Made in Germany 2009

Achtung - Quizfrage: Nennt aus dem Stehgreif fünf Spiele aus Deutschland. Ok? So, und nun nennt mir welche, die gut bei Presse und Fans ankamen. Na? Na? Schade, diese schicke Lederjacke hätte euer sein können. Jetzt behält sie eben der dreiköpfige Affe hinter euch.

Sind wir mal ehrlich - wenn man 'große' deutsche Titel der letzten Jahre aufzählen muss, wird es eng. Aus dem Aufbaugenre ist es klar: Siedler, Anno - Völker eventuell noch. Is' aber doch schon etwas her. Wobei auch Siedler mittlerweile fast schon eine Karikatur seiner selbst geworden ist.
Beim Shooter hält Crysis die Flagge hoch. Ob verdient oder nicht, sei mal dahin gestellt. Rollenspiele? Klar - Gothic! Wobei jedoch hier die Fans bei der Kombination "JoWood" und "Gothic 3" mit dem Finger im Hals zur nächsten Bahnhofstoilette rennen. Two Worlds? Seit der "Game of the Year Edition" kann man das auch gerne erwähnen.

Und dann? "Öh..." meinte Kollege Michi eben - und damit hat er gar nicht mal so Unrecht. Bis vor kurzem ging es auch mir so. Genauer gesagt bis zur letztjährigen Games Convention. Unter der Flagge von Krawall streifte ich dort durch die Gänge des Businesscenter und harrte der Dinge, die da kommen. Und die kamen - zumeist in kleinen Räumen, wo gerade mal Platz für Monitor, Konsole und Stühle war. Doch es sollte sich lohnen...

Bekanntlich soll man sich ja nicht nach Äußerlichkeiten richten und so waren meine Schritte Richtung Presseraum von dtp-entertainment frohen Mutes und guten Gewissens der Dinge, die da auf mich warten sollten. Was soll ich sagen - es hat sich gelohnt, denn dtp-entertainment hatte nicht nur den Nachfolger zur Adventure-Überraschung Black Mirror im Gepäck, sondern auch zwei neue Rollenspiele im Petto. Das erste war Divinity II: Ego Draconis. Wie der Name schon verrät ist es der Nachfolger zu Divine Divinity - dem relativ gelungenen, Diablo Klon von anno 2002. Nur wurde die isometrische Grafik gegen eine stark modifizierte Gamembryo-Engine getauscht, die schon in Oblivion zeigen konnte, was sie drauf hat. Mit dem Unterschied, dass die Entwickler weg wollen vom "Städtebau Fertigsatzkasten". Wer Oblivion gespielt hat, weiß, was ich meine. Das Interessante an dem Titel - als ehemaliger Drachentöter irgendwann im Mittelalter bekommt ihr die Fähigkeit, euch selbst in einen Drachen zu verwandeln und könnt so die Spielwelt entweder per Pedes oder per Flügeldings erkunden - Flugduelle mit anderen Drachen inklusive.

Zudem sollen die Quests locken, welche bis zu 20 verschiedene Möglichkeiten bieten sollen, sie zu lösen.
Je nachdem wie ihr euch entscheidet, hat die dann sichtbare Auswirkungen auf die Spielwelt. In der frühen Alpha klappte das ganz gut. Dort mussten wir den Brief einer netten, jungen Dame an ihre heimliche Affäre (ja, so was gab’s damals auch schon!) überbringen. Wir konnten dies tun, oder auch nicht. Oder den Brief lesen. Oder ihn vernichten. Oder ihn dem Ehemann geben. Oder die Alte einfach in zwei Teile schneiden. Oder einfach wild in der Gegend herumrennen und laut "OLIOLIOLIO!!!" rufen. Oder feststellen, dass das Spiel von den Larian Studios entwickelt wird. Oder...VERDAMMT! Larian Studios? Die sitzen ja in Belgien. Mist. Trotz deutschem Publisher also doch nichts aus dem eigenen Lande. Aber halt! Das war ja noch nicht alles....

Denn neben Divinity II wurde auch noch Venetica vorgestellt. Öh. Venetica? Nie von gehört? Ja, das Gefühl kenn ich. Doch bevor wir uns wieder in Details verlieren - Entwicklercheck. Deck13. Deck 13? Ah, jetzt. Ja. Ankh. Jack Keane. Tatsächlich deutsche Produkte - und sogar relativ gute! Gut, bisher haben die eher Adventures gemacht und jetzt also ein Rollenspiel. Sogar die Story kann was. Als Scarlett machen wir uns in einem fiktiven Venedig irgendwann im 16. Jahrhundert auf, die Welt zu entdecken. Äh. Nein. Wir machen uns auf, den Tod zu...töten! Ja, kein Scheiß. Denn irgend einem grausamen Totenbeschwörer ist es gelungen, den Tod zu überlisten und nun strebt er, wie alle Bösewichte, nach grenzenloser Macht. Nur Scarlett, die Tochter des Todes, besitzt die Gabe, den Totenschwörer zu besiegen und das Gleichgewicht der Welt wieder herzustellen.

