulärer Fachpresse auch viele Nintendofanseiten und Nintendo-Youtuber vor Ort waren, hat man niemanden privat mit seiner Switch gesehen. Gleichzeitig gab es mehrere Leute, die auf dem Smartphone oder gar dem 3DS gespielt haben. Trotz Handheld-Funktion und hohen Verkaufszahlen scheint sie wohl selten als Konsole für unterwegs genutzt zu werden.


Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: ATeC ... und 3 Gästen.
  • Tim
    #1 | 2. Juli 2018 um 11:40 Uhr
    Über Nintendos jämmerliche E3 braucht man glaube nicht mehr viele Worte verlieren. Trotzdem natürlich schön, dass dir das Post-E3-Event gefallen hat - das Lineup klingt ohne Fire Emblem, (ein spielbares) Super Mario Party und Daemon X Machina allerdings nicht so spannend. Persönlich kann ich mit dem neuen Pokémon auf den ersten und zweiten Blick rein gar nichts anfangen, aber ich bin mal gespannt, ob du Recht behältst und das Spiel am Ende doch ganz okay wird. Dafür freue ich mich immerhin auf Super Smash Bros. und sehr auf Starlink von Ubisoft. Dennoch ein sehr trauriges Jahr 2018 für Nintendo-Fans.

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