Das erste, was einem dabei auffällt, ist der Grafikstil. Das Spiel ist, wie Ank und Jack Keane, in einem Comic-/Knethaften Stil gehalten. Dadurch wirkt das Game aber keinesfalls kindisch. Im Gegenteil - das fiktive Venedig ist eine Augenweide, dass man der Engine erstmal gar nicht zutraut.
Toll, denn die ganze Spielwelt ist frei begehbar. Jedes Haus, jede Taverne und jede Höhle ist erkundbar und soll sogar individuell eingerichtet sein. Die Bewohner haben ihren eigenen Tagesablauf und man kann theoretisch den Leuten beim Arbeiten zuschauen. Tag- und Nachtwechsel ist ebenfalls dynamisch und es gibt natürlich auch Waffen. Jede Menge Waffen - zumindest Nahkampftechnisch. Hammer, Säbel, Schwert, Zange, ... was man halt so in die Griffel bekommt. Fernwaffen soll es keine geben - dafür aber Magie.

Auch Türen soll man ohne Probleme eintreten können - oder man kann sie einfach öffnen. Natürlich reagieren die Bewohner entsprechend auf das Verhalten. Wer einfach klopft, macht sich beliebt, wer reingeht oder gar das Mobiliar vernichtet, wird von den Wachen gejagt. Wer den aktuellen Trailer zu Venetica gesehen hat, sieht, dass es ebenfalls möglich sein wird, den eigenen Körper zu verlassen. Leider wollten sich die netten Präsentatoren keine Infos darüber entlocken lassen.

Dies änderte aber nichts daran, dass Venetica bei mir einen imposanten Eindruck hinterlassen hatte und auch dem ehemaligen Kollegen Ahmet Iscitürk von der PCAction konnte der Titel das ein oder andere "Hey - cool!" entlocken. Wenn ich jetzt euer Interesse geschürt habe, solltet ihr euch unbedingt die Screenshot-Galerie zu Venetica anschauen - dort warten brandneue Screenshots und Artworks auf euch. Ansonsten kann ich nur hoffen, dass das tolle Konzept beider Titel konsequent beibehalten wird und nicht zwecks Abstrichen und/oder Releasedruck komprimiert wird. Zu hoffen wäre es - denn so langsam könnte ein Spiel "Made in Germany" ruhig mal wieder von sich zu sprechen machen. Auch überhalb der See.

Tja - das war’s dann? Das ist, was wir 2009 an guten Titeln made in Germania erwarten können? Mehr kommt nicht aus 'schlaaaand? Nunja - da war ja noch X-Blades von Topware bzw. Zuxxez. Prinzipiell ein cooler Hack'n'Slay Titel mit einer interessanten Mangan-/Comicoptik. Aber nööö - auch hier ist wieder nur der Publisher deutsch, denn das Game kommt - surprise, surprise - aus einer russischen Entwicklerschmiede. Ach - es ist zum heulen. Oder kennt ihr noch einen Titel, den ich nicht kenne? Dann ab damit in die Kommentare. Hophop!

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Darius
    #1 | 8. Januar 2009 um 00:54 Uhr
    Also "Devinity II" und "Venetica" schauen schon nice aus, mal sehen was draus wird. Nun hat ja auch TGC mit "Demonicon" einen RPG Titel im Programm ... DSA Lizenz. Da bin ich besonders gespannt, da DSA ja schon den Heilige Gral im RPG-Regelwerk darstellt  
  • adenoid
    #2 | 8. Januar 2009 um 13:09 Uhr
    He, das mit der Lederjacke is mein Spruch :O

    Also ich kenne einige geile Spiele aus Deutschland. Ab und zu sind die Deutschen Spiele das beste was man bekommen kann. Allerbestes Beispiel ist Gothic 1+2... das größte Negativbeispiel...ihr habts erraten: Gothic 3  

    Aber allein die Adventures aus Deutschland, hier sei vorallem DTP Anaconda zu nennen, sind erstklassig. Die Siedler, Crysis, Drakensang, Sacred 2 haben Weltformat, nur um mal vier aktuelle zu nennen. Ich steh wirklich sehr auf deutsche Spiele. Wenn ein vernünftiger Vertrieb (Nicht Jowood!) dahintersteckt und die Entwickler ausreichend Zeit und Grundmasse haben, dann kommt auch meistens was gutes bei rum  

    2009 kommen auch wieder großartige Sachen auf uns zu, bin gespannt. Gutes Special, Herr Doktor  
  • Darius
    #3 | 10. Januar 2009 um 00:11 Uhr
    Ja, da hat mein Vorposter wohl recht. Mir fiel jetzt so spontan noch CDV ein, die mit der "Panzers"-Serie ein mehr als ordentliches Strategiespiel abgeliefert haben.

